Ein alter Mann liegt im Krankenhausbett
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Covid-19: Was ist die Todesursache?

Von: Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 29.11.2021

An Covid-19 sterben Menschen. Aber warum eigentlich genau? Wieso hat der Großteil der Betroffenen kaum oder nur leichte Symptome, während andere so schwer erkranken, dass sie die Coronavirus-Infektion nicht überleben? Lesen Sie hier mehr über die Todesursachen.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Covid-19: Woran stirbt man?

Die meisten Menschen sterben an und nicht mit Covid-19. Studien zufolge ist die Erkrankung in den meisten Fällen tatsächlich die alleinige oder wesentliche Todesursache: In rund 82 Prozent der Fälle starben die Menschen an der Infektion und nicht aufgrund einer Vorerkrankung – auch wenn die meisten verstorbenen Covid-19-Patienten Vorerkrankungen hatten.

Doch was genau führt letztendlich zum Tod? Die meisten der untersuchten Verstorbenen erlagen einer von SARS-CoV-2 verursachten Lungenentzündung oder Thrombose. Infolge der Thrombose kommt es häufig zu Lungenembolien. Das hat das Institut für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) in einer Studie herausgefunden. Je mehr über die Todesursache bekannt wird, desto besser können Patienten geschützt werden. Zum Beispiel, indem man ihnen Blutverdünner gibt, um Thrombosen vorzubeugen.

Bei 80 Prozent der Menschen, die mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert – und auch registriert – sind, verläuft die Infektion symptomlos bis milde. Bei 20 Prozent setzt sich das Virus in der Lunge fest und sie erkranken schwer. In Deutschland sind insgesamt 2,6 Prozent aller Menschen mit einer SARS-CoV-2-Infektion in Zusammenhang mit der Erkrankung verstorben.

Fest steht aber: Ein höheres Risiko, einen schweren Verlauf der Krankheit zu erleben, haben ältere und immunschwache Menschen, Raucher, Menschen mit Übergewicht und mit einer oder mehreren Vorerkrankungen. Wer eine schwere Grunderkrankung wie Bluthochdruck, Diabetes, Krebs oder eine Lungen- oder Herz-Kreislauf-Erkrankung hat, den kann eine Infektion wie mit SARS-CoV-2 so schwächen, dass sich die Grunderkrankung verschlimmert und er daran sterben kann. Männer sterben häufiger an Covid-19 als Frauen.

Was genau ist die Todesursache, wenn man an Covid-19 stirbt?

Die häufigsten Todesursachen bei Covid-19 sind Atemstillstand, akutes Lungenversagen und – infolge davon – Herzstillstand. 6,1 Prozent der Covid-19-Patienten erkranken so schwer, dass es zum Lungenversagen, septischen Schock oder Multiorganversagen kommt. Manche von ihnen sterben daran. Häufig führen dann mehrere Komplikationen gleichzeitig zum Tod.

Dem Bundesverband Deutscher Pathologen zufolge haben 154 Obuktionen an verstorbenen Covid-19-Patienten folgende Befunde ergeben:

  • diffuser Alveolarschaden (Entzündung der Lüngenbläschen) mit oder ohne Lungenentzündung (52%)
  • Thrombosen und Thromboembolien (19 %)
  • Mikrothromben (Schädigungen der kleinsten Lungengefäße) (20 %)
  • Endothelialitis (Entzündung der Blutgefäße) (9 %)

Die Lunge wird infolgedessen so sehr geschädigt, dass es zum Lungenversagen kommt. Die Thrombosen können zudem zum Verschluss von Blutgefäßen führen, was den Blutfluss und die Sauerversorgung des Körpers unterbindet und zum Tod führen kann. Ein überschießendes Immunsystem ist offenbar häufig mit daran beteiligt, dass gesunde Zellen angegriffen und zerstört werden und kann zu Organversagen führen.

Für eine Studie haben Forscher in China 191 Patienten mit schweren COVID-19-Erkrankungen beobachtet, um herauszufinden, wer eine höhere Wahrscheinlichkeit hat, an der Erkrankung zu sterben und warum. 54 der 191 Patienten überlebten die Infektion nicht. Die durchschnittliche Zeit bis zu ihrem Tod betrug vom Beginn der Krankheit an 18,5 Tage.

