Frau mit Roemheld-Syndrom hält sich schmerzende Brust.
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Roemheld-Syndrom: Herzprobleme durch Blähungen?

Von: Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education), Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 09.08.2023

Herzstolpern, Atemnot oder ein Engegefühl in der Brust lassen rasch an eine Herzerkrankung denken. Manchmal liegt die Ursache jedoch im Magen-Darm-Trakt. Wenn Gasansammlungen im Bauch zu Herzbeschwerden führen, sprechen Fachleute von einem Roemheld-Syndrom. Welche Symptome typisch sind und wie sich das Roemheld-Syndrom behandeln lässt.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Zusammenfassung

  • Definition: Beim Roemheld-Syndrom kommt es aufgrund von einer Gasansammlung im Magen-Darm-Trakt zu verschiedenen Herzbeschwerden. 
  • Ursachen: Die vermehrte Gasansammlung kann unterschiedliche Ursachen haben, zum Beispiel eine Nahrungsmittelintoleranz, blähende Lebensmittel oder Erkrankungen wie eine Magen-Darm-Grippe.
  • Symptome: Zu den Beschwerden zählen Herzklopfen, Herzrasen, Brustenge, Atembeschwerden, Hitzewallungen und Panikattacken.
  • Behandlung: Um die Blähungen zu reduzieren, kommen Medikamente zum Einsatz. Zudem sollte auf blähende Lebensmittel verzichtet werden. Auch Bewegung, Bauchmassagen oder Kräutertees können hilfreich sein.
  • Diagnose: Das Roemheld-Syndrom wird per Ausschlussdiagnose festgestellt. 

Was ist das Roemheld-Syndrom?

Wurden keine Auffälligkeiten am Herzen diagnostiziert, aber treten dennoch immer wieder typische Herzbeschwerden auf, dann könnte ein Roemheld-Syndrom (auch Magen-Herz-Syndrom, Gastrokardiales-Syndrom oder Roemheld-Tecklenburg-Ceconi-Syndrom) dahinterstecken. Die Beschwerden wie Herzklopfen oder Brustenge sind meist beunruhigend. In der Regel sind die Ursachen des Roemheld-Syndroms jedoch harmlos und gut zu behandeln.

Keine eigenständige Krankheit

Das Roemheld-Syndrom ist keine eigenständige Krankheit. Es steht für verschiedene Symptome, die durch eine erhöhte Gasbildung im Bauchraum ausgelöst werden. Bei körperlichen Symptomen ohne organische Ursache, wie sie beim Roemheld-Syndrom auftreten, sprechen Fachleute von funktionellen Beschwerden.

Was verursacht das Roemheld-Syndrom?

Das Roemheld-Syndrom entsteht, wenn sich in Magen und/oder Darm übermäßig viel Gas bildet – so viel, dass das Zwerchfell nach oben gedrückt wird und Herz und Lunge einengt. In den meisten Fällen verlagert sich das Herz dann vorübergehend nach rechts oben. Dies führt zu typischen Symptomen, die als Roemheld-Syndrom bezeichnet werden.

Häufig zeigt sich das Roemheld-Syndrom nach üppigen, hastigen oder fetthaltigen Mahlzeiten. Insbesondere, wenn blähende Lebensmittel wie Kohl oder Hülsenfrüchte verzehrt wurden, berichten einige Betroffene anschließend von einer Enge im Brustraum oder Kurzatmigkeit. 

Aber auch andere Einflüsse können die Gasbildung steigern. Dazu zählen zum Beispiel:

  • Nahrungsmittelunverträglichkeit (zum Beispiel Laktose-, Fruktoseintoleranz oder Glutenunverträglichkeit im Rahmen von Zöliakie)
  • funktionelle Magen-Darm-Störungen (etwa Reizmagen oder Reizdarm)
  • Entzündungen im Magen-Darm-Trakt (wie Magenschleimhautentzündung oder Magen-Darm-Infekt)
  • gestörte Gallenblasenfunktion (etwa aufgrund von Gallensteinen)
  • Stress 

Zusätzlich zu Blähungen begünstigt auch ein behinderter Nahrungstransport (Passagestörung) oder eine anatomische Veränderung wie ein Zwerchfellbruch (Hiatushernie) ein Roemheld-Syndrom. Übergewichtige sind häufiger vom Roemheld-Syndrom betroffen als normalgewichtige Menschen.

