Nahaufnahme einer Frau mit ernsten Augen.
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Persönlichkeitsstörungen: Arten, Symptome und Ursachen

Von: Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education), Brit Weirich (Medizinautorin, M.A. Mehrsprachige Kommunikation)
Letzte Aktualisierung: 26.04.2023

Ob extrem perfektionistisch, launisch oder misstrauisch: Bei einer Persönlichkeitsstörung weichen die Persönlichkeitszüge eines Menschen sehr stark von denen der Allgemeinbevölkerung ab. Das kann die Lebensqualität erheblich einschränken und zu Konflikten im zwischenmenschlichen Umgang führen. Welche Persönlichkeitsstörungen es gibt, wie sie entstehen und sich behandeln lassen.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen zu Persönlichkeitsstörungen

Schätzungen zufolge leiden ungefähr 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung an einer mehr oder minder schwer ausgeprägten Persönlichkeitsstörung. Besonders häufig sind dabei die abhängige, die dissoziale, die histrionische und die Borderline-Persönlichkeitsstörung.

Fachleute unterscheiden 10 verschiedene Formen von Persönlichkeitsstörungen. Allerdings sind diese nicht immer trennscharf voneinander abzugrenzen. Mitunter treten auch zwei Persönlichkeitsstörungen zugleich auf. Eine weitere Herausforderung: Der Übergang von lediglich stark ausgeprägten Persönlichkeitsmerkmalen zu einer psychischen Störung ist oft nicht eindeutig. 

Viele Persönlichkeitsstörungen werden nie diagnostiziert, denn nicht jedes der Störungsbilder geht mit einem Leidensdruck der Betroffenen einher. Je nach Form und Ausprägung kann es jedoch zu zwischenmenschlichen Konflikten kommen. Denn Verhaltensweisen und Merkmale, die stark von der Norm abweichen, stoßen häufig auf Ablehnung. 

Was sind Persönlichkeitsstörungen?

Alle Eigenschaften eines Menschen mitsamt ihrer Wahrnehmungen, Gefühle, Gedanken und Verhaltensweisen machen die individuelle Persönlichkeit aus. Deren Grundzüge entwickeln sich in der Kindheit bis ins junge Erwachsenenalter und bleiben ein Leben lang relativ stabil.

Wann spricht man von einer Persönlichkeitsstörung?

Nicht jedes auffällige Persönlichkeitsmerkmal bedeutet, dass eine Störung vorliegt. Von einer Persönlichkeitsstörung sprechen Fachleute erst dann, wenn individuelle, tief verwurzelte und weitgehend stabile Verhaltens- und Erlebensweisen eines Menschen

  • im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt auffällig stark oder schwach ausgeprägt sind,
  • dauerhaft schon seit der Kindheit oder dem frühen Erwachsenenalter bestehen und
  • dazu führen, dass Betroffene und/oder ihre Umgebung darunter leiden bzw. die berufliche oder soziale Leistungsfähigkeit deutlich eingeschränkt sind.

Zudem muss eine körperliche Erkrankung als Ursache ausgeschlossen sein, etwa eine Hirnschädigung.

Komorbiditäten: Mögliche Begleiterkrankungen

Menschen, die von einer Persönlichkeitsstörung betroffen sind, leiden oft zusätzlich unter einer weiteren psychischen Störung. Typische Komorbiditäten sind etwa:

Persönlichkeitsstörungen im Überblick

Je nachdem, welche Persönlichkeitszüge vorherrschen, unterscheiden Fachleute zwischen verschiedenen Formen (auch: Clustern) von Persönlichkeitsstörungen. Dazu teilen sie die unterschiedlichen Störungen in drei Gruppen (Cluster) mit jeweils prägnanten Merkmalen ein.

