Das Bild zeigt einen Jungen mit Zahnspange.
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Kieferfehlstellung, Zahnfehlstellung

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 20.12.2021

In fast jedem Gebiss gibt es Zähne, die ein wenig schief erscheinen – nur wenige Menschen besitzen ein "perfektes Gebiss". Dass alle Zähne symmetrisch im Kiefer angeordnet sind, kommt Schätzungen zufolge nur bei einer von 20 Personen vor. Es gilt: Eine leichte Kieferfehlstellung (Dysgnathie) oder Zahnfehlstellung bedeutet nicht, dass diese auch behandelt werden muss.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Kieferfehlstellung, Zahnfehlstellung: Hilfe bei schiefen Zähnen

Nur wenn die Zahn- oder Kieferfehlstellung

  • die Gesundheit der Zähne gefährdet,
  • die betroffene Person eine ästhetische Verbesserung wünscht
  • oder Schwierigkeiten beim Kauen und Sprechen auftreten,

sollte ein Spezialist die Dysgnathie behandeln.

Während das Wachstum des Unterkiefers stark von erblichen Faktoren abhängt, wird die Form des Oberkiefers eher von gewohnheitsmäßigen Tätigkeiten beeinflusst – zum Beispiel Mundatmung, Zungen- oder Lippenpressen, Nuckeln oder Lutschen. Durch regelmäßige Kontrollen kann der Zahnarzt eine Kieferfehlstellung beziehungsweise Dysgnathie frühzeitig feststellen und das weitere Vorgehen mit dem Patienten besprechen.

Hierbei untersucht der Arzt vor allem

  • Zahndurchbrüche,
  • Zahnanzahl,
  • Zahnposition und
  • Bissposition.
Wenn erforderlich, überweist der Zahnarzt den Betroffenen zum Kieferorthopäden. Dieser beurteilt, wie stark die Kiefer-oder Zahnfehlstellung ausgeprägt ist und leitet entsprechende Maßnahmen ein, um die Bisslage zu korrigieren.

Je nach Schweregrad beginnt die Korrektur der Zahnfehlstellung oder Kieferfehlstellung bereits im frühen Kindesalter – meist jedoch erst nach dem 9. Lebensjahr. Unter Umständen treten die Fehlstellungen der Zähne oder der Kiefer aber erst im Erwachsenenalter auf, zum Beispiel wenn die Weisheitszähne durchbrechen oder durch nächtliches Zähneknirschen. Die gute Nachricht: Auch im Erwachsenenalter lassen sich Kiefer- und Zahnfehlstellungen noch problemlos korrigieren.

Bei Kindern ist es üblich, dass sie über einige Jahre herausnehmbare Zahnspangen oder festsitzende Apparaturen tragen. Welche Form der Zahnspange der Arzt verordnet und wie lange das Kind diese tragen muss, hängt individuell von der Ausgangssituation des Gebisses und dem voraussichtlichen Wachstum ab.

Bei Erwachsenen lässt sich die Kieferform nur noch bedingt beeinflussen, die Zahnstellung jedoch schon. Hierfür eignen sich Zahnspangen, festsitzende Apparaturen und Zahnschienen, wobei die Korrektur bei Erwachsenen meistens etwas langwieriger ist als bei Kindern. Bei einer schweren Kieferfehlstellung kommt auch eine Operation infrage.

Zahnfehlstellung durch Schnuller oder Daumenlutschen?
Babys haben das natürliche Bedürfnis, an etwas zu saugen – dazu benutzen sie entweder den Schnuller, den sie von Mama oder Papa bekommen, oder sie lutschen einfach an ihrem eigenen Daumen. Wenn die Kinder allerdings lange Jahre und sehr viel „schnullern“ oder am Daumen lutschen, können mitunter Kieferverformungen und Zahnfehlstellungen auftreten, was wiederum zu Problemen in der Sprechentwicklung führen kann.

Studien haben gezeigt, dass es hinsichtlich der Zahnfehlstellung keine Rolle spielt, ob Kinder regelmäßig am Schnuller oder am Daumen saugen – allerdings ist es schwieriger, Kindern das Daumenlutschen wieder abzugewöhnen. Um Zahn- und Kieferfehlstellungen vorzubeugen, sollten sich Kinder spätestens bis zum dritten Lebensjahr abgewöhnen, am Daumen oder am Schnuller zu nuckeln.

