Das Bild zeigt Fenchel.
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Fenchel

Von: Onmeda-Redaktion, Astrid Clasen (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 24.10.2022

Echter Fenchel beziehungsweise Gartenfenchel (Foeniculum vulgare) tritt in verschiedenen Varietäten auf, von denen zwei traditionell als Heilmittel zum Einsatz kommen: Bitterer Fenchel und Süßer Fenchel.

Allgemeines

In Europa war Fenchel ursprünglich nur im Mittelmeergebiet beheimatet. Mittlerweile ist die Pflanze in ganz Europa, Asien sowie in Teilen Südamerikas verbreitet. Fenchel ist ein- bis mehrjährig, erreicht teils eine Höhe von über zwei Metern und hat einen fleischig verdickten Stängel, der im oberen Bereich verästelt ist. Die kleinen, gelben Blüten sitzen in großen Dolden: Entsprechend gehört der Fenchel zur Familie der Doldenblütler (Umbelliferae) – wie Echter Kümmel oder Liebstöckel, die ebenfalls als Heilpflanzen dienen.

Der Fenchel ist eine uralte und auch heute noch sehr bekannte Gewürz- und Heilpflanze, die seit jeher in der Volksmedizin eine bedeutende Stellung eingenommen hat. Schon im 9. Jahrhundert pflanzten Benediktinermönche die Pflanze nördlich der Alpen in ihren Klostergärten an. Die alten Kulturen Arabiens und Chinas kannten den Fenchel ebenfalls: Dort kann er bei Lungen-, Blasen und Nierenleiden zum Einsatz. Sogar beim Biss "toller Hunde" sollte er helfen.

Medizinisch finden die reifen Früchte des Fenchels (oft auch als "Fenchelsamen" bezeichnet) Verwendung: Zum einen kann man die Fenchelfrüchte nach dem Trocknen zerkleinern, zerstoßen oder pulverisieren und daraus zum Beispiel einen Fencheltee bereiten. Daneben stehen auch Arzneimittel in Tabletten- oder Kapselform zur Verfügung, welche die getrockneten und zerkleinerten Früchte enthalten. Zum anderen kann man aus den reifen Fenchelfrüchten ätherisches Öl gewinnen, um es entweder direkt oder ebenfalls für die Herstellung von Tabletten oder Kapseln zu verwenden.

Auch heute spielt Fenchel in vielen Regionen der Welt als Arzneipflanze eine große Rolle: So ist unter anderem in Europa und China die Verwendung von Fenchel als Heilmittel (z.B. Fencheltee gegen Blähungen) weit verbreitet. Wegen seines angenehmen Geschmacks hat sich Fenchel besonders in der Kinderheilkunde bewährt.

Inhaltsstoffe und Wirkung

Fenchel hat dank bestimmter Inhaltsstoffe eine in mehrfacher Hinsicht heilende Wirkung: Die Heilpflanze kann leichte Krämpfe lindern, Schleim lösen, Auswurf fördern sowie Bakterien und Pilze in ihrem Wachstum hemmen.

Fenchel verdankt seine medizinische Wirkung vor allem dem ätherischen Öl, das in den Fenchelfrüchten (oft auch "Fenchelsamen" genannt) enthalten ist: Das Fenchelöl besteht bis zu 70 Prozent aus Anethol und anteilig aus Fenchon:

  • Anethol sorgt für den süßlichen, anisartigen Geschmack von Fenchel,
  • Fenchon verleiht dem Fenchel einen bitteren Geschmack.

Das ätherische Öl von Fenchel hat eine krampflösende Wirkung, weil es die Beweglichkeit der glatten Muskulatur im Verdauungstrakt fördert. Dies steigert auch den Appetit und die Verdauung. Außerdem beschleunigen die Inhaltsstoffe des Fenchelöls an der Bronchialschleimhaut die Schlagfrequenz der Flimmerepithelien, was die Wirksamkeit von Fenchel als Schleimlöser erklärt. Die antibiotische Wirkung von Fenchel geht ebenfalls auf das ätherische Fenchelöl zurück.

Allerdings sind neben Anethol und Fenchon im Fenchel beziehungsweise in seinem ätherischen Öl viele weitere Inhaltsstoffe nachweisbar, weshalb es schwierig ist, die jeweilige Wirkung im Einzelnen genau zu bestimmen: So enthält Fenchel unter anderem sogenannte Flavonoide, fettes Öl, Antioxidantien und den östrogenähnlichen Stoff Estragol.

Estragol verleiht dem Fenchel eine östrogenähnliche Wirkung. Außerdem steht die Substanz unter dem Verdacht, krebserregend zu sein. Daher darf der Gehalt von Estragol in Arzneimitteln auf Basis von Fenchel höchstens fünf Prozent betragen.

Anwendungsgebiete

Fenchel hat verschiedene traditionelle Anwendungsgebiete: Sowohl die Pflanzenheilkunde in Europa als auch die traditionelle chinesische Medizin (TCM) machen sich Fenchel bis heute seiner als Heilpflanze zunutze. Dabei kommt Fenchel wegen seiner Eigenschaften als entspannendes, entzündungshemmendes, antibakterielles, schleimlösendes und auswurfförderndes Mittel gegen unterschiedliche Beschwerden zum Einsatz.

