Kleines Kind wird beim Arzt untersucht
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Spastische (obstruktive) Bronchitis: Häufige Infektion bei Säuglingen

Von: Brit Weirich (Medizinautorin, M.A. Mehrsprachige Kommunikation)
Letzte Aktualisierung: 01.12.2024

Von einer Bronchitis sprechen Fachleute, wenn die Schleimhäute der Atemwege entzündet sind. Vor allem im Säuglings- und Kleinkindalter können die Bronchien zusätzlich verengen. Wie lässt sich eine solche obstruktive Bronchitis erkennen und behandeln? Und welche Komplikationen sind möglich?

FAQ: Häufige Fragen & Antworten zur spastischen (obstruktiven) Bronchitis

Grundsätzlich lässt sich die Erkrankung gut behandeln. Entwickelt sich die Bronchitisform bereits im Säuglingsalter, kann in der Folge jedoch ein Asthma bronchiale entstehen, das einer konsequenten Therapie bedarf. 

Ja, in den meisten Fällen heilt die Krankheit vollständig aus, insbesondere bei frühzeitiger Therapie. Chronische Formen, wie die chronisch-obstruktive Bronchitis, sind dagegen nur symptomatisch behandelbar.

Die obstruktive Bronchitis selbst ist nicht ansteckend. Durchaus infektiös ist jedoch die zugrunde liegende Infektion, die meist durch Viren (Tröpfcheninfektion) erfolgt.

Ja, insbesondere wenn das Immunsystem geschwächt ist oder eine bakterielle Superinfektion hinzukommt, kann sich als Folge eine Lungenentzündung entwickeln.

Spastische (obstruktive) Bronchitis: Was ist das?

Die spastische (obstruktive) Bronchitis ist eine Form der akuten Bronchitis, die vor allem bei Babys und Kleinkindern häufig vorkommt. Dabei sind die Bronchien nicht nur entzündet, sondern zusätzlich verengt.

Grund für die Verengung (Atemwegsobstruktion) sind Muskelkrämpfe (Spasmen) der Atemwegsmuskulatur. Auch eine vermehrte Schleimbildung kann zur Verengung beitragen. Dadurch wird der Luftfluss in den Atemwegen behindert, was zu verschiedenen Beschwerden wie Atemproblemen führt.

Fachleute sprechen mitunter auch von einer

  • spastischen Bronchitis oder
  • obstruktiven Bronchitis.

Beide Begriffe bezeichnen jedoch die spastische (obstruktive) Bronchitis.

Funktion der Bronchien

Die Bronchien sind ein wichtiger Teil der Atemwege unterhalb der Luftröhre. Diese teilt sich in zwei Hauptbronchien, die jeweils in einen der beiden Lungenflügel führen. Die Hauptbronchien verzweigen sich weiter in kleinere Äste, die sogenannten Bronchiolen, bis sie schließlich in die Lungenbläschen (Alveolen) münden. Die Bronchien tragen entscheidend dazu bei, dass saubere, warme und feuchte Luft in die Lunge gelangt, damit ein optimaler Sauerstoffaustausch stattfinden kann.

Ursachen & Risikofaktoren einer spastischen Bronchitis

Eine Bronchitis wird in der Regel durch eine Infektion der Atemwege ausgelöst. Häufig sind Viren die Ursache, zum Beispiel:

  • das Respiratorische Synzytialvirus (RSV)
  • Rhinoviren
  • Adenoviren
  • Parainfluenzaviren

Diese Viren lösen eine Entzündung der Bronchialschleimhaut aus, die Schwellungen, vermehrte Schleimproduktion und eine erhöhte Empfindlichkeit der Bronchien verursacht.

In seltenen Fällen können bakterielle Infektionen eine spastische Bronchitis hervorrufen oder bestehende Beschwerden verschlimmern. Zusätzlich spielen individuelle Risikofaktoren und Umwelteinflüsse eine entscheidende Rolle.

Infektion bei Babys und Kindern

Dass Säugline und Kleinkinder besonders anfällig sind, hat verschiedene Gründe: 

  • enge Atemwege: Nach der Geburt sind die Bronchien noch nicht vollständig entwickelt und daher noch sehr klein und eng. Selbst eine leichte Schwellung der Schleimhäute oder eine geringe Menge an Schleim kann diese kleinen Atemwege stark verengen und den Luftfluss erheblich behindern.