Da viele Formen der Zahnfehlstellung und Kieferfehlstellung erblich bedingt sind, lässt sich einer Dysgnathie nicht immer vorbeugen. Wer jedoch seine Zahnspange konsequent trägt, kann die kieferorthopädische Behandlung der Dysgnathie positiv beeinflussen.

Schon im Kindesalter sollte man auf eine gute Mundhygiene und Zahnpflege achten, um das Risiko einer Zahnfehlstellung oder Kieferfehlstellung zu verringern. Der Grund: Zerstörte oder vorzeitig ausgefallene Milchzähne sind ein häufiger Grund für eine spätere Dysgnathie.

Wer trägt die Kosten der Behandlung?

Zahnmedizinische Eingiffe sind teuer – die Kosten für die Behandlung einer Zahn- oder Kieferfehlstellung belaufen sich schnell auf mehrere tausend Euro. Bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren werden die Kosten von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen – vorausgesetzt die Zahn- oder Kieferfehlstellung beeinträchtigt das Kauen, Beißen, Sprechen oder Atmen.

Erwachsene müssen in der Regel die Kosten selbst tragen. Nur bei sehr schweren Kiefer- und Zahnfehlstellungen, die eine kombinierte kieferchirurgische und kieferorthopädische Behandlung erfordern, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Behandlungskosten.

Bei den privaten Krankenkassen hängt dies von dem persönlichen Tarif ab. Daher sollten Sie sich bei Ihrem Zahnarzt, dem Kieferorthopäden und Ihrer Krankenkasse vor der Behandlung der Dysgnathie unbedingt über die Behandlungsmethoden und die Kosten informieren.

Definition

Alle Strukturen im Mundraum sind so aufeinander abgestimmt, dass das Gebiss optimal und beschwerdefrei funktionieren kann. Oft bilden sich jedoch durch erbliche oder entwicklungsbedingte Einflüsse eine Kieferfehlstellung (Dysgnathie) beziehungsweise eine Zahnfehlstellung aus. Nur wenige Menschen verfügen über ein von Natur aus "perfektes Gebiss".

Die Frage, ob eine Behandlung der Zahn- oder Kieferfehlstellung notwendig ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Hierbei kommt es immer auf die einzelne Person, ihre ästhetischen Ansprüche und den Schweregrad der Dysgnathie an. Im Wesentlichen unterscheidet man drei Behandlungsbereiche:

  • Die komplexe Funktionskieferorthopädie verändert die Kieferform mithilfe von Muskelreizen.
  • Die zahnärztliche Orthopädie korrigiert die Lage der Kiefer zueinander durch Veränderungen des Kieferknochens.
  • Die Orthodontie korrigiert die Fehlstellung einzelner Zähne in ihrem Knochenfach.

Funktionskieferorthopädie und zahnärztliche Orthopädie korrigieren Zahn- und Kieferfehlstellungen, indem sie die Wuchsrichtung von Zahn und Kiefer verändern. Sie kommen daher nur in der Wachstumsphase des Gebisses in der Kindheit und Jugend zum Einsatz. Die Orthodontie kann ein Kieferorthopäde während des ganzen Lebens durchführen.

Ursachen

Die Ursachen einer Zahnfehlstellung oder Kieferfehlstellung (Dysgnathie) können entweder äußere Einflüsse oder auch erblich bedingt sein. Ähnliche Gebissformen kommen in Familien ebenso vor wie bestimmte Formen von Nase oder Augen. Prägnante Zahnstellungen der Frontzähne fallen beim Vergleich zwischen Eltern und Kind häufiger auf. Oft handelt es sich jedoch nicht allein um eine einzelne Zahnfehlstellung, sondern um komplexe Gebissanomalien (Unregelmäßigkeiten der Zähne oder des Kiefers), die sich schon während der Entwicklung im Mutterleib und im späteren Kieferwachstum ausprägen.

Während das Wachstum des Unterkiefers stark von erblichen Faktoren abhängt, wird die Form des Oberkiefers eher von gewohnheitsmäßigen Tätigkeiten beeinflusst, etwa

  • Mundatmung,
  • Zungen- oder Lippenpressen,
  • Nuckeln oder
  • Lutschen.

Verschachtelt stehende Zähne deuten meist auf einen Platzmangel hin, also einem zu kleinen Kiefer im Verhältnis zur Zahngröße oder Anzahl der Zähne. Stehen bereits die Milchzähne sehr eng nebeneinander, ist für das bleibende Gebiss häufig nicht ausreichend Platz im Kiefer und Zahnfehlstellungen können auftreten.