Für Fenchel typische Anwendungsgebiete sind:

Entsprechend diesen Anwendungsgebieten ist Fenchel häufiger Bestandteil in Mitteln gegen Erkältungsbeschwerden sowie in Magen- und Darmmitteln. Auch viele Husten- und Halsbonbons enthalten Fenchel. Als Tee oder als Fenchelhonig findet Fenchel wegen des angenehmen Geschmacks besonders in der Kinderheilkunde Anwendung. Entsprechend gehört Fenchel für viele Menschen zu den ersten Heilmitteln, mit denen sie in ihrem Leben Bekanntschaft machen.

Dosierung und Anwendung

Wenn Fenchel als Heilmittel wirken soll, ist die Dosierung entscheidend: Für Tee ist die Anwendung von fertigen Teemischungen oder Filterbeuteln dann weniger sinnvoll, da sich das medizinisch wirksame ätherische Öl im Fenchel schnell verflüchtigt. Daher ist es ratsam, sich getrocknete Fenchelfrüchte (sog. Fenchelsamen) zu besorgen und sie erst unmittelbar vor der Teezubereitung anzuquetschen (z.B. in einem Mörser oder mit der Außenseite eines Löffels.) Sie können auch auf lösliche Instanttees zurückgreifen, in denen das Öl in Mikrokapseln eingeschlossen ist.

Für die Anwendung frisch zerquetschter oder angestoßener Früchte von Fenchel in Tee ist folgende Dosierung zu empfehlen:

  • Für Jugendliche ab 12 Jahren und Erwachsene: Für 1 Tasse Fencheltee 1,5 bis 2,5 Gramm (ca. 1 Teelöffel) Fenchelfrüchte mit 0,25 Liter kochendem Wasser aufgießen und 15 Minuten ziehen lassen. Trinken Sie 3 Tassen täglich, aber höchstens 2 Wochen lang.
  • Für Kinder zwischen 4 und 12 Jahren: Die tägliche Gesamtmenge der verwendeten Fenchelfrüchte sollte höchstens 5 Gramm betragen – verteilt auf 3 Tassen. Die Behandlung sollte weniger als eine Woche dauern).

Bei Babys und Kleinkindern ist die Anwendung von Fenchel in dieser Dosierung nicht zu empfehlen – hier können Sie den Tee aber verdünnt beispielsweise in Milch oder Brei geben.

Daneben ist auch aus Fenchelfrüchten gewonnenes Fenchelöl zur direkten Anwendung erhältlich. Für ätherisches Öl aus Fenchel gelten folgende Dosierungsempfehlungen:

  • Für Erwachsene: 0,2 Milliliter Fenchelöl täglich – als Einzeldosis oder in mehreren kleineren Dosen über den Tag verteilt anwenden. Sie können das Fenchelöl zum Beispiel nach jeder Mahlzeit einnehmen. Insgesamt sollte die Behandlungsdauer zwei Wochen nicht überschreiten.
  • Bei Kindern und Jugendlichen ist die Anwendung von reinem Fenchelöl nicht zu empfehlen.

Hinweise

Bevor Fenchel als Arzneimittel zum Einsatz kommt, sind verschiedene Hinweise zu beachten: So ist davon abzuraten, Fenchel einzunehmen, wenn Sie eine Überempfindlichkeit gegenüber Fenchel oder Anethol (einem Bestandteil seines ätherischen Öls) oder auch gegenüber anderen Dolderblütlern (wie AnisKümmel, Sellerie, Koriander oder Dill) haben, weil die Einnahme von Fenchel dann allergische Reaktionen der Haut und der Atemwege auslösen kann. Bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Korbblütlern (wie Arnika, Kamille, Ringelblume) ist der Gebrauch von Fenchel ebenfalls nicht zu empfehlen, da es dann zu Kreuzreaktionen kommen kann.

Wenn Sie sich mit Fenchelöl behandeln möchten und gleichzeitig schon andere Medikamente einnehmen, ist es ratsam, erst Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt zu halten. Besondere Vorsicht ist vor hoch dosiertem Fenchelöl geboten, wenn Sie sich einer Hormonbehandlung unterziehen (z.B. als Hormonersatztherapie oder im Rahmen einer Krebsbehandlung) oder mit der Pille verhüten: Fenchel enthält eine östrogenähnliche Substanz namens Estragol und hat deswegen eine Östrogenwirkung. Daher kann es in solchen Fällen zu Wechselwirkungen kommen.

Für Fencheltee aus frisch zerriebenen Früchten in der empfohlenen Dosierung gilt dieser Hinweis nicht, da der Estragolgehalt hier gering ist. Allerdings sind Arzneimittel auf der Basis von Fenchel in jeglicher Zubereitungsform (Öl und getrocknene Früchte) während der Schwangerschaft und Stillzeit aus wissenschaftlicher Sicht nicht zu empfehlen. Gleiches gilt für kleine Kinder unter vier Jahren. Reines Fenchelöl ist auch für ältere Kinder nicht empfehlenswert.

Grundsätzlich gilt: Suchen Sie einen Arzt auf, wenn akute Beschwerden trotz Behandlung mit Fenchel länger als eine Woche dauern oder immer wiederkehren.