Makuladegeneration: Älterer Mann sitzt auf Sofa und liest mit einer Lupe.
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Makuladegeneration: Symptome, Ursachen und Therapie

Von: Lydia Klöckner (Medizinredakteurin), Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 24.01.2023

Bei vielen Menschen lässt im Alter die Sehkraft nach. Wird die Mitte des Blickfelds unscharf, könnte eine sogenannte Makuladegeneration Ursache sein. Meist handelt es sich um die altersbedingte Makuladegeneration (AMD). Welche Symptome bei der AMD auftreten können, was Ursachen sind und welche Behandlung infrage kommt.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Was ist eine Makuladegeneration?

Bei einer Makuladegeneration handelt es sich um eine chronische, degenerative Augenerkrankung. Dabei kommt es zu Schädigungen der Makula (gelber Fleck), einer bestimmten Stelle der Netzhaut, genauer gesagt dem Bereich des schärfsten Sehens. Betroffene können deshalb nicht mehr scharf sehen, Gegenstände erscheinen oft verbogen und verschwommen. Im späteren Stadium kommt es zu einem grauen Fleck inmitten des Sichtfelds. 

Die häufigste Form ist die altersabhängige Makuladegeneration, die wiederum als feuchte und trockene AMD auftreten kann. Dabei kommt es altersbedingt zu degenerativen Veränderungen der Makula. Mitunter spielen auch genetische oder andere Faktoren eine Rolle. Die AMD geht häufig mit einem starken Leidensdruck für Betroffene einher, weshalb nicht zuletzt eine frühzeitige Diagnose und Behandlung wichtig sind. 

Altersbedingte Makuladegeneration: Häufigkeit

Die altersbedingte Makuladegeneration gilt in westlichen Industrieländern als häufigste Ursache für erhebliche Sehstörungen bei älteren Menschen. Betroffen sind vor allem Menschen ab dem 50. Lebensjahr. Rund eine von 100 Personen zwischen 65 und 75 Jahren ist betroffen – bei Menschen über 85 Jahre sind rund zehn bis 20 von 100 erkrankt. Die trockene AMD wird häufiger als die feuchte Form diagnostiziert.

Altersbedingte Makuladegeneration: Welche Symptome sind möglich?

Die Symptome der Makuladegeneration können je nach Ausprägung unterschiedlich stark sein. Die trockene AMD schreitet in der Regel langsam und unbemerkt voran, weshalb die Beschwerden oftmals als Alterserscheinung abgetan werden. Die feuchte altersbedingte Form entwickelt sich hingegen schnell, das Sehvermögen ist deutlich eingeschränkt.

Typischerweise macht sich eine altersbedingte Makuladegeneration mit folgenden Symptomen bemerkbar:

  • Wahrnehmung von Farben verblasst
  • stärkeres Lichtbedürfnis, etwa beim Lesen
  • zunehmende Blendeempfindlichkeit, beispielsweise beim Autofahren
  • erschwerte Anpassung bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen, zum Beispiel beim Wechsel von Sonnenschein und Schatten
  • gerade Linien werden gebogen und verzerrt gesehen, etwa Fugen von Badfliesen
  • die Mitte des Blickfeldes erscheint zunehmend unschärfer und verzerrt 
  • Gegenstände am Rand des Blickfelds bleiben sichtbar, aber oftmals nicht erkennbar

Später verschwindet das mittlere Sehfeld komplett: Richten Betroffene den Blick auf einen Gegenstand oder ein Gesicht, sehen sie stattdessen nur einen verschwommenen, leeren Fleck. 

Wichtig: Ein vollständiger Sehverlust (Erblindung) ist zwar grundsätzlich möglich, aber meist nicht zu befürchten. Da die restliche Netzhaut des Auges weiterhin funktioniert, bleibt das Sehvermögen in den Randbereichen des Gesichtsfelds lange Zeit unbeeinträchtigt. Betroffene können somit ihr Umfeld sehen und sich orientieren.

Altersbedingte Makuladegeneration: Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursachen der altersabhängigen Makuladegeneration sind nicht im Detail geklärt. Bekannt ist aber, dass es zu einem gestörten Stoffwechsel im Auge und Ablagerungen von Abbauprodukten im Bereich der Makula kommt. 

In der Folge sammeln sich Stoffwechselendprodukte unter der Netzhaut an (sogenannte Drusen). Diese Drusen stören die Versorgung der Sehzellen mit Nährstoffen und Sauerstoff – die Sehzellen der Netzhautmitte sterben schlimmstenfalls ab (Atrophie). 

Bei der trockenen AMD führt dieser Verfallsprozess dazu, dass die Sehschärfe im mittleren Sichtfeld abnimmt. Die lichtempfindlichen Zellen der Netzhaut werden langsam zerstört. Zusätzlich kann es zu Pigmentveränderungen unter der Netzhaut kommen, die mitunter bei einer augenärztlichen Kontrolle Hinweis auf eine Makuladegeneration geben können.

Wie entsteht aus der trockenen die feuchte AMD?

Die trockene AMD kann sich zu einer feuchten AMD entwickeln. Dann verschlechtert sich das Sehvermögen der Betroffenen deutlich schneller, da es zu weiteren krankhaften Veränderungen in der Netzhaut kommt:

  • Als Reaktion auf die Ablagerungen wachsen neue Blutgefäße unter und in die Netzhaut ein.
  • Diese Gefäße sind porös und somit durchlässig für Wasser und Blut.
  • Dadurch bilden sich in der Mitte der Netzhaut Wassereinlagerungen, die die Netzhaut anschwellen lassen.
  • Zudem kommt es zu Blutungen, durch die die Netzhaut vernarbt.

Makuladegeneration: Mögliche Risikofaktoren

Neben dem Alter spielen bei der Entstehung einer altersbedingten Makuladegeneration einige Risikofaktoren eine Rolle. Ob auch seelische Ursachen infrage kommen, ist wissenschaftlich noch nicht belegt. Zu den begünstigenden Faktoren zählen: 

  • erbliche Vorbelastung: Leiden enge Verwandte unter der Augenkrankheit, ist das Risiko erhöht, selbst daran zu erkranken. Zudem sind Frauen häufiger als Männer betroffen.

  • Rauchen: Wer raucht, ist einem zwei- bis dreifach erhöhtem Erkrankungsrisiko ausgesetzt. 

  • Augen- und Hautfarbe: Menschen mit heller Hautfarbe und blauen Augen sind häufiger von einer AMD betroffen als diejenigen mit dunkler Haut und dunkler Augenfarbe.

  • Vorerkrankungen: Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus oder Übergewicht (Adipositas) zählen zu begünstigenden Faktoren.

  • UV-Strahlung

  • ungesunde Lebensweise: Ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel begünstigen die Entstehung der Krankheit. 

Wer bei sich oder Familienangehörigen erste Anzeichen einer Makuladegeneration vermutet, sollte umgehend ärztlichen Rat einholen. Rechtzeitig diagnostiziert und behandelt, kann das Fortschreiten der Augenerkrankung positiv beeinflusst werden.

Altersabhängige Makuladegeneration: Test und Diagnose

Um eine altersbedingte Makuladegeneration zu diagnostizieren, stellt die*der Augenärztin*Augenarzt zunächst Fragen zu den genauen Beschwerden und Vorerkrankungen (Anamnese). Bereits die Symptome können erste Hinweise geben. 

Danach folgen in der Regel weitere Untersuchungen der Augen, wie: 

  • Augenspiegelung (Ophthalmoskopie): Dabei lässt sich die Netzhaut und der Glaskörper mithilfe einer Spaltlampe und Lupe genauer nach Auffälligkeiten untersuchen.

  • Amsler-Gitter-Test: Mit dem sogenannten Amsler-Gitter, einem quadratischen Liniengitter mit zentralem Fixpunkt, kann untersucht werden, ob Betroffene Linien verschwommen oder verzehrt sehen. 

  • optische Kohärenztomographie (OCT): Mit der OCT lässt sich die Netzhaut in hoher Auflösung optisch darstellen und nach Auffälligkeiten untersuchen.

  • Fluoreszenzangiographie: Dabei wird Patient*innen ein Farbstoff über die Armvene verabreicht, der in die kleinsten Blutgefäße der Netzhaut gelangt. Mithilfe einer speziellen Kamera lässt sich dann untersuchen, ob krankhafte Veränderungen der Blutgefäße vorliegen.

  • Sehschärfe: Auch ein Sehtest und somit die Bestimmung der Sehschärfe sind mögliche Diagnosemaßnahmen.

Altersbedingte Makuladegeneration: Wie erfolgt die Therapie?

Für die trockene altersbedingte Makuladegeneration steht bislang keine wirksame Therapie zur Verfügung. Viele Patient*innen können sich im Alltag mit Lupen, speziellen Brillen und Bildschirmlesegeräten helfen. Autofahren ist jedoch nicht mehr möglich. Vorerkrankungen sollten entsprechend behandelt werden.

Behandlung einer feuchten Makuladegeneration

Die feuchte Form lässt sich zwar nicht heilen, aber mit einer medikamentösen Therapie verlangsamen. Bestimmte Medikamente können das Wachstum der krankhaft wachsenden Blutgefäße hemmen: Sie blockieren im Auge jene Botenstoffe, die die Gefäße zum Wachsen anregen.