Auch äußere Reize können die Fehlstellung einzelner Zähne oder Zahngruppen bedingen. So kann zum Beispiel ein zu früh ausgefallener Milchzahn dazu führen, dass die bleibenden Zähne zu wenig Platz haben. Bei Kindern, die lange und ausgeprägt am Daumen lutschen, können die oberen Frontzähne auch auswärts kippen ("Hasenzähne").

Verletzungen des Zahn- oder Kieferbereichs im Kindesalter führen möglicherweise dazu, dass sich der Zahnkeim verlagert oder beschädigt wird, sodass der entsprechende Zahn nicht harmonisch und gegebenenfalls auch erst sehr spät in die Mundhöhle durchbricht. Der gleiche Effekt tritt auf, wenn ein Milchzahn zu lange an seinem Platz verbleibt und der nachfolgende Zahn ausweichen muss. Ab und zu können Hindernisse beim Zahndurchbruch bewirken, dass der Zahnkeim gar nicht erst in den Mundraum durchbricht, sondern quer im Knochen liegen bleibt.

Bei einigen komplexen Krankheitsbildern kann das Gebisses ebenfalls auffällig verändert sein, zum Beispiel bei

Symptome

Eine Zahn- oder Kieferfehlstellung (Dysgnathie) ruft besonders beim Kauen Symptome hervor. Um optimal kauen zu können, ist eine symmetrische Anordnung der Zähne notwendig, die wiederum eine normale Kieferstellung voraussetzt. Bei Fehlstellungen kommt es häufig zu Problemen. So können die Schneidezähne nur richtig abbeißen, wenn sie wie eine Schere übereinander greifen. Um die Nahrung zu zerkleinern, sollten die Backenzähne wie zwei Zahnräder zusammenpassen.

Eine Zahnfehlstellung beziehungsweise Kieferfehlstellung kann aber noch weitere Symptome hervorrufen:

  • Schiefe und engstehende Zähne bilden Nischen, in denen sich Zahnbelag anreichern kann. Da diese Nischen nur schwierig mit der Zahnbürste erreichbar sind, erschweren Zahnfehlstellungen die Zahnpflege – Zahnstein und Karies können die Folge sein.
  • Oft lassen sich Muskelverspannungen im Kiefergelenks-, Schulter- und Nackenbereich auf eine Zahn- oder Kieferfehlstellung zurückführen. Weitere Symptome können z.B. Kopfschmerzen, Konzentrationsprobleme und Schmerzen im Kieferbereich sein.
  • Auch für eine normale Aussprache, insbesondere für S- und Z-Laute, ist eine einigermaßen gerade Frontzahnreihe notwendig. Kommt es hier zu starken Zahnfehlstellungen, können Sprechstörungen auftreten, etwa Lispeln (Sigmatismus).
  • Die regelrechte Atmung soll durch die Nase und nicht durch den Mund erfolgen. Wenn die Lippen nicht richtig geschlossen werden können, etwa infolge vorstehender Schneidezähne oder eines zurückliegenden Unterkiefers, kommt es jedoch verstärkt zu einer Mundatmung. Dies kann eine erhöhte Infektanfälligkeit nach sich ziehen.

Somit dient eine kieferorthopädische Behandlung der Zahn- und/oder Kieferfehlstellung nicht nur ästhetischen Zwecken, sondern ist auch für die Gesundheit und die Lebensqualität der Betroffenen sehr wichtig.

Diagnose

Die Diagnose einer Zahnfehlstellung oder auch Kieferfehlstellung (Dysgnathie) stellt der Zahnarzt anhand einer gründlichen Untersuchung von Zähnen und Kiefer. Dabei sind besonders die folgenden Faktoren entscheidend:

  • Zahndurchbrüche,
  • Zahnanzahl,
  • Zahngröße,
  • Zahnform,
  • Zahn- und Bissposition,
  • Kieferverhältnisse sowie
  • Lippen- und Profilverläufe.

Ein verfrühter oder verspäteter Zahndurchbruch, Zahnfehlstellungen oder auffallende (prägnante) Formen der Kieferfehlstellung sind meist schon mit dem bloßen Auge deutlich erkennbar. Ein unharmonisches Profil ist häufig Zeichen einer Fehlstellung im Kieferbereich. Auch Sprechstörungen und Hals-Nasen-Ohren-Probleme sind bei einer Zahn- oder Kieferfehlstellung mögliche Symptome einer Dysgnathie und damit für die Diagnose wichtig.

