Füße einer Frau in einem Fußbad.
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Hausmittel bei Nagelpilz: Welche helfen wirklich?

Von: Miriam Funk (Medizinredakteurin und Redaktionsleitung)
Letzte Aktualisierung: 29.12.2023 - 16:15 Uhr

Verfärbungen, Verdickungen, brüchige Nägel: Eine Pilzinfektion der Fuß- oder Fingernägel ist lästig und extrem hartnäckig. Viele versuchen, den Nagelpilz mit Hausmitteln zu behandeln – zum Beispiel mit Essig, Backpulver oder Teebaumöl. Doch welches Hausmittel hilft wirklich gegen Nagelpilz?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Welche Hausmittel bei Nagelpilz gibt es?

Bei Nagelpilz (Onychomykose) handelt es sich um eine Pilzinfektion der Nagelplatte, des Nagelbettes oder beidem. Die Infektion lässt sich dauerhaft nur beseitigen, wenn durch konsequente Behandlung alle Pilzsporen im Nagel und im Nagelbett entfernt werden.

Die Anwendung von Wirkstoffen gegen Nagelpilz muss oft über mehrere Monate konsequent erfolgen, bis alle Pilzsporen restlos abgetötet sind. Die Behandlung von Nagelpilz ist also anstrengend, erfordert viel Geduld und kann zudem mit Nebenwirkungen verbunden sein.

Viele Menschen fragen sich deshalb, ob das nicht auch schneller geht. Im Internet werden diverse Hausmittel gegen eine Nagelpilz-Infektion angepriesen, vor allem Essig und Teebaumöl. Aber auch Zitrone, Zahnpasta oder Eigenurin soll bei manchen Menschen helfen.

Die Wirksamkeit von Hausmitteln gegen Nagelpilz ist wissenschaftlich nicht nachgewiesen. Es gibt derzeit keine aussagekräftigen Studien darüber, ob eines dieser Hausmittel die Symptome lindert oder den Pilz abtötet.

Das gilt auch für Nagelpilz-Präparate aus der Apotheke, die Öle (Teebaumöl, Lavendelöl) oder Säuren (Essigsäure, Milchsäure) enthalten: Ihr Nutzen ist nicht bewiesen. Die wenigen Studien, die zu einigen Inhaltsstoffen existieren, haben nur wenig oder gar keine Aussagekraft. Neutrale, wissenschaftlich gültige Studienergebnisse stehen dagegen noch aus.

Aus medizinischer Sicht helfen in leichten Fällen von Nagelpilz rezeptfreie Nagellacke mit Antipilzmitteln, die Wirkstoffe wie Ciclopirox, Amorolfin und Bifonazol enthalten. In schwereren Fällen von Nagelpilz ist eine Therapie mit Tabletten oder Injektionen nötig.

Essig gegen Nagelpilz

Essig rangiert auf der Hitliste der Nagelpilz-Hausmittel ganz weit oben. Insbesondere Apfelessig soll helfen. Normaler Essig soll es aber auch tun, wenn man dem Internet Glauben schenkt. Menschen, die dieses Hausmittel anwenden, gehen davon aus, dass der saure Essig die Pilze abtötet, da diese sich eher in einem basischen Hautmilieu wohlfühlen.

Häufig wird ein Fußbad in einer Mischung aus Essig und lauwarmem Wasser empfohlen. Die Füße sollten etwa 10 bis 15 Minuten im Essigwasser gebadet werden. Auch soll es helfen, wenn man ein Wattestäbchen oder -bausch in (Apfel-)Essig tränkt und die Nägel mehrmals täglich damit betupft.

Manche setzen auch auf Essigessenz, die mit einem Wattestäbchen auf die betroffenen Bereiche aufgetragen wird. Der konzentrierte Essig zeichnet sich durch einen sehr hohen Säuregehalt aus. Allerdings kann die Säure die Haut reizen, sodass man hier sehr vorsichtig sein muss.

Teebaumöl als Hausmittel gegen Nagelpilz

Neben Essig ist Teebaumöl als Hausmittel gegen Nagelpilz sehr beliebt. Ähnlich wie beim Essig soll der befallene Nagel mehrmals täglich mit dem Öl betupft werden. Fußbäder mit etwas Teebaumöl werden im Internet ebenfalls empfohlen.

Allerdings gilt: Vorsicht ist geboten, insbesondere, wenn Teebaumöl in unverdünnter Form angewendet wird. Bei empfindlichen Personen kann konzentriertes Öl zu Hautreizungen oder allergischen Ausschlägen führen.

Weitere Hausmittel gegen Nagelpilz

Gegen Nagelpilz sollen zudem folgende Hausmittel hilfreich sein – auch wenn es keinen sicheren Beleg zur Wirkung gibt. Zur Behandlung empfohlen werden unter anderem:

  • Zahnpasta: Äußerlich auf die Stellen aufgetragen, soll das in der Zahnpasta enthaltene Fluor Pilze abtöten können.
  • Backpulver: Mit Wasser vermischt, soll es als klebriger Brei direkt auf die befallenen Stellen gerieben werden. Auch ein Fußbad mit Backpulver oder Natron wird empfohlen.
  • Zitrone: Wer zweimal täglich den befallenen Nagel mit frischem Zitronensaft betupft, soll nach einigen Wochen pilzfrei sein. Die Säure soll dazu beitragen, den Pilz abzutöten.
  • Alkohol: Manche empfehlen, den Pilz wiederholt mit hochkonzentriertem Alkohol zu betupfen.
  • Knoblauch: Als Hausmittel soll eine frisch aufgeschnittene Zehe helfen, mit welcher der Nagel eingerieben wird.
  • Eigenurin: Der Harnstoff im morgendlichen Eigenurin soll Pilzsporen abtöten, wenn er auf die Nägel aufgetragen wird – Fachleute raten jedoch davon ab.

Sind Nagelpilz-Hausmittel einen Versuch wert?

Aus medizinischer Sicht sind Hausmittel zur Behandlung von Nagelpilz aus mehreren Gründen nicht empfehlenswert:

  • Verwechslungsgefahr: Hinter verfärbten Nägeln kann sich auch eine andere Erkrankung verbergen. Sogar Hautkrebs kann mit Nagelpilz verwechselt werden. Veränderungen an Haut und Nägeln sollten ärztlich abgeklärt werden.
  • Ausbreitung des Pilzes: Je länger Nagelpilz nicht richtig behandelt wird, desto höher ist das Risiko, dass er sich ausbreitet. Die Nägel können dicker werden. Bei Menschen mit Diabetes oder einem schwachen Immunsystem kann sich zudem die angrenzende Hautregion rasch mit Bakterien infizieren. Das kann zu Schmerzen und Entzündungen führen. Im schlimmsten Fall droht der Verlust des kompletten Nagels.
  • Erhöhtes Risiko für Entzündungen und Allergien: Gerade bei aggressiven Mitteln wie Essigessenz, hochprozentigem Alkohol, Zahnpasta oder Teebaumöl riskieren Betroffene eine Hautreizung oder eine Entzündung.

Da die Wirkung von Hausmitteln nicht erwiesen ist, gilt daher: Lieber auf Nummer sicher gehen und frühzeitig eine dermatologische Praxis aufsuchen.