Sonnenstich: Wenn Sonne die Hirnhäute reizt


Verfasst von Wiebke Posmyk • Medizinredakteurin
Geprüft von Dr. med. Frauke Gehring • Allgemeinärztin
Unsere Inhalte basieren auf fundierten wissenschaftlichen Quellen, die den derzeit anerkannten medizinischen Wissensstand widerspiegeln. Wir arbeiten eng mit medizinischen Experten zusammen.
Mehr erfahrenEin Sonnenstich (Insolation) entsteht durch eine länger andauernde, direkte und intensive Sonneneinstrahlung auf Kopf, Hals oder Nacken. Wer sich nicht ausreichend schützt, riskiert die typischen Sonnenstich-Symptome. Dazu zählen heftige Kopfschmerzen, ein steifer Nacken, Übelkeit und Schwindel.

Inhaltsverzeichnis
Sonnenstich: Die wichtigsten Fakten im Überblick
- Symptome: heißer, hochroter Kopf/Nacken, während die restlichen Hautpartien unauffällig sind; starke Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Ohrensausen, steifer Nacken, Benommenheit; in schweren Fällen Bewusstlosigkeit, Krampfanfälle
- Ursachen: starke, lange Sonnenseinstrahlung auf Kopf und Nacken, sodass die Hirnhäute gereizt werden
- Behandlung: sofort in den Schatten; flach hinlegen, Kopf und Oberkörper leicht erhöht lagern; Kopf und Nacken kühlen; bei Bewusstlosigkeit erste Hilfe leisten und den Notarzt alarmieren
- Vorbeugen: Kopf und Nacken vor Sonneneinstrahlung schützen; pralle Sonne meiden; in der Mittagshitze im Schatten aufhalten; viel trinken; große Anstrengungen bei Hitze vermeiden
Was ist ein Sonnenstich?
Ein Sonnenstich entsteht, wenn Sonnenstrahlen die unter der Schädeldecke liegenden Hirnhäute reizen. Er droht vor allem, wenn die pralle Mittagssonne über längere Zeit auf den ungeschützten Kopf-Nackenbereich einwirkt.
Ein Sonnenstich zählt, wie auch der Hitzschlag und die Hitzeerschöpfung, zur Gruppe der Hitzeschäden. Mediziner bezeichnen ihn auch als Insolation, Heliosis oder Ictus solis.
Bestimmte Personengruppen sind besonders gefährdet für einen Sonnenstich. Hierzu zählen
- Kleinkinder,
- hellhäutige Personen,
- ältere Menschen und
- Personen mit wenig Kopfhaar.
Hat eine Person mit Sonnenstich das Bewusstsein verloren oder ist ihr Bewusstsein deutlich getrübt, müssen Sie umgehend einen Notarzt alarmieren und Erste Hilfe leisten.
Video: 6 Tipps zum optimalen Sonnenschutz
Sonnenstich: Ursachen
Ein Sonnenstich (Insolation) entsteht, wenn der ungeschützte Kopf über längere Zeit intensiver Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist. Durch die pralle Sonne wird das Gehirn stärker durchblutet und es dehnt sich aus. Die Folge: Die unter der Schädeldecke liegenden Hirnhäute (Meningen) werden gereizt.
Ein Sonnenstich tritt oft im Rahmen länger andauernder Aktivitäten im Freien auf – etwa während eines Aufenthalts am Strand oder bei Sportveranstaltungen in der prallen Sonne. Auch Bauarbeiter, die im Freien arbeiten, sollten darauf achten, dass sie sich vor intensiver Sonne schützen. Wanderer, Radfahrer und Bergsteiger können ebenfalls leicht einen Sonnenstich bekommen.
Sonnenstich: Typische Symptome
Je nach dem Ausmaß des Sonnenstichs können die Symptome unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Ein besonders charakteristisches Anzeichen ist ein heißer, hochroter Kopf beziehungsweise Nacken. Die restlichen Hautbereiche erscheinen dagegen unauffällig.
Typische Symptome für einen Sonnenstich sind:
- starke Kopfschmerzen, die meist beim Vorbeugen des Kopfes stärker werden
- Übelkeit, Brechreiz, Erbrechen
- Schwindel
- Ohrensausen
- innere Unruhe
- Benommenheit
- Abgeschlagenheit
- Nackensteifigkeit
- in schweren Fällen: Desorientierung, Bewusstseinstrübung, Bewusstlosigkeit, Krampfanfälle
Die Körpertemperatur ist bei einem Sonnenstich häufig normal. Vor allem kleine Kinder können jedoch auch erhöhte Temperatur oder Fieber bekommen.
Beachten Sie: Die für einen Sonnenstich typischen Symptome treten oft erst Stunden nach dem Aufenthalt in der Sonne auf. Vor allem bei Kindern setzen die Anzeichen häufig verzögert ein: Die Betroffenen bekommen zum Beispiel plötzlich Kopfschmerzen und müssen sich übergeben. Daher sollten Sie auch dann einen Sonnenstich in Betracht ziehen, wenn die Symptome erst einige Zeit nach dem Sonnenbad einsetzen.
Sonnenstich: Daran erkennt man ihn
Erste Hinweise auf einen möglichen Sonnenstich sind Beschwerden, die nach einem längeren Aufenthalt in der prallen Sonne auftreten, insbesondere, wenn der Kopf nicht gut vor der Sonne geschützt war.
Typische Symptome wie
- ein geröteter und heißer Kopf,
- Kopfschmerzen,
- Übelkeit oder
- Schwindel
legen nahe, dass es sich tatsächlich um einen Sonnenstich handelt. Beachten sollten Sie, dass diese Symptome auch noch Stunden nach der eigentlichen Sonneneinstrahlung auftreten können, etwa in der Nacht.
Sonnenstich
Unterschiede zu Hitzschlag und Hitzeerschöpfung
So können Sie Hitzschlag, Hitzeerschöpfung und Sonnenstich unterscheiden:
- Beim Hitzschlag sind alle Hautbereiche des Körpers heiß, gerötet und trocken. Die Körpertemperatur ist stark erhöht, sie kann auf über 40 Grad Celsius steigen.
- Beim Sonnenstich sind nur Kopf, Nacken oder Hals heiß und gerötet, der Rest des Körpers erscheint unauffällig. Fieber tritt nur selten auf.
- Personen, die unter Hitzeerschöpfung leiden, haben hingegen eine blasse, feuchte und kühle Haut. Die Körpertemperatur ist in der Regel nicht erhöht.
Sonnenstich: Behandlung
Wichtigste Maßnahme zur Behandlung eines Sonnenstichs: Sofort raus aus der Sonne!
Ist die Person bei Bewusstsein, sind folgende Sofortmaßnahmen zu empfehlen:
- Bringen Sie den Betroffenen sofort in den Schatten und beruhigen Sie ihn.
- Die Person sollte flach liegen, wobei Kopf und Oberkörper leicht erhöht gelagert werden sollten.
- Entfernen oder öffnen Sie Kleidungsstücke, die den Betroffenen beengen könnten.
- Kühlen Sie Kopf, Hals und Nacken mit kalten, feuchten Tüchern.
- Hilfreich ist es, zusätzlich Luft zuzufächeln, etwa mit einem Ventilator.


