Das Bild zeigt Giardia lamblia.
© Jupiterimages/iStockphoto

Giardia lamblia (Giardia intestinalis, Lamblia intestinalis)

Von: Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education)
Letzte Aktualisierung: 20.12.2021

Giardia lamblia ist ein Parasit, der weltweit vorkommt. Beim Menschen kann der Krankheitserreger zur sogenannten Giardiasis oder Lamblienruhr führen. Die Giardiasis ist eine Infektionskrankheit des Dünndarms, die sich vor allem durch wässrigen Durchfall bemerkbar macht, aber auch symptomlos verlaufen kann. Giardia lamblia kommt weltweit vor.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Überblick

Der Krankheitserreger Giardia lamblia wird auch Lamblia intestinalis oder Giardia intestinalis genannt. Giardia lamblia zählt zu den Protozoen. Protozoen sind einzellige Lebewesen, die als Parasiten leben. Giardia lamblia besitzt Geißeln, die der Fortbewegung dienen.

Giardia lamblia kann in Form von bewegungs- und vermehrungsfähigen Trophozoiten oder als Zysten, widerstandsfähigen Dauerformen, vorkommen. Die birnenförmigen Trophozoiten sind zwischen 0,01 und 0,02 Millimeter lang und besitzen acht Geißeln, mit denen sie sich fortbewegen können. Die ovalen Zysten sind 0,01 bis 0,014 Millimeter lang.

Zu einer Infektion mit Giardia lamblia kommt es, wenn man die Zysten über fäkalienverseuchtes Wasser oder fäkal verunreinigte Nahrung aufnimmt. Auch eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch soll möglich sein. Die Aufnahme von 10 bis 25 Zysten kann bereits eine sogenannte Giardiasis (Lamblienruhr) auslösen.

Um einer Infektion mit Giardia lamblia vorzubeugen ist es wichtig, allgemeine Hygienemaßnahmen bei der Zubereitung von Lebensmitteln oder bei der Aufbereitung von Trinkwasser einzuhalten. Da Giardia lamblia sowohl bei Menschen als auch bei Tieren weit verbreitet ist, sollten Sie auf unbehandeltes Trinkwasser in tropischen Ländern oder auch in der Wildnis verzichten.

Zysten von Giardia lamblia, die mit dem Stuhl einer infizierten Person ausgeschieden werden, sind in der Lage, in feuchter Umgebung wochen- bis monatelang zu überleben.

In Deutschland wurden im Jahr 2010 knapp unter 4.000 Giardiasis-Fälle gemeldet. In Entwicklungsländern kommt Giardia lamblia deutlich häufiger vor, was insbesondere auf die schlechteren hygienischen Bedingungen zurückzuführen ist.

Krankheit

Der ParasitGiardia lamblia (Giardia intestinalis, Lamblia intestinalis) kann beim Menschen zur sogenannten Giardiasis (Lamblienruhr) führen. Insbesondere Kinder sind häufig betroffen.

Gelangen Zysten (Dauerformen) von Giardia lamblia über die Nahrung oder verunreinigtes Trinkwasser in den Magen, wandeln sie sich durch die Magensäure und die Enzyme der Bauchspeicheldrüse in eine aktive Form des Erregers um, die Trophozoiten. Die Trophozoiten heften sich an spezielle Zellen des Dünndarms (Enterozyten) und lösen dadurch etwa eine Woche nach der Infektion plötzliche wässrige Durchfälle aus, mit denen die Erreger als Zysten wieder ausgeschieden werden. Gleichzeitig leidet der Betroffene an Schmerzen im Oberbauch, Magenkrämpfen und Blähungen. In seltenen Fällen treten auch Erbrechen, schmerzhafter Stuhldrang (Tenesmen) oder Fieber auf.

Bei manchen Menschen verläuft eine Infektion mit Giardia lamblia allerdings ohne jegliche Beschwerden, wodurch diese unbemerkt zu Ausscheidern des Erregers und damit zu Überträgern werden können.

Bei einem Befall mit Giardia lamblia lassen sich in einer Stuhlprobe Zysten mikroskopisch nachweisen. Im Sekret des Zwölffingerdarms sind dagegen unter dem Mikroskop die zappelnden Trophozoiten erkennbar.

Eine Giardiasis heilt häufig nach einigen Tagen von selbst aus. In manchen Fällen wird sie aber auch chronisch. Die Erkrankung führt dann im Dünndarm zu Störungen in der Nährstoffaufnahme (Malabsorption) sowie zu Gewichtsverlust. Bei einer chronischen Lamblienruhr treten es in Abständen von Tagen oder Wochen immer wieder Beschwerden auf. Eine Infektion mir Giardia lamblia kann medikamentös mit Antibiotika wie Metronidazol, Ornidazol oder Tinidazol behandelt werden. Chloroquin – eigentlich ein Malariamittel – ist in höheren Dosen ebenfalls gegen die Lamblienruhr wirksam. Je früher man die Erkrankung behandelt, desto eher lässt sich verhindern, dass der Krankheitserreger Giardia lambia im Körper ausbreitet.

Durch die schlechteren Hygienebedingungen in Entwicklungsländern kommen Infektionen mit Giardia lamblia dort deutlich häufiger vor.