Nicht jede Kieferfehlstellung oder Zahnfehlstellung erfordert eine kieferorthopädische Behandlung. Anhand von Gebissmodellen, frontalen und seitlichen Röntgenaufnahmen des Schädels sowie Fotografien des Gesichts klärt der Kieferorthopäde, ob er die Dysgnathie behandeln muss und welche Maßnahmen für die Therapie geeignet sind.

Therapie

Damit die Therapie bei einer Kieferfehlstellung oder einer Zahnfehlstellung (Dysgnathie) gelingen kann, sind vor allem der zeitliche Ablauf der kieferorthopädischen Behandlung und die intensive Mitarbeit des Betroffenen wichtig.

Der erste Besuch beim Kieferorthopäden kann beim Kindbereits im Kindergartenalter erfolgen. Der Beginn einer kieferorthopädischen Behandlung ist normalerweise erst etwa zwischen dem 9. und 13. Lebensjahr sinnvoll – also vor Abschluss des Kieferknochenwachstums und während des Zahnwechsels. Werden die Fehlstellungen jedoch frühzeitig erkannt, können die betroffenen Kinder beziehungsweise die Eltern bereits mit einfachen Methoden entgegenwirken – etwa mit spielerischen Muskelübungen. In Ausnahmefällen beginnt die Therapie schon im Milchzahngebiss, zum Beispiel bei besonders schweren Zahn- oder Kieferfehlstellungen wie

Bei Erwachsenen kann zwar die Kieferform nicht mehr beeinflusst werden, die Stellung der Zähne in ihrem Knochenfach dagegen schon. Eine kieferorthopädische Behandlung ist in jedem Lebensalter möglich, solange die Zähne kariesfrei sind und keine Entzündungen im Zahnhalteapparat bestehen.

Herausnehmbare Apparaturen (Zahnspangen)

Personen mit einer Zahnfehlstellung beziehungsweise Kieferfehlstellung (Dysgnathie) sollten die Zahnspangen mehrere Stunden täglich sowie nachts tragen, damit sich die Bisslage schnell verbessern kann. Zum Essen und bei bestimmten Aktivitäten – zum Bespiel beim Sport – sollten Betroffene die Zahnspangen jedoch herausnehmen.

Die in den Zahnspangen integrierten Schrauben dehnen den Kiefer; integrierte Klammern bewirken, dass sich die zu behandelnden Zähne in die gewünschte Richtung verschieben und fixieren zudem die Apparatur im Mund.

Es gibt außerdem Kunststoffblöcke, welche die obere mit der unteren Zahnreihe verbinden und die der Kieferorthopäde im Rahmen einer Funktionskieferorthopädie einsetzt. Man bezeichnet diese Blöcke als Aktivatoren oder Bionatoren. Zu den herausnehmbaren Therapiegeräten zählen zudem die Kopf-Kinn-Kappe oder die Außenspange (Headgear), welche die gesamte Zahnreihe nach hinten verlagern kann.

Tipps für den Umgang mit der Zahnspange

  • Optimalerweise sollten Betroffene mit einer Zahn- und/oder Kieferfehlstellung die herausnehmbare Zahnspange 24 Stunden am Tag tragen. Dies ist im Alltag jedoch schwierig und nicht immer möglich.
  • Um dennoch auf mehrere Stunden Tragezeit am Tag zu kommen, sollte die Spange nur zu folgenden Aktivitäten aus dem Mund genommen werden: Beim Essen, Sport und bei speziellen Anforderungen, zum Beispiel das Erlernen von Fremdsprachen oder Gesangsunterricht.
  • Wenn sich die Zahnspange gerade nicht im Mund befindet, ist es ratsam, sie geschützt in einer dafür vorgesehenen Dose aufzubewahren, um sie vor Schäden zu schützen.
  • Mindestens einmal pro Tag sollte die herausnehmbare Apparatur mit einer weichen Zahnbürste und Zahnpasta gesäubert werden.
  • Eine desinfizierende Reinigung mithilfe von Brausetabletten, wie man sie auch für Prothesen verwendet, ist alle zwei Wochen sinnvoll. Die tägliche Anwendung ist eher ungünstig, da sie das Material der Zahnspange schädigen kann.
  • Das Sprechen mit einer neuen Zahnspange fällt mitunter schwer. Einige Sprachübungen, wie das laute Vorlesen, können eine richtige Aussprache unterstützen.
  • Zahnspangen sollte der Kieferorthopäde regelmäßig kontrollieren und nachstellen. Auch wenn die Spange zwischendurch vielleicht nicht mehr richtig sitzt oder gar drückt, empfiehlt es sich, den Kieferorthopäden aufzusuchen.
  • Es ist ratsam, die Tragezeit der Zahnspange nicht über einen längeren Zeitraum zu unterbrechen, da sich Zähne und Kiefer sehr rasch wieder in die alte Stellung zurückschieben und so erneut eine Zahnfehlstellung beziehungsweise Kieferfehlstellung auftreten kann.
  • Ist die Zahnspange längere Zeit nicht getragen worden, darf man nicht versuchen, sie mit Gewalt in den Mund zurückzusetzen. Der Druck auf die Zähne kann immens sein und mehr schaden als nutzen. Der Kieferorthopäde muss die Spange erst wieder an die aktuelle Situation im Mund anpassen.