Bei 91 Prozent der Toten stellten die Forscher fest, dass sie entweder ein höheres Alter, Anzeichen einer Sepsis bei der Aufnahme ins Krankenhaus oder Grunderkrankungen wie Bluthochdruck (58 %), Diabetes (36 %) oder eine Herzerkrankung (15 %) hatten.

Dass ältere Menschen ein höheres Risiko haben, an Covid-19 zu sterben, könnte daran liegen, dass ihr Immunsystem altersbedingt geschwächt ist und deshalb die Lungenentzündung schwerer verlaufen kann. Das Virus kann sich dann schneller vermehren und Herz, Gehirn und andere Organe nachhaltig schädigen.

Die Patienten, die starben, entwickelten mit höherer Wahrscheinlichkeit eine Sepsis (100 %), akutes Atemnotsyndrom (98 %), Herzversagen (52 %), einen septischen Schock (70 %), akutes Nierenversagen (50 %) oder Sekundärinfektionen, zum Beispiel mit Bakterien (50 %).

Wie kommt es zu den Komplikationen?

Wer einen schweren Verlauf von Covid-19 erlebt, bekommt zunächst eine Lungenentzündung. Das ist auch bei Patienten, die schwer an der saisonalen Grippe erkranken, häufig der Fall. Menschen mit chronischen Vorerkrankungen sind anfälliger für Infektionen und entwickeln häufiger schwere Symptome. Für Sie ist es besonders wichtig, sich vor einer Ansteckung mit Covid-19 zu schützen.

Video: So schützen Sie sich vor dem Coronavirus

Bei einer Lungenentzündung vermehrt sich das Virus in der Lunge, ruft dort eine starke Immunreaktion hervor und zerstört das Lungengewebe. Kann der Körper sich nicht gegen die Viren wehren, kann es zum Lungenversagen (akuten Atemnotsyndrom) kommen. Der Gasaustausch in der Lunge funktioniert nicht mehr und der Patient muss künstlich beatmet werden.

Doch nicht alle Patienten, bei denen die Erkrankung tödlich verläuft, sterben unmittelbar an den Folgen der Lungenentzündung. Wer zuvor eine Herz-Kreislauf-Erkrankung hatte, hat ein höheres Risiko, dass sein Herz infolge der Infektion weiter geschädigt wird. Das ist auch bei einer Grippe der Fall. Bei einem schweren Verlauf von Covid-19 kommt es häufig zu Atemnot – das Herz muss mehr arbeiten, um den Körper weiterhin mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen. Das belastet das Herz-Kreislauf-System. Die Patienten können an Herzversagen sterben.

Auch eine Sepsis kommt als Todesursache infrage. Dabei handelt es sich nicht um eine Blutvergiftung in dem Sinne, wie der umgangssprachliche Begriff vermuten lässt. Sondern um eine Überschussreaktion des Körpers. Schafft der Körper es nicht, das Virus zu bekämpfen und die Entzündung lokal zu halten, breitet sich der Erreger über das Blut im Körper aus. Der reagiert mit einer heftigen Immunantwort. Manchmal so heftig, dass er sogar körpereigenes Gewebe und Organe angreift. Der Blutdruck fällt ab und der Körper kann die Organe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgen.

Das wiederum kann Organversagen zur Folge haben. Menschen, die sehr schwer an Covid-19 erkrankt sind, können deshalb auch an akutem Nierenversagen oder multiplem Organversagen sterben.

Symptome einer Sepsis sind zum Beispiel niedriger Blutdruck, Herzrasen, Fieber, eine schnelle, schwere Atmung, ein starkes Krankheitsgefühl und plötzliche Verwirrtheit.

Wer an Covid-19 oder Grippe erkrankt, ist außerdem anfälliger für bakterielle Infektionen, die sich zuätzlich zur Virusinfektion entwickeln können. Deshalb ist eine Pneumokokken-Impfung als Schutzmaßnahme sinnvoll.