Schweinebandwurm-Infektion
Eine Schweinebandwurm-Infektion kann man sich zuziehen, wenn man rohes oder ungenügend erhitztes Schweinefleisch isst, das Bandwurm-Larven (Finnen) enthält. Der Schweinebandwurm siedelt sich beim Menschen dann meist unbemerkt im Darm an und kann unbehandelt dort mehrere Jahre überleben. Eine Infektion mit dem Schweinebandwurm führt nur selten zu Beschwerden.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Schweinebandwurm-Infektion
Bandwürmer sind Parasiten, die weltweit vorkommen. Sie benötigen zum Überleben einen Wirt, dem sie Nährstoffe entziehen.
Der Schweinebandwurm (Taenia solium) durchläuft in seinem Entwicklungszyklus mehrere Stadien:
- vom Ei
- über Larvenformen
- bis hin zum geschlechtsreifen Wurm.
In den verschiedenen Stadien seines Lebens befällt der Schweinebandwurm in der Regel unterschiedliche Wirte, man spricht dabei von einem Wirtswechsel.
Der Organismus, in dem die geschlechtsreifen Würmer leben, werden meist als Endwirt bezeichnet. Beim Schweinebandwurm ist der Mensch in der Regel der Endwirt – wobei der Menschen in seltenen Fällen auch als Zwischenwirt dienen kann. Die Vorstufen des Schweinebandwurms, das heißt die Larven beziehungsweise "Finnen", leben in sogenannten Zwischenwirten – beim Schweinebandwurm ist das Hausschwein ein Zwischenwirt. Auch Wildschweine kommen als Zwischenwirte in Frage.
Die Schweinebandwurm-Larven gelangen über Schweinefleisch in den menschlichen Körper. Dort entwickeln sie sich zu erwachsenen (adulten) Bandwürmern, die gewöhnlich im Darm siedeln und dort geschlechtsreif werden. Nach der Befruchtung produzieren sie Eier, die mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Ein ausgewachsener Schweinebandwurm ist bis zu 1,5 Zentimeter breit und kann 2 bis 7 Meter lang werden. Unbehandelt kann der geschlechtsreife Bandwurm mehrere Jahre im Darm überleben.
In manchen Fällen nutzt der Schweinebandwurm den Menschen auch als Zwischenwirt – der Infektionsweg läuft dann folgendermaßen: Ein Betroffener trägt im Darm fortpflanzungsfähige Bandwürmer und scheidet mit dem Stuhl Schweinebandwurm-Eier aus. Nimmt er diese Eier – zum Beispiel aufgrund schlechter hygienischer Verhältnisse – wieder auf, kommt es zur Selbstinfektion (sog. exogene Autoinfektion). Die Larven in den Eiern können jedoch so rasch reifen, dass sie bereits im Darm des Menschen wieder schlüpfen und auf diese Weise zu einer Selbstinfektion führen (sog. endogene Autoinfektion). In der Folge siedeln sich zum Beispiel in der Muskulatur oder Nervengewebe des Menschen die Schweinebandwurm-Finnen (auch Cysticercus cellulosae genannt) ab. Das Krankheitsbild, das auf diese Weise entsteht, heißt deshalb Zystizerkose.
Während der Befall mit dem Schweinebandwurm im Darm oft keine starken Beschwerden verursacht, kann die Zystizerkose mitunter schwerwiegende Folgen wie Krampfanfälle oder Sehstörungen hervorrufen.
Neben dem Schweinebandwurm gibt es weitere Bandwürmer, bei denen ebenfalls der Mensch Endwirt ist:
- Rinderbandwurm (Taenia saginata); Zwischenwirt: Rind
- Fischbandwurm (Diphyllobothrium latum); Zwischenwirt: Fisch
- Zwergbandwurm (Hymenolepis nana); benötigt keinen Zwischenwirt
Der Arzt stellt bei einer Schweinebandwurm-Infektion die Diagnose, indem er in einer Stuhlprobe des Betroffenen Eier des Schweinebandwurms mikroskopisch nachweist. Um den Parasiten zu entfernen, helfen Wirkstoffe aus der Gruppe der Anthelmintika (Wurmmittel) wie Wirkstoffe/NiclosamidNiclosamid oder Praziquantel.
