Eine Mutter spricht mit iherer Tochter.
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Stottern, Poltern und Stammeln

Von: Onmeda-Redaktion, Astrid Clasen (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 23.12.2021

Kinder stottern, poltern oder stammeln zwar oft auffällig, wenn sie sprechen lernen – dies hört aber bald von selbst wieder auf. Stottert, poltert oder stammelt ein Kind jedoch weiter, hat es möglicherweise eine Sprachstörung und / oder Sprechstörung, die eine geeignete Behandlung nötig macht.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Stottern, Poltern und Stammeln

Bei Sprechstörungen sind Redefluss und Lautbildung beziehungsweise Aussprache (Artikulation) der Sprache gestört, was in der Regel bis zu einem Alter von fünf Jahren in einem gewissen Ausmaß normal ist. Bei Kindern mit Sprachstörungen hingegen sind die Sprachentwicklung und das Sprachverständnis nicht altersgerecht. Stottern ist eine Sprechstörung, während Poltern und Stammeln kombinierte Sprach- und Sprechstörungen sind:

  • Beim Stottern (Balbuties) ist der Redefluss gestört und durch stottertypisches unflüssiges Sprechen gekennzeichnet.
  • Beim Poltern ist die Sprechgeschwindigkeit erhöht; die Betroffenen machen viele Fehler.
  • Beim Stammeln (Dyslalie) treten Fehler in der Lautbildung auf, die für das Entwicklungsalter nicht normal sind.

Zu Stottern, Poltern und Stammeln kann es kommen, wenn Kinder keine normale Sprachentwicklung durchlaufen. Worin genau die Ursachen der Sprachstörungen und Sprechstörungen liegen, bleibt manchmal unklar.

Allgemein können erbliche, körperliche und psychosoziale Einflüsse bei der Entstehung solcher Störungen eine Rolle spielen. Allerdings können Stottern, Poltern und Stammeln auch durch viele andere Faktoren (z.B. Zweisprachigkeit, Hörstörungen, verminderte Intelligenz) bedingt sein, weshalb eine gründliche Diagnose ratsam ist.

Besteht der Verdacht, dass Sprache oder Sprechen bleibend gestört sein könnten, ist es wichtig, der Störung möglichst frühzeitig genau auf den Grund zu gehen und so die geeignete Therapie gegen das Stottern, Poltern oder Stammeln einleiten zu können.

Um ein Stottern, Poltern oder Stammeln bei Kindern zu vermeiden, ist es empfehlenswert, die Sprache und das Verständnis zu schulen – zum Beispiel, indem man viel redet oder Lieder singt. Wenn sich die Sprachstörung oder Sprechstörung bei einem Kleinkind dennoch hartnäckig hält, ist es immer ratsam, ärztliche Hilfe zu suchen, denn nur so kann man sicherstellen, dass sich das Kind optimal weiterentwickelt.

Definition

Stottern, Poltern und Stammeln sind verschiedene Störungen des Sprechens und / oder der Sprache:

  • Bei Sprechstörungen sind Redefluss und Lautbildung beziehungsweise Aussprache (Artikulation) der Sprache gestört – Fähigkeiten, für die eine koordinierte Zusammenarbeit der motorischen und sensorischen Sprachregion des Gehirns, des Sprechapparats und der Stimme nötig ist. Eine Sprechstörung geht mit einer beeinträchtigten motorischen Lauterzeugung einher und kann die mündliche (verbale) Verständigung behindern. Sprechstörungen sind in der Regel bis zu einem Alter von fünf Jahren in einem gewissen Ausmaß normal.
  • Bei Sprachstörungen sind Sprachentwicklung und Sprachverständnis nicht altersgerecht entwickelt. Unter anderem können einzelne körperliche Erkrankungen, besonders des Nervensystems, die normale Entwicklung der Sprache verlangsamen oder eine bereits erlernte Sprachfähigkeit wieder vermindern. Daher können Sprachstörungen bei Kindern Anzeichen für seltene und komplexe Krankheiten sein.

Stottern (auch Balbuties genannt) ist eine Sprechstörung, bei welcher der Redefluss durch Verspannungen der Sprechmuskulatur und / oder schnelle Wiederholungen von Lauten, Silben oder Wörtern unterbrochen ist – es entstehen stottertypische Sprechunflüssigkeiten. Etwa 5 Prozent der 5-jährigen Jungen und 2 Prozent der 5-jährigen Mädchen sind Stotterer.