Cluster A zeichnet sich durch "sonderbare" bzw. "exzentrische" Persönlichkeitsmerkmale aus:

  • paranoide Persönlichkeitsstörung
  • schizoide Persönlichkeitsstörung
  • schizotypische Persönlichkeitsstörung

Cluster B ist durch "dramatische", "launische" und "emotionale" Wesenszüge gekennzeichnet:

Cluster C beinhaltet "unsichere", "unselbstständige" und "obsessive" Persönlichkeitsmerkmale:

  • selbstunsichere Persönlichkeitsstörung
  • abhängige Persönlichkeitsstörung
  • zwanghafte Persönlichkeitsstörung

Paranoide Persönlichkeitsstörung

Charakteristisch für die paranoide Persönlichkeitsstörung sind Überempfindlichkeit (etwa auf Kritik) und starkes Misstrauen anderen Menschen gegenüber. Betroffene neigen dazu, Erlebtes zu verdrehen und Äußerungen oder Verhaltensweisen anderer Menschen als persönliche Anfeindung zu werten, unabhängig davon, ob es dafür einen Grund gibt. Paranoide Persönlichkeiten rechnen ständig damit, von anderen bedroht oder erniedrigt zu werden. Einige verhalten sich entsprechend misstrauisch oder gar feindselig ihren Mitmenschen gegenüber.

Charakteristisch für Menschen mit paranoider Persönlichkeitsstörung ist eine starre, rechthaberische Haltung. Sie beharren darauf, ihre Meinung durchzusetzen und verhalten sich nachtragend. Aufgrund ihres starken Misstrauens fällt es ihnen schwer, enge Bindungen einzugehen. Lassen sie schließlich Nähe zu, werden Betroffene häufig von extremer Eifersucht übermannt.

Schizoide Persönlichkeitsstörung

Menschen mit einer schizoiden Persönlichkeitsstörung wirken auf ihre Mitmenschen gefühllos, kühl, zurückhaltend und reserviert. Sie sind oft unfähig, Freude zu empfinden (Anhedonie), aber auch andere Gefühle wie Wut oder Trauer zeigen sie kaum. Schizoide Persönlichkeiten ziehen sich meist zurück, enge Freundschaften oder Beziehungen gehen sie selten ein – und wenn, kommt es häufig zu Konflikten, weil das Gegenüber unter der distanzierten Art der betroffenen Person leidet.

Für schizoide Persönlichkeiten haben gesellschaftliche Normen und Regeln keine Bedeutung. Daher fallen sie bisweilen als sehr eigenwillige oder exzentrische Menschen auf, die entsprechend anecken.

Schizotypische Persönlichkeitsstörung

Die schizotypische Persönlichkeitsstörung lässt sich nicht immer trennscharf von der schizoiden Störung abgrenzen. Schizotype Persönlichkeiten meiden ebenfalls soziale Kontakte – allerdings nicht, weil sie kein Interesse an zwischenmenschlicher Interaktion haben, sondern weil sie in Anwesenheit Anderer Unbehagen verspüren. Sie fühlen sich nicht zugehörig und begegnen ihren Mitmenschen mit Argwohn. Viele Betroffene wünschen sich dennoch insgeheim Kontakte und leiden sehr unter der fehlenden sozialen Interaktion.

Ein weiteres typisches Merkmal ist ein verändertes Realitätsempfinden. Einige schizotypische Menschen sind davon überzeugt, über paranormale Kräfte zu verfügen.

Schätzungen zufolge sind rund drei bis vier Prozent der deutschen Bevölkerung von einer schizotypischen Persönlichkeitsstörung betroffen.

Histrionische Persönlichkeitsstörung

Bei der histrionischen Persönlichkeitsstörung steht ein extremer Geltungsdrang im Vordergrund. Betroffene haben ein ausgeprägtes Bedürfnis danach, im Mittelpunkt zu stehen. Sie zeigen sich sehr kontaktfreudig, übertrieben emotional und haben einen Hang zur theatralischen Selbstdarstellung. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie positiv oder negativ auffallen – Hauptsache, sie fühlen sich wahrgenommen. Einige versuchen zudem, durch ihr Äußeres aufzufallen.

Narzisstische Persönlichkeitsstörung

Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung neigen zur Selbstüberschätzung. Sie verhalten sich, als seien sie anderen überlegen, selbst, wenn sie keine entsprechende Leistung zeigen. In der Fantasie malen sie sich aus, grenzenlos erfolgreich zu sein.

Narzisst*innen

  • versuchen stets, im Mittelpunkt zu stehen,
  • erwarten, dass andere zu ihnen aufschauen und sie bevorzugt behandeln,
  • haben wenig Mitgefühl (Empathie)
  • und benutzen ihre Mitmenschen mitunter als Mittel zum Zweck, um ihre eigenen Ziele zu erreichen. 