Definition
Eine Schweinebandwurm-Infektion wird auch als Taeniasis bezeichnet, denn Bandwürmer wie der Schweinebandwurm oder der Rinderbandwurm gehören biologisch gesehen zur Gattung Taenia:
- Schweinebandwurm – Taenia solium
- Rinderbandwurm – Taenia saginata
Bandwürmer sind Parasiten, sie benötigen einen Wirt, um zu überleben und leben auf seine Kosten. Schweinebandwürmer zählen zur Gruppe der sogenannten Plattwürmer. Sie leben im Darm ihrer Endwirte und können dort wenige Millimeter bis mehrere Meter lang werden. Der Schweinebandwurm durchläuft einen bestimmten Entwicklungszyklus, in welchem nach verschiedenen Entwicklungsstadien ein sogenannter Wirtswechsel erfolgt. Dabei orientiert sich die Bezeichnung für den Bandwurm an seinem Wirt: So ist etwa der Zwischenwirt des Schweinebandwurms das Schwein, der des Rinderbandwurms das Rind. Der Mensch ist beim Schweinebandwurm in der Regel der Endwirt – er kann aber auch Zwischenwirt sein.
Menschen infizieren sich, wenn sie sogenannte Finnen mit der Nahrung aufnehmen – das sind Larvenformen des Schweinebandwurms. Dies geschieht zum Beispiel durch den Verzehr von ungenügend gegartem Fleisch, welches diese verkapselten Vorstufen des Wurms enthält.
Im Darm des Endwirts reifen die Larven dann zu Bandwürmern aus. Die Schweinebandwürmer heften sich mit ihrem Kopf an der Darmwand des Endwirts fest. Dazu tragen sie am Kopf Sauggruben, Saugnäpfe oder einen Hakenkranz. An den Kopf schließen sich die einzelnen Bandwurmglieder an, die als Proglottiden bezeichnet werden. Diese Bandwurmglieder enthalten sowohl männliche als auch weibliche Keimdrüsen – Bandwürmer sind also Zwitter, die sich selbst befruchten können. Die Eier reifen nach der Befruchtung im Wurm heran. Bandwurmglieder, die reife Eier enthalten, lösen sich vom Bandwurm ab und werden mit dem Kot ausgeschieden.
Nimmt ein Zwischenwirt die Eier des Schweinebandwurms auf, schlüpfen in dessen Darm Larven (sog. Onkosphären) aus den Eiern. Diese Larven durchbohren die Darmwand und werden mit dem Blutkreislauf im Körper verteilt. Im Zielorgan, der gut durchbluteten Muskulatur, setzten sie sich fest. Dort bilden sie wieder eine Finne aus, also die verkapselte Bandwurm-Vorstufe (auch Zweitlarve genannt).
Die Finnen befinden sich in flüssigkeitsgefüllten Kapseln, sogenannten Zysten. Durch den Verzehr von finnenhaltigem Schweinefleisch infiziert sich der Mensch mit dem Schweinebandwurm. Im menschlichen Darm entwickelt sich aus der Finne der geschlechtsreife Bandwurm und der Entwicklungszyklus beginnt von vorn.
Der Schweinebandwurm ist weltweit verbreitet, kommt jedoch vor allem in Osteuropa, China, Afrika (südlich der Sahara), Indien sowie Zentral- bis Südamerika vor.
Ursachen
Ursache einer Schweinebandwurm-Infektion ist meist der Verzehr von rohem oder ungenügend erhitztem Schweinefleisch, das Bandwurm-Larven (Finnen) enthält.
Erreger
Schweinebandwürmer (Taenia solium) zählen zu den Parasiten und machen verschiedene Entwicklungsstadien durch. Der ausgewachsene, geschlechtsreife Bandwurm lebt im Darm des Erkrankten und ist bis zu 1,5 Zentimeter breit. Er erreicht eine Länge von 2 bis 7 Metern. Am Kopf des Schweinebandwurms befinden sich neben vier Saugnäpfen noch zwei Hakenkränze, um sich an der Darmschleimhaut anzuheften. Ohne Therapie kann ein Schweinebandwurm mehrere Jahre alt werden.
