Richtig lüften: 5 Regeln in Coronazeiten
Zu AHA kommt L hinzu: Denn Lüften ist jetzt im Herbst genauso wichtig wie Abstand halten, Hygiene beachten und Alltagsmaske tragen – gerade angesichts der steigenden Infektionszahlen in der kalten Jahreszeit. Wie Sie richtig lüften, lesen Sie hier.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Aerosole: So gefährlich sind sie
Schon lange warnen Wissenschaftler davor, dass die Ansteckungsgefahr in ungelüfteten Räumen hoch ist. Der Grund dafür sind Aerosole: Partikel, die beim Ausatmen in die Luft gelangen und potenziell Viren enthalten. Sie sind so klein, dass sie nicht mehr der Schwerkraft unterliegen und über längere Zeit in der Luft schweben können.
Jetzt im Herbst wird diese Gefahr besonders akut. Denn wenn es draußen kalt ist, halten wir uns mehr in Innenräumen auf und öffnen seltener die Fenster. Wird ein Raum nicht gelüftet, reichert sich die Luft darin mit Aerosolen an. "Eine infizierte Person reicht aus, damit ein Raum innerhalb von ein paar Minuten voll mit Aerosolen ist", sagte Martin Kriegel, Aerosol-Experte und Leiter des Hermann-Rietschel-Instituts der TU Berlin, in einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Gerade dass die Teilchen so klein sind, macht sie gefährlich: Sie können tief in die Lunge eingeatmet werden. Und mit ihnen eventuell enthaltete Coronaviren.
Regelmäßiges Stoß- und Querlüften kann das Risiko einer Infektion deutlich reduzieren. "Das Lüften ist meiner Meinung nach eine sehr effektive Präventivmaßnahme, wenn wir über das Thema der sogenannten Aerosolübertragung sprechen", sagte Martin Kriegel bei der Pressekonferenz am 8. Oktober. "Je mehr Luft Sie reinbringen, desto weniger Risiko haben wir." Man müsse sich zwar darüber bewusst sein, dass die Anzahl potenziell ansteckender Teilchen in Räumen nie null sein wird. Aber: "In gut gelüfteten Räumen haben wir keine solchen Superspreader-Events." In schlecht belüfteten Räumen sollte man sich möglichst gar nicht oder jedenfalls nicht lange aufhalten.
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So lüften Sie richtig: 5 Regeln
1. Querlüften
Um einen möglichst effektiven Luftaustausch zu gewährleisten, ist es sinnvoll, gegenüberliegende Fenster zu öffnen, damit es zu einem Durchzug kommt. Achten Sie darauf, dass die Tür zu anderen Räumen geschlossen ist, da sonst potenziell infektiöse Aerosole mit dem Luftstoß in andere Räume getragen werden könnten.
2. Stoßlüften
Am besten mehrere Fenster pro Raum komplett öffnen und für mindestens 3 bis 10 Minuten frische Luft in den Raum hineinlassen. Hustet oder niest jemand, sollte man möglichst sofort stoßlüften.
3. Regelmäßig lüften
Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin empfiehlt, Büroräume mindestens alle 60 Minuten und Besprechungsräume alle 20 Minuten stoßzulüften. In Räumen, in denen Sport getrieben wird, sollte man die Luft sogar jede Stunde fünfmal durch frische ersetzen. Aber auch zu Hause sollten Sie auf regelmäßigen Luftaustausch achten. Und zwar umso mehr, wenn Sie Besuch haben. Generell gilt beim Lüften: Je häufiger, desto besser. Und denken Sie daran: Kalte Raumluft ist nicht gleichbedeutend mit frischer Luft!
4. Fenster auf Kipp lassen
Durch ein gekipptes Fenster gelangt nicht viel Luft in den Raum. Dennoch kann das Dauerlüften mit gekippten Fenstern dazu beitragen, die Viruskonzentration in der Raumluft zu reduzieren. Allerdings ist das bei aufgedrehter Heizung energetisch unvorteilhaft.
5. Lüftungsanlagen richtig einstellen
Mit Lüftungsanlagen lässt sich richtiges Lüften automatisch umsetzen. Damit aber auch wirklich nur frische Luft hineinkommt und nicht bestehende Luft umgewälzt wird, empfiehlt das Umweltbundesamt, bei Lüftungsanlagen den Anteil der Umluft gegen Null zu fahren. Übrigens: Mobile Luftreiniger ersetzen das Lüften nicht!
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