Das Bild zeigt Kinderfüße.
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Kindlicher Knick-Senkfuß

Von: Onmeda-Redaktion, Astrid Clasen (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 04.11.2021

Ein kindlicher Knick-Senkfuß ist eine Fußfehlstellung, die bei Kindern (mehr oder weniger ausgeprägt) sehr häufig vorkommt. Meistens sind kindliche Knick-Senkfüße harmlos und verschwinden von selbst wieder, noch bevor die Kinder in die Schule kommen.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Überblick

Bei einem Knick-Senkfuß (bzw. Pes planovalgus) ist die X-Stellung der Ferse verstärkt (= Knickfuß) und das innere Fußgewölbe abgeflacht (= Senkfuß), sodass der Fuß (wie beim Plattfuß von Erwachsenen) stärker am Boden aufliegt. Meist entwickelt sich ein kindlicher Knick-Senkfuß beim Kleinkind nach Gehbeginn und stellt eine normale Entwicklungsstufe dar (daher auch physiologischer Knick-Senkfuß genannt).

Ursache hierfür ist, dass die Kinder wegen eines (noch) mangelhaft funktionierenden Halteapparats der Füße in gewisser Weise gezwungen sind, ihre Füße beim Laufen etwas einwärts zu drehen. Dieser Einwärtsdrehung versuchen sie automatisch entgegenzuwirken – was dazu führt, dass die Ferse schräg steht und das Fußgewölbe absinkt. Zu den Risikofaktoren für den kindlichen Knick-Senkfuß zählen zum Beispiel: Übergewicht (Adipositas), starke X-Beine oder O-Beine, eine Muskelschwäche sowie instabile Sehnen und Bänder.

In der Regel bereitet ein kindlicher Knick-Senkfuß weder Schmerzen noch beeinträchtigt er den normalen Gang. Deshalb und da der bis zu einem gewissen Grad normale Knick-Senkfuß meist von alleine verschwindet, ist eine Behandlung meistens überflüssig. Stattdessen ist es vor allem wichtig, dass die Kinder viel barfuß laufen – nicht nur, wenn die Fußverformung schon besteht, sondern auch, um ihr vorzubeugen.

Wenn der Knick-Senkfuß Laufprobleme bereitet, sind hingegen gezielte Behandlungsmaßnahmen ratsam: Neben speziell für den Knickfuß und Senkfuß gefertigten Einlagen für die Schuhe können zum Beispiel gegen den Knick-Senkfuß krankengymnastischeÜbungen, Muskeltraining oder entsprechend angepasstes Schuhwerk helfen.

Nur wenn alle nicht-operativen Maßnahmen auch nach Jahren keinen Erfolg zeigen und ein kindlicher Knick-Senkfuß deutliche Beschwerden bereitet, kommt eine Operation infrage.

Definition

Der Begriff kindlicher Knick-Senkfuß oder kindlicher Knick-Plattfuß (bzw. Pes planovalgus) bezeichnet per Definition eine häufige, meist harmlose Fußfehlstellung bei Kindern, die durch anatomische Unterschiede des kindlichen Körpers im Vergleich zu Erwachsenen bedingt ist.

In seinem Erscheinungsbild ähnelt ein kindlicher Knick-Senkfuß dem Plattfuß des Erwachsenen:

  • Beim Knickfuß zeigt der Fuß eine Knickstellung, weil die Ferse am Knöchel nach außen abgeknickt erscheint (X-Stellung der Ferse).
  • Beim Senkfuß ist das innere Fußgewölbe abgeflacht, sodass der Fuß mehr am Boden aufliegt.

Ein kindlicher Knick-Senkfuß entsteht aufgrund des noch nicht vollständig entwickelten Skeletts im Rahmen der normalen Entwicklung (daher auch physiologischer Knick-Senkfuß genannt). Entsprechend kommt die Fußverformung bei den meisten Kindern vor. Häufig fallen kindliche Knick-Senkfüße erst bei Gehbeginn auf, wobei der normale Gang jedoch in der Regel nicht beeinträchtigt ist.

Überwiegend bildet sich ein kindlicher Knick-Senkfuß ohne Behandlung von alleine zurück. Nur ausgeprägte Formen, die den Fuß in der Bewegung einschränken, oder bleibende Knick-Senkfüße nach dem siebten Lebensjahr sind krankhaft und erfordern eine Behandlung.