Übertragungsweg
Der Übertragungsweg hängt mit dem besonderen Lebenszyklus des Schweinebandwurms zusammen. Dabei infiziert der Bandwurm in der Regel abwechselnd Schwein und Mensch (sog. Wirtswechsel).
Stationen der Schweinebandwurm-Infektion:
- Infektion beim Schwein: Der Infektionskreislauf beginnt mit der Aufnahme der Eier des Schweinebandwurms. Die Eier des Schweinebandwurms werden von Bandwurmträgern ausgeschieden und gelangen über Fäkalien auf Weideflächen oder Futtermittel. Schweine nehmen die Bandwurmeier dann mit dem Futter auf.
- Umwandlung zu Finnen: Im Dünndarm des Schweins schlüpfen aus den Eiern Larven, die sich durch die Darmwand bohren. Über das Blut gelangen sie in die Muskulatur des Schweins und bilden dort Finnen (Cysticercus cellulosus). Das ist eine verkapselte Larvenform – eine flüssigkeitsgefüllte Blase, in der bereits der Kopf des Schweinebandwurms angelegt ist.
- Infektion des Menschen: Durch den Verzehr von rohem rohem oder ungenügend gegartem Schweinefleisch gelangen die Finnen in den Darm des Menschen. Aus der Kopfanlage bildet sich dort der Wurmkopf, der sich mit einem Hakenkranz an die Darmwand heftet. Im Darm reift der Parasit zum erwachsenen Bandwurm. Das Auswachsen der Gliederkette benötigt mehrere Wochen.
- Fortpflanzung: Der Bandwurm ist nun geschlechtsreif und kann Eier produzieren. Diese gelangen über den Stuhl der infizierten Person ins Freie und möglicherweise wieder in die Nahrungskette von Schweinen: Der Lebenszyklus des Schweinebandwurms ist dann geschlossen.
Inkubationszeit
Bis nach einer Schweinebandwurm-Infektion die ersten Symptome auftreten, können Wochen bis Monate vergehen. Zum einen benötigen Finnen einige Wochen, um sich im Darm des Betroffenen zum Bandwurm zu entwickeln. Zum anderen ist der Schweinebandwurm erst nach einigen Monaten geschlechtsreif. Erst dann kann er Eier produzieren, die sich im Stuhl der infizierten Person nachweisen lassen.
Symptome
Eine Schweinebandwurm-Infektion kann Symptome hervorrufen, aber auch unbemerkt verlaufen. In einigen Fällen kommt es zu:
Der Befall mit dem Schweinebandwurm selbst verursacht meist keine typischen Symptome. Bei mangelnder Hygiene kann es jedoch zu einer folgenreichen Selbstinfektion kommen, die sich durch Beschwerden bemerkbar macht: Nimmt der Betroffene die Wurmeier aus dem eigenen Darmtrakt über den Mund wieder auf, kann dies ein schweres Krankheitsbild verursachen, die sogenannte Zystizerkose – sie kann Augen, Gehirn und Muskulatur betreffen. Vereinfacht gesagt passiert im menschlichen Körper hierbei das, was sonst im Schwein abläuft: Im Darm entwickeln sich aus den Eiern des Schweinebandwurms Larven, welche die Darmwand durchbohren und mit dem Blutkreislauf im Körper verteilt werden. Es bilden sich daraus Finnen, die sich in Gehirn, Bindegewebe und Muskulatur festsetzen. In diesem Fall verursachen die Finnen – je nach Anzahl und Ort der Infektion – unterschiedlich schwerwiegende Symptome wie:
- Krampfanfälle
- SehstörungenSehstörungen bis hin zur Blindheit
- Schäden der Skelettmuskulatur oder des Herzmuskels
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Erbrechen
- Hydrozephalus (Wasserkopf)
- Hirnhautentzündung (Meningitis)
Diagnose
Bei einer Schweinebandwurm-Infektion erfolgt die Diagnose mithilfe einer Stuhlprobe. Unter dem Mikroskop werden mit dem Stuhl ausgeschiedene Bandwurm-Eier sichtbar. Die Glieder (Proglottiden) des Schweinebandwurms lassen sich nur ausnahmsweise nachweisen, weil sie meist schon im Darm zerfallen.