  • überempfindliche Bronchien: In den ersten Lebensjahren reagieren die Bronchien besonders sensibel auf Reize wie Infektionen, kalte Luft oder Rauch. Diese Überempfindlichkeit begünstigt eine Verkrampfung der Bronchialmuskulatur (Bronchospasmus).

  • unzureichender Selbstreinigungsmechanismus: Die Flimmerhärchen (Zilien), die normalerweise Schleim und Fremdstoffe aus den Atemwegen transportieren, sind noch nicht ausreichend vorhanden. Dadurch kann Schleim schlechter abtransportiert werden und staut sich leichter in den Bronchien.

  • schwaches Immunsystem: Auch die Abwehrkräfte sind zu Beginn noch nicht ausgereift, weshalb Babys und Kleinkinder anfälliger für Infektionen der Atemwege sind.

Spastische Bronchitis bei Erwachsenen

Mit zunehmendem Alter wachsen die Atemwege und das Immunsystem wird stabiler. Erwachsene sind daher nur selten von einer spastischen Bronchitis betroffen. Zur Risikogruppe zählen Menschen mit:

  • chronischen Atemwegserkrankungen wie COPD oder Asthma bronchiale
  • Allergien (z. B. gegen Pollen, Hausstaubmilben oder Tierhaare)
  • Immunschwäche
  • Verengungen der Atemwege, etwa durch Tumore oder Narbengewebe nach Operationen
  • gastroösophagealer Refluxkrankheit (GERD)

Auch Erwachsene, die regelmäßig Schadstoffen ausgesetzt sind, entwickeln häufiger Atemwegsprobleme. Rauchen reizt die Bronchien ebenso wie Feinstaub oder chemische Dämpfe. 

Wie äußert sich eine spastische (obstruktive) Bronchitis?

Die verengten Atemwege führen typischerweise zu Beschwerden, die die Atmung beeinträchtigen. Leitsymptome sind:

  • Luftnot, erschwertes Ein-, aber vor allem Ausatmen
  • pfeifende, röchelnde oder brummende Atemgeräusche (Giemen)
  • erhöhte Atemfrequenz (Tachypnoe), Betroffene wirken dabei häufig angestrengt

Weitere mögliche Symptome sind:

  • nächtliche und/oder morgendliche Hustenanfälle, zunächst trocken und unproduktiv (ohne Auswurf), später auch feucht (weißlicher Schleim, selten blutig)
  • Engegefühl im Brustkorb
  • grippeähnliche Symptome wie Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Halsschmerzen, Gliederschmerzen und leichtes Fieber
  • Unruhe und reduzierte Trinkbereitschaft

Kommt es in seltenen Fällen zu einer schweren Atemnot, sollte umgehend der Notruf (112) abgesetzt werden. Warnzeichen hierfür sind sichtbare Atempausen, eine bläuliche Verfärbung der Haut, Fingernägel oder Lippen (Zyanose), sowie ein sichtbares Zusammenziehen der Haut zwischen den Rippen oder am Brustbein bei jedem Atemzug.

Spastische (obstruktive) Bronchitis: Therapie

Die Behandlung zielt darauf ab, die Entzündung der Bronchien zu lindern, die Verengung der Atemwege zu lösen sowie das Abhusten zu erleichtern. 

Folgende Medikamente können zum Einsatz kommen:

  • krampflösende und bronchienerweiternde Mittel: Beta-2-Sympathomimetika wie Salbutamol (als Spray oder inhalativ verabreicht), sowie Anticholinergika, die auch bei allergischem Asthma eingesetzt werden
  • schleimlösende Medikamente: Präparate wie Ambroxol oder Acetylcystein helfen, zähen Schleim zu verflüssigen und abzutransportieren
  • Antibiotika: Nur sinnvoll, wenn Bakterien als Auslöser für die Infektion vermutet werden

Zusätzliche unterstützende Maßnahmen zur Behandlung einer spastischen Bronchitis sind:

  • Bettruhe, insbesondere bei Fieber
  • in liegender Position den Oberkörper erhöht lagern, um das Atmen zu erleichtern
  • ausreichende Flüssigkeitszufuhr, um den Schleimtransport zu unterstützen (mindestens zwei Liter Wasser oder Tee am Tag)
  • Inhalieren von Kochsalzlösungen, vor allem bei Hustenreiz

Hausmittel wie Halswickel und Zwiebelsaft mit Honig können bei einigen Betroffenen ebenfalls für Linderung sorgen. 

