Krätze auf dem Vormarsch: Wenn Milben die Haut befallen
Hautärzte schlagen Alarm: In letzter Zeit erkranken wieder mehr Menschen an Krätze, insbesondere in vielen Städten in Nordrhein-Westfalen (NRW). Winzige Milben graben kleine Gänge in die Hornschicht der Haut und legen dort Eier ab – für viele Menschen eine gruselige Vorstellung. Mit der richtigen Behandlung kann man die Parasiten in der Regel gut bekämpfen.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Krätze auf dem Vormarsch: Wenn Milben die Haut befallen
Ist die Krätze nicht längst ausgestorben? Leider nicht. In einem Bonner Krankenhaus musste aktuell sogar eine ganze Abteilung geschlossen werden, da mehrere Patienten und Mitarbeiter über Pusteln und Bläschen auf der Haut sowie starken Juckreiz klagten. Die betroffenen Patienten wurden auf eine Isolierstation verlegt – denn bei Krätze ist höchste Vorsicht wegen der Ansteckungsgefahr geboten.
In Köln meldet das Gesundheitsamt für das Jahr 2017 bereits 128 Fälle von Krätze. Im Jahr 2016 waren es nur 113 Fälle der ansteckenden Hautkrankheit. Ist die Krätze also tatsächlich auf dem Vormarsch?
Was ist Krätze?
Krätze (auch: Scabies oder Skabies) ist eine Hauterkrankung, die durch Krätzmilben hervorgerufen wird. Die menschliche Haut bietet den Parasiten optimale Lebensbedingungen: Die nur bis zu 0,4 Millimeter großen Milben ernähren sich von Haut- und Lymphzellen und legen ihre Eier in der Haut ab. Nach wenigen Tagen schlüpfen aus den Eiern erste Larven.
Woran erkennt man die Krätze?
Typische Symptome der Krätze sind
- starker Juckreiz, vor allem nachts, und
- eine schuppig-krustige Haut mit Knötchen / Papeln.
Die Bezeichnung "Krätze" ist auf die Folgen des Juckreizes zurückzuführen: Der Juckreiz ist so stark, das man ihm nicht widerstehen kann – was unweigerlich zum Kratzen und zu damit verbundenen Kratzspuren führt. In manchen Fällen kann man kleine, meist nur wenige Millimeter lange Gänge erkennen, die die Milben unter der Haut gegraben haben. Bestimmte Körperbereiche sind besonders häufig von Krätze betroffen. Dazu zählen
- die Handgelenke,
- die Zwischenräume der Finger und Zehen,
- die Region um den Bauchnabel,
- Brust und Achseln und
- der Genitalbereich.
Verschiedene Formen von Krätze
Krätze kann in verschiedenen Formen auftreten:
- Die gepflegte Krätze führt kaum zu sichtbaren Hautveränderungen.
- Bei der granulomatösen Krätze zeigen sich neben Juckreiz und Hautveränderungen erbsengroße, entzündliche Veränderungen in der Genitalregion und anderen Bereichen des Körpers.
- Die besonders schwere Form, Scabies norvegica, führt zu extremer Krustenbildung, vor allem an Händen, Füßen, Ellenbogen und Knien.
Wie steckt man sich mit Krätze an?
Wenn viele Personen auf kleinem Raum zusammenkommen, ist das Risiko ebenfalls erhöht, beispielsweise in Familien, Wohngemeinschaften, Kindergärten oder Altersheimen. Prinzipiell kann die Krätze aber jeden treffen. Unter unhygienischen Bedingungen ist die Wahrscheinlichkeit höher, aber auch gepflegte Personen können daran erkranken.
Die schwere Form der Krätze (Scabies norvegica) ist besonders ansteckend: Mit dieser Variante kann man sich nicht nur durch engen Kontakt zu anderen Personen, sondern auch durch gemeinsam benutzte Gegenstände infizieren.
Was kann man gegen Krätze tun?
Gegen die Krätze kommen meist sogenannte Antiscabiosa mit Wirkstoffen wie Permethrin, Benzylbenzoat oder Crotamiton zum Einsatz. Antiscabiosa töten nicht nur die Milben, sondern auch ihre Eier und Larven ab.
Die Wirkstoffe werden in Form von Salben oder Cremes auf den Körper aufgetragen und erst nach mehreren Stunden wieder abgewaschen. Wichtig ist, den Wirkstoff überall zu verteilen. Er muss zum Beispiel auch unter die Finger- und Fußnägel gelangen. Erwachsene und ältere Kinder sollten vom Unterkiefer abwärts behandelt werden, jüngere Personen und Immungeschwächte müssen den ganzen Körper behandeln, mit Ausnahme des Bereichs um Mund und Augen. Ebenfalls eine Ganzkörperbehandlung benötigen Personen, bei denen die Krätze auch den Kopf befallen hat oder die an der schweren Sonderform der Krätze, der Scabies crustosa, leiden. In bestimmten Fällen verschreibt der Arzt auch Tabletten zum Einnehmen mit dem Wirkstoff Ivermectin.
Um die Parasiten restlos loszuwerden, sind strenge Hygienevorkehrungen ein Muss: Waschbare Textilien wie Bettwäsche, Handtücher oder Kleidung sollten täglich gewechselt werden und bei mindestens 60 Grad gewaschen werden. Nicht-Waschbare Textilien sollte man über mehrere Tage luftdicht verpacken.
Wie kann man der Krätze vorbeugen?
Wer die Ansteckungsgefahr verringern will, sollte vor allem den engen Kontakt zu Infizierten meiden.
Unter Umständen kann es sinnvoll sein, sich auf Verdacht ebenfalls behandeln zu lassen – insbesondere, wenn eine Person an der hoch ansteckenden Scabies norvegica leidet.