Ein Arzt untersucht die Schilddrüse einer jungen Frau per Ultraschall.
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Hashimoto-Thyreoiditis (Autoimmun­thyreoiditis)

Von: Astrid Clasen (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 20.01.2022

Die Hashimoto-Thyreoiditis – auch Autoimmunthyreoiditis genannt – ist die mit Abstand häufigste Form der Schilddrüsenentzündung. Erfahren Sie hier alles Wichtige über die Hashimoto-Thyreoiditis, ihre Symptome und Behandlung.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Hashimoto-Thyreoiditis (Autoimmun­thyreoiditis)

Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Krankheit der Schilddrüse, bei der das Immunsystem das körpereigene Schilddrüsengewebe angreift. Die Folge ist eine chronische Schilddrüsenentzündung, die das Schilddrüsengewebe mit der Zeit teilweise oder sogar vollständig zerstören kann.

Entsprechend gilt die Hashimoto-Thyreoiditis als Autoimmunerkrankung (daher auch die Bezeichnung Autoimmunthyreoiditis). Benannt ist sie nach ihrem Erstbeschreiber, dem japanischen Mediziner Hakaru Hashimoto (1881-1934).

Insgesamt sind fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung an einer Hashimoto-Thyreoiditis erkrankt. Dabei sind Frauen etwa 9-mal öfter betroffen als Männer. Meist tritt die Autoimmunthyreoiditis im Alter zwischen 30 und 50 Jahren auf.

Hashimoto-Thyreoiditis: Symptome

Meist verläuft die Hashimoto-Thyreoiditis lange ohne Symptome. Denn die Schilddrüsenentzündung selbst bereitet in der Regel keine Beschwerden. Darum bleibt die Krankheit manchmal jahrelang unbemerkt.

Vereinzelt kann – als Reaktion auf die Entzündung – zu Beginn der Hashimoto-Thyreoiditis vorübergehend eine leichte Schilddrüsenüberfunktion entstehen. Symptome hierfür sind zum Beispiel:

Doch typischerweise führt die Autoimmunthyreoiditis erst dann zu Beschwerden, wenn die Entzündung so viel Schilddrüsengewebe zerstört hat, dass die Produktion der Schilddrüsenhormone herabgesetzt ist. Dann verursacht die Hashimoto-Thyreoiditis die klassischen Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion, wie:

Übrigens: Die Hashimoto-Thyreoiditis ist die häufigste Ursache der Schilddrüsen­unterfunktion.

Manchmal geht die Hashimoto-Thyreoiditis mit einer langsam zunehmenden Vergrößerung der Schilddrüse einher. Mögliches Symptom hierfür ist ein Kloßgefühl im Hals. In anderen Fällen verkleinert sich die Schilddrüse im Lauf der Zeit eher. Ob die Schilddrüse infolge der Autoimmunthyreoiditis größer oder kleiner wird und ihre Funktion dauerhaft ausfällt, lässt sich nicht vorhersagen.

In einigen Fällen treten neben der Hashimoto-Thyreoiditis Symptome für weitere Autoimmunerkrankungen auf, wie:

Treten gleichzeitig mehrere Autoimmunerkrankungen auf, bei denen mindestens zwei verschiedene Drüsen oder Organe des Hormonsystems versagen (z. B. Morbus Addison, Typ-1-Diabetes und Hashimoto-Thyreoiditis), liegt ein polyglanduläres Autoimmun-Syndrom vor (griech. poly = viel, lat. glandula = Drüse).

Hashimoto-Thyreoiditis: Ursachen

Ursache der Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Störung des Immunsystems: Das Immunsystem betrachtet körpereigenes Schilddrüsengewebe fälschlicherweise als fremd. Es bildet Antikörper und spezielle Abwehrzellen (T-Lymphozyten), die das Gewebe angreifen, schädigen und zerstören.

Eine solche krankhafte Reaktion des Immunsystems auf körpereigenes Gewebe bezeichnet man als Autoimmunreaktion. Darum heißt die Hashimoto-Thyreoiditis auch

  • Autoimmunthyreoiditis oder
  • chronisch-lymphozytäre Thyreoiditis (weil Lymphozyten beteiligt sind).