Als weitere Untersuchungsmethoden stehen Techniken wie die sogenannte Immunfluoreszenz und ELISA zur Verfügung. Das Laborpersonal weist damit Wurm-Partikel (Antigene) nach, die beim Menschen eine Reaktion des Immunsystems auslösen, sowie Antikörper, die der Körper als Reaktion auf die Bandwürmer bildet.
Indirekte Hinweise auf einen Bandwurm liefern auch Verkalkungen im Gewebe, die im Röntgenbild sichtbar sein können. Es sind die Finnen des Schweinebandwurms, die bei einer Zystizerkose durch "Kalkablagerungen" nach Monaten im Röntgenbild sichtbar oder durch andere bildgebende Verfahren erkannt werden.
Therapie
Bei einer Schweinebandwurm-Infektion zielt die Therapie darauf ab, den Bandwurm zu entfernen. Der Arzt verschreibt dazu Wirkstoffe wie Niclosamid oder Praziquantel. Diese Wirkstoffe töten die Bandwürmer ab oder lähmen sie, sodass sie sich nicht mehr anheften können und mit dem Stuhlgang abgehen.
Durch die zugrunde gehenden Bandwürmer werden während der Therapie große Mengen an Schweinebandwurm-Antigenen freigesetzt. Antigene sind Bestandteile, auf die das Abwehrsystem (Immunsystem) des Körpers reagieren kann. Dies kann zu heftigen Nebenwirkungen und Überempfindlichkeitsreaktionen zu Beginn der Therapie führen. Daher verabreicht der Arzt in der Regel zusätzlich Kortison, welches die Abwehrreaktion des Körpers dämpft.
Ist der Mensch bei einer Schweinebandwurm-Infektion Zwischenwirt, kann es zur sogenannten Zystizerkose kommen, bei der sich die Wurmvorstufen (Finnen) im Muskel- oder Nervengewebe verkapseln. Die Zystizerkose erfordert eine mehrtägige Therapie mit Praziquantel.
Verlauf & Vorbeugen
Verlauf
In der Regel nimmt eine Schweinebandwurm-Infektion einen unkomplizierten Verlauf. Außerdem kommt die Erkrankung in Deutschland relativ selten vor.
Die Zystizerkose, bei der der Mensch der Zwischenwirt des Schweinebandwurms ist, hat einen komplizierteren Verlauf: Diese Erkrankung entsteht, wenn ein Mensch mit Fäkalien verunreinigte Nahrung aufnimmt. Dabei können Bandwurmeier in den Darm gelangen und sich zu Larven weiter entwickeln. Die Larven setzen sich als Finnen im Muskelgewebe, im Gehirn oder in den Augen fest (Neurozystizerkose). Die Folgen können neurologische Störungen (z.B. Sehstörungen) oder Krampfanfälle sein.
Vorbeugen
Einer Schweinebandwurm-Infektion können Sie vorbeugen, indem Sie auf den Verzehr von rohem oder ungenügend erhitztem Schweinefleisch verzichten. Wird das Fleisch für mindestens zehn Tage eingefroren, besteht ebenfalls keine Ansteckungsgefahr.
Zudem schließt die tierärztliche Versorgung in der Schweinehaltung eine regelmäßige Entwurmung mit ein, die auch der Vorbeugung anderer möglicher Wurminfektionen (z.B. mit Spulwürmern) dient.
Außerdem werden Schlachttiere im Rahmen der amtlichen Fleischuntersuchung (sog. Fleischbeschau) auf das Vorhandensein von Finnen in der Muskulatur begutachtet. So lässt sich einer Schweinebandwurm-Infektion schon vorbeugen, bevor das Fleisch den Endverbraucher erreicht.