Man sieht einen Notfalleinsatz im Krankenhaus.
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Anaphylaktischer Schock (allergischer Schock)

Von: Onmeda-Redaktion, Brit Weirich (Medizinautorin, M.A. Mehrsprachige Kommunikation)
Letzte Aktualisierung: 21.12.2021

Ein anaphylaktischer Schock (allergischer Schock) entwickelt sich innerhalb von wenigen Sekunden bis Minuten. Ohne sofortige Hilfe kann er einen lebensbedrohlichen Verlauf nehmen. Lesen Sie, woran man einen anaphylaktischen Schock erkennt und wie man im Notfall handeln sollte.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Anaphylaktischer Schock (allergischer Schock)

Was ist ein anaphylaktischer Schock?

Ein anaphylaktischer Schock ist die schwerste Form einer allergischen Reaktion.

Unter dem Begriff "Anaphylaxie" versteht man in der Medizin eine akute allergische Reaktion, die in verschiedenen Körperbereichen Symptome hervorruft, wie

Ein allergischer Schock ist die stärkst mögliche allergische Reaktion. Meist wird er ausgelöst durch Allergene wie Insektengift, Nahrungsmittel oder Medikamente, auf die der oder die Betroffene besonders heftig allergisch reagiert. Ein allergischer Schock ist lebensbedrohlich und kann ohne Hilfe innerhalb kurzer Zeit zum Herz-Kreislauf-Stillstand führen.

Ein anaphylaktischer Schock zeigt sich meist bereits wenige Sekunden bis etwa 20 Minuten nach dem Kontakt mit dem Allergen (wie nach einem Wespenstich). Typische Symptome sind zum Beispiel:

Die typischen Symptome, die ein allergischer Schock hervorruft, entstehen dadurch, dass

  • sich die Blutgefäße weiten,
  • sich Wasser im Gewebe einlagert,
  • der Blutdruck fällt,
  • der Puls abflacht und
  • die Organe schlechter durchblutet werden.

Der oder die Betroffene kann schließlich das Bewusstsein verlieren.

Eine anaphylaktische Reaktion lässt sich dabei in vier Schweregrade einteilen.

Anaphylaktische Reaktion: Schweregrade

GradSymptome
Grad I:Haut:Juckreiz, Hautrötung, Quaddeln, Schwellungen
Grad II:Haut: Juckreiz, Hautrötung, Quaddeln, Schwellungen
Magen-Darm-Bereich:Übelkeit, Bauchkrämpfe, Erbrechen
Atemwege:laufende Nase, Heiserkeit, Atemnot
Herz-Kreislauf-System:Herzrasen, Butdruckabfall, Herzrhythmusstörungen
Heiserkeit
Grad III:Haut: Juckreiz, Hautrötung, Quaddeln, Schwellungen
Magen-Darm-Bereich: Erbrechen, Stuhldrang, unwillkürlicher Stuhlabgang
Atemwege: Kehlkopfschwellung, erschwertes bzw. asthmaähnliches Atmen durch Verkrampfen der Bronchialmuskulatur, Blaufärbung der Haut (Zyanose)
Herz-Kreislauf-System:Schock (Organe beginnen, zu versagen)
Erbrechen (Emesis)
Grad IV:Haut: Juckreiz, Hautrötung , Quaddeln, Schwellungen
Magen-Darm-Bereich: Erbrechen, Stuhldrang, unwillkürlicher Stuhlabgang
Atemwege:Atemstillstand
Herz-Kreislauf-System:Herzstillstand

Ohne rechtzeitige Therapie kann ein anaphylaktischer Schock tödlich verlaufen. Rufen Sie daher bei den ersten Anzeichen den Notarzt (112)!

Anaphylaktischer Schock: Ursachen

Die Ursache für einen anaphylaktischen (allergischen) Schock ist in der Regel eine Typ-I- oder Typ-2-Allergie. Betroffene können einen anaphylaktischen Schock entwickeln, wenn sie in Kontakt mit dem Allergen – also der Substanz, auf die sie allergisch reagieren – kommen.

Folgende Auslöser sind am häufigsten Ursache für einen anaphylaktischen Schock:

Ein allergischer Schock kann auch im Rahmen einer sogenannten Hyposensibilisierung auftreten. Bei dieser speziellen Form der Allergie-Therapie erhält der Betroffene das auslösende Allergen über einen längeren Zeitraum in allmählich steigender Dosis. Um sicherzugehen, dass es zu keiner übersteigerten allergischen Reaktion kommt, sollten Betroffene deshalb nach dem Verabreichen der Dosis für mindestens 30 Minuten unter ärztlicher Beobachtung beziehungsweise in der Arztpraxis bleiben.