Festsitzende Apparaturen

Eine festsitzende Multibandapparatur bewegt die Zähne über viele Monate konstant. Ein Multiband besteht aus Metallplättchen, den sogenannten Brackets, die mittels Kleber in bestimmten Winkeln auf den Zähnen fixiert und über Drähte miteinander verbunden sind. Ihr großer Vorteil ist, dass sie fest am Zahn aufgeklebt sind und daher 24 Stunden am Tag getragen werden. Jedoch muss der Betroffene das Gebiss meist zuerst mithilfe von herausnehmbaren Apparaturen auf die Multibandbehandlung vorbereiten.

Außerdem ist eine intensive und spezielle Zahnpflege nötig, da das Risiko von Karies und Parodontose aufgrund der vielen Stellen, an denen sich Nahrungsreste sammeln, stark steigt. Der Kieferorthopäde oder sein Prophylaxehelfer demonstrieren die korrekte Putztechnik bei festsitzenden Spangen. Zusätzlich sind die regelmäßige professionelle Zahnreinigung und die Versiegelung der Zähne mit durchsichtigen Kunststofflacken sinnvoll.

Materialien der festen Spange

Vor allem Erwachsene scheuen oft die deutlich sichtbaren Stahl-Brackets im Mund. Für sie gibt es bei einer Zahn- beziehungsweise Kieferfehlstellung inzwischen Alternativen aus durchsichtigem Fiberglas oder Keramik, die kaum noch auffallen. Auch Miniatur-Brackets oder goldfarbene Brackets stehen zur Auswahl.

Stahl gilt als optimales Material – abgesehen von der Farbe. Kunststoff-Brackets verformen sich eher; Keramik-Brackets sind zwar optisch am schönsten, aber spröde und können leicht brechen, was neue Kosten verursacht.

Chirurgische Korrekturen

Bei sehr ausgeprägten Kieferfehlstellungen reichen kieferorthopädische Spangen allein häufig nicht aus – vor allem dann nicht, wenn das Knochenwachstum im Kiefer bereits abgeschlossen ist. Hier besteht die Möglichkeit, den Kiefer oder Kieferabschnitte operativ zu verlagern. Diese Eingriffe nehmen Kieferorthopäden und Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen in enger Zusammenarbeit vor. Ob eine Operation wirklich notwendig ist, müssen Arzt und Betroffener anhand der möglichen Vorteile und Risiken des Eingriffs sorgfältig abwägen.

Risiken der kieferorthopädischen Behandlung

Obwohl die Therapie der Zahnfehlstellung das Kiefergelenk eigentlich entlasten sollte, treten in seltenen Fällen während der Behandlung Gelenkschäden auf. Der Grund für diese eigentlich paradoxe Therapie-Nebenwirkung ist noch nicht restlos geklärt.

Das Tragen der Apparaturen schädigt den Zahnschmelz grundsätzlich nicht. Die Drähte der herausnehmbaren Zahnspangen können unter Umständen jedoch leichte Abschilferungen des Schmelzes bewirken, was aber nur selten vorkommt und aufgrund der Dicke des Schmelzes keine größeren Schäden hinterlässt. Der Kunststoff, der für das Fixieren der Brackets bei festsitzenden Apparaturen benutzt wird, lässt sich nach der Behandlung problemlos und ohne Verletzung des Zahns wieder vollständig entfernen.