Poltern ist eine Kombination aus Sprachstörungund Sprechstörung, bei der das Sprechtempo überstürzt und unregelmäßig ist und das Sprechen mit vielen Fehlern einhergeht, sodass die Verständlichkeit beeinträchtigt ist. Die Störung liegt nicht im Sprechvorgang selbst, sondern in der gedanklichen Vorbereitung. Das Poltern kommt bei etwa 1 bis 1,5 Prozent der 7-jährigen Kinder vor.

Stammeln (auch Dyslalie genannt) ist ebenfalls eine kombinierte Sprach- und Sprechstörung – wer stammelt, macht Fehler in der Lautbildung, die für das Entwicklungsalter nicht normal sind. Etwa 7 Prozent der 5-jährigen Jungen und 2 Prozent der 5-jährigen Mädchen haben eine solche deutlich ausgeprägte Lautbildungsstörung.

Sprachentwicklung

Sprach- und Sprechstörungen wie Stottern, Poltern und Stammeln können entstehen, wenn bei Kindern keine normale Sprachentwicklung stattfindet.

Sprache ist unser wichtigstes Mittel zur Kommunikation mit der Umwelt. Die "normale" Sprache entsteht durch ein erstaunliches Zusammenspiel von Muskeln, Knochen, Bindegewebsapparat, Zahnstellung und Form der Stimmbänder. Der Sprechvorgang ist zwar untrennbar mit unseren Gefühlen verbunden, für seine Steuerung ist trotzdem das Gehirn zuständig. Die Sprachentwicklung von Kindern läuft so ab:

  • Zwischen dem 3. und 5. Lebensmonat beginnt die wahrnehmbare Sprachentwicklung mit der Bildung von ersten Vokalen und Blas- sowie Schreilauten.
  • Danach verwenden Kinder zunehmend mehr Konsonanten.
  • Ab dem 6. Monat beginnen Kinder, Sprache nachzuahmen. Lange Zeit ist dabei das Sprachverständnis (rezeptive Sprache) weiterentwickelt als der sprachliche Ausdruck (expressive Sprache).
  • Zwischen 12 und 18 Monaten sprechen Kleinkinder die ersten Wörter.
  • Im Alter von 2 Jahren sind Zweiwortsätze die Regel.
  • Ab dem Kindergartenalter können sie sich dann in vollständigen und grammatikalisch meist richtigen Sätzen unterhalten, auch wenn sie teilweise noch Schwierigkeiten mit der richtigen Aussprache haben.

Wenn ein Kleinkind sprechen lernt, sind Stottern, Poltern oder Stammeln oft auffällige Anteile der normalen Sprachentwicklung – bald lassen sie von selbst wieder nach. In manchen Fällen treten jedoch Mängel in der Sprachentwicklung auf, die zu Sprachstörungen und Sprechstörungen im Kindesalter führen: Dann ist eine geeignete Behandlung nötig.

Sprechen erscheint für den Gesunden ganz einfach – es geschieht fast wie von selbst. Jedoch sind bei einem so komplexen System viele Störungen, Behinderungen und Einflüsse möglich, die uns "die Sprache verschlagen" können. Um Störungen des Sprechens und der Sprache – wie Stottern, Poltern oder Stammeln – bei Kindern zu erkennen und zu behandeln, ist es je nach Fall wichtig, dass Fachleute verschiedener Bereiche zusammenarbeiten: Dies sind zum Beispiel Kinderärzte, Kinder- und Jugendpsychiater, Hals-Nasen-Ohren-Ärzte, Neurologen oder Sprachheiltherapeuten (Logopäden).

Ursachen

Worin Stottern, Poltern und Stammeln ihre Ursachen haben, ist aufgrund der Komplexität von Sprache und Sprechen nicht immer genau einzugrenzen.

Allgemein kommen für die Entstehung von Sprech- und Sprachstörungen erbliche, körperliche und psychosoziale Faktoren infrage. Jedoch ist es immer ratsam, andere Ursachen für das Stottern, Poltern und Stammeln durch eine umfassende Diagnostik auszuschließen: So kann auch Folgendes für die Entstehung einer Sprech- und Sprachstörung verantwortlich sein:

  • gesellschaftliche und kulturelle Faktoren (z.B. Zweisprachigkeit),
  • Beeinträchtigungen im Bereich der Bewegungsabläufe (Motorik) oder der Sinne (z.B. Hörstörungen) sowie
  • eine verminderte Intelligenz.