Aber auch Kontrastmittel bei Röntgenuntersuchungen oder bestimmte Medikamente, die per Spritze verabreicht werden (z. B. Schmerz- oder Betäubungsmittel), kommen als Auslöser eines anaphylaktischen Schocks infrage. Hier liegt jedoch oft keine allergische Reaktion im eigentlichen Sinne vor – es handelt sich vielfach um einen nichtallergischen beziehungsweise pseudoallergischen Mechanismus, der zugrunde liegt. Auch wenn das Ursachengeschehen ein anderes ist, muss der anaphylaktische Schock in diesen Fällen dennoch genauso rasch behandelt werden.

Falls bei Ihnen eine Kontrastmittelallergie bekannt ist, setzen Sie vor einer Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel unbedingt die behandelnden Ärztinnen und Ärtze darüber in Kenntnis. So kann der Arzt oder die Ärztin bereits im Vorfeld auf eine andere Untersuchungsmethode oder ein anderes Kontrastmittel ausweichen.

Auch bei einer bereits bekannten Penicillinallergie sollten Sie unbedingt daran denken, Ihren Arzt oder Ihre Ärztin darüber zu informieren: Er oder sie auf kann dann auf ein alternatives Antibiotikum zurückgreifen.

Wichtig zu wissen: Ein anaphylaktischer Schock kann auch scheinbar "harmlose" Ursachen haben. So kann es zum Beispiel bei einer Erdnussallergie bereits durch winzigste Mengen Erdnuss zum allergischen Schock kommen.

Anaphylaktischer Schock: Diagnose

Ein anaphylaktischer Schock (allergischer Schock) ist in der Regel daran zu erkennen, dass kurz nach einem auslösenden Ereignis – wie einem Insektenstich oder einer Kontrastmittel-Injektion – typische Symptome auftreten, wie:

Ein allergischer Schock ist ein lebensbedrohlicher Zustand und erfordert eine rasche Behandlung durch einen Notarzt (112).

Der Arzt stellt bei einem anaphylaktischen Schock anhand der typischen Anzeichen die Diagnose, misst Puls und Blutdruck und beginnt unverzüglich mit der Therapie. In der Klinik können weitere Untersuchungen folgen (wie Blutuntersuchungen, EKG) und Behandlungen folgen.

Anaphylaktischer Schock: Therapie

Ein anaphylaktischer Schock (allergischer Schock) ist ein Notfall und erfordert eine sofortige Therapie durch einen Notarzt. Sofern möglich, ist es wichtig, den Kontakt zum auslösenden Allergen sofort zu stoppen (z. B. eine Kontrastmittel-Infusion).

Bringen Sie den Betroffenen oder die betroffene bei einem anaphylaktischen Schock in die sogenannte Schocklage (Körper flach, Beine angehoben) und rufen Sie den Notarzt (112)! Bei starken Atemproblemen kann anstelle der Schocklage eine Lagerung mit aufrechtem Oberkörper jedoch besser sein. Sollte es zum Atemstillstand kommen, beginnen Sie mit Wiederbelebungsmaßnahmen und führen Sie diese bis zum Eintreffen des Rettungswagens fort.

Lesetipp: Erste Hilfe bei anaphylaktischem Schock

Der Notarzt oder die Notärztin legt einen Zugang in eine Vene, über die er oder sie verschiedene Medikamente verabreicht, wie:

Zusätzlich gibt der Arzt oder die Ärztin teilweise Beta-2-Sympathomimetika. Diese Substanzen erweitern die Bronchien und sind hilfreich, wenn der anaphylaktische Schock dazu führt, dass die Atemwege zuschwellen. Außerdem erhält der oder die Betroffene Sauerstoff über eine Sauerstoffmaske.

Nach der Notfall-Behandlung muss der oder die Betroffene unverzüglich auf der Intensivstation einer Klinik untersucht und weiterbehandelt werden, da sich die anaphylaktische Reaktion wiederholen kann.

Manchen Menschen ist bereits bekannt, dass bei ihnen – zum Beispiel nach Insektenstichen – eine starke allergische Reaktion auftritt, die zu einem anaphylaktischen Schock führen kann. Für diese Menschen ist es sinnvoll, ein Notfallset bei sich zu führen. Es enthält einen sogenannten Autoinjektor, mit dem sich der Betroffene im Notfall (direkt nach einem Wespenstich etc.) selbst Adrenalin in den Oberschenkelmuskel spritzen kann.

Neben dem Autoinjektor gehören zum Notfallset noch weitere Medikamente wie ein Glukokortikoid-Präparat und ein Antihistaminikum. So kann sich der oder die Betroffene schnell selber helfen beziehungsweise durch eine Begleitperson sofort versorgt werden – vor allem in Situationen, in denen eine rasche notärztliche Hilfe nicht möglich ist. Wer ein solches Notfallset mit sich führt, sollte sich die Gebrauchsanleitung gut durchlesen und offene Fragen ärztlich oder in der Apothekte abklären lassen.