Bei Herzbeschwerden immer ärztlichen Rat einholen

Herzbeschwerden wie Herzstolpern sollten immer zeitnah abgeklärt werden. Die Ursachen sind zwar oft harmlos. Es kann jedoch auch eine ernste Herzerkrankung dahinterstecken, zum Beispiel eine koronare Herzkrankheit. Die*der Ärztin*Arzt wird erst dann ein Roemheld-Syndrom als mögliche Ursache in Erwägung ziehen, wenn eine Herzerkrankung ausgeschlossen wurde.

Roemheld-Syndrom: Symptome

Mögliche Symptome eines Roemheld-Syndroms sind:

Die Symptome können beim Roemheld-Syndrom so stark ausgeprägt sein, dass sie sich wie ernstzunehmende Herzbeschwerden anfühlen und etwa einem Angina-pectoris-Anfall ähneln. Viele Betroffene fühlen sich schwer krank. Sie befürchten, an einer akuten Herzerkrankung wie einem Herzinfarkt zu leiden. Dies führt wiederum oft zu Angstzuständen, Schweißausbrüchen und Panikattacken.

Roemheld-Syndrom: Soforthilfe und wie behandeln?

Ein Roemheld-Syndrom durch überschüssige Gasbildung lässt sich meist gut behandeln. Bei häufiger oder sehr starker übermäßiger Gasbildung ist es wichtig, den Ursachen auf den Grund zu gehen und diese zu vermeiden beziehungsweise entsprechend zu behandeln. Sind Erkrankungen wie eine Magen-Darm-Grippe oder eine Magenschleimhautentzündung verantwortlich, erhalten Betroffene möglicherweise Medikamente. Ein Zwerchfellbruch muss in der Regel operativ behandelt werden.

Soforthilfe beim Roemheld-Syndrom

Als Soforthilfe gegen übermäßige Gase im Bauch können freiverkäufliche Mittel gegen Blähungen helfen. Sie enthalten zum Beispiel entschäumende Wirkstoffe wie Dimeticon oder Simeticon, welche die Gasblasen auflösen. Bewegung an der frischen Luft kann die Verdauung ankurbeln und so Beschwerden lindern.
Zudem können im akuten Fall Tees mit Fenchel, Anis und Kümmel helfen, da sie einen positiven Effekt auf den Magen-Darm-Bereich haben. Darüber hinaus kann beim Roemheld-Syndrom als Soforthilfe eine sanfte Bauchmassage wohltuend wirken. Durch kreisende Bewegungen im Uhrzeigersinn um den Bauchnabel herum soll die Verdauung angekurbelt und Blähungen reduziert werden.

Gasansammlung durch angepasste Ernährung verhindern

Blähungen können verschiedene Ursachen haben, so zum Beispiel eine Nahrungsmittelunverträglichkeit. Deshalb ist es wichtig, unverträgliche Nahrungsmittel gänzlich vom Speiseplan zu streichen. Eine vorübergehende Ansammlung von Darmgasen ist jedoch in vielen Fällen harmlos – etwa, wenn die Person blähende Lebensmittel zu sich genommen hat. Deshalb hilft es häufig schon, besonders blähungsfördernde Speisen zu meiden. Dazu zählen unter anderem 

  • Hülsenfrüchte, 
  • Kohl,
  • Zwiebeln,
  • frisches Brot und
  • Milchprodukte.

Auch Alkohol, Kaffee und kohlensäurehaltige Getränke fördern Blähungen und sollten deshalb beim Roemheld-Syndrom nicht verzehrt werden.

Wie lässt sich das Roemheld-Syndrom diagnostizieren?

Ein Roemheld-Syndrom wird in der Regel durch eine Ausschlussdiagnose gestellt. Aufgrund der Symptome wird zunächst meist untersucht, ob eine Herzerkrankung vorliegt. Tests hierfür sind etwa: 

  • Elektrokardiogramm (EKG)
  • Langzeit-EKG
  • Herzkatheteruntersuchung
  • Echokardiographie (Herzultraschall)
  • Computertomographie des Herzens (CT)
  • Magnetresonanztomographie des Herzens (MRT)

Mitunter schließen sich auch Kontrollen des Magen-Darm-Trakts und Tests auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten an. Bis das Roemheld-Syndrom sicher diagnostiziert ist, müssen Betroffene oft viele Termine und Untersuchungen in verschiedenen ärztlichen Praxen wahrnehmen.