Personen mit narzisstischen Zügen neigen zu flüchtigen Beziehungen. Zu einer länger andauernden Partnerschaft sind sie meist nur dann in der Lage, wenn sich der*die Partner*in völlig unterordnet, weil er*sie zum Beispiel einen abhängigen Persönlichkeitsstil hat.

Obwohl sie nach außen sehr selbstbewusst wirken: Das Selbstwertgefühl von narzisstischen Menschen kann stark schwanken und ist davon abhängig, wie andere auf sie reagieren. So gelten Betroffene als leicht verletzbar und reagieren sehr empfindlich auf Kritik.

Dissoziale (antisoziale) Persönlichkeitsstörung

Menschen mit dissozialer Persönlichkeitsstörung werden auch als antisoziale oder soziopathische Persönlichkeiten bezeichnet. Typisch für diese Störung ist, dass sich die Betroffenen nicht an soziale Normen halten und verantwortungslos handeln. Eine schwere Form der antisozialen Persönlichkeitsstörung ist etwa Psychopathie.

Dissoziale Persönlichkeiten

  • sind leicht reizbar und neigen zu aggressivem Verhalten,
  • sind nicht fähig, Empathie zu empfinden,
  • scheinen kein Schuldbewusstsein zu haben und
  • verhalten sich häufig manipulativ.

Zudem sind sie stets auf der Suche nach Abwechslung, weil sie sich schnell langweilen – auch innerhalb von Beziehungen, weshalb sie häufig ihre Partner*innen wechseln.

Emotional-instabile Persönlichkeitsstörung

Zur emotional-instabilen Persönlichkeitsstörung zählen zwei Typen:

  • der impulsive Typus
  • der Borderline-Typus

Der impulsive Typ zeichnet sich zum einen durch rasche Gefühlswechsel (emotionale Instabilität) aus. Zum anderen fällt eine mangelnde Impulskontrolle auf: Insbesondere, wenn es zu starken Emotionen kommt, können sich betroffene Personen nicht beherrschen. Das kann zum Beispiel zu aggressivem Verhalten oder unüberlegten Handlungen führen.

Personen, die zum Borderline-Typ zählen, leiden ebenfalls unter heftigen Gefühlsschwankungen und können ihre Impulse nicht gut kontrollieren. Charakteristisch sind zudem 

  • ein geringes Selbstwertgefühl,
  • Suchtverhalten,
  • Depressionen sowie
  • selbstschädigendes Verhalten bis hin zu Suizidgedanken.

Erkrankte haben kein klares Selbstbild und berichten häufig, sich selbst fremd vorzukommen (Depersonalisation). Oft führen sie intensive, aber rasch wechselnde Beziehungen.

Selbstunsichere (ängstlich-vermeidende) Persönlichkeitsstörung

Fachleute sprechen auch von der ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstörung, da insbesondere Angst und Zurückhaltung im Vordergrund stehen. Betroffene Personen sind permanent angespannt und besorgt. Sie fühlen sich minderwertig und befürchten, von anderen abgelehnt oder kritisiert zu werden. Daher reagieren sie sehr empfindlich, sobald sie mit Kritik konfrontiert werden. Soziale Situationen scheuen sie. Damit weisen Betroffene ähnliche Merkmale auf wie bei einer sozialen Phobie.

Abhängige (dependente) Persönlichkeitsstörung

Menschen mit abhängiger (dependenter) Persönlichkeitsstörung gelten als sehr anhänglich, hilfsbereit und zuverlässig. Sie haben ein starkes Bedürfnis nach Unterstützung: Sind sie auf sich allein gestellt, fühlen sie sich hilflos.

Eigenständige Entscheidungen zu treffen fällt ihnen schwer. Vielmehr hoffen sie, dass ihnen jemand Entscheidungen abnimmt. Daher suchen sie eine Bezugsperson, die ihnen eine gewisse Sicherheit gibt. Dabei handelt es sich häufig um den*die Partner*in. Aus Angst, diese Person zu verlieren, stellen abhängige Persönlichkeiten ihre eigenen Bedürfnisse in den Hintergrund und sind nachgiebig. Ein Verlust der Bezugsperson kann bei Menschen mit abhängiger Persönlichkeitsstörung eine psychische Krise auslösen.

Schätzungsweise leiden drei Prozent der Bevölkerung unter einer dependenten Persönlichkeitsstörung.

Zwanghafte (anankastische) Persönlichkeitsstörung

Starre Regeln, Korrektheit und feste Abläufe – danach haben Menschen mit einer zwanghaften (anankastischen) Persönlichkeit ein ausgeprägtes Bedürfnis. Sie

  • stellen an sich und andere hohe Ansprüche,
  • sind perfektionistisch eingestellt und
  • tendieren dazu, sich zu überarbeiten und zu viel zuzumuten.

Zwanghafte Persönlichkeiten sind pedantisch, aber auch zuverlässig. Entsprechend verunsichert sind sie, wenn ihre Ordnung gestört wird. Sie sind nur wenig spontan und wirken auf andere steif und ernst. Auf Kritik reagieren sie sehr empfindlich.

Schätzungsweise zwei bis fünf Prozent sind von einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung betroffen – Männer weitaus häufiger als Frauen.

Wie entstehen Persönlichkeitsstörungen?

Fachleute gehen davon aus, dass Persönlichkeitsstörungen durch eine Kombination von unterschiedlichen Faktoren begünstigt werden kann. Welche Persönlichkeitsmerkmale sich in den ersten Lebensjahren stärker ausbilden und welche schwächer – und ob sich daraus eine Persönlichkeitsstörung entwickelt –, hängt von diversen Aspekten ab:

  • Veranlagung: Die erblich bedingte Veranlagung bestimmt, ob ein Mensch von Natur aus eher kontaktfreudig oder ungesellig, eher ängstlich oder mutig, eher von sich überzeugt oder selbstunsicher ist.

  • äußere Faktoren: Hierzu zählt unter anderem der Erziehungsstil der Eltern und das soziale Umfeld, in dem die Person aufgewachsen ist. Traumatische Ereignisse in der Kindheit können das Risiko ebenfalls erhöhen – etwa Gewalt im Elternhaus. Psychische Störungen der Eltern, negative Vorbilder und ein ungünstiges soziales Milieu können eine Persönlichkeitsstörung ebenfalls begünstigen.

  • neurobiologische Auffälligkeiten: Fehlregulationen der Botenstoffe (Neurotransmitter) im Gehirn oder Abweichungen der Hirnstruktur scheinen die Entstehung einer Persönlichkeitsstörung zu begünstigen.

Wichtig: Faktoren wie Veranlagung und bestimmte Umwelteinflüsse führen nicht automatisch zu einer Persönlichkeitsstörung. Vielmehr spielt eine entscheidende Rolle, wie ein Mensch individuell mit diesen Einflüssen umgeht (Resilienz).

Wie wird eine Persönlichkeitsstörung diagnostiziert?

Eine Persönlichkeitsstörung kann lange unentdeckt bleiben. Ob Betroffene eine psychotherapeutische Praxis aufsuchen, hängt unter anderem von der jeweiligen Form der Störung ab: Nicht bei jeder Persönlichkeitsstörung besteht ein Leidensdruck, und somit oft auch keine Krankheitseinsicht. 

Um die Diagnose zu stellen, sind folgende Kriterien relevant:

  • Welche Beschwerden stehen im Vordergrund und wie stark sind sie ausgeprägt?
  • Seit wann bestehen die Probleme?
  • Liegen weitere psychische Erkrankungen vor?
  • Werden Suchtmittel oder bestimmte Medikamente eingenommen?

In manchen Fällen sind nicht nur die Schilderungen der Patient*innen, sondern auch Berichte von nahestehenden Menschen für die Diagnosestellung hilfreich.

Wichtig: Die Grundzüge der Persönlichkeit entwickeln sich bis in das junge Erwachsenenalter. Daher sollte eine Persönlichkeitsstörung erst ab dem späten Jugendalter diagnostiziert werden.

Standardisierte Tests erleichtern die Diagnose

Mithilfe standardisierter Testverfahren können sich Psychotherapeut*innen gezielt ein genaueres Bild machen. Sie greifen dabei auf spezielle Checklisten oder Fragebögen (z. B. Personality Disorder Questionnaire) zurück, mit denen sich die Persönlichkeitsmerkmale einer Person erfassen lassen.

