Kind hält Lupe vor die Zähne eines anderen Kindes
© Getty Images/Klaus Vedfelt

Kreidezähne: Ursachen und Behandlung bei Hypomineralisation

Von: Dr. med. univ. Lisa Raberger (Medizinautorin und Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 05.04.2024 - 14:05 Uhr

Ist der Zahnschmelz unzureichend mineralisiert, wird dies als Kreidezähne oder Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) bezeichnet. Raue und poröse Zähne sind die Folge, die anfällig für Karies sind. Erfahren Sie mehr über Symptome, Behandlungsmöglichkeiten und Ursachen.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Die häufigsten Fragen zu Kreidezähnen

Kreidezähne, auch als Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) bekannt, sind eine Zahnerkrankung, bei der der Zahnschmelz unzureichend mineralisiert ist, was zu porösen und empfindlichen Zähnen führt.

Die Behandlungsmöglichkeiten von Kreidezähnen sind zum Beispiel Versiegelungen, Fluoridbehandlungen, Füllungen oder Maßnahmen wie Kronen, um die Zahngesundheit zu erhalten.

Die Ursachen für Kreidezähne sind bis heute nicht geklärt. Es wird davon ausgegangen, dass viele Faktoren Einfluss auf die Zahnerkrankung haben. In der Forschung werden unter anderem Atemwegserkrankungen, Antibiotika, Vitamin D, Genetik und Umwelteinflüsse diskutiert.

Was sind Kreidezähne?

Kreidezähne sind eine Entwicklungsstörung der Zähne, die durch eine unzureichende Mineralisierung (Hypomineralisation) des Zahnschmelzes verursacht wird. Dies führt zu einer erhöhten Anfälligkeit für Karies, Verfärbungen und Empfindlichkeit der betroffenen Zähne. Der Begriff Kreidezähne ist ein Alltagsbegriff. In der Medizin ist von einer Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation, kurz MIH, die Rede.

Der Begriff leitet sich von den Krankheitseigenschaften ab, denn bei der MIH sind überwiegend die Schneidezähne (Inzisiven) und die ersten bleibenden Backenzähne (Molaren) betroffen. Vereinzelt kann MIH auch den zweiten vorderen Backenzahn der Milchzähne betreffen. Grundsätzlich können jedoch alle Zähne von einer Hypomineralisation befallen sein.

Wie häufig sind Kreidezähne?

Kreidezähne sind eine sehr häufige Erkrankung der Zähne, wobei bisherige Untersuchungen unterschiedliche Ergebnisse zur Häufigkeit ergeben haben. Internationale Untersuchungen zeigten eine Häufigkeit von 10 bis 30 Prozent bei Kindern und Jugendlichen, wenn die bleibenden Backenzähne (Molaren) als Erkennungsmarker herangezogen wurden.

Auch wenn es nur wenige Untersuchungen dazu gibt, wie intensiv die Zähne betroffen sind, zeigen die bisherigen Daten, dass mehr als 90 Prozent der Kreidezähne nur oberflächliche Schädigungen aufweisen. Das bedeutet, dass die Mehrheit nur geringe Verfärbungen und Beschwerden durch Kreidezähne hat.

Symptome von Kreidezähnen

Die Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation betrifft überwiegend die Schneidezähne oder die ersten bleibenden Backenzähne.

Symptome können sein:

  • scharf abgegrenzte und unregelmäßige Flecken (Opazitäten) mit weißlich-gelb bis brauner Farbe
  • bröckelnder, unregelmäßiger und scharfrandiger Zahnschmelz
  • Überempfindlichkeit der Zähne: zum Beispiel Schmerzen beim Zähneputzen oder durch kalte Getränke

Hypomineralisierte Zähne sind anfälliger für Karies, was zu einem Teufelskreis führen kann: Die Überempfindlichkeit von Kreidezähnen führt oft zu Problemen bei der Zahnhygiene, was wiederum Karies fördert. Auch die ästhetischen Aspekte können das Wohlbefinden der Betroffenen beeinträchtigen.

Bei manchen Kindern ist ein Zahnschmelzdefekt der frisch durch das Zahnfleisch gebrochenen Zähne sichtbar. In anderen Fällen ist der Zahnschmelz nach dem Durchbruch intakt und wird erst durch die Belastung des Kauens beschädigt. Dies wird auch als Schmelzeinbruch bezeichnet.

Welche Ursachen haben Kreidezähne?

Die Ursache von Kreidezähnen ist bis heute ungeklärt. Da Zähne mit Mineralisationsstörung erst nach dem sechsten Lebensjahr durch das Zahnfleisch brechen, werden sie erst spät als erkrankt erkannt. Dies erschwert die Ursachenfindung für die Forschung. Es wird davon ausgegangen, dass die Ursache in der Zahnentwicklung liegt, wobei die bereits im Kiefer angelegten Zähne unzureichend mineralisiert werden. Der Zeitraum dafür erstreckt sich vom Ende der Schwangerschaft bis in die ersten Lebensjahre hinein.

