Kanne mit Kräutertee
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Tee-Umschläge lindern Neurodermitis-Beschwerden

Von: Onmeda-Redaktion , Till von Bracht (Medizinredakteur, M.A. Sportwissenschaften)
Letzte Aktualisierung: 21.12.2021

Neurodermitis-Patienten müssen ihre Haut regelmäßig eincremen. Doch bei einem akuten Ekzem helfen feuchte Auflagen mit schwarzem Tee meist besser.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Tee-Umschläge lindern Neurodermitis-Beschwerden

Entzündete, nässende Hautpartien, starker Juckreiz, der einen nachts nicht schlafen lässt – Neurodermitis kann für die Betroffenen äußerst quälend sein. Da die Krankheit nicht durch Medikamente geheilt werden kann, geht es bei der Behandlung in erster Linie darum, die Symptome zu lindern bzw. Verschlimmerungen vorzubeugen. Dafür können die Neurodermitis-Patienten selbst viel tun, z. B. durch die regelmäßige Anwendung von Cremes und Salben oder mit speziellen Tee-Wickeln und Auflagen.

Nach Angaben der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft leiden in Deutschland etwa 15 bis 20 Prozent der Kinder unter den Symptomen der chronisch-entzündlichen Hauterkrankung. Am stärksten betroffen sind Kinder unter sechs Jahren. Viele Babys haben z. B. den sogenannten Milchschorf. Mit der Zeit kann die Krankheit von selbst zurückgehen, allerdings leiden die Betroffenen meist dauerhaft unter einer trockenen Haut. Neurodermitis-Ekzeme mit starken Beschwerden haben noch etwa 1,4 Prozent der Erwachsenen.

Gerbstoffe im schwarzen Tee sorgen für eine Schutzschicht

"Bei einer Neurodermitis hat die oberste Hautschicht eine Barriere-Störung", erläutert Prof. Matthias Augustin, Direktor des Instituts für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, "es fehlen unter anderem Fette, die die Haut schützen und einen Feuchtigkeitsverlust verhindern." Deshalb müssen Patienten mit Neurodermitis ihre Haut regelmäßig mit rückfettenden Salben oder Lotionen eincremen. Bei einem akuten Neurodermitis-Schub mit entzündeten, juckenden, nässenden oder gar eitrigen Ekzemen können dagegen feuchte Auflagen oder Wickel die Beschwerden lindern.

"Wir empfehlen unseren Patienten Umschläge mit unparfümiertem Schwarztee", sagt Prof. Augustin. "Schwarzer Tee enthält viele Gerbstoffe, diese wirken adstringierend auf die Haut, das heißt, die Poren ziehen sich zusammen", erläutert der Mediziner. "Die Gerbstoffe verbinden sich mit Eiweißen in der Oberhaut, so dass eine Schutzschicht entsteht. Die Haut verliert nicht mehr so viel Feuchtigkeit. Der Juckreiz geht zurück, und die Entzündung wird gelindert." Wickel und Auflagen mit schwarzem Tee können bei Ekzemen z. B. im Gesicht oder an anderen Körperpartien angewendet werden. Bei Lidekzemen kann man auch feuchte Teebeutel direkt auf die Augenlider legen.

Pflanzenstoffe lindern die Entzündung

Ein Eichenrinde-Aufguss lässt sich ebenfalls für feuchte Auflagen oder Wickel nutzen. Eichenrinde (gibt es in der Apotheke oder im Kräuterhaus) enthält sogar einen noch höheren Anteil an Gerbstoffen als schwarzer Tee.

Soll in erster Linie die Entzündung gelindert werden, empfiehlt Prof. Augustin Tee-Aufgüsse aus Hamamelis, Kamille oder Ringelblume für Wickel oder Auflagen. "Sie enthalten nicht so viele Gerbstoffe wie Schwarztee oder Eichenrinde, dafür mehr Flavonoide, das sind Pflanzenstoffe, die entzündungshemmend wirken", so der Dermatologe. Allerdings wird z. B. Kamille nicht von allen Neurodermitikern vertragen. Schwarzer Tee dagegen ist für die allermeisten Patienten unproblematisch.

Die Tee-Anwendungen können gut mit anderen Behandlungen kombiniert werden, zum Beispiel mit einer Cortison-Salbe, die im Allgemeinen nur einmal täglich aufgetragen wird. Wickel und Auflagen können je nach Bedarf mehrmals täglich angewendet werden, um den Juckreiz zu lindern.

"Wichtig ist nur, darauf zu achten, dass die Haut durch die feuchten Umschläge nicht austrocknet", betont Prof. Augustin. "Manche Patienten glauben, sie dürfen nicht zu viel Salbe oder Cremes auf die Haut bringen, weil die Haut es dann verlernt, selbst eine Schutzschicht zu bilden", sagt er. "Doch bei Neurodermitis ist die Haut nicht in der Lage, selbst genügend rückfettende Substanzen zu bilden, wenn sie nicht mit Cremes oder Salben versorgt wird, bleibt sie spröde."