MRT-Besprechung bei Metastasen im Kopf.
© Getty Images/Charday Penn

Hirnmetastasen: Symptome und Prognose bei Metastasen im Kopf

Von: Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education), Miriam Funk (Medizinredakteurin und Redaktionsleitung)
Letzte Aktualisierung: 28.07.2023

Fast ein Drittel aller Hirntumoren sind Metastasen, also Tochtergeschwulste von Tumoren aus anderen Körperregionen. Hirnmetastasen entstehen aus Krebszellen, die über Blut, Lymphe oder Nervenwasser (Liquor) ins Gehirn gelangen.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Zusammenfassung

  • Definition: Metastasen im Kopf (Hirnmetastasen) sind Absiedelungen von anderen Krebstumoren (Tochtergeschwulste). Sie treten meist bei Menschen auf, die bereits Metastasen haben, wodurch die Lebenserwartung in den meisten Fällen eingeschränkt ist.
  • Häufigkeit: Zwischen 20 und 40 Prozent aller Menschen mit Krebs entwickeln Hirnmetastasen. Bei Männern ist die häufigste ursprüngliche Krebsart Lungenkrebs, bei Frauen Brustkrebs.
  • Symptome: Ein häufiges erstes Symptom sind Kopfschmerzen. Auch Übelkeit und Schwindel können auftreten. Je nach Ausprägung der Metastasen im Gehirn kommt es zu neurologischen Symptomen wie Sprach- oder Gangstörungen.
  • Diagnose: Tochtergeschwulste im Gehirn können mittels CT oder MRT festgestellt werden.
  • Therapie: Die Behandlung richtet sich nach verschiedenen Faktoren. Infrage kommen Operation, Bestrahlung, Radiochirurgie und Chemotherapie.
  • Verlauf: Die Prognose ist bei Hirnmetastasen im Allgemeinen ungünstig und die durchschnittlich verbleibende Lebenszeit beträgt ohne Behandlung nur wenige Wochen. Mithilfe geeigneter Therapien kann diese Zeit um einige Monate verlängert und die Lebensqualität oft verbessert werden.

Was sind Hirnmetastasen?

Hirnmetastasen sind Krebstumoren, die sich im Gehirn als sogenannte Tochtergeschwulste (Metastasen) anderer Krebsarten entwickeln. Der Ursprung der Metastasen im Kopf ist also ein Tumor, der nicht im Gehirn liegt. Den Ursprungstumor bezeichnen Fachleute als Primärtumor. Der Primärtumor kann Krebszellen zum Beispiel in die Lymph- oder Blutbahn abgeben – er "streut".  Auch über das Nervenwasser (Liquor) können sich Tumorzellen verbreiten und im Rückenmarkskanal oder auf den Hirnhäuten im Gehirn festsetzen. Siedeln sich die Krebszellen hier an und vermehren sich, entstehen Hirnmetastasen.

Grundsätzlich kann jede Krebsart Metastasen im Kopf bilden. Am häufigsten treten Hirnmetastasen bei Menschen mit

  • Lungenkrebs (Bronchialkarzinom),
  • Brustkrebs (Mammakarzinom),
  • Nierenzellkrebs (Nierenzellkarzinom) oder
  • schwarzem Hautkrebs (malignes Melanom) auf.

Generell sind Metastasen im Kopf ein Zeichen dafür, dass sich eine Tumorerkrankung im fortgeschrittenen Stadium befindet.

Ursachen für Metastasen im Kopf

Hirnmetastasen entstehen, wenn bösartige Tumoren in anderen Körperbereichen Tochtergeschwulste im Gehirn bilden. In manchen Fällen ist der Ursprungstumor aber auch unbekannt und muss erst gesucht werden.

Eine Krebsgeschwulst im Gehirn muss jedoch nicht zwangsläufig eine Metastase sein – es kann sich auch um einen primären Hirntumor handeln. Im Gegensatz zu Hirnmetastasen ist ein primärer Hirntumor direkt aus Hirngewebe entstanden und nicht aus einem entfernt liegenden Tumor, der ins Gehirn gestreut hat.

Um herauszufinden, ob ein primärer Hirntumor oder Absiedelungen anderer Krebsarten die Ursachen der Beschwerden sind, kann eine Gewebeprobe (Biopsie) aus der Geschwulst entnommen und unter dem Mikroskop beurteilt werden. So lässt sich feststellen, aus welchem Gewebe die entnommenen Krebszellen ursprünglich entstanden sind:

  • Stammen sie von Hirngewebe ab, handelt es sich um einen primären Hirntumor;
  • stammt das Gewebe aus einer anderen Körperregion, zum Beispiel von einem Tumor in der Lunge, handelt es sich um Metastasen im Kopf.

Symptome bei Hirnmetastasen

Hirnmetastasen können vielfältige Symptome hervorrufen, die in der Regel schnell voranschreiten. Eindeutige Beschwerden treten jedoch erst auf, wenn die Metastasen weiter fortgeschritten sind.