Ursachen

Typischerweise hat ein kindlicher Knick-Senkfuß keine krankhaften Ursachen, sondern tritt – bedingt durch den Körperbau – bei der normalen Entwicklung von Kindern auf. Die Fußverformung stellt also beim Kleinkind eine normale Entwicklungsstufe dar (daher auch physiologischer Knick-Senkfuß genannt) und ist bei der Mehrzahl aller Kinder nach Gehbeginn zu beobachten.

Dabei entsteht ein kindlicher Knick-Senkfuß durch anatomische Unterschiede im Halteapparat der Füße, die Kinder im Vergleich zu Erwachsenen aufweisen: Diese zwingen die Kinder in gewisser Weise dazu, ihre Füße beim Laufen etwas einwärts zu drehen. Unbewusst versuchen die Kinder dieser Einwärtsdrehung entgegenzuwirken – mit der Folge, dass:

  • sich die Ferse schräg stellt (Knickfuß) und
  • sich das Fußgewölbe absenkt (Senkfuß);
  • neben der Fußfehlstellung entwickelt sich zudem eine verstärkte X-Stellung der Beine (Genua valga).

Ein kindlicher Knick-Senkfuß kann aber auch weitere Ursachen haben, die nicht entwicklungsbedingt sind und die Fußfehlstellung verstärken – zum Beispiel:

  • instabile Sehnen und Bänder
  • Muskelschwäche
  • Übergewicht (Adipositas)
  • starke X-Beine (Genua valga) oder O-Beine (Genua vara)
  • Lähmungen, besonders wenn der hintere Schienbeinmuskel (Musculus tibialis posterior) betroffen ist
  • Knochenerkrankungen

Symptome

Ein kindlicher Knick-Senkfuß ist durch Symptome einer Fußfehlstellung gekennzeichnet, die bei vielen Kindern nach Beginn des Laufenlernens auftreten. Knick-Senkfüße sind schon äußerlich zu erkennen:

  • Die Ferse erscheint am Knöchel nach außen abgeknickt, sodass sie eine verstärkte X-Stellung zeigt (Knickfuß), und
  • das innere Fußgewölbe ist abgeflacht, sodass der Fuß stärker am Boden aufliegt als ein gesunder Fuß (Senkfuß).

Außerdem kann ein kindlicher Knick-Senkfuß eine Beinfehlstellung verursachen: Durch die Fußfehlstellung geraten die Beine in eine Schieflage (sog. X-Beine). Diese Fehlstellungen sind zwischen zwei und fünf Jahren normal und verschwinden auch meist von selbst wieder, noch bevor die betroffenen Kinder das Schulalter erreichen.

Nur selten bereitet ein kindlicher Knick-Senkfuß schmerzhafte Symptome oder andere Beschwerden. Auch der normale Gang ist durch die Fußverformung in der Regel nicht beeinträchtigt. Wenn ein Kind starke Schmerzen am Fuß hat, ist es daher ratsam, andere Fußfehlstellungen auszuschließen. Vor allem ist auf einen angeborenen Plattfuß sowie auf eine Verschmelzung einzelner Fußknochenanteile (Synostosen) zu achten.

Diagnose

Ein kindlicher Knick-Senkfuß bereitet bei der Diagnose keine Schwierigkeiten: In der Regel reicht eine einfache Untersuchung des Fußes, bei der die Fußfehlstellung schon äußerlich relativ eindeutig zu erkennen ist. Dabei begutachtet der Arzt das innere Fußgewölbe, das bei einem Knick-Senkfuß abgeflacht beziehungsweise vollständig aufgehoben ist (Senkfuß); außerdem liegt eine verstärkte X-Stellung der Fersen vor (Knickfuß).

Um festzustellen, ob ein kindlicher Knick-Senkfuß physiologisch ist und sich demnach als normale Entwicklungsstufe beim Kleinkind gebildet hat oder ob die Fußverformung krankhaft ist, kommen zur Diagnose außerdem verschiedene Funktionstests zum Einsatz:

  • Zehenspitzenstand: Beim Zehenspitzenstand richtet sich das Fußgewölbe im Normalfall auf.
  • Beweglichkeit der Fußgelenke: Die Fußgelenke sind gewöhnlich ohne Schmerzen beweglich.
  • Podogramm (Fußabdruck): Der Fußabdruck zeigt eine normale kindliche Fußsilhouette.

