Eine Frau kratzt sich an der Hand.
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Krätze (Scabies): Symptome, Ansteckung und Behandlung

Von: Brit Weirich (Medizinautorin, M.A. Mehrsprachige Kommunikation)
Letzte Aktualisierung: 18.07.2023

Heftiger Juckreiz und eine schuppig-krustige Haut: So äußert sich die weltweit verbreitete Hautkrankheit Krätze. Die Infektion wird von Krätzmilben verursacht, eine Ansteckung erfolgt meist von Mensch zu Mensch. Warum eine Behandlung unbedingt notwendig ist und wie Sie Krätze vorbeugen können. 

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Zusammenfassung

  • Definition: Krätze (Scabies) ist eine ansteckende Hauterkrankung, die durch winzige Krätzmilben (Sarcoptes scabiei) verursacht wird.

  • Symptome: Die Parasiten lösen einen unangenehmen Juckreiz aus und sorgen für eine schuppig-krustige Haut mit Knötchen und/oder Bläschen. Bei bestimmten Sonderformen können weitere Symptome auftreten.

  • Ursachen: Verursacht wird Krätze durch die weiblichen Krätzmilben, die die oberste Hautschicht des Menschen befallen und dort entzündliche Reaktionen hervorrufen. 

  • Diagnose: Die Diagnose erfolgt mittels mikroskopischer Untersuchung. Mitunter werden zur genaueren Betrachtung Hautproben abgetragen.

  • Behandlung: Krätze kann äußerlich mit Salben wie Permethrin oder systemisch mit Tabletten wie Ivermectin behandelt werden.

  • Vorbeugen: Sind Krätze-Fälle im Umfeld bekannt, sollte enger Kontakt zu Betroffenen vermieden werden. Außerdem sollten Oberflächen und Textilien gründlich gereinigt werden.

Was ist Krätze?

Krätze – fachsprachlich auch Scabies oder Skabies genannt – ist eine ansteckende Hautkrankheit. Ihr Name leitet sich vom lateinischen Wort scabere ab, das "kratzen" bedeutet.

Auslöser der Krätze sind bestimmte Parasiten: die Krätzmilben (Sarcoptes scabiei), die nur den Menschen befallen und in deren obersten Hautschicht leben. Hier ernähren sie sich von Lymph- und Hautzellen. Wie alle Milben zählen Krätzmilben zu den Spinnentieren. Sie sind rundlich, etwa einen halben Millimeter groß, haben einen durchscheinenden Körper, vier Beinpaare und kräftige Mundwerkzeuge.

Die Krätzmilbe ist auf den Menschen als Lebensraum spezialisiert und kann von der Haut entfernt nur wenige Tage überleben.

Ist Krätze meldepflichtig?

Für Krätze besteht keine allgemeine Meldepflicht. Davon ausgenommen sind Gemeinschaftseinrichtungen wie

  • Kindertagesstätten, 
  • Schulen, 
  • Seniorenheime und 
  • Obdachlosenunterkünfte. 

Diese Einrichtungen sind laut Infektionsschutzgesetz dazu verpflichtet, jeden Krätze-Fall oder -Verdacht sofort der Leitung mitzuteilen, die dann wiederum das zuständige Gesundheitsamt benachrichtigen muss.

Krätze: Welche Symptome treten auf?

Erste Symptome treten erst rund vier Wochen nach Ansteckung auf. So lange dauert es etwa, bis sich die Krätzmilben in der Haut vermehren und allergische Reaktionen auslösen. Aufgrund der Verzögerung sprechen Fachleute von einer allergischen Reaktion vom sogenannten Spättyp, auch als Typ-IV-Allergie oder verzögerte Hypersensitivität bezeichnet.

Wichtig: Obwohl es erst nach circa einem Monat zu Beschwerden kommt, können Betroffene auch vorher schon andere Personen anstecken.

Die für Krätze typischen Symptome sind:

  • ein starker Juckreiz, der nachts im warmen Bett am stärksten ist
  • eine schuppig-krustige Haut mit Knötchen und/oder Bläschen (Ekzem)

Zu diesen Beschwerden kommt es, da das Immunsystem auf die Milben, ihre Eier und ihren Kot reagiert. Es bildet Abwehrzellen und setzt so Entzündungsprozesse in Gang. 

Krätze macht sich am Anfang hauptsächlich an den Hautstellen bemerkbar, die von den Krätzmilben befallen sind. Erst im weiteren Verlauf können sich die Symptome auch auf Bereiche ausbreiten, wo keine Milben sind.

Verantwortlich für die Beschwerden sind vor allem die weiblichen Krätzmilben: Während die männlichen Milben auf der Hautoberfläche bleiben, bohren die weiblichen jeden Tag Gänge in die Hornschicht der Haut und legen dort ihre Eier ab. Dafür bevorzugen sie warme Körperstellen mit dünner Hornschicht, vor allem

  • an den Handgelenken,
  • zwischen den Fingern und Zehen,
  • im Bereich des Bauchnabels,
  • im Brust- und Achselbereich und
  • im Genitalbereich.

Krätze im Gesicht, an den Handflächen oder Fußsohlen ist untypisch – außer bei Babys und Kleinkindern: Selbst eine gewöhnliche Krätze kann bei kleinen Kindern auch ungewöhnliche Stellen wie Gesicht, Handflächen und Fußsohlen befallen.

Wie sieht Krätze aus?

Daran lässt sich Krätze erkennen:

  • Milbengänge: Bei näherer Betrachtung der Haut sind die Milbengänge zu sehen, die die weiblichen Krätzmilben dort gebohrt haben: feine, gewundene, rötlich bis schieferfarbene Linien, die wenige Millimeter lang sind.

  • Milbenhügel: Am Ende der Milbengänge bildet sich manchmal eine leicht erhabene Hautstelle oder ein kleines Bläschen: Das ist der Milbenhügel, in dem die Milbe sitzt.

  • Ekzem: Außerdem entwickelt sich bei Krätze ein Ekzem. Zu erkennen ist es an der geröteten Haut und den darauf verstreuten, teils verkrusteten Knötchen (Papeln) und Bläschen (Vesikel). Teilweise finden sich bei Scabies auch nur vereinzelte, von einem roten Hof umgebene Knötchen.

In einigen Fällen kann sich auch am ganzen Körper ein Hautausschlag bilden. Durch den starken Juckreiz ist die von Krätze betroffene Haut mit Kratzspuren übersät.

Sonderformen von Krätze

Bei bestimmten Scabies-Sonderformen weicht das Erscheinungsbild der Haut ein wenig von den sonst üblichen Symptomen ab:

  • Gepflegte Krätze (Scabies incognita): Die Symptome sind eher unauffällig – es finden sich nur wenige oder keine Hautverletzungen. Der auftretende Juckreiz erscheint wegen der fehlenden sichtbaren Hautveränderungen oft grundlos. Die gepflegte Krätze tritt vor allem bei Menschen auf, die häufig baden.

  • Granulomatöse Krätze (Scabies granulomatosa): Zusätzlich zu den typischen Anzeichen von Krätze bilden sich erbsengroße, knotige und tief entzündliche Knoten im Genitalbereich und an anderen Körperstellen. Sie sind in der Regel 1 bis 2 Zentimeter groß und braunrot gefärbt. Trotz erfolgreicher Behandlung verschwinden die Knoten oft erst nach langer Zeit. Vermutlich entstehen sie, wenn Milben durch das Kratzen in die unteren Hautschichten gelangen – wahrscheinlich als Reaktion des Immunsystems auf tote Milben.

  • Borkenkrätze (Scabies crustosa): Typisch ist ein starker Milbenbefall mit extremer Krustenbildung – vor allem an Händen, Füßen, Ellenbogen und Knien (aber auch an Stellen, wo normalerweise keine Krätze auftritt, etwa im Gesicht). Diese schwere Form von Krätze befällt besonders immungeschwächte Menschen. Wegen der vielen Milben (vor allem in den krustigen Hautauflagerungen) ist Borkenkrätze sehr ansteckend und sogar über Gegenstände übertragbar.

Krätze: Was sind die Ursachen?

Hauptverursacher der Krätze sind die weiblichen Krätzmilben: Sie bohren täglich millimeterlange Gänge in die Hornschicht der Haut und legen in diesen Milbengängen ihre Eier ab. Aus den Eiern schlüpfen nach 2 bis 4 Tagen Larven, die sich innerhalb weniger Wochen zu geschlechtsreifen Milben umwandeln.

Da Krätzmilben sich stark vermehren, würden sie theoretisch nach wenigen Monaten zu Tausenden die Haut besiedeln. Doch nur in den ersten Monaten nach der Infektion steigt die Zahl der Milben an. Dann sinkt sie langsam bis auf wenige Tiere ab. Das liegt möglicherweise an der Immunreaktion des Körpers auf die Krätze. Zudem veranlasst der starke Juckreiz die Betroffenen dazu, sich stark zu kratzen und dadurch die Gänge in der Haut sowie die Milben zu zerstören.

Wie erfolgt die Ansteckung?

Allgemein gilt bei Krätze: Das Risiko einer Ansteckung ist umso höher, je mehr Krätzmilben sich auf der Hautfläche befinden. Dennoch reicht die Übertragung eines einzigen Milbenweibchens bereits aus, um die Hautkrankheit zu verbreiten. Eine Ansteckung kann auch bei guten hygienischen Verhältnissen passieren und bei Menschen jeder Altersgruppe vorkommen.

Krätze ist von Mensch zu Mensch ansteckend, wenn großflächiger Haut-zu-Haut-Kontakt über einen Zeitraum von mindestens 5 bis 10 Minuten besteht. Also zum Beispiel, wenn man:

  • gemeinsam in einem Bett schläft,
  • anderen (z. B. Kleinkindern oder Kranken) bei der Körperpflege hilft oder
  • Geschlechtsverkehr hat.

Da man sich beim Geschlechtsverkehr mit Krätzmilben anstecken kann, gehört Scabies zu den sexuell übertragbaren Krankheiten. Zur Ansteckung kann es aber auch ohne Sex kommen – gerade in der Familie oder in Gemeinschaftseinrichtungen.

Anfällig für Borkenkrätze sind zum Beispiel Menschen mit einem geschwächten Immunsystem (etwa durch Erkrankungen wie HIV oder Krebs): Bei ihnen können sich die Krätzmilben ungehindert vermehren und kommen in großen Mengen auf beziehungsweise in der Haut vor. Dann kann der Parasit schon durch kurze Hautkontakte übertragen werden.

Indirekte Ansteckung

Theoretisch ist bei Krätze auch eine indirekte Ansteckung über Textilien wie Bettwäsche, Wolldecken, Unterwäsche oder Verbandsstoffe möglich. Dies passiert bei der gewöhnlichen Form von Scabies allerdings nur selten, denn: 

  • Das Ansteckungsrisiko durch Krätzmilben nimmt außerhalb der Haut schnell ab: Beim in Deutschland üblichen Raumklima sind die Milben vermutlich nicht länger als 48 Stunden lang ansteckend.

  • Bei Menschen mit intaktem Immunsystem finden sich nur wenige Milben auf der Haut.

  • Krätzmilben bewegen sich nur sehr langsam fort.

Trotzdem kommt es hin und wieder zu indirekten Übertragungen, etwa in Hotels.

Wie wird Krätze diagnostiziert?

Meist erlaubt das äußere Erscheinungsbild der Haut bereits eine klare Diagnose. Mit einer mikroskopischen Untersuchung sind die typischen Milbengänge und Milbenhügel bereits im Anfangsstadium zu erkennen. Bei entsprechender Vergrößerung ist sogar die Krätzmilbe selbst sichtbar.

Wenn als Reaktion auf den Milbenbefall weitere typische Symptome hinzukommen, ist die Krätze mit bloßen Augen zu erkennen: Die befallene Haut bildet schuppig-krustige Stellen, weist Knötchen (bzw. Papeln) auf und ist von Kratzspuren übersät.

Eine eindeutige Methode zum Nachweis von Krätze besteht darin, Milbenhügel abzutragen: Hierbei eröffnet der*die Arzt*Ärztin die Papel vorsichtig mit einem Skalpell und untersucht das abgeschabte Material unter dem Mikroskop auf etwaige Milben, Eier oder Kotspuren. 

Diese Methode ist insbesondere dann sinnvoll, wenn die Symptome unklar sind.

Wie wird Krätze behandelt?

Um Krätze schnell wieder loszuwerden, ist eine Behandlung in jedem Fall nötig. Normalerweise ist das ambulant möglich. Nur in folgenden Fällen wird dazu geraten, die Hautinfektion im Krankenhaus behandeln zu lassen:

  • bei Säuglingen (unter Umständen auch bei Kleinkindern, wenn eine zuverlässige Behandlung sonst nicht möglich scheint)
  • bei Menschen mit der Sonderform Scabies crustosa

Die gegen Krätze eingesetzte Behandlung zielt in erster Linie darauf ab, die Krätzmilben mitsamt Larven und Eiern abzutöten. Zur Verfügung stehen dazu

  • Mittel gegen Krätze, die man auf die Haut auftragen kann (örtliche Therapie) als auch
  • Medikamente zum Einnehmen (systemische Therapie).

Örtliche Therapie

Permethrin ist gegen Krätze hochwirksam, gut verträglich und auch in der Schwangerschaft oder für Kinder in einer etwas geringeren Dosis geeignet. Das künstlich hergestellte Insektizid hat die gleiche Wirkung wie bestimmte natürliche, von manchen Blumen gebildete Stoffe (Pyrethrine).

Alternativ lässt sich Krätze mit Benzylbenzoat oder Crotamiton äußerlich behandeln. Beide Wirkstoffe sind Mittel der zweiten Wahl nach Permethrin. Meist kommen sie erst dann zum Einsatz, wenn die Krätze trotz vorangegangener Behandlung mit Permethrin nicht verschwunden ist. 

