Man sieht Ameisen auf Grashalmen.
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Kleiner Leberegel (Dicrocoelium dendriticum, Lanzettegel)

Von: Onmeda-Redaktion , Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 20.12.2021

Der Kleine Leberegel (Dicrocoelium dendriticum, Lanzettegel) ist ein Parasit und zählt zu den Saugwürmern (Trematoden). Er befällt vor allem Pflanzenfresser (z.B. Schafe und Rinder) und kann durch die versehentliche Aufnahme von Ameisen mit dem Essen in den menschlichen Körper gelangen.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Überblick

Der Kleine Leberegel benötigt für seinen Entwicklungszyklus zwei Zwischenwirte:

  • gehäusetragende Landschnecken und
  • Ameisen

Der Kot befallener Grasfresser wie Schafe oder Rinder enthält die infektiösen Eier des Kleinen Leberegels, die von Landschnecken bei der Nahrungsaufnahme mitgefressen werden. Die Eier enthalten Mirazidien (Wimpernlarven), die im Darm der Schnecke freikommen. Die Wimpernlarven durchdringen die Darmwand und entwickeln sich weiter zu Zerkarien (Schwanzlarven). Die Zerkarien wandern in Richtung Atemhöhle der Schnecken und werden als Schleimballen ausgeschieden.

Ameisen fressen den Schleim und damit auch die Zerkarien. Diese entwickeln sich in der Ameise fast alle weiter zu infektiösen Metazerkarien. Eine Zerkarie (sog. Hirnwurm) dringt jedoch in den Nervenzellknoten (sog. Unterschlundganglion) im Kopf der Ameise ein und beginnt, ihr Verhalten zu steuern. Dadurch kehrt die Ameise abends nicht mehr in ihren Bau zurück, sondern klettert abends (bei sinkenden Temperaturen) auf Grashalme oder andere Pflanzetriebe und beißt sich oben an der Spitze fest. Hier bleibt sie in der Regel, bis sie von einem Pflanzenfresser mitverspeist wird und die Metazerkarien in ihren Endwirt gelangen.

Im Dünndarm des Endwirts werden die Larven des Kleinen Leberegels freigesetzt und gelangen über den Hauptgallengang in die Gallengänge und entwickeln sich weiter zum ausgewachsenen Kleinen Leberegel. Als Folge kann es zu Dicrocoeliose kommen. In den Gallengängen beginnt der Kleine Leberegel sich geschlechtlich zu vermehren und Eier zu legen, die dann mit dem Kot ausgeschieden werden.

Steckbrief Kleiner Leberegel

Der Kleine Leberegel hat zwei Saugnäpfe im Kopfbereich und ist im ausgewachsenen Zustand etwa 15 Millimeter lang. Wegen seiner länglichen, Lorbeerblatt-ähnlichen Form wird er auch Lanzettegel genannt. Der Kleine Leberegel ist weltweit verbreitet, kommt jedoch hauptsächlich in Ländern der Nordhalbkugel vor.

Dicrocoeliose

Durch die zufällige Aufnahme von Ameisen mit der Nahrung (z.B. Salat) kann der Kleine Leberegel auch den Menschen befallen und sich in den Gallengängen ansiedeln. Ein Befall mit dem Kleinen Leberegel kann zu einer Erkrankung führen: der sogenannten Dicrocoeliose. Diese kann leichte Beschwerden im Bauch- und Leberbereich verursachen kann – meist verläuft sie jedoch ohne Beschwerden. Behindert die Besiedelung der Gallengänge durch den Kleinen Leberegel den Gallenabfluss, kann das zu Gelbsucht führen.

Diagnose

Die Eier des Kleinen Leberegels lassen sich mikroskopisch im Stuhl oder im Sekret des Zwölffingerdarms nachweisen.

Therapie

Ein Befall mit dem Kleinen Leberegel kann medikamentös mit dem Wirkstoff Praziquantel behandelt werden.