Hilfreich können strukturierte Interviews sein, zum Beispiel

  • das International Personality Disorder Examination (IPDE) oder das
  • strukturier­te Klinische In­ter­view für DSM-IV (SKID-II).

Während des Interviews werden gezielt Fragen zu unterschiedlichen Themen gestellt. Für eine genaue Diagnose werden anschließend einzelne Themenbereiche vertieft.

Oft erweist es sich als schwierig, eine Persönlichkeitsstörung von einer anderen psychischen Erkrankung abzugrenzen – auch, weil viele Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung unter weiteren psychischen Krankheiten leiden. Darüber hinaus können verschiedene Persönlichkeitsstörungen kombiniert auftreten, was eine Diagnose erschwert.

Körperliche Erkrankungen ausschließen

Psychische Auffälligkeiten können körperliche Ursachen haben, so etwa eine Hirnschädigung oder die Einnahme bestimmter Medikamente. Bevor eine Persönlichkeitsstörung diagnostiziert wird, muss daher eine körperliche Ursache ausgeschlossen werden. Aus diesem Grund erfolgt in der Regel zunächst eine körperliche Untersuchung in der hausärztlichen Praxis.

Wie wird eine Persönlichkeitsstörung behandelt?

Eine Behandlung kommt vor allem dann infrage, wenn die betroffene Person oder ihr Umfeld darunter leidet. Da die Persönlichkeitszüge Erwachsener relativ stabil sind, ging man lange davon aus, dass eine Persönlichkeitsstörung kaum therapierbar ist. Mittlerweile sind sich Fachleute einig, dass sich Persönlichkeitsmerkmale in gewissen Grenzen durchaus verändern lassen. Damit dies gelingen kann, erstreckt sich die Therapie in der Regel über einen längeren Zeitraum, der mehrere Jahre umfassen kann.

Psychotherapie zur Behandlung von Persönlichkeitsstörungen

Zur Behandlung einer Persönlichkeitsstörung hat sich bislang vor allem die Psychotherapie als wirksam erwiesen. Hier geht es nicht darum, die stark ausgeprägten Persönlichkeitsmerkmale zu "heilen". Vielmehr lernen Betroffene, im Alltag besser damit zu leben. Dies kann gelingen, indem sie

  • ungünstige Verhaltensweisen und Denkmuster verändern und so
  • einen besseren Umgang mit sich und anderen Menschen erlernen.

Die Wahl der Therapie richtet sich nach den individuellen Bedürfnissen der Betroffenen. Bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung hat sich insbesondere eine Sonderform der Verhaltenstherapie bewährt: die dialektisch-behaviorale Verhaltenstherapie. Für andere Persönlichkeitsstörungen gibt es hingegen keine klaren Empfehlungen, welche Therapie am besten wirkt.

Da viele Menschen mit Persönlichkeitsstörungen gleichzeitig unter anderen psychischen Erkrankungen leiden, werden diese in der Psychotherapie entsprechend mitbehandelt.

Medikamentöse Behandlung

Je nach Beschwerdebild können zusätzlich zur Psychotherapie unterschiedliche Medikamente zum Einsatz kommen. Bei depressiven Symptomen können etwa Antidepressiva verschrieben werden.

Persönlichkeitsstörungen: Verlauf und Prognose

Wie eine Persönlichkeitsstörung verläuft, ist sehr individuell und von der Störungsform sowie deren Ausprägung abhängig. In der Regel bleiben die stark ausgeprägten Persönlichkeitsmerkmale und Verhaltensmuster über Jahrzehnte größtenteils bestehen. Das ist jedoch nicht zwangsläufig ein Problem: Oft spüren Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung lange Zeit keinen hohen Leidensdruck und kommen im Alltag gut zurecht. Belastende Situationen können ihren Zustand jedoch verändern und zu einer Krise führen.

In einigen Fällen wird eine Persönlichkeitsstörung mit zunehmendem Alter schwächer. Eine Psychotherapie kann den Verlauf zudem günstig beeinflussen.

Dennoch haben Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung im Laufe ihres Lebens meist Schwierigkeiten in Beziehungen zu anderen Menschen, was einen hohen Leidensdruck verursachen kann. Suizidversuche und Suizide kommen bei Menschen mit Persönlichkeitsstörungen im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung häufiger vor.