Die möglichen Beschwerden hängen von zahlreichen Faktoren ab, unter anderem von:

  • der Anzahl der Hirnmetastasen,
  • der Lage der Metastasen im Gehirn,
  • dem Ausmaß der Flüssigkeitseinlagerung (Ödem), welche die Hirnmetastasen umgibt und von
  • der Wachstumsgeschwindigkeit der Metastasen.

Kopfschmerzen sind ein sehr allgemeines Symptom – sie treten in vielen (meist harmlosen) Situationen auf. Allerdings können sie auch ein Anzeichen für Hirnmetastasen sein, insbesondere wenn bereits bekannt ist, dass die Betroffenen an Krebs erkrankt sind.

Weitere mögliche Symptome bei Metastasen im Kopf können sein:

Die Absiedelungen können außerdem je nach Lokalisation den Druck im Gehirn erhöhen, was sich durch folgende Symptome äußern kann:

Wie erfolgt die Diagnose von Hirnmetastasen?

Besteht der Verdacht auf Hirnmetastasen, kommt zur Diagnose meist eine Magnetresonanztomographie (MRT) mit oder ohne Kontrastmittel zum Einsatz. Alternativ oder ergänzend kann auch eine Computertomographie (CT) durchgeführt werden.

Bei diesen Verfahren sind die Metastasierungen im Kopf als Strukturen sichtbar, welche Kontrastmittel stark aufnehmen und oft von einer Flüssigkeitsansammlung (Ödem) umgeben sind. Es lässt sich auch erkennen, ob die Metastasen angrenzendes Hirngewebe verdrängen. Manche Hirnmetastasen bluten in das Gewebe ein – das lässt sich im CT gut erkennen.

Eine MRT-Aufnahme stellt Gewebe und Flüssigkeiten besonders gut dar, was bei sehr kleinen Hirnmetastasen für eine genaue Diagnose wichtig ist.

Die Bildaufnahmen sind nicht nur für die Diagnose hilfreich. Auch im weiteren Verlauf der Erkrankung sind CT- oder MRT-Aufnahmen zur Kontrolle während und nach der Therapie üblich.

Ist die Diagnose anhand von CT- oder MRT-Aufnahmen nicht eindeutig oder ist der Ursprungstumor nicht bekannt, kann eine feingewebliche (histologische) Untersuchung einer entnommenen Gewebeprobe (Biopsie) nötig sein.

Darüber hinaus erfolgt eine sorgfältige Untersuchung des ganzen Körpers, um herauszufinden, ob die Metastasierung auch an anderen Körperstellen fortgeschritten ist.

Behandlung von Metastasen im Kopf

Bei der Therapie von Hirnmetastasen arbeiten Fachleute verschiedener medizinischer Fachbereiche zusammen:

  • Neurologie (Fachgebiet für Erkrankungen des Nervensystems)
  • Neurochirurgie (Fachgebiet für Operationen am Gehirn, Rückenmark und an Nerven)
  • Onkologie (Fachgebiet für Krebserkrankungen und deren Therapie)
  • Radiologie (Fachgebiet zur Auswertung und Beurteilung von bildgebenden Verfahren wie CT- und MRT)
  • Strahlentherapie (Fachgebiet für die Behandlung mittels Bestrahlung)

Die beteiligten Fachleute planen die Therapie des*der Patient*in meistens in einer gemeinsamen Tumorkonferenz.

Welche Therapie bei Hirnmetastasen geeignet ist, hängt von mehreren Faktoren ab, so etwa von Lage, Größe und Anzahl der Metastasen im Kopf sowie der Art des Ursprungstumors.

Liegen im Gehirn eindeutig Hirnmetastasen vor, muss der Ursprungstumor, von dem diese Tochtergeschwulste stammen, ausfindig gemacht und ebenfalls behandelt werden – falls dies nicht bereits geschehen ist.

Ursache vieler Beschwerden wie zum Beispiel Übelkeit oder Erbrechen ist häufig ein Ödem, das sich um die Metastasen im Gehirn gebildet hat. Als erste Maßnahme werden dann stark wirksame Kortikoide verabreicht. Diese lindern die Symptome rasch, da sie abschwellend wirken. Allerdings bleibt die Wirkung nicht langfristig erhalten. Darum ist es wichtig, weitere therapeutische Maßnahmen einzuleiten.

Zur Behandlung von Hirnmetastasen stehen zur Verfügung:

Hirnmetastasen: Operation

Einzelne Hirnmetastasen können operativ entfernt werden. Das ist vor allem bei Metastasen einer Krebserkrankung sinnvoll, die über längere Zeit relativ gut – also ohne Rückfall (sog. Rezidiv) – verlaufen ist. Insbesondere größere Metastasen mit einem Durchmesser von drei Zentimetern und mehr werden – wenn möglich – meist operativ entfernt. Eine Operation ist allerdings beispielsweise nur angemessen, wenn die Grunderkrankung und der Zustand des*der Patient*in diesen Eingriff zulassen und wenn der Tumor relativ leicht entfernt werden kann, ohne dass es zu schweren neurologischen Ausfällen kommt.