Systemische Therapie

Ein wirksames Mittel gegen Krätze in Tablettenform ist Ivermectin. In der Regel reicht bei gewöhnlicher Scabies eine Anwendung aus. Bei Schwangeren ist Ivermectin allerdings nicht anwendbar. 

In folgenden Fällen sollte die Behandlung der Scabies grundsätzlich aus zwei Anwendungen bestehen:

  • bei Borkenkrätze (Scabies crustosa),
  • bei ausgedehnter Krätze (zahlreiche Hautveränderungen in mindestens fünf verschiedenen Bereichen mit vielen Papeln oder Knoten),
  • bei Menschen, deren Immunsystem durch Medikamente unterdrückt ist, sowie
  • bei Ausbrüchen in Betreuungseinrichtungen mit zahlreichen Betroffenen.

Wichtig ist, dass sich nicht nur Menschen mit Krätze behandeln lassen, sondern gleichzeitig auch deren enges Umfeld: also etwa die ganze Familie, die Wohngemeinschaft oder der*die Lebenspartner*in. Da sich ein Krätzmilbenbefall oft erst nach Wochen bemerkbar macht, ist eine solche gemeinsame Behandlung auch sinnvoll, wenn noch keine Beschwerden vorliegen.

Krätze: Verlauf und Komplikationen

Bei entsprechender Behandlung hat Krätze eine überwiegend gute Prognose: Meistens heilt sie unter äußerlich angewendeten Lotionen schnell aus. Der Juckreiz bleibt allerdings oft noch etwas länger bestehen.

Eine angemessene Hygiene kann sich positiv auf den Verlauf der Krätze auswirken: Häufiges Baden oder Duschen kann die Vermehrung der Krätzmilben erschweren.

Dass die Behandlung versagt, passiert normalerweise nur bei falscher Anwendung. Wenn sich nicht alle Menschen aus dem persönlichen Umfeld der Betroffenen ebenfalls gegen Krätze behandeln lassen, tritt die Krankheit außerdem häufig erneut auf.

Unbehandelt verläuft Krätze chronisch. Allerdings sind auch nach Jahren Spontan­heilungen möglich.

Mögliche Komplikationen

Im Verlauf von Krätze kann es zu verschiedenen Komplikationen kommen – vor allem bei vernachlässigter Hygiene: Dann können zusätzlich Bakterien die durch Krätzmilben beschädigte und vom Kratzen verletzte Haut besiedeln und so weitere, schwerwiegende Krankheitsbilder verursachen. Beispiele hierfür sind:

Lässt sich Krätze vorbeugen?

Wer Krätze vorbeugen möchte, sollte vor allem Körperkontakt mit Infizierten meiden: Denn Krätze überträgt sich meist durch engen Hautkontakt von Mensch zu Mensch.

Wenn Sie engen Kontakt zu jemandem mit Krätze hatten, beachten Sie: Noch bevor Sie irgendwelche Symptome verspüren (also schon in der Inkubationszeit), können Sie Krätzmilben an andere Menschen weitergeben. Darum sollten Sie nach einer möglichen Ansteckung mit Scabies vorbeugend

  • für etwa 5 bis 6 Wochen auf intensive Hautkontakte verzichten,
  • Ihr Hautbild in dieser Zeit genau beobachten und
  • bei den ersten Anzeichen für einen Krätzmilbenbefall sofort ärztlichen Rat einholen.

Wie sollte man bei Krätze die Wohnung reinigen?

Außerhalb der menschlichen Haut sterben Krätzmilben zwar nach spätestens drei Tagen ab. Trotzdem ist es bei Krätze wichtig, auch die Milben in der unmittelbaren Umgebung unschädlich zu machen. Denn sonst droht unter Umständen eine erneute Infektion. 

Bei einer gewöhnlichen Krätze reichen folgende einfache Maßnahmen in der Wohnung aus:

  • Textilien, Bettwäsche, Kleidung und Handtücher bei mindestens 50 °C in der Waschmaschine waschen

  • Auch andere Gegenstände, an denen Krätzmilben haften könnten (wie Pantoffeln, Stofftiere, Manschette eines Blutdruckmessgeräts usw.) mindestens 10 Minuten lang bei mindestens 50 °C waschen

  • Nicht waschbare und/oder erhitzbare Gegenstände und Textilien können alternativ in Plastiktüten gesteckt und bei mindestens 21 °C mindestens 72 Stunden (bei Borkenkrätze 7 Tage) so aufbewahrt werden, dass niemand damit in Kontakt kommt.

  • Polstermöbel, Sofakissen und Teppichböden mit einem starken Staubsauger gründlich absaugen (danach Filter und Beutel entsorgen) oder mindestens 48 Stunden (bei Borkenkrätze 7 Tage) nicht benutzen