Stottern

Stottern (Balbuties) hat meist mehrere Ursachen, die in der Seele, im Nervensystem und auch in der Erbanlage der Betroffenen zu finden sein können:

  • Psychogene Ursachen: Teils können die Umstände der ersten Lebensjahre und der Sprachentwicklung das Stottern bestimmen. Bei fast 70 Prozent der Stotterer sind psychogene (d.h. seelisch bedingte) Einflüsse nachzuweisen und nur bei 20 Prozent sind sie als Ursachen für die Sprechstörung sicher auszuschließen.
  • Neurologische Ursachen: Ein Großteil der stotternden Kinder weist organische Auffälligkeiten am Gehirn auf. Außerdem stottern rund 20 Prozent aller Kinder, die eine Hirnschädigung haben.
  • Erbliche Ursachen: Der erbliche Einfluss bei der Entstehung von Stottern ist zwar nicht so hoch wie früher vermutet, jedoch ist in etwa 8 Prozent der Fälle eine erbliche Komponente nachzuweisen.

Poltern

Worin Poltern seine Ursachen hat, ist nicht umfassend geklärt. Da diese kombinierte Sprach- und Sprechstörung in manchen Familien gehäuft auftritt, scheint Vererbung bei ihrer Entstehung eine Rolle zu spielen.

Stammeln

Stammeln (Dyslalie) kann verschiedene Ursachen haben. Ungefähr bis zum vierten Lebensjahr ist das Stammeln ein Teil der normalen Sprachentwicklung bei Kindern. Wenn das Kind über dieses Alter hinaus weiterhin stammelt, ist die Sprach- und Sprechstörung in zehn Prozent der Fälle wahrscheinlich erblich bedingt.

Stammeln kann aber auch durch nachlässiges Sprechen, mangelnde Förderung oder Probleme mit Lippen, Zunge, Zähnen oder dem Hörvermögen entstehen. Gelegentlich verursacht auch eine tiefer gehende Störung im Gehirn eine Dyslalie, wobei diese dann nur eins von vielen Symptomen ist.

Symptome

Beim Stottern, Poltern und Stammeln stehen die Symptome der jeweiligen Sprachstörung und / oder Sprechstörung im Vordergrund. Neben den Auffälligkeiten in der Sprache oder beim Sprechen treten jedoch bei etwa der Hälfte aller Sprachstörungen und Sprechstörungen begleitende psychische Auffälligkeiten auf – wie:

Es ist wichtig, diese Begleitsymptome bei der Behandlung von Stottern, Poltern und Stammeln nicht außer Acht zu lassen.

Stottern

Stottern (Balbuties) ist durch Symptome einer reinen Sprechstörung gekennzeichnet: Stotterer wiederholen und dehnen Laute beziehungsweise Silben. Diese Unflüssigkeiten beim Sprechen betreffen mehr als drei Prozent der geäußerten Silben.

Je nach Ausprägung der Symptome kann man beim Stottern drei Formen unterscheiden:

  • Klonisches Stottern: Die Stotterer wiederholen Silben oder Wörter häufig und wiederholen einzelne Buchstaben beim Beginn des Sprechens ("D-D-D-Demosthenes")
  • Tonisches Stottern: Die Stotterer dehnen Laute und ihr Redefluss bleibt stecken ("Demmm...osthenes")
  • Tonisch-klonisches Stottern: Mischung beider Formen

Begleitend ist der Körper von Stotterern häufig beim Sprechen angespannt. Teile des Gesichts oder des Körpers bewegen sich beim Stottern mit und der natürliche Atemfluss kommt ins Stocken. Je nach Situation treten auch vegetative Symptome auf (vegetativ bedeutet: durch das Nervensystem bedingt, das dem Einfluss des Bewusstseins entzogen ist): Stotterer erröten, schwitzen und atmen unregelmäßiger.

Langjährige Stotterer vermeiden oft bestimmte Laute und Wörter. Sie versuchen, ihre Sätze so aufzubauen, dass sie stotteranfällige Passagen mehr oder weniger geschickt umgehen können. Interessant ist die Beobachtung, dass das Stottern beim Singen meist nicht auftritt – und auch beim Sprechen zu Tieren verschwinden die Symptome der Sprechstörung in der Regel. Dies kann für die Behandlung von Nutzen sein.