Liegen bei Betroffenen sehr viele Hirnmetastasen vor, ist eine Operation als Therapie meist nicht angemessen. Doch es gibt Ausnahmen: Lässt sich zum Beispiel die ursächliche Krebserkrankung gut behandeln oder sogar heilen, ist es sinnvoll, auch die Hirnmetastasen operativ zu entfernen.

Generell muss bei jeder Operation sorgfältig der Nutzen des Eingriffs gegenüber einem möglichen Operationsrisiko abgewogen werden. Dabei ist zu bedenken, dass schwere Operationen die Lebensqualität – zusätzlich zur belastenden Gesamtsituation – reduzieren können.

Strahlentherapie zur Behandlung von Hirnmetastasen

Eine Bestrahlung kann mit anderen Therapieverfahren kombiniert werden, so etwa mit einer Operation. Sie kann aber auch als alleinige Maßnahme eingesetzt werden, zum Beispiel, wenn bereits mehrere Metastasen vorliegen oder wenn eine Operation nicht möglich ist. Die Dosis wird in der Regel auf mehrere Einzelbestrahlungen verteilt (sog. fraktionierte Strahlentherapie).

Liegen zahlreiche (multiple) Hirnmetastasen vor, so profitieren die meisten Betroffenen von der Strahlentherapie des gesamten Schädels (Ganzhirnbestrahlung). Bei wenigen, kleineren Hirnmetastasen (bis zu vier Metastasen mit einem Durchmesser von bis zu 2,5 Zentimetern) wird dagegen meist ein radiochirurgischer Eingriff empfohlen.

Radiochirurgie bei Metastasen im Kopf

Bei kleinen Hirnmetastasen mit einem Durchmesser von bis zu drei Zentimetern kann als Alternative die sogenannte Radiochirurgie zum Einsatz kommen: Mit hoher Genauigkeit wird durch diese Form der Strahlentherapie gezielt nur der Tumor zerstört, umliegendes gesundes Gewebe bleibt dagegen verschont.

Chemotherapie

Die Chemotherapie spielt bei der Behandlung von Hirnmetastasen eine eher untergeordnete Rolle. In einigen Fällen von Hirnmetastasen ist sie jedoch allein oder zusammen mit einer Strahlentherapie wirksam. Allerdings ist hierbei wichtig, dass die Krebsart, die ins Gehirn gestreut hat, auch auf die eingesetzten Medikamente (Zytostatika) anspricht. Ein Beispiel sind Hirnmetastasen, die durch ein kleinzelliges Bronchialkarzinom ausgelöst werden.

Lebenserwartung bei Hirnmetastasen

Generell weisen Metastasen immer darauf hin, dass eine Krebserkrankung bereits fortgeschritten ist. Das Auftreten von Hirnmetastasen verschlechtert die Prognose der ursprünglichen Krebserkrankung. Wie lange man mit Hirnmetastasen leben kann, hängt unter anderem von der Art und Anzahl der Hirnmetastasen sowie von der Therapie ab.

Bei Metastasen im Kopf ist die Prognose eher ungünstig. Die durchschnittlich verbleibende Lebenszeit beträgt ohne Behandlung nur wenige Wochen. Mithilfe geeigneter Therapien kann diese Zeit um einige Monate verlängert und die Lebensqualität oft verbessert werden.

Bei Angaben zur Überlebenszeit handelt es sich allerdings um Durchschnittswerte: So kann es raschere Verläufe geben – aber auch Fälle von Personen, die nach der Diagnose noch mehrere Jahre überleben. Viele individuelle Faktoren beeinflussen den Verlauf einer Krebserkrankung mit Hirnmetastasen, so etwa das Alter, die allgemeine Verfassung oder die Anzahl der Metastasen.

Ein möglicherweise um einige Monate verlängertes Leben ist nicht immer eine ausreichende Begründung für eine mitunter sehr belastende Therapie – insbesondere bei Hirnmetastasen mit ungünstiger Prognose und schwerem Verlauf. Hier kann es sinnvoller sein, mildere Therapieverfahren zu wählen, die das gegenwärtige Wohlbefinden verbessern und somit die Lebensqualität des Betroffenen für die verbleibende Zeit erhalten (Palliativbehandlung).

Eine Ausnahme stellen Hirnmetastasen dar, deren Primärtumor Hodenkrebs ist. Sie lassen sich durch eine kombinierte Behandlung aus Bestrahlung und Chemotherapie oft gut behandeln, wodurch die Lebenserwartung in diesen Fällen deutlich steigt.

Kann man Hirnmetastasen vorbeugen?

Es gibt keine direkten Maßnahmen, mit denen Hirnmetastasen vorbeugt werden können. Generell empfiehlt es sich, unnötige Strahlung (v. a. bei Kindern), Kontakt mit krebserregenden Chemikalien und Schadstoffen sowie Sonnenbrand zu vermeiden.

Daneben können eine gesunde Lebensweise, eine abwechslungsreiche, fettarme Ernährung, der Verzicht auf Rauchen und Alkohol sowie regelmäßiger Sport dabei helfen, das allgemeine Risiko für Krebserkrankungen zu senken.

Selbsthilfegruppen/Beratungsstellen: