Mikroskopische Aufnahme von Bakterien der Art Actinomyces eriksonii.
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Anaerobe Aktinomyzeten

Von: Onmeda-Redaktion , Till von Bracht (Medizinredakteur, M.A. Sportwissenschaften)
Letzte Aktualisierung: 12.04.2016

Anaerobe Aktinomyzeten gehören zu den Bakterien, die ähnlich wie Pilze in verzweigten Geflechten wachsen – daher nannte man Aktinomyzeten früher auch Strahlenpilze.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Überblick

Wie der Name schon sagt, benötigen anaerobe Aktinomyzeten keinen Sauerstoff, um sich zu vermehren – deshalb findet man sie in sauerstoffarmen Umgebungen wie etwa dem Körpergewebe.

Anaerobe Aktinomyzeten sind Bestandteil der normalen menschlichen Bakterienflora der Haut und Schleimhaut und kommen auch bei gesunden Menschen zum Beispiel

  • im Mund,
  • im Verdauungs-
  • und im Genitaltrakt

vor.

Kleine Verletzungen der Haut oder Schleimhaut ermöglichen es den anaeroben Aktinomyzeten jeodch, in den Körper einzudringen und sich im Gewebe zu vermehren.

Gelangen die Aktinomyzeten in tiefer liegendes Gewebe, zum Beispiel über kariöse Zähne, können sich mehrere kleine, verbundene Eitergeschwüre entwickeln. Dabei handelt es sich fast immer um eine Mischinfektion, an der auch andere Bakterien beteiligt sind.

Diese Infektionskrankheit nennt man fachsprachlich Aktinomykose – auch Strahlenpilzkrankheit genannt. Der Haupterreger ist dabei die Bakterienart Actinomyces israelii.

Pro Jahr kommt es bei 2,5 bis 5 von 100.000 Menschen zu einer Aktinomykose. Dabei sind Männer doppelt so oft wie Frauen betroffen. Spezifische vorbeugende Maßnahmen gibt es bisher nicht.

Wer unter oberflächlichen Rötungen auf der Haut und großen Eitergeschwüren leidet, sollte unbedingt einen Arzt aufsuchen. Bei einer von Aktinomyzeten verursachten Infektion kann der Arzt im Eiter sogenannte Drusen feststellen. Dabei handelt es sich um gelbliche, harte Körnchen, die sich schwer zerreiben lassen.

Zur Behandlung der Aktinomykose kommen meistens Antibiotika zum Einsatz, die der Arzt intravenös verabreicht – also als Infusion oder Spritze. Nach etwa vier Wochen stellt er meist auf Tabletten um.

Neben den anaerobe Aktinomyzeten gibt es noch eine weitere Gruppe: die sogenannten aeroben Aktinomyzeten. Diese Stäbchenbakterien können sich nur vermehren, wenn Sauerstoff vorhanden ist. Aerobe Aktinomyzeten sind in der Umwelt sehr weit verbreitet und spielen eine wichtige Rolle beim Abbau organischer Stoffe – zum Beispiel bei der Kompostierung oder Verwesung.

Wissenswertes

Bei den Aktinomyzeten handelt es sich um sogenannte grampositive Stäbchenbakterien, und nicht um Pilze! Daher ist der Name „Strahlenpilz“ etwas irreführend. Dennoch gibt es Ähnlichkeiten zwischen Aktinomyzeten und Pilzen: Aktinomyzeten können zum Beispiel wie echte Pilze zu fädig-verzweigten Geflechten auswachsen und teilweise sogar Sporen ausbilden.

Aktinomykose

Die Aktinomykose ist eine weltweit verbreitete, jedoch seltene und nicht ansteckende Infektionskrankheit. Sie beginnt meist mit einer oberflächlichen Rötung, im weiteren Verlauf können auf der Haut harte Eitergeschwüre entstehen – häufig im Bereich des Gesichtes oder des Halses.

Je nachdem, wo die Aktinomyzeten in den Körper eintreten, kann eine Aktinomykose unter Umständen auch mit einer Lungenentzündung oder Geschwüren im Darm oder an den Geschlechtsorganen einhergehen.

In den meisten Fällen ist eine ganz bestimmte Bakterienart aus der Gruppe der anaeroben Aktinomyzeten für eine Aktinomykose verantwortlich – und zwar das Bakterium Actinomyces israelii.

Wenn diese Aktinomyzeten in den Körper gelangen und sich dort vermehren, entsteht eine Aktinomykose. Dies kann über verschiedene Wege erfolgen. Die häufigsten Eintrittspforten sind

Darüber hinaus können die Erreger in seltenen Fällen auch über die Atmung oder Schleimhautverletzungen des Darmtrakts in den Körper gelangen.

Je nach Entstehungsort lässt sich die Aktinomykose in verschiedene Formen unterteilen:

  1. Zervikofaziale Aktinomykose: Die Infektion beginnt in der Mundhöhle, zum Beispiel über kariöse Zähne, und breitet sich über die Lymphbahnen in die Gesichts- und Halshaut aus. Es entstehen bläulich-rote, harte und wulstige Abszesse und Fisteln.
  2. Lungenaktinomykose: Die Erreger gelangen über eingeatmeten Speichel oder durch die Ausbreitung einer Aktinomykose im Bereich des Halses über die Blutbahn in die Lunge. Im Auswurf finden sich typische gelbliche Körnchen (Drusen).
  3. Darmaktinomykose: Sie entsteht durch kleine Verletzungen der Schleimhäute des Darmtrakts oder der weiblichen Geschlechtsorgane.

Eine Vermehrung der Aktinomyzeten wird begünstigt, wenn die betroffenen Gewebeteile schlecht durchblutet oder andere Bakterienarten mit im Gewebe vorhanden sind.

Bei einer Aktinomykose handelt es sich fast immer um eine Mischinfektion. Das heißt, neben den Aktinomyzeten sind auch noch andere, meist aerobe Bakterien an der Infektion beteiligt, wie beispielsweise