Superinfektion: Frau liegt krank auf dem Sofa und leidet unter einer Sekundärinfektion.
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Superinfektion nach Erkältung oder Grippe: Symptome und Therapie

Von: Lydia Klöckner (Medizinredakteurin), Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 16.11.2022

Normalerweise ist eine Erkältung nach etwa ein bis zwei Wochen überstanden, eine Grippe kann sich manchmal länger ziehen. Was aber, wenn Symptome wie eine laufende Nase, Hals- oder Kopfschmerzen nicht enden wollen? Dann liegt möglicherweise eine Superinfektion vor. Was genau das ist und warum Antibiotika nötig sein können, erfahren Sie hier.  

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Was ist eine Superinfektion?

Von einer Superinfektion sprechen Fachleute, wenn zusätzlich zu den Viren, die einen Infekt ausgelöst haben, weitere Krankheitserreger den Körper befallen. Beispiele sind etwa Viren eines anderen Stammes. Andere Bezeichnungen für eine Superinfektion sind Koinfektion, Zweitinfektion, Sekundärinfektion oder Folgeinfektion. Kommt es zu einer zusätzlichen Infektion mit Bakterien, sprechen Fachleute von einer bakteriellen Superinfektion. Häufig zu Superinfektionen führen Bakterien der Gattungen:

Interessant: Eine Superinfektion beschränkt sich nicht nur auf Atemwegserkrankungen. Beispielsweise sind auch Superinfektionen bei Hautkrankheiten wie einer atopischen Dermatitis oder im Rahmen eines diabetischen Fußes möglich.

Wie kommt es zu einer Superinfektion?

Das Risiko für eine Superinfektion besteht insbesondere dann, wenn es dem Immunsystem noch nicht gelungen ist, den ersten Infekt einzudämmen und der Körper durch die Erkrankung geschwächt ist. Zu einer bakteriellen Superinfektion kommt es häufig bei viralen Atemwegsinfekten wie einer Erkältung oder einer Grippe.

Die Atemwege sind mit Schleimhäuten ausgekleidet, die eine natürliche Schutzbarriere gegen Eindringlinge bilden. Sind die Schleimhäute jedoch angegriffen – etwa durch eine Erkältung oder Grippe –, können auch andere Erreger wie Bakterien leichter dort eindringen und sich ausbreiten, sodass sich die Entzündung verschlimmert.

Aus einer Erkältung oder Grippe können sich auf diese Weise eine bakterielle 

Wichtig: Eine Superinfektion kann in seltenen Fällen eine Herzmuskelentzündung oder Hirnhautentzündung (Meningitis) auslösen, die unbehandelt schwere Folgen und Komplikationen haben können. Wer unter Symptomen einer Superinfektion leidet, sollte sich deshalb unbedingt ärztlich untersuchen lassen.

Woran lässt sich eine bakterielle Superinfektion erkennen?

Eine gewöhnliche Grippe dauert normalerweise rund zwei Wochen, Erkältungen klingen meist nach etwa einer Woche ab. Bessern sich die Beschwerden jedoch nicht oder verschlimmern sich sogar, kann das ein Zeichen für eine bakterielle Superinfektion sein.

Weitere mögliche Warnsignale einer bakteriellen Superinfektion sind: 

Wichtig: Um eine bakterielle Superinfektion sicher feststellen zu können, muss die*der Ärztin*Arzt einen sogenannten PCT-Test durchführen. Das ist ein Bluttest, mit dem die Konzentration des Entzündungsstoffes Procalcitonin (PCT) ermittelt wird. Bei viralen Infekten steigt der PCT-Wert auf das 10- bis 100-Fache an, im Falle einer bakteriellen Infektion hingegen auf das 1.000- bis 100.000-Fache.

Bakterielle Superinfektion: Wie erfolgt die Behandlung?

Prinzipiell lassen sich Bakterien mit Antibiotika bekämpfen, weshalb sie bei einer bakteriellen Superinfektion möglicherweise verschrieben werden. Allerdings ist das nicht immer nötig, denn häufig heilen beispielsweise bakterielle Nasennebenhöhlenentzündungen oder eine bakterielle Bronchitis auch ohne die Gabe von Antibiotika aus. Anders sieht es bei einer bakteriellen Mandelentzündung oder Lungenentzündung aus, die oft mit einem Antibiotikum behandelt werden müssen. Gegen eine Superinfektion mit Viren sind die Mittel allerdings wirkungslos.

Hinweis: Leider kommt es immer wieder vor, dass Ärzt*innen auch bei viralen Infekten Antibiotika verordnen – nicht selten auf Wunsch von Patient*innen. Antibiotika sollten jedoch nur dann verschrieben werden, wenn es tatsächlich notwendig ist. Sonst besteht die Gefahr einer Antibiotikaresistenz. Derartig resistente Erreger sind gefährlich, da sie sich nicht mit verfügbaren Antibiotika beseitigen lassen.

Betroffene sollten sich ausreichend schonen und den Infekt vollständig auskurieren. Zudem sollte auf eine gesunde Ernährung mit viel Vitaminen und ausreichend Flüssigkeit, bestenfalls eineinhalb bis zwei Liter Wasser oder Tee, täglich geachtet werden.