Nur wenn ein kindlicher Knick-Senkfuß steif oder sehr stark ausgeprägt und mit Beschwerden verbunden ist, ist zur Diagnose zusätzlich eine Röntgenuntersuchung sinnvoll: Mit ihr kann der Arzt andere Ursachen für die Fehlstellung ausschließen.

Grundsätzlich macht es ein kindlicher Knick-Senkfuß notwendig, die Besonderheiten des wachsenden Skeletts bei der Diagnose zu berücksichtigen. In Zweifelsfällen oder bei einem schwereren Knick-Senkfuß sind Verlaufskontrollen in regelmäßigen Abständen empfehlenswert.

Therapie

Ein kindlicher Knick-Senkfuß macht eine Therapie selten notwendig: In den meisten Fällen verschwindet die Fußfehlstellung bei den Kindern ohne Behandlung von alleine (spontan), wenn sich das Fußgewölbe mit der Reifung des Skeletts beziehungsweise des Körpers aufrichtet. Außerdem birgt auch ein leicht abgeflachtes Fußgewölbe im Erwachsenenalter keine Probleme oder Risiken.

Damit ein kindlicher Knick-Senkfuß auch ohne Therapie schnell wieder verschwindet oder gar nicht erst entsteht, ist vor allem eins wichtig: Lassen Sie Ihre Kinder viel barfuß laufen! Auch spielerische Fußgymnastik, wie Greifübungen mit den Zehen und Zehenspitzenstand, sind beim Knick-Senkfuß hilfreich.

Wenn ein kindlicher Knick-Senkfuß jedoch Fußschmerzen bereitet oder die Fehlstellung zunimmt, ist eine Therapie angebracht. Hierbei stehen folgende nicht-operative Maßnahmen an vorderster Stelle:

  • orthopädische Einlagen für die Schuhe und
  • krankengymnastische Übungen (bzw. Physiotherapie).
  • Bei übergewichtigen (adipösen) Kindern sind außerdem eine Ernährungsberatung und eine Diät empfehlenswert.

Nur wenn sich ein kindlicher Knick-Senkfuß trotz jahrelanger konservativer Therapie nicht bessert und deutliche Beschwerden (d.h. Laufprobleme durch belastungsabhängige starke Schmerzen am Fuß) verursacht, ist eine Operation ratsam. Zur operativen Behandlung von Knick-Senkfüßen stehen zwei Operationsarten zur Auswahl:

  • Die Weichteil-Operation soll den Zug der Muskeln verbessern, die das Fußgewölbe heben.
  • Die knöcherne Operation kommt bei schwerem Knick-Senkfuß in Verbindung mit Grunderkrankungen, die das Nervensystem betreffen, infrage.

Verlauf

Ein kindlicher Knick-Senkfuß zeigt gewöhnlich einen guten Verlauf mit günstiger Prognose – auch ohne Behandlung: In der Regel bereiten kindliche Knick-Senkfüße keine Schmerzen und die Fußfehlstellung korrigiert sich meist von alleine (spontan), bevor die betroffenen Kinder das Schulalter erreichen.

Ein schwerer kindlicher Knick-Senkfuß kann allerdings einen langjährigen Verlauf nehmen. Dann ist es erforderlich, dass die Kinder bis zu drei Jahre lang speziell für den Knickfuß und Senkfuß gefertigte Einlagen tragen.

Vorbeugen

Ein kindlicher Knick-Senkfuß lässt sich kaum verhindern: Vorbeugen können Sie dieser Fußfehlstellung nur bedingt, da sie bei Kindern während der Fußentwicklung aus anatomischen Gründen auftritt. Wenn Sie dafür sorgen, dass Ihre Kinder viel barfuß laufen – besonders auf Naturboden – sowie gesunde Schuhe tragen (die bequem und nicht zu eng sind), können Sie jedoch die natürliche Ausreifung des Skeletts im Kindesalter unterstützen.