Poltern

Anders als beim Stottern bestehen beim Poltern kombinierte Symptome einer Sprachstörung und Sprechstörung. Wer poltert, hat einen gestörten Redefluss: Typisch hierfür sind zum Beispiel überstürztes Sprechen, Verschlucken von Lauten und eine verminderte Verständlichkeit. Dabei wirkt das Sprechen hastig und die Aussprache verwaschen.

Wenn Kinder poltern, verstärken sich die Symptome oft zu Beginn der Pubertät. Im Gegensatz zum Stottern verbessert sich das Sprechen jedoch, wenn die Kinder vor fremden Personen reden oder wenn sich die Aufmerksamkeit auf sie richtet (d.h. wenn sich die Betroffenen auf den Sprechvorgang konzentrieren). Auch Wiederholungen von Lauten oder ein Zögern im Redefluss kommen beim Poltern nicht vor. In vielen Fällen ist zusätzlich die Sprachentwicklung verzögert. Die Betroffenen können impulsive Persönlichkeitszüge zeigen.

Stammeln

Stammeln (Dyslalie) äußert sich wie das Poltern durch Symptome einer Sprach- und Sprechstörung. Trotz normaler sprachlicher Fähigkeiten und normaler Intelligenz machen stammelnde Kinder beim Sprechen deutliche Fehler: Es fehlen einzelne Laute, welche die Kinder verzerren oder durch andere ersetzen ("Dabel" statt "Gabel", "Neemann" statt "Schneemann"). Dadurch entsteht der Eindruck einer Babysprache. Dreijährige haben eher Probleme mit p-, b- und t-Lauten, Sechsjährige hingegen mit r-, s-, f-, z- und l-Lauten.

Abhängig von der Anzahl fehlerhaft gebildeter oder verwendeter Laute kann man beim Stammeln verschiedene Formen unterscheiden:

  • Einfaches Stammeln (partielle Dyslalie): Die Symptome beschränken sich auf den Ausfall von ein oder zwei Lauten, die Sprache bleibt gut verständlich.
  • Mehrfaches Stammeln (multiple Dyslalie): Es fehlen mehrere Laute; die Verständlichkeit ist vermindert.
  • Universelles Stammeln: Die Symptome der Sprachstörung sind hochgradig ausgeprägt und betreffen eine Vielzahl von Lauten; die Sprache ist unverständlich.

Abhängig vom betroffenen Laut (Phon) sind beim Stammeln folgende Lautfehlbildungen zu unterscheiden:

  • Lispeln (Sigmatismus): fehlgebildete S- und Zischlaute
  • Schetismus: fehlgebildete Sch-Laute oder Lautverbindungen
  • Rhotazismus: fehlgebildetes stimmhaftes R

Diagnose

Beim Stottern, Poltern oder Stammeln erfolgt die Diagnose meist durch einen Kinderarzt, Hals-Nasen-Ohren-Arzt oder Logopäden (Logopädie = Sprachheilkunde). Neben den Eltern sind es oft die Erzieher im Kindergarten oder die Lehrer in der Schule, von denen die ersten Hinweise auf eine mögliche Sprachstörung und / oder Sprechstörung beim Kind kommen.

Für die Diagnose von Sprachstörungen und Sprechstörungen bei Kindern – wie Stottern, Poltern und Stammeln – gilt: Es ist wichtig, die Sprachfähigkeit im Verhältnis zum Alter und Entwicklungsstadium der betroffenen Kinder zu beurteilen: Bei vielen Kindern zwischen dem 3. und 5. Lebensjahr ist eine holprige Sprechweise ganz normal. Auch das Stammeln ist bis zum 4. Lebensjahr des Kindes nicht besorgniserregend. Diese Durchgangsphasen klingen meist von selbst ab – besonders dann, wenn die Bezugspersonen verständnisvoll reagieren, die Sprechfreude fördern und in das natürliche Erproben der Sprache nicht korrigierend eingreifen.

