Entamoeba histolytica
Die Amöben-Art Entamoeba histolytica gehört zu den Wurzelfüßern (Rhizopoden) und verbringt einen Teil ihres Lebenszyklus im Darm des Menschen. Entamoeba histolytica kommt weltweit vor, hat als Krankheitserreger jedoch hauptsächlich in warmen tropischen und subtropischen Ländern Bedeutung. Gelangt Entamoeba histolytica in den Körper, kann der Parasit zur sogenannten Amöbenruhr führen.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Überblick
Insbesondere bei schlechten hygienischen Bedingungen kann Entamoeba histolytica über fäkale Verunreinigungen in Nahrung oder Trinkwasser vom Menschen aufgenommen werden. In selteneren Fällen wird Entamoeba histolytica auch durch Analverkehr übertragen. Jährlich sterben etwa 100.000 Menschen an der durch Entamoeba histolytica verursachten Amöbenruhr.
Wie andere Amöben besitzt Entamoeba histolytica keine feste Form. Entamoeba histolytica bildet zwei Formen: Zysten und Trophozoiten. Die Zysten sind widerstandsfähige Dauerformen des Erregers. Sie können sich nicht fortbewegen und haben eine kugelartige Form. Die Zysten werden mit dem Stuhl ausgeschieden und können in einer feuchten und kühlen Umgebung monatelang infektiös bleiben. In trockener Umgebung oder bei Temperaturen über 55 Grad Celsius sterben sie dagegen schnell ab. Die Zysten gelangen über das Essen oder Trinken in den Dickdarm und setzen dort Trophozoiten frei.
Als Trophozoit bezeichnet man die vermehrungsfähige vegetative und bewegliche Form von Entamoeba histolytica. Um sich fortzubewegen und um Nahrung aufzunehmen, bilden die Erreger Scheinfüßchen, sogenannte Pseudopodien, aus. Die Trophozoiten können in die Darmschleimhaut eindringen und Gewebe auflösen, wodurch Blutauflagerungen auf dem Stuhl entstehen. Die Trophozoiten sind in der Lage, sich zu vermehren und sich wiederum in Zysten umzuwandeln. Durch die mit dem Stuhl ausgeschiedenen Zysten wird Entamoeba histolytica von Mensch zu Mensch übertragen.
Krankheit
Eine Infektion mit Entamoeba histolytica kann zur sogenannten Amöbenruhr oder Amöbiasis führen. Im Allgemeinen treten etwa zwei bis vier Wochen nach der Infektion die ersten Krankheitssymptome auf. Teilweise können Symptome auch Monate oder Jahre später noch auftreten.
Man kann mehrere Formen der Amöbenruhr unterscheiden:
- intestinale invasive Amöbenruhr
- asymptomatische intestinale Amöbenruhr
- extraintestinale Amöbenruhr
Intestinale invasive Amöbenruhr
Bei dieser häufigen Form der intestinalen invasiven Amöbenruhr leidet der Betroffene an blutig-schleimigen Durchfällen mit himbeergeleeartiger Konsistenz. Durch die Durchfälle kann der Körper schnell austrocken und der Elektrolythaushalt kann durcheinander geraten. Daher ist es wichtig darauf zu achten, dass besonders kleine Kindern und geschwächte Personen ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen. Zum Teil verschwinden die Symptome der intestinalen invasiven Amöbenruhr spontan, häufig bildet sich jedoch eine wiederkehrende und länger andauernde Entzündung des Dickdarms (Kolitis) aus.
Eine intestinale, invasive Amöbenruhr verläuft bei etwa 25 Prozent der Krankheitsfälle ohne die typischen Beschwerden. Stattdessen treten Verstopfung mit schmerzhaftem Stuhldrang (Tenesmen), Übelkeit oder Appetitlosigkeit auf.
Asymptomatische intestinale Amöbenruhr
Bei der asymptomatischen intestinalen Amöbenruhr ist eine Person mit Entamoeba histolytica infiziert, die Erreger breiten sich aber nicht in die Darmwand aus, sondern bleiben innerhalb des Darms im sogenannten Darmlumen. In den meisten Fällen treten keine Krankheitsbeschwerden auf. Die Betroffenen scheiden Amöben mit dem Stuhl aus und können so unbemerkt zur Verbreitung der Parasiten beitragen.
Extraintestinale Amöbenruhr
Eine Infektion mit Entamoeba histolytica breitet sich bei etwa 30 Prozent der Infizierten vom Darm auf andere Körperbereiche aus. Dies nennt man extraintestinale Amöbenruhr. In Folge des Darmbefalls durch die Amöben kann es zu einer Darmperforation kommen, durch die sich eine Bauchfellentzündung (Peritonitis) ausbildet, die häufig tödlich endet.
Verbreiten sich die Krankheitserreger über das Blut im Körper, ist ein Befall der Leber möglich. Dabei können eitrige Abszesse entstehen, die sogenannten Amöbenleberabszesse. Bei nur etwa zehn Prozent der Infizierten liegt zu diesem Zeitpunkt auch eine intestinale invasive Amöbenruhr vor, wodurch die Diagnose erschwert wird. Ein durch Amöben ausgelöster Leberabszess löst erst nach etwa 8 bis 20 Wochen körperliche Beschwerden aus. Dann kann es unter anderem zu teilweise hohem und wiederkehrendem Fieber kommen. Ebenso können Schmerzen im Oberbauch auftreten, verbunden mit einem allgemeinen Gefühl der Schwäche.
Vorbeugen
Das Risiko, sich mit der Amöben-Art Entamoeba histolytica zu infizieren, ist besonders in tropischen und subtropischen Ländern gegeben. Zu einer Infektion kann es vor allem bei schlechten hygienischen Bedingungen durch fäkale Verunreinigungen von Wasser, Nahrung oder Händen kommen. Um einer Infektion mit Entamoeba histolytica vorzubeugen ist es daher sinnvoll, Standardhygienemaßnahmen wie Händewaschen nach dem Toilettengang einzuhalten.
Außerdem ist es empfehlenswert, in tropischen und subtropischen Ländern Trinkwasser nur gekocht, gefiltert oder anders desinfiziert zu sich zu nehmen. Ebenso sollte man auf Eiswürfel, Salat oder Speiseeis verzichten. Obst sollte man nur essen, wenn man es selbst geschält hat. Bewährt hat sich die Faustregel für Tropenreisende: "Koch es, schäl es oder vergiss es!". Eine Impfung gegen die Amöbenruhr gibt es bislang nicht.