Bei einem sehr schweren Verlauf kann in seltenen Fällen eine intensivmedizinische Betreuung notwendig sein. So ist mitunter die Gabe von Sauerstoff erforderlich.

Wie wird eine spastische (obstruktive) Bronchitis diagnostiziert?

Erste Anlaufstelle bei Verdacht auf eine spastische Bronchitis ist die hausärztliche Praxis beziehungsweise die*der Kinderärztin*Kinderarzt. 

Zunächst erfolgt ein ausführliches Gespräch (Anamnese). Hier wird unter anderem nach Art und Dauer der Symptome gefragt, und wann diese erstmals aufgetreten sind. Auch, ob der*die Patient*in Tabakrauch ausgesetzt ist und an Allergien oder Vorerkrankungen wie Asthma leidet, ist für die Diagnosestellung entscheidend.

Dann erfolgt die körperliche Untersuchung, zum Beispiel:

  • Abhören der Lunge (Auskultation): Pfeifende oder brummende Atemgeräusche deuten auf eine Verengung der Bronchien hin.

  • Abklopfen der Lunge: Ein gedämpfter Klopfschall kann auf eine Entzündung hinweisen.

  • Beobachtung der Atembewegungen: Atemnot, Einziehungen der Haut und eine beschleunigte Atemfrequenz geben Hinweise auf den Schweregrad.

Zusätzlich führt die*der Ärztin*Arzt womöglich weitere Untersuchungen durch. So kann ein Lungenfunktionstest zum Beispiel Aufschluss über die Funktion der Atemwege geben. Eine Blutgasanalyse (BGA) misst die Sauerstoffsättigung im Blut, um den Schweregrad der Atembeeinträchtigung zu beurteilen.

Ein Röntgenbild der Lunge kann zudem zeigen, ob sich die Bronchitis womöglich zu einer Lungenentzündung (Pneumonie) entwickelt hat.

Spastische (obstruktive) Bronchitis: Verlauf & Vorbeugen

In den meisten Fällen heilt die obstruktive Bronchitis bei richtiger Behandlung innerhalb von ein bis zwei Wochen vollständig aus. Bei Säuglingen oder Personen mit Risikofaktoren kann der Verlauf schwerer oder langwieriger sein. Auch Komplikationen wie eine Lungenentzündung sind möglich.

Chronisch-obstruktive Bronchitis

Wiederkehrende Episoden treten besonders bei Kindern mit allergischer Veranlagung oder bei häufiger Virusexposition auf. Bei etwa 20 Prozent der Betroffenen sind die Atemwege dauerhaft verengt und die Erkrankung entwickelt sich zu Asthma bronchiale oder einer chronischen Bronchitis (COB).

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird eine COB diagnostiziert, wenn Husten und Auswurf über zwei Jahre hinweg während mindestens drei Monaten pro Jahr auftreten. Geht eine COB zusätzlich mit einem Lungenemphysem (sogenannte Überblähung der Lungenbläschen) einher, sprechen Fachleute von COPD.

Lässt sich einer spastischen Bronchitis vorbeugen?

Einer Bronchitis lässt sich nur bedingt vorbeugen. Bei Kindern, die zu Atemwegserkrankungen neigen, sollten Eltern besonders achtsam sein und frühzeitig ärztlichen Rat einholen. Zusätzlich können folgende Maßnahmen helfen:

  • Risikofaktoren minimieren: Vermeidung von Passivrauchen und von Schadstoffen wie Feinstaub oder chemischen Dämpfen.

  • Stärkung des Immunsystems: Gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und regelmäßige Aufenthalte an der frischen Luft fördern die Abwehrkräfte. 

  • Impfungen: Impfungen gegen Grippe und Pneumokokken können Atemwegsinfektionen vorbeugen.

  • Luftfeuchtigkeit: Ein angenehmes Raumklima mit ausreichender Luftfeuchtigkeit schützt die Atemwege vor dem Austrocknen.