Ist das Stottern, Poltern oder Stammeln eine echte Störung, ist bei der Diagnose zu prüfen, ob das Kind richtig sieht und hört und in anderen Bereichen altersgerecht entwickelt ist: So kann man ausschließen, dass eine tiefer liegende Erkrankung die Ursache für die Sprachstörung beziehungsweise Sprechstörung ist. Da Sprache, Sprechen, Hören und Verstand miteinander verwoben sind, können zum Beispiel besonders Hörstörungen dazu führen, dass sich die Sprache nur verzögert entwickelt.

Therapie

Beim Stottern, Poltern und Stammeln ist eine Therapie erforderlich, wenn die Sprachentwicklung eines Kindes Mängel aufweist. Die Behandlung von Sprachstörungen und Sprechstörungen zielt darauf ab, den betroffenen Kindern eine optimale Weiterentwicklung zu ermöglichen.

Stottern

Stottern (Balbuties) bei Kleinkindern verschwindet oft ohne Therapie wieder.

Wenn sich das Stottern jedoch problematisch auf die Sprachentwicklung Ihres Kindes auswirkt, ist es ratsam, eine frühzeitige Stottertherapie anzustreben und sich umfassend beraten zu lassen. Warten Sie auf keinen Fall darauf, dass sich die Sprechstörung von alleine wieder bessert. Geeignete Ansprechpartner sind dabei der Kinderarzt und der Logopäde oder die Bundesvereinigung Stotterer-Selbsthilfe e.V., die eine intensive Elternarbeit betreibt.

Die Stottertherapie ist frühestens beim Kleinkind ab zwei Jahren möglich. Nach oben gilt zwar keine Altersbeschränkung: Die Behandlung kann auch bei Erwachsenen die Sprechflüssigkeit noch deutlich verbessern. Allerdings ist nach der Pubertät nicht mehr damit zu rechnen, dass das Stottern noch völlig zu heilen ist.

Die Stottertherapie folgt einem individuell zugeschnittenen Plan. Es stehen verschiedene Behandlungsformen gegen das Stottern zur Verfügung, die oft miteinander kombiniert zum Einsatz kommen:

  • Information und Beratung der Eltern: Es ist wichtig, dass Eltern verstehen, wie und wodurch das Stottern entsteht. Darüber hinaus gilt es zu lernen, wie die Familie am besten mit dem stotternden Kind umgeht. Es ist ratsam, eine Umgebung für das Kind zu schaffen, die eine Heilung der Sprachstörung unterstützt. Dabei ist beispielsweise darauf zu achten, dass niemand die Stotterei beachtet, dass das stotternde Kind immer ausreden kann und dass alle geduldig zuhören.
  • Logopädische Übungsbehandlungen: Es stehen verschiedene Sprechübungen zur Verfügung, die es dem Stotterer ermöglichen, sich die Atmung, Rhythmik und Sprache bewusst zu machen und diese zu verändern. Oft kommen diese kombiniert mit Entspannungsübungen (wie autogenes Training oder progressive Muskelentspannung) zum Einsatz.
  • Psychoanalytische Behandlung: Diese findet meist in Form einer analytisch geprägten Spieltherapie statt. Davon ausgehend, dass Stottern ein Ausdruck einer neurotischen Störung ist, ist es ratsam, bei der Therapie die zugrunde liegenden Konflikte spielerisch abzubauen.
  • Verhaltenstherapie: Hierbei gilt das Stottern als eine erlernte Verhaltensweise, welche die Betroffenen durch eine gezielte Therapie auch wieder verlernen können.
  • Medikamente: Medikamente können die Symptomatik der Sprechstörung selbst nicht beeinflussen, den Betroffenen aber helfen, Angst- und Spannungszustände abzubauen.

Poltern

Wie beim Stottern ist es beim Poltern wichtig, dass die Eltern in die Therapie eingebunden sind. Es ist ratsam, dass sich die polternden Kinder und ihre Familien gründlich beraten lassen. Wenn Eltern gute Sprachvorbilder sind (indem sie z.B. selbst hohes Sprechtempo vermeiden) und ihr Kind zum langsamen Sprechen mit Atempausen anregen, trägt dies in hohem Maß zur Behandlung der Sprach- und Sprechstörung bei. Loben und belohnen Sie Ihr Kind, wenn es sich bemüht, deutlich zu sprechen.

Anders als beim Stottern empfinden Menschen, die poltern, allerdings meist wenig Leidensdruck und sind sich in der Regel ihrer Störung nicht bewusst. Daher ist es gelegentlich nötig, sie erst zu einer Therapie zu motivieren.

