Japanische Enzephalitis: Blick aus einem Zelt mit Stechmücken am Moskitonetz.
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Japanische Enzephalitis: Impfung, Symptome und Verlauf

Von: Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 06.02.2023

Die Japanische Enzephalitis ist eine durch Mücken übertragene Viruserkrankung. Sie tritt vor allem in ländlichen Regionen Asiens, des westlichen Pazifikraums aber auch in Westaustralien auf. Im asiatisch-pazifischen Raum gilt die Japanische Enzephalitis als häufige Ursache einer virusbedingten Gehirnentzündung. Warum und für wen eine Impfung wichtig ist, Symptome und Verlauf der Tropenkrankheit. 

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Zusammenfassung

  • Definition: Durch das Japanisch-Enzephalitis-Virus ausgelöste Infektionskrankheit, die überwiegend im asiatischen Raum vorkommt. 
  • Vorbeugung: Es gibt einen wirksamen Totimpfstoff und weitere vorbeugende Maßnahmen wie lange Kleidung.
  • Symptome: Grippeähnliche Symptome wie Kopfschmerzen und Fieber, aber auch Nackensteifheit und Lähmungserscheinungen.
  • Verlauf und Prognose: Selten kommt es zum Ausbruch der Krankheit, dann ist die Sterberate jedoch hoch. Folgeschäden wie dauerhafte Lähmungen sind möglich.
  • Behandlung: Es gibt keine ursächliche Therapie; Ziel ist die Linderung der Symptome und ein komplikationsloser Verlauf.
  • Diagnose: Nachweis von Antikörpern im Blut oder Nervenwasser und bildgebende Verfahren.

Was ist die Japanische Enzephalitis?

Bei der Japanischen Enzephalitis handelt es sich um eine virusbedingte Infektionskrankheit. Überträger des Japan-Enzephalitis-Virus (JEV) sind Stechmücken. Dabei kann es zu einer Gehirnentzündung (Enzephalitis) und einer zusätzlichen Entzündung der Hirnhäute (Enzephalomeningitis) sowie des Rückenmarks (Enzephalomyelitis) kommen.

Verbreitung

Die Infektionskrankheit ist nicht nur in Japan verbreitet, sondern kommt auch in anderen, vor allem ländlichen Gegenden Asiens vor:

  • Ostasien (wie Japan oder Korea)
  • Südostasien (beispielsweise China, Thailand, Philippinen, Indonesien, Myanmar, Laos, Vietnam, Indonesien oder Kambodscha)
  • Südasien (etwa Indien)

Zudem tritt die Krankheit in Ostsibirien, Nordaustralien und auf der westpazifischen Insel Guam auf. Typischerweise ist die Krankheit in Regionen mit ausgedehnten Wasserlandschaften verbreitet. Hier finden die nachtaktiven Stechmücken, die den Virus übertragen können, optimale Brutstätten. Die Krankheit tritt sowohl epidemisch (zeitlich und örtlich begrenzt) als auch endemisch (dauerhaft in einem bestimmten Gebiet) auf.

Häufigkeit

Schätzungen zufolge kommt es zu etwa 69.000 Fällen mit Symptomen in endemischen Gebieten pro Jahr. Rund 10.000 Betroffene versterben, Fachleute vermuten jedoch eine hohe Dunkelziffer. Zudem hängt die Inzidenz von der Impfquote des Gebiets ab.

In den meisten Fällen sind Kinder betroffen – Erwachsene in Endemiegebieten weisen oft eine Immunität auf. Auch Reisende in endemischen Gebieten können in jedem Alter erkranken. 

Japanische Enzephalitis: Vorbeugung durch Impfung

Vor Reisen in Risikogebiete der Japanischen Enzephalitis sollte man sich über eine mögliche Impfung ärztlich beraten lassen. Eine Impfung wird vor allem Menschen empfohlen, die

  • sich länger als vier Wochen oder 
  • wiederholt für kürzere Zeit nahe von Reisfeldern oder Schweinezuchten aufhalten. 

Dabei erhalten Erwachsene zwei Impfungen, die jeweils im Abstand von einer Woche geimpft werden. Die zweite Dosis sollte rund eine Woche vor der Abreise erfolgen (Schnellimpfschema). Ist ein langanhaltender Impfschutz erforderlich, sollte nach 12 bis 24 Monaten eine Auffrischungsimpfung verabreicht werden. Wer weiterhin einem Ansteckungsrisiko ausgesetzt ist, sollte sich nach 10 Jahren eine erneute Impfung geben lassen.

Zudem gibt es einen zugelassenen Impfstoff mit reduzierter Impfdosis für Kinder. Das Impfschema ist dabei gleich wie bei Erwachsenen. Der Impfstoff ist für Kinder ab zwei Monaten geeignet, ab drei Jahren erhalten Kinder dieselbe Dosis wie Erwachsene.

Weitere vorbeugende Maßnahmen

Neben der Impfung helfen zudem weitere vorbeugende Maßnahmen. Diese zielen in erster Linie darauf ab, einen Mückenstich zu verhindern:

  • Kleidung: Enganliegende, lange Kleidung schützt vor einem Mückenstich. Zudem sollten Socken getragen werden.
  • Insektenschutzmittel: Dieses sollte auf die unbedeckte Haut aufgetragen werden.
  • Moskitonetze: Moskitonetze über dem Bett aufhängen und vor Fenster und Türen anbringen. Bestenfalls zusätzlich mit Insektenabwehrmittel einsprühen.

Welche Symptome können bei der Japanischen Enzephalitis auftreten?

Die meisten Infektionen verlaufen nur mild oder bleiben gänzlich unbemerkt. Bei etwa 0,1 bis 1 Prozent der Fälle entwickelt sich jedoch eine schwere Form. Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen Infektion bis zu den ersten Symptomen, beträgt dann etwa fünf bis 15 Tage. 

Zunächst kommt es nach rund drei bis vier Tagen zu unspezifischen, grippeähnlichen Symptomen wie Fieber und Schnupfen. Im Verlauf sind weitere Beschwerden möglich, die abhängig davon sind, ob sich eine Hirnhautentzündung und/oder Gehirnentzündung entwickelt. Weitere Symptome sind etwa: 

Japanische Enzephalitis: Ursache und Ansteckung

Die Japanische Enzephalitis wird durch das Japan-Enzephalitis-Virus (JEV) ausgelöst. Dieser Erreger gehört, ebenso wie das Dengue-, Gelbfieber- und West-Nil-Virus sowie das FSME-Virus, zu den Flaviviren. Es kommt hauptsächlich bei wild lebenden Vögeln und Schweinen vor und kann sich von dort über blutsaugende Mücken verbreiten. Vor allem während und nach der Regenzeit besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko.

Der Mensch kann sich über Mückenstiche mit dem JEV anstecken: Nachtaktive Stechmücken der Gattung Culex können das Virus bei einer Blutmahlzeit eines infizierten Vogels oder Schwein aufnehmen, anschließend einen Menschen stechen und dabei das Virus übertragen. Die Japanische Enzephalitis gehört somit zu den sogenannten Zoonosen. Von Mensch zu Mensch ist die Krankheit nicht übertragbar, ausgenommen von virushaltigen Bluttransfusionen.

Japanische Enzephalitis: Verlauf und Prognose

Die Japanische Enzephalitis kann einen sehr unterschiedlichen Verlauf nehmen. In vielen Fällen ruft die Infektion keinerlei Beschwerden hervor. Die Prognose hängt zudem vom Alter ab: Kinder und ältere Menschen haben allgemein ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf als gesunde jüngere Erwachsene. Insgesamt zählt die Krankheit zu den schwer verlaufenden Virusinfektionen mit hoher Sterblichkeit von bis zu 50 Prozent.

Die Mehrzahl der Betroffenen überlebt die Virusinfektion und erholt sich vollständig von der Erkrankung – wenn auch über mehrere Wochen bis Monate. In vielen Fällen verbleiben jedoch Schäden am Nervensystem. Mögliche Komplikationen sind dann: 

  • Lähmungen
  • wiederholte Krampfanfälle
  • Sprachstörungen und -verlust 
  • Intelligenz- und Verhaltensstörungen 

Bei infizierten Schwangeren kann das Virus zudem auf das Ungeborene übergehen und schlimmstenfalls eine Fehlgeburt verursachen.

Wer die Infektionskrankheit übersteht, besitzt anschließend eine weitreichende Immunität gegen das Virus – eine erneute Infektion ist damit praktisch ausgeschlossen. Auch eine unauffällige Infektion bedeutet eine lebenslange Immunität.

Wie erfolgt die Behandlung einer Japanischen Enzephalitis?

Da es kein wirksames Mittel gegen die Japanische Enzephalitis gibt, besteht die Behandlung darin, die Symptome zu lindern und den Betroffenen zu helfen, die Erkrankung komplikationslos zu überwinden. Im Fokus stehen vor allem Bettruhe, ausreichende Flüssigkeits- und Nahrungszufuhr sowie die Einnahme schmerzlindernder und beruhigender Medikamente.

Bei einem schweren Verlauf mit Gehirn- und Hirnhautentzündung, müssen Patient*innen im Krankenhaus intensiv überwacht werden, um bei Komplikationen schnell Hilfe zu erhalten. 

Wie lässt sich die Japanische Enzephalitis diagnostizieren?

Der Verdacht auf eine Japanische Enzephalitis kommt auf, wenn jemand nach einem Aufenthalt im Verbreitungsgebiet des JEV eine Entzündung der Hirnhäute und/oder des Gehirns entwickelt. Um die Diagnose zu sichern, sind jedoch weitere Untersuchungen nötig:

  • Nachweis von Antikörpern: mittels Blutuntersuchung oder Liquorprobe (Hirn- oder Rückenmarksflüssigkeit)
  • bildgebende Verfahren wie Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT)
  • neurologische Untersuchungen wie Elektroenzephalographiie (EEG)