Ein kleines Mädchen spielt auf dem Smartphone.
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Wie Smartphones unsere Kinder krank machen

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 09.12.2021

Digitale Medien wie Smartphone und Tablet sind aus unserem Alltag oft nicht mehr wegzudenken. Dass schon die Kleinsten früh damit in Berührung kommen, bleibt dabei nicht aus. Aber wo sind die Grenzen und was passiert, wenn diese überschritten werden? Können digitale Medien Kinder krank machen?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Überblick

Bereits sieben von zehn Kindern im Kindergartenalter dürfen täglich länger als eine halbe Stunde das Smartphone der Eltern nutzen. Kinderärzte, Drogenbeauftragte und andere Experten wollten herausfinden, welchen Einfluss das auf die Entwicklung und die Gesundheit haben kann.

In der sogenannten BLIKK-Studie (Bewältigung, Lernverhalten, Intelligenz, Kompetenz, Kommunikation) wurden daher die Daten der Vorsorgeuntersuchungen (U1-J2) von 5.573 Kindern ausgewertet. Außerdem wurden sowohl die Kinder als auch ihre Eltern befragt, wie oft und wie lange sie täglich digitale Medien nutzen.

Was sind digitale Medien?

Als Medien werden Möglichkeiten bezeichnet, über die man Informationen weitergeben oder erhalten kann – Telefon und Brief beispielsweise sind "alte" oder analoge Medien.

Die Technik digitaler Medien beruht auf Zahlen, auf sogenannten digitalen Codes. Im Alltag werden aber schlicht alle "neuen" Medien als digitale Medien bezeichnet – also Möglichkeiten wie Internet, Smartphones und Tablets, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten entwickelt wurden.

Zu den digitalen Medien des Alltags zählen beispielsweise:

  • Internet
  • E-Mail
  • E-Book(-Reader)
  • MP3-Player
  • Computer / Laptop
  • Smartphone / Handy
  • Internetfernsehen und -radio
  • Computerspiele

Ergebnisse der BLIKK-Studie

Die Ergebnisse der BLIKK-Studie sind besorgniserregend. Sie zeigen nicht nur, dass Kinder, die zu lange und zu häufig mit digitalen Medien in Berührung kommen, beeinträchtigt sind. Denn auch wenn Eltern etwa mit dem Smartphone beschäftigt sind, während sie ihr Baby betreuen, kann sich das auf den Säugling auswirken.

Diesen Einfluss haben digitale Medien auf Babys und Kinder:

  • Säuglinge, deren Eltern in Anwesenheit des Babys digitale Medien nutzen, haben häufiger Probleme, einzuschlafen. Außerdem können sie eine Fütterstörung entwickeln.
  • Kinder, die jünger sind als 6 Jahre und häufig digitale Medien nutzen (z.B. das Smartphone der Eltern),
  • Kinder unter 13 Jahren, die täglich länger als eine Stunde digitale Medien nutzen,
    • sind häufiger hyperaktiv,
    • können sich schlecht konzentrieren,
    • konsumieren vermehrt Süßigkeiten und süße Getränke,
    • haben oft einen erhöhten BMI.
  • Viele Jugendliche, die befragt wurden, sagten, dass ihr Alltag durch übermäßige Internetnutzung beeinflusst sei und sie nicht mehr im Griff hätten, wie oft und wie lange sie im Internet unterwegs sind.

Besser kein Smartphone für Kinder?

Ein Smartphone-Verbot ist nicht zwingend nötig und auch nicht zielführend. Digitale Medien gehören heutzutage zum Leben dazu und werden teilweise schon früh in der Schule angewendet. Darum ist es sinnvoll, dass Kinder früh den richtigen Umgang damit lernen.

Das bedeutet:

  • Auch wenn es reizvoll ist, während dem Stillen oder mal eben beim gemeinsamen Spiel schnell eine Nachricht abzurufen oder zu schreiben: Legen Sie das Smartphone beiseite, wenn Sie Ihr Kind betreuen!
  • Besonders kleine Kinder sollten nicht mit Smartphone, Tablet oder Computerspiel alleine gelassen werden. Nutzen Sie die neuen Medien nicht als Babysitter.
  • Begrenzen Sie die Zeit, die Ihr Kind täglich mit digitalen Medien verbringen darf.
  • Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind den Alltag mit Freunden erlebt – im direkten Umgang, nicht über einen Chat oder soziale Netzwerke.

Kinderärzte und andere Experten der BLIKK-Studie haben die Hoffnung, dass in Zukunft der richtige Umgang mit digitalen Medien in die Früherkennungsuntersuchungen für Kinder mit aufgenommen wird. Das würde bedeuten, dass Kinder und Eltern bei den U-Untersuchungen zum Medienkonsum befragt und entsprechend beraten werden.

So könnte erreicht werden, dass sowohl Eltern als auch Kinder frühzeitig den richtigen Umgang mit digitalen Medien erlenen (sogenannte Medienkompetenz). Bleibt das aus, sind nicht nur Entwicklung und Gesundheit beeinträchtigt. Auch das Risiko für einen späteren unkontrollierten Umgang mit diesen Medien steigt. Schon jetzt sind schätzungsweise 600.000 Menschen in Deutschland internetabhängig. Das heißt, sie können nicht mehr kontrollieren, wie oft und wie lange sie das Internet nutzen.

Verhindern Sie, dass Ihr Kind einmal dazu gehört!