Stammeln

Wenn gegen Stammeln (Dyslalie) bei Kindern eine Therapie ratsam erscheint, ist es wichtig, dass sie so früh wie möglich beginnt, damit sie bis zur Einschulung abgeschlossen ist. Die Behandlung besteht aus einem (durch einen Logopäden erstellten) individuellen Übungsprogramm, das auf den Entwicklungstand des Kindes abgestimmt ist. Bei kleineren Kindern erfolgen die Übungen oft indirekt in Form spielerischer Handlungen. Bei Jugendlichen ist unter anderem mehr darauf zu achten, dass sie ihre Störung bewusst wahrnehmen. Dazu können auch Tonbandaufnahmen und Spiegel zum Einsatz kommen.

Nicht immer erfordert das Stammeln eine so intensive Therapie. Oft reicht es bei Kindern mit Dyslalie vollkommen aus, dass die Eltern eine grundlegende Beratung erhalten. Wichtig ist dabei, dass Sie erfahren, wie Sie Ihr Kind in der Sprachentwicklung fördern können und wie Sie und andere direkte Bezugspersonen am besten mit dem auffälligen Sprachverhalten Ihres Kindes umgehen.

Verlauf

Stottern, Poltern oder Stammeln treten bei Kleinkindern im Verlauf der Sprachentwicklung häufig auf und verschwinden auch oft von alleine wieder. Hat ein Kind jedoch weiterhin Schwierigkeiten beim Sprechen, ist eine frühzeitige und konsequente Therapie wichtig: Dies kann die Sprachentwicklung der Kinder günstig beeinflussen. Wie sich eine Sprechstörung oder Sprachstörung bei Kindern entwickelt und auswirkt, hängt von der Art der vorliegenden Störung ab.

Stottern

Beim Stottern (Balbuties) hängt der Verlauf in hohem Maß davon ab, wann die Therapie einsetzt:

Je jünger ein Kind bei Behandlungsbeginn ist und je kürzer es stottert, desto besser ist die Chance, dass die Sprechstörung wieder ganz verschwindet.

4 bis 5 Prozent der Schulkinder stottern mehr oder weniger. Durch eine rechtzeitige Behandlung gelingt es bei einem Drittel von ihnen, das Stottern völlig zu heilen, bei einem weiteren Drittel bessert sich die Symptomatik erheblich, das letzte Drittel bleibt jedoch unbeeinflusst.

Auch eine späte Behandlung kann sich positiv auswirken: Dann ist es immer noch möglich, das Stottern zu verringern oder zumindest zu verändern, sodass es die Betroffenen im täglichen Leben nicht unbedingt behindert. Wer nach der Pubertät noch stottert, kann allerdings nicht mehr damit rechnen, die Sprechstörung völlig zu heilen.

Poltern

Beim Poltern ist der Verlauf sehr von der Motivation der Betroffenen abhängig, aktiv an einer Therapie teilzunehmen: Wer ausreichend motiviert ist, kann seine Verständlichkeit und Fähigkeit zur Kommunikation durch eine logopädische Behandlung meist verbessern. Algemein gelingt es aber eher selten, die kombinierte Sprach- und Sprechstörung vollständig zu heilen.

Stammeln

Ein behandeltes Stammeln (Dyslalie) nimmt in der Regel einen günstigen Verlauf: Nach mehrmonatiger professioneller Therapie zeigt sich meist ein Behandlungserfolg mit normalisierter oder stark verbesserter Sprache.

Vorbeugen

Wenn Sie einer Sprech- beziehungsweise Sprachstörung wie dem Stottern, Poltern oder Stammeln bei Ihren Kindern vorbeugen möchten, ist es empfehlenswert, dass Sie mit Ihren Kindern viel reden und Lieder singen, um die Sprache sowie das Verständnis zu schulen.

Dies kann jedoch ein Stottern, Poltern oder Stammeln nicht immer verhindern. Vor allem bei erblichen oder entwicklungsbedingten Sprech- und Sprachstörungen benötigen die betroffenen Kinder professionelle Hilfe. Dabei ist es wichtig, dass diese so früh wie möglich einsetzt, damit sich die Störung nicht verstärken oder ausweiten kann. Wenn die Sprachentwicklung Ihrer Kinder nicht deren Alter entspricht, ist es deshalb ratsam, immer umgehend ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.