In der Ursachenforschung gibt es einige Annahmen, die die Entstehung von MIH erklären könnten. Ob es sich dabei um Zufälle oder tatsächliche Zusammenhänge handelt, ist bisher nicht gesichert. Beispiele dafür sind:

  • Erkrankungen: Bisher wurden Zusammenhänge von Atemwegserkrankungen in der Kindheit und Kreidezähnen beobachtet. Kinder, die in den ersten vier Lebensjahren Bronchitis, Lungenentzündung, Asthma bronchiale oder Pseudokrupp hatten, erlitten häufiger schwere Fälle von MIH. Ob ein tatsächlicher Zusammenhang besteht, ist jedoch nicht gesichert.

  • Ernährung: Da die Zahnentwicklung bereits in der Schwangerschaft beginnt, wurde angenommen, dass die Ernährung des Neugeborenen möglicherweise mit der Entwicklung von Kreidezähnen zu tun haben könnte. Die Theorie war, dass Umweltstoffe über die Muttermilch auf das Kind übertragen werden – diese Theorie bestätigte sich jedoch nicht.

  • Medikamente: Antibiotika könnten Einfluss auf die Zahnmineralisation von Kindern haben. Ein Zusammenhang mit Medikamenten wie Asthma-Sprays konnte bisher nicht gezeigt werden.

  • Vitamin D: Eine Studie konnte bisher zeigen, dass Vitamin-D-Gaben während der Schwangerschaft MIH im sechsten Lebensjahr vorbeugen können.

  • Umwelteinflüsse: Seit versucht wird, die Ursache für Kreidezähne zu finden, stehen zwei Stoffe unter genauerer Beobachtung: Dioxine und Bisphenol-A. Dioxine entstehen bei Verbrennungsprozessen, zum Beispiel bei Hausbränden, in Verbrennungsanlagen und der Metall- und Stahlindustrie. Sie können über den Boden in die Nahrung gelangen und so über die Muttermilch an das Kind weitergegeben werden. Wie schädlich Dioxine sind, hängt von der Art des Dioxins ab. Bisphenol A, kurz BPA, ist ein hormonaktiver Schadstoff und vor allem in Konserven zu finden.

  • Genetik: Auch genetische Aspekte könnten eine Rolle für die Entstehung von Kreidezähnen spielen. Zukünftige Studien könnten mehr Aufschluss darüber geben.

Wie werden Kreidezähne diagnostiziert?

Die Diagnose von Kreidezähnen erfolgt durch Zahnärzt*innen. Dafür werden sowohl die Symptome als auch die bisherige Krankengeschichte abgefragt und die Zähne anschließend untersucht. Eltern können mit ihren Kindern auch Spezialambulanzen für MIH aufsuchen.

Behandlungsmöglichkeiten von Kreidezähnen

Die Behandlungsmöglichkeiten der MIH hängen davon ab, wie schwer die Zähne von der Erkrankung betroffen sind.

Da Kreidezähne vermehrt zu Karies neigen können, ist eine regelmäßige Zahnreinigung besonders wichtig. Durch die gröbere Oberfläche kann sich vermehrt Plaque und Zahnstein ablagern.

Bei milden Formen von MIH sieht die Behandlung folgendermaßen aus:

  • regelmäßige Kontrollen im Abstand von drei bis sechs Monaten
  • Versiegelung der Furchen (Fissuren) von betroffenen Backenzähnen
  • hoch konzentrierter Fluoridlack

Bei stärkeren Formen von MIH erfolgen Füllungen, Kronen oder Restaurationen bei Karies.

Schwere Fällen werden behandelt, indem eine Entfernung des betroffenen Zahns und Schließung der entstandenen Zahnlücke durch Kieferorthopäd*innen erfolgt.

Verlauf und Vorbeugen von Kreidezähnen

In den überwiegenden Fällen gehen Kreidezähne mit milden Beschwerden einher. Da bei der MIH die Mineralisation des Zahnschmelzes gestört ist, sind die Zähne vermehrt anfällig für Karies. Eine sorgfältige Zahnhygiene ist für die Kariesprophylaxe besonders wichtig. Auch regelmäßige Kontrollen in der zahnärztlichen Praxis in Abständen von drei bis sechs Monaten sind empfehlenswert, um die Zahngesundheit so lange wie möglich zu erhalten.

Bei mittleren bis schweren Fällen kann eine intensive zahnärztliche Behandlung notwendig sein.

Da die Ursache von Kreidezähnen bisher nicht geklärt ist, sind bisher auch keine Möglichkeiten zur Vorbeugung bekannt.