Fachleute bezeichnen die Botenstoffe auch als "vascular endothelial growth factors" (VEGF), also als Wachstumsfaktoren. Die Wirkstoffe, die diese Wachstumsfaktoren hemmen, heißen daher auch Anti-VEGF-Mittel. Zu ihnen zählen etwa

Die sogenannte Anti-VEGF-Therapie gilt bei der feuchten AMD als Goldstandard. Betroffenen werden die Wirkstoffe unter örtlicher Betäubung direkt ins Auge gespritzt. Die Nadel der Spritze ist so fein, dass ihr Einstich nur eine sehr kleine Öffnung verursacht, die sich nach dem Herausziehen der Nadel gleich wieder verschließt.

In der Regel erhalten Patient*innen zunächst drei Spritzen. Zwischen den Spritzen liegt jeweils ein Abstand von einem Monat. Die weitere Behandlung hängt vom Präparat ab und davon, wie sich die Erkrankung entwickelt. 

In der Regel sorgt diese Therapie dafür, dass die feuchte AMD nicht weiter oder wenigstens langsamer fortschreitet. Manchen Patient*innen verhilft die Behandlung sogar wieder zu einer besseren Sicht.

Lasertherapie und photodynamische Therapie bei Makuladegeneration

Es gibt noch weitere Behandlungsmöglichkeiten einer feuchten AMD, etwa die sogenannte photodynamische Therapie sowie die Lasertherapie. Bei beiden verödet die*der Augenärztin*Augenarzt die krankhaft veränderten Blutgefäße in der Netzhaut mit einem Laser. Da diese Verfahren jedoch nicht so wirksam und mit mehr Nebenwirkungen verbunden sind als die medikamentöse Therapie, setzen Fachleute sie in der Regel nicht mehr ein. 

Nahrungsergänzungsmittel bei Makuladegeneration

AMD-Patient*innen, die besonders viele Ablagerungen (Drusen) im Auge haben, erhalten häufig bestimmte Nahrungsergänzungsmittel. Vor allem die Kombination aus Vitamin C, Vitamin E, Zink, Betacarotin und Kupferoxid soll dazu beitragen, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Derartige Nahrungsergänzungsmittel sollten jedoch nur nach ärztlicher Anordnung eingenommen werden.

Nachsorge und Kontrolluntersuchungen bei AMD

Regelmäßige Untersuchungen bei der*dem Augenärztin*Augenarzt sind unerlässlich, um den Verlauf der Augenkrankheit zu kontrollieren. Auch nach einer zunächst erfolgreichen Behandlung sollte regelmäßig kontrolliert werden, um eine erneute Verschlechterung schnellstmöglich zu erkennen. Betroffene können zudem selbst mithilfe des Amsler-Gitter-Tests regelmäßig ihr Sehvermögen überprüfen und bei ersten Anzeichen einer Verschlechterung ärztlichen Rat einholen.

Makuladegeneration: Verlauf und Prognose

Der Verlauf der altersabhängigen Makuladegeneration lässt sich in drei Stadien unterteilen:

  • frühe AMD: Erkrankte haben mittelgroße Ablagerungen, können aber noch scharf sehen.
  • intermediäre AMD: Betroffene haben große Drusen, bemerken jedoch weiterhin keine oder nur leichte Sehbehinderungen.
  • späte AMD: Die Verfallsprozesse in der Makula führen zu Sehstörungen. Erkrankte sehen im zentralen Sehfeld zunehmend unscharf.

Wie schnell sich die Sicht im späten Stadium der AMD verschlechtert, hängt davon ab, welcher Form der AMD vorliegt. 

  • Die feuchte Form schreitet ohne Behandlung schnell fort.
  • Bei der trockenen Form vergehen in der Regel viele Jahre, bis sich die ersten, leichten Beschwerden zu einer starken Sehbehinderung entwickeln. 

Lässt sich einer altersbedingten Makuladegeneration vorbeugen?

Einer altersbedingten Makuladegeneration lässt sich nicht explizit vorbeugen. Jedoch ist es sinnvoll, bestimmte Risikofaktoren zu meiden, welche die Erkrankung begünstigen können. Hilfreiche Maßnahmen sind: 

  • Rauchstopp
  • gesunde, ausgewogene und vitaminreiche Ernährung
  • ausreichend Bewegung und sportliche Aktivitäten
  • regelmäßige augenärztliche Kontrollen
  • gut eingestellte Blutzucker- und Blutdruckwerte
  • Schutz vor UV-Strahlung, etwa mit Sonnenbrillen