Erythema nodosum: Junge Frau tastet ihre Beine ab
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Erythema nodosum: Ursachen und Behandlung der Knotenrose

Von: Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education), Frederike Rausch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 28.04.2023

Bei Erythema nodosum handelt es sich um eine entzündliche Hautkrankheit. Sie äußert sich durch rote, schmerzhafte Knubbel unter der Haut, häufig an beiden Unterschenkeln. Eine Streptokokken-Infektion, Sarkoidose, eine Schwangerschaft oder Morbus Crohn: Die Ursachen der Knotenrose sind zahlreich. Welche Behandlung hilft?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Zusammenfassung

  • Was ist Erythema nodosum? Bei einem Erythema nodosum ist Fettgewebe unter der Haut, meist an den Unterschenkeln, manchmal auch an anderen Stellen des Körpers, entzündet. Die Erkrankung ist eine Form der Pannikulitis und auch als Knotenrose bekannt.
  • Symptome: Charakteristisch sind Knubbel unter der Haut. Diese sind sehr berührungsempfindlich und haben einen Durchmesser von mehreren Zentimetern. Meist dauert es einige Wochen, bis sie ganz abgeheilt sind. 
  • Behandlung: Oft verschwindet Erythema nodosum von selbst und bedarf keiner speziellen Therapie. Salben und Schmerzmittel lindern mögliche Symptome. 
  • Ursachen: Ein Erythema nodosum kann entstehen, wenn das Immunsystem überempfindlich auf bestimmte Einflüsse reagiert. In der Hälfte der Fälle wird der genaue Auslöser jedoch nicht gefunden.
  • Ist Erythema nodosum gefährlich? Gefährlich ist die Knotenrose nicht. Wichtig ist jedoch, die Erkrankung ärztlichen abzuklären.

Was ist Erythema nodosum?

Das Erythema nodosum (Knotenrose) zählt zu den Pannikulitiden. Pannikulitis ist der Oberbegriff für Entzündungen des Unterhautfettgewebes. Erythema nodosum äußert sich in schmerzhaften, roten Knoten beziehungsweise Knubbeln. 

Wie häufig ist das Erythema nodosum?

Ein Erythema nodosum bekommen vor allem junge Erwachsene zwischen dem 20. und dem 40. Lebensjahr, darunter größtenteils Frauen. Aber auch bei Kindern und Jugendlichen kommt die Entzündung häufiger vor.

Erythema nodosum: Diese Symptome sind typisch

Schon bevor die typischen Hautveränderungen sichtbar werden, haben viele Patient*innen ein Krankheitsgefühl. Erste Symptome der Knotenrose sind dann möglicherweise:

Einige Tage später bilden sich dann an beiden Unterschenkeln plötzlich schmerzhafte Knoten unter der Haut. Über mehrere Tage oder Wochen hinweg entstehen immer neue Knubbel. Diese sind

  • zwischen 2