Die genauen Ursachen für Autoimmunreaktionen sind unbekannt. Bei der Hashimoto-Thyreoiditis führt vermutlich eine Kombination aus erblicher Veranlagung und einer Infektion mit Viren (z. B. Hepatitis­ C) oder Bakterien dazu, dass das Immunsystem die Schilddrüse angreift. Für die Bedeutung erblicher Faktoren bei der Entstehung der Autoimmunthyreoiditis spricht, dass ...

  • ... die Erkrankung in manchen Familien öfter auftritt.
  • ... einige Betroffene gleichzeitig weitere Autoimmunerkrankungen haben.

Bei Menschen mit erblicher Veranlagung scheint zudem eine höhere Jodzufuhr das Risiko für die Entstehung der Hashimoto-Thyreoiditis zu steigern.

Hashimoto-Thyreoiditis: Diagnose

Bei der Hashimoto-Thyreoiditis erfolgt die Diagnose meist erst im Spätstadium, wenn das Gewebe der Schilddrüse durch die chronische Entzündung stark geschädigt ist.

Eine Tastuntersuchung kann bei der Hashimoto-Thyreoiditis ergeben, dass die Schilddrüse mäßig vergrößert ist. Das Organ kann aber ebenso verkleinert oder normal groß sein. Manchmal ist es auch druckempfindlich.

Eine Blutuntersuchung zeigt bei der Hashimoto-Thyreoiditis in der Regel, dass die Konzentration der weißen Blutkörperchen im Blut normal und die Blutsenkung erhöht ist. Für die Diagnose ist es aber vor allem wichtig, die Blutprobe auf Antikörper zu untersuchen. Die für die Autoimmunthyreoiditis typischen Antikörper (AK) im Blut richten sich gegen die thyreoidale Peroxidase (TPO) und gegen Thyreoglobulin (Tg):

  • Die TPO-AK-Werte sind bei der Hashimoto-Thyreoiditis fast immer deutlich erhöht,
  • die Tg-AK-Werte sind in sieben von zehn Fällen erhöht.

Typischerweise beeinträchtigt die Autoimmunthyreoiditis mit der Zeit die Schilddrüsenfunktion. Doch hohe Antikörperwerte bedeuten bei der Hashimoto-Thyreoiditis nicht unbedingt auch eine starke Unterfunktion – und umgekehrt. Darum lässt die Ärztin oder der Arzt bei der Diagnose auch die Schilddrüsenwerte (TSH, freies T3 und freies T4) im Blut kontrollieren. Je nach Krankheitsstadium ergibt die Untersuchung:

  • eine normale Schilddrüsenfunktion (bzw. euthyreote Stoffwechsellage),
  • eine vorübergehende Überfunktion (bzw. hyperthyreote Stoffwechsellage) oder
  • eine Unterfunktion (bzw. hypothyreote Stoffwechsellage).

Das genau verrät die Blutuntersuchung: Sind die TSH-Werte erhöht und die Werte des freien Schilddrüsenhormons T4 (fT4) niedrig, ist die Hormonproduktion in der Schilddrüse gestört. Bei gleichzeitig erhöhtem TPO-AK spricht dies für eine Unterfunktion der Schilddrüse bei Hashimoto-Thyreoiditis.

Neben den Blutwerten ist auch eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) für die Diagnose der Hashimoto-Thyreoiditis unverzichtbar. Mit dem Schallgerät kann die Ärztin oder der Arzt entzündlich bedingte Veränderungen der Schilddrüse erkennen.

Die für die Hashimoto-Thyreoiditis typischen Veränderungen am Schilddrüsengewebe sind zudem mit einer Schilddrüsenszintigraphie oder einer Feinnadelbiopsie nachweisbar.

Hashimoto-Thyreoiditis: Behandlung

Bei der Hashimoto-Thyreoiditis ist keine Behandlung nötig, solange die Schilddrüse normal funktioniert und genug Schilddrüsenhormone bildet.

Hohe Antikörperwerte bedeuten nicht automatisch, dass man die Hashimoto-Thyreoiditis behandeln muss. Denn die Schilddrüsenwerte können dann immer noch normal sein. Wer schon einmal erhöhte Antikörperwerte hatte, sollte aber mindestens einmal jährlich zur Schilddrüsenkontrolle gehen – genauer: zur Blutabnahme, um den TSH-Wert messen zu lassen. So lässt sich eine beginnende Unterfunktion frühzeitig erkennen und behandeln.

Gegen die Schilddrüsenentzündung selbst kann (und muss) man bei der Hashimoto-Thyreoiditis übrigens nichts tun. Die Behandlung beginnt erst, wenn es zur Schilddrüsenunterfunktion kommt. Ihr Ziel ist es, den Mangel an Schilddrüsenhormonen auszugleichen. Für diese Hormonersatztherapie stehen Tabletten mit dem Wirkstoff Levothyroxin (L-Thyroxin) zur Verfügung.

In der Regel ist die Hormonersatz­therapie der Hashimoto-Thyreoiditis lebenslang nötig. Bei regelmäßiger Behandlung in der richtigen Dosis normalisiert sich der TSH-Wert aber schnell wieder. Dann gilt man praktisch als gesund. Damit das so bleibt, sind lebenslang regelmäßige Kontrolluntersuchungen ratsam, um die Dosierung bei sinkender Hormonproduktion anpassen zu können.

Eigentlich ist es bei einer Schilddrüsenunterfunktion auch wichtig, den Körper mit ausreichend Jod zu versorgen. Denn ohne Jod kann die Schilddrüse keine Schilddrüsenhormone bilden. Viele Betroffene bekommen daher Tabletten mit einer Kombination aus L-Thyroxin und Jodid. Doch bei der Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Behandlung mit Jod nicht sinnvoll, da zu viel Jod die entzündliche Aktivität in der Schilddrüse erhöhen kann.

Darum sollten Menschen mit Hashimoto-Thyreoiditis auch bei der Ernährung darauf achten, dass sie nicht zu viel Jod zu sich nehmen. Auf Algen, die teils hohe Jodmengen enthalten können (z. B. in Sushi), sollte man bei der Autoimmunthyreoiditis ganz verzichten. Gleiches gilt für jodhaltige Nahrungsergänzungsmittel (wie Algentabletten).

Lesetipp:Algen essen – Vorsicht vor zu viel Jod!

Während der Schwangerschaft sind einige Besonderheiten bei der Hormonersatztherapie der Hashimoto-Thyreoiditis zu beachten:

  • Da Schwangere mehr Schilddrüsenhormone benötigen (v. a. in der 2. Schwangerschaftshälfte), ist es ratsam, die Hormondosis während der Schwangerschaft zu erhöhen.
  • Für Schwangere, in deren Blut gegen Schilddrüsengewebe gerichtete Antikörper zu finden sind, ist die Hormonersatztherapie in jedem Fall ratsam – selbst wenn die Schilddrüsenfunktion noch nicht beeinträchtigt ist.

Für eine Operation besteht bei der Hashimoto-Thyreoiditis normalerweise kein Grund. Eine operative Behandlung kann aber dann infrage kommen, wenn

  • der Verdacht auf eine bösartige Veränderung der Schilddrüse besteht oder
  • eine stark vergrößerte Schilddrüse zunehmend Probleme verursacht (wie Schluckbeschwerden oder bleibende Heiserkeit).

Hashimoto-Thyreoiditis: Verlauf

Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine chronische Krankheit. Die dauerhafte Entzündung der Schilddrüse zerstört das Schilddrüsengewebe mit der Zeit anteilig oder sogar vollständig. Darum entsteht im Verlauf der Erkrankung typischerweise eine Schilddrüsenunterfunktion. Die Betroffenen sind dann lebenslang darauf angewiesen, Tabletten einzunehmen, um den Hormonmangel auszugleichen.

Ein gesundheitliches Risiko bedeutet die Hashimoto-Thyreoiditis aber nur dann, wenn die Unterfunktion unbehandelt bleibt. Wer die fehlenden Schilddrüsenhormone in ausreichender Dosis zu sich nimmt, ist praktisch als gesund anzusehen.

Hashimoto-Thyreoiditis: Vorbeugen

Einer Hashimoto-Thyreoiditis können Sie nicht vorbeugen, da die Ursache dieser Autoimmunerkrankung unbekannt ist.

Bei schon bestehender Autoimmunthyreoiditis ist es ratsam, nicht zu viel Jod zu sich zu nehmen. Denn eine erhöhte Jodzufuhr kann bei Hashimoto einen entzündlichen Schub auslösen, weil das Immunsystem dann die Produktion von Antikörpern gegen die Schilddrüse steigert.