 

 

 

Kosten der Behandlung

Gesetzlich Versicherte zwischen dem 10. und 18. Lebensjahr können nach den derzeit bestehenden Regelungen die anfallenden Kosten einer notwendigen, "ausreichenden, zweckmäßigen und wirtschaftlichen" kieferorthopädischen Versorgung über die Krankenkasse abrechnen. Darüber hinausgehende Leistungen (z.B. Brackets aus speziellem Material) erstatten die gesetzlichen Krankenkassen jedoch nicht.

Die Kosten werden zwischen Betroffenem und Kieferorthopäden frei und privat vereinbart. Das gilt auch für eine kieferorthopädische Behandlung, die nach dem vollendeten 18. Lebensjahr durchgeführt wird. Ausnahmen sind schwere Kieferanomalien, die sich nur mittels kieferchirurgischer und/oder kieferorthopädischer Therapie behandeln lassen.

Verlauf

Ob sich die Kieferfehlstellung oder eine Zahnfehlstellung (Dysgnathie) durch die Therapie ganz beheben lässt, ist schwer vorauszusagen. Neben der Leistung des Kieferorthopäden und der guten Mitarbeit des Betroffenen hängt der Erfolg der Behandlung vor allem davon ab, welche Fehlstellung vorliegt und wie stark ausgeprägt diese ist.

Wenn die kieferorthopädische Behandlung aber zum richtigen Zeitpunkt erfolgt und die Betroffenen auch die notwendige Nachbetreuung wahrnehmen, ist eine erfolgreiche Behandlung bei fast jedem Gebiss möglich.

Erfolge nach der Behandlung sichern

Nachdem der Arzt die kieferorthopädische Apparatur entfernt hat, geht es vorwiegend darum, den Behandlungserfolg langfristig zu sichern, denn die Zähne bewegen sich auch nach ihrer Korrektur noch weiter. Je umfangreicher die Korrektur der Zahnfehlstellung und/oder Kieferfehlstellung war, desto mehr neigen die Zähne dazu, sich in ihre alte Position zurückzubewegen.

Um die in der Therapie erreichte ideale Stellung zu erhalten, setzt der Kieferorthopäde oder Zahnarzt manchmal sogenannte Retainer ein. Festsitzende Retainer sind nicht sichtbar an der Zungen- beziehungsweise Gaumenseite angebracht; herausnehmbare Versionen halten mit einem dünnen Drahtgestell im Mund. In regelmäßigen Kontrollen überprüft der Zahnarzt den Behandlungserfolg und den Sitz des Retainers.

Vorbeugen

Viele Formen der Zahnfehlstellung und Kieferfehlstellung (Dysgnathie) sind erblich bedingt und lassen sich daher kaum vorbeugen. Konsequentes Tragen der Spange und gute Mitarbeit kann den Erfolg der kieferorthopädischen Behandlung jedoch positiv beeinflussen.

Falls Zahnarzt oder Kieferorthopäde auf schädigende Gewohnheiten hinweisen, die eine Zahnfehlstellung oder Kieferfehlstellung begünstigen, zum Beispiel das Daumenlutschen, empfiehlt es sich für die Betroffenen, sich diese Gewohnheiten bewusst zu machen – und dann gezielt zu vermeiden. Daumenlutschen oder Fingerlutschen verdrängt die oberen Zähne nach vorne, die unteren nach hinten. So entsteht ein offener Biss, der später das Abbeißen und die Lautbildung erschwert. Auch durch Nuckelflaschen kann eine Kieferfehlstellung entstehen, etwa wenn der Säugling oder das Kleinkind stundenlang hieran saugen. Speziell geformte Beruhigungssauger bilden die Form der Brustwarze nach und ermöglichen eine ungestörte Zahnentwicklung. Sie sind später auch leichter abzugewöhnen als der Daumen. Der Zahnarzt oder Kieferorthopäde beraten gerne, welcher Schnuller in welchem Alter geeignet ist.

Zerstörte oder vorzeitig ausgefallene Milchzähne sind ein häufiger Grund für Zahnfehlstellungen. Fehlen ein oder mehrere Milchzähne über längere Zeit, gerät das gesamte Gebiss aus dem Gleichgewicht. Nachbarzähne wandern in die Zahnlücke, kippen nach vorne oder hinten und nehmen den bleibenden Zähnen den Platz. Daher können Eltern bereits im frühen Kindesalter durch eine gute Mundhygiene und Zahnpflege Zahnschäden oder Zahnverluste verhindern und so einer Zahnfehlstellung oder Kieferfehlstellung bei ihren Kindern vorbeugen.