Treponema pallidum pallidum
Das schraubenförmige Bakterium Treponema pallidum pallidum löst beim Menschen die Geschlechtskrankheit Syphilis (Lues) aus. Unbehandelt verläuft diese in vier Krankheitsstadien. Meist infiziert sich eine Person durch Geschlechtsverkehr mit Treponema pallidum pallidum.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Überblick
Bei einer Infektion mit Treponema pallidum pallidum behandelt der Arzt in der Regel mit dem AntibiotikumPenicillin. Ist der Erkrankte gegen Penicillin allergisch, kommen andere Antibiotika infrage, so zum Beispiel Doxycyclin. Dosis und Dauer der Therapie richten sich danach, in welchem Stadium der Syphilis sich der Betroffene befindet. Bei einer konsequenten Therapie nimmt die Syphilis einen günstigen Verlauf.
Sie können sich beim Geschlechtsverkehr durch Kondome vor einer Infektion mit Treponema pallidum pallidum schützen. Kondome bieten bei sexuellem Kontakt zwar keinen absoluten, aber den besten Schutz vor Syphilis!
Übertragung
Das BakteriumTreponema pallidum pallidum reagiert sehr empfindlich auf Kälte, Trockenheit, Hitze und andere Umweltbedingungen. Daher überlebt es außerhalb des Menschen nicht lange. Aus diesem Grund kann Treponema pallidum pallidum nur durch direkten Kontakt mit den Schleimhäuten eines infizierten Menschen oder mit Frischblut übertragen werden.
In den meisten Fällen steckt sich eine Person beim Geschlechtsverkehr mit Treponema pallidum pallidum an. Die Treponemen dringen über kleinste Verletzungen auch einer scheinbar unverletzten Haut und Schleimhaut in den menschlichen Körper ein. Am häufigsten geschieht dies über die Genitalien und den Analbereich. In seltenen Fällen kann eine Infektion auch über andere Hautbereiche, wie etwa die Mundhöhle, erfolgen.
Treponema pallidum pallidum kann ab dem vierten Schwangerschaftsmonat auch über die Plazenta einer infizierten Mutter auf ihr Ungeborenes übertragen werden und dieses infizieren (Lues connata).
Nur in seltenen Fällen stecken sich Personen durch infizierte Gegenstände mit Treponema pallidum pallidum an. Eine Übertragung durch Bluttransfusionen ist theoretisch möglich, kommt in Deutschland aber dank systematischer Kontrollen praktisch nicht vor.
Syphilis
Etwa drei Wochen nach der Infektion treten die ersten Symptome der Syphilis auf, die in vier Stadien (Lues I bis Lues IV) verläuft.
Treponema pallidum pallidum vermehrt sich während der Erkrankung langsam im infizierten Hautgewebe. Unbehandelt kann die Syphilis über viele Jahre bis Jahrzehnte andauern.
Lues I (primäre Syphilis)
Im ersten Stadium der Syphilis (Lues I, primäre Syphilis) zeigt sich etwa drei Wochen nach der Infektion der sogenannte Primäraffekt – ein schmerzloser Knoten an der Stelle der Infektion. Meist liegt diese Stelle im Genitalbereich, sie kann sich aber auch – je nachdem, wo die Infektion stattgefunden hat – an einer anderen Körperstelle befinden. Der Knoten (harter Schanker, Ulcus durum) verändert sich zu einem Geschwür, zerfällt mit der Zeit und ist hochansteckend. Ohne Behandlung heilt es innerhalb einiger Wochen ab. Die Lymphknoten im Bereich der Infektionsstelle sind angeschwollen.
Wenn keine Schmerzen auftreten, kann es sein, dass der Betroffene die körperlichen Veränderungen zunächst gar nicht bemerkt.
Lues II (sekundäre Syphilis)
Etwa vier bis acht Wochen nach dem ersten Syphilisstadium beginnt das zweite Stadium (Lues II, sekundäre Syphilis). Der Erreger Treponema pallidum pallidumbreitet sich über das Blut und die Lymphbahnen im ganzen Körper aus.
Das zweite Syphilis-Stadium geht mit Schleimhaut- und Hautveränderungen einher. In symmetrischen und fleckigen Formen können schuppige und / oder eitrige Bläschen auftreten.
Der Betroffene fühlt sich abgeschlagen, manche haben leichtes Fieber und eine Entzündung im Halsbereich. Auch Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen können auftreten. Die Lymphknoten sind meist angeschwollen. Die sekundäre Syphilis ist ebenfalls hoch ansteckend.
Nach Abklingen des zweiten Stadiums kann es Jahrzehnte dauern, bis das dritte Stadium einsetzt. Während dieser Zeitspanne befindet sich Treponema pallidum pallidum weiterhin im Körper, verursacht aber keine Beschwerden. Diese sogenannte latente Syphilis kann auch lebenslang bestehen bleiben.
Lues III (tertiäre Syphilis)
Das lange andauernde, stumme dritte Stadium der Syphilis (Syphilis III, tertiäre Syphilis) kann durch einen plötzlichen Ausbruch von Symptomen unterbrochen werden. An der Haut und den Schleimhäuten treten Knötchen auf, die sich rasch ausbreiten und dazu neigen, zu Geschwüren zu zerfallen.
Die tertiäre Syphilis umfasst zahlreiche Symptome. Der Erreger Treponema pallidum pallidum befällt die Organe, zerstört Muskeln und Haut. Sowohl das Herz-Kreislauf-System als auch die Knochen und das Nervensystem können betroffen sein, zahlreiche neurologische und psychische Ausfälle (z.B. Gefühlsstörungen, Demenz) sind möglich. Je nachdem, welche Körperregion oder Funktion betroffen ist, unterteilen Mediziner die Spätsyphilis und ihre Symptome weiter.
Lues IV (quartäre Syphilis, Neurosyphilis)
Das vierte Stadium der Syphilis (quartäre Syphilis) wird auch Neurosyphilis genannt. Bei vielen Betroffenen verläuft dieses Stadium symptomlos. Treten Beschwerden auf, zeigen sie sich zunächst in einer Hirnhautentzündung mit Symptomen wie Sehstörungen und Doppelbildern. Unbehandelt geht das Hirngewebe nach und nach zugrunde, was sich durch diverse Beschwerden wie Gedächtnisverlust, Ausfällen der Gesichts-Muskulatur, Lähmung der Arme und / oder Beine, Halbseitenlähmung, Verminderung der geistigen Fähigkeiten (Demenz) und Wahrnehmungsstörungen zeigt.
Durch eine Degeneration der Hinterstränge des Rückenmarks kommt es als Endstadium zur Tabes dorsalis (sog. Rückenmarkschwindsucht), bei der Nervenknoten, Nervenwurzeln und Nervenscheiden zerstört werden.
Angeborene Syphilis
Den Krankheitserreger Treponema pallidum pallidum können Schwangere auch durch die Plazenta (diaplazentar) auf den Fötus übertragen. Dies geschieht frühestens ab dem vierten Monat der Schwangerschaft. Die Treponemeninfektion des Fötus (Lues connata) kann zu einer Fehlgeburt (Abort) führen. Zudem kommen viele infizierte Säuglinge als Früh- oder Mangelgeburten mit körperlichen und geistigen Behinderungen zur Welt.
Vorbeugen
Der Erreger der Syphilis, das BakteriumTreponema pallidum pallidum, wird durch direkte sexuelle Kontakte wie Küssen und insbesondere Geschlechtsverkehr übertragen. Da die zu Beginn der Erkrankung auftretenden Hauterscheinungen sehr klein sein können, bemerkt der Erkrankte sie oft gar nicht. Um die Weiterverbreitung von Treponema pallidum pallidum zu unterbrechen ist es besonders wichtig, die Erkrankung zu erkennen und Personen ausfindig zu machen, die zu dem Erkrankten engen Kontakt haben oder hatten. Diese Personen bedürfen ebenfalls einer Behandlung.
Kondome schützen wirksam, aber nicht zu 100 Prozent vor einer Infektion mit Treponema pallidum pallidum. Erkrankte Personen sollten daher vorsichtshalber auf Geschlechtsverkehr verzichten, um andere Menschen nicht anzustecken. Eine Impfung gegen Treponema pallidum pallidum gibt es nicht.