Chlamydophila psittaci (Chlamydia psittaci)
Die Bakterienart Chlamydophila psittaci (früher Chlamydia psittaci) kommt weltweit vor und ruft vor allem bei Vögeln Erkrankungen hervor. Aber auch Katzen, Hunde, Ziegen, Kühe oder Schafe kommen als Infektionsquelle infrage.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Überblick
Papageien und andere Vögel wie Tauben und Wellensittiche entwickeln nach Infektion mit dem Erreger Beschwerden im Bereich der Atemwege, des Darmtrakts, des Genitaltrakts und der Bindehäute. Chlamydophila psittaci ist in großen Mengen im Kot von infizierten Vögeln enthalten und bleibt dort selbst bei Austrocknung circa vier Wochen überlebensfähig. Das Einatmen von erregerhaltigem Staub (z.B. Vogelkot) führt beim Menschen zur Infektionskrankheit Ornithose. Übertragen Papageien die Erreger, spricht man bei der Erkrankung von einer Psittakose (sog. Papageienkrankheit). In seltenen Fällen wird Chlamydophila psittaci auch durch Schmierinfektionen zum Beispiel durch den direkten Kontakt mit infizierten Ausscheidungen oder Gewebeflüssigkeiten übertragen. Eine direkte Infektion von Mensch zu Mensch ist unwahrscheinlich.
Chlamydophila psittaci befällt die Zellen des Respirationstrakts, wo die Bakterien sich vermehren und dabei die Zellen schädigen. Als Folge treten akute Entzündungen auf. Die ersten Krankheitsanzeichen wie Schüttelfrost oder tagelanger langsamer Temperaturanstieg zeigen sich ein bis zwei Wochen nach einer Infektion mit Chlamydophila psittaci. Weitere Anzeichen einer Ornithose sind Gliederschmerzen, regelmäßig starker Schläfen- und Stirnkopfschmerz sowie Kreuzschmerzen. Manchmal treten bei einer Infektion mit Chlamydophila psittaci Hauterscheinungen auf. In schweren Fällen verteilen sich die Bakterien über den Blutweg und befallen Leber, Milz, Herz und das zentrale Nervensystem. Bei schwerem Krankheitsverlauf kommt es zu Apathie, Benommenheit, Unruhe und Schlaflosigkeit.
Nach circa fünf Tagen lässt sich die Infektion mit Chlamydophila psittaci durch eine Röntgenaufnahme der Lunge nachweisen. Hierauf sind über beide Lungen verstreute wolkige Herde zu sehen. Eine Besserung tritt nur langsam ein – die Erkrankung kann sich über mehrere Wochen hinziehen. Die Sterblichkeit liegt bei 20 bis 50 Prozent.
Ist die Erkrankung einmal überstanden, besteht beim Betroffenen über viele Jahre hinweg eine Immunität gegenüber dem Krankheiterreger. In Deutschland gab es im Jahr 2010 insgesamt 25 gemeldete Infektionen mit Chlamydophila psittaci.
Morphologie und Kultur
Wie alle Bakterienarten der Gattung Chlamydia lebt Chlamydophila psittaci (Chlamydia psittaci) obligat intrazellulär, das heißt, die Bakterien leben und vermehren sich innerhalb der menschlichen Wirtszelle. Sie können keine Nukleotide herstellen, kleine Moleküle, die für den Energiestoffwechsel in der Zelle notwendig sind. Daher ist Chlamydophila psittaci auf die menschlichen Zellen angewiesen, die ihnen Nukleotid-Quellen bieten. Somit verhalten sich die Bakterien wie eine Art Energieparasiten. Chlamydophila psittaci ist sehr klein und kommt in zwei physiologischen, stoffwechselaktiven Lebensformen vor, einer intrazellulären (innerhalb einer Zelle vorkommenden) Form und einer extrazellulären (außerhalb der Zelle vorkommenden) Form.
Die extrazelluläre, infektiöse Chlamydienform wird Elementarkörperchen genannt. Die intrazelluläre, nicht infektiöse Form von Chlamydophila psittaci ist größer als die extrazelluläre Form und wird Initialkörperchen genannt. Wenn sich die Chlamydien in der Zelle in zu großer Zahl vermehren, bilden sie die sogenannten Einschlusskörperchen, eine Art kleine Bläschen.
Vermehrung
Die Bakterienart Chlamydophila psittaci (Chlamydia psittaci) vermehrt sich innerhalb von menschlichen Wirtszellen. Dabei heftet sich zuerst das extrazelluläre Elementarkörperchen von außen an die Wirtzelle und sinkt in die Membran der Wirtszelle in Richtung Zellinneres ein, bis es komplett in einer Art Bläschen (Vakuole) eingeschlossen ist. Dadurch sind die Chlamydien im Zellinnern vor Angriffen durch die Zelle geschützt.
Ein bis zwei Stunden nach der Infektion verändern sich die Elementarkörperchen in ihrer Struktur und liegen jetzt als Initialkörperchen vor. Diese beginnen nun zwölf Stunden nach der Infektion sich in der Zelle zu vermehren. Durch die Vermehrung schwillt die Vakuole in der Zelle immer weiter an, bis sie etwa zwei bis drei Tage später aufplatzt und die Wirtszelle anfängt sich aufzulösen (Lyse). Die mittlerweile neu entstandenen Elementarkörperchen werden dadurch freigesetzt und können neue Wirtszellen befallen.
Krankheiten
Eine Infektion mit Chlamydophila psittaci (Chlamydia psittaci) wird als Ornithose oder bei Infektion durch Papageien als Psittakose (sog. Papageienkrankheit) bezeichnet und gehört zu den meldepflichtigen Krankheiten. Durch das Einatmen der im Staub und Vogelkot enthaltenen Erreger dringt Chlamydophila psittaci (Chlamydia psittaci) in den menschlichen Körper ein. Auch eine Übertragung durch Schmierinfektion ist möglich. Nach etwa ein bis drei Wochen zeigen sich bei Infizierten die ersten Symptome der Krankheit, wie Fieber, Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen bis hin zu einer Lungenentzündung (Pneumonie).
Häufig kommt es auch zu einer Lebervergrößerung sowie zu Entzündungen des Herzens, des Gehirns und der Bindehäute. Bei manchen Erkrankten ähnelt der Krankheitsverlauf auch einer Erkältung oder verläuft sogar ganz ohne Beschwerden. Die Krankheit wird wahrscheinlich nicht von Mensch zu Mensch übertragen.
Vorbeugen
Die BakterienartChlamydophila psittaci (Chlamydia psittaci) wird vor allem über den Kot infizierter Vögel übertragen. Sie können einer Infektion vorbeugen, indem Sie den Kontakt zu Vögeln oder anderen Tieren vermeiden, die an Ornithose erkrankt sind. Besonders gefährdet sind Personen, die beruflich oder in ihrer Freizeit mit Vögeln zu tun haben. Exotische Ziervögel müssen tierärztlich untersucht werden, bevor sie in den Verkauf kommen. Sollten die Tiere von Chlamydophila psittaci befallen sein, helfen Antibiotika (Tetrazykline), die dem Futter beigemischt werden. Diese Therapie muss mindestens drei Monate erfolgen.