Hat der Betroffene das Bewusstsein verloren oder ist sein Bewusstsein deutlich getrübt, müssen Sie umgehend einen Notarzt alarmieren und Erste Hilfe leisten. Lagern Sie die Person in stabiler Seitenlage, kontrollieren Sie regelmäßig Atmung und Puls.
Ein Kind mit Sonnenstich sollte vorsichtshalber immer von einem Arzt untersucht werden.
Sonnenstich: Verlauf
Dauer des Sonnenstichs
In den meisten Fällen bilden sich die Symptome eines Sonnenstichs wieder vollständig zurück, wenn der Betroffene die Sonne meidet und der Kopf gekühlt wird. Die Dauer des Sonnenstichs kann variieren. Wie lange die Beschwerden anhalten, richtet sich unter anderem danach, wie stark der Sonnenstich ist und ob ein Kind oder ein Erwachsener betroffen ist. In der Regel klingen die Symptome nach einigen Stunden bis höchstens zwei Tagen wieder ab.
Komplikationen
Meist verläuft ein Sonnenstich ohne Komplikationen. In schweren Fällen sammelt sich durch die lange und starke Sonneneinstrahlung Flüssigkeit im Hirngewebe an – ein Hirnödem entsteht. Durch die Flüssigkeit erhöht sich der Druck im Schädelinneren. Dies kann zu einem Krampfanfall führen oder, wenn wichtige Steuerungszentren des Gehirn eingeklemmt werden, zum Atemstillstand oder Koma. Ein solcher Zustand ist lebensgefährlich und erfordert die sofortige Betreuung durch einen Notarzt.
Vor allem bei kleinen Kindern kann durch die Sonnenstrahlung eine Hirnhautentzündung entstehen. Diese kann bleibende Hirnschäden nach sich ziehen und lebensbedrohlich sein.
Sonnenstich: So beugen Sie vor!
Einem Sonnenstich (Insolation) können Sie vorbeugen:
- Schützen Sie Kopf und Nacken vor längerer direkter und intensiver Sonneneinstrahlung und halten Sie sich im Schatten auf. Meiden Sie die pralle Sonne, insbesondere in den Mittagstunden.
- Ist es beispielsweise aus beruflichen Gründen nicht möglich, die Sonne zu meiden, sollten Sie unbedingt eine Kopfbedeckung tragen.
- Meiden Sie bei starker Sonneneinstrahlung möglichst körperliche Anstrengungen und nehmen Sie ausreichend Flüssigkeit zu sich.
Vor allem kleine Kinder sowie Personen mit keinem oder wenig Kopfhaar sollten einen ausreichenden Kopf- und Nackenschutz haben und sich nicht der prallen Mittagssonne aussetzen.


ICD-10-Diagnoseschlüssel:
Hier finden Sie den passenden ICD-10-Code zu "Sonnenstich (Insolation)":
Onmeda-Lesetipps:
Linktipps:
- www.dwd.deWetterwarnungen des Deutschen Wetterdiensts
Quellen:
Wirth, A.: Erste Hilfe unterwegs – effektiv und praxisnah. Reise Know-How Verlag, Bielefeld 2019
Insolation. Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Stand: April 2016)
Tomasits, J., Haber, P.: Leistungsphysiologie. Lehrbuch für Sport- und Physiotherapeuten und Trainer. Springer, Heidelberg 2016
Bänkler, W.: Kurzlehrbuch Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2015
Hahn, M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
Jelinek, T.: Kursbuch Reisemedizin. Thieme, Stuttgart 2012
Müller, S.: MEMORIX Notfallmedizin. Thieme, Stuttgart 2011
Karutz, H. et al.: Kursbuch Erste Hilfe. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2011
Malteser Hilfsdienst (Hg.): Erste-Hilfe-Handbuch. Dorling Kindersley, München 2010
Letzte inhaltliche Prüfung: 15.04.2019
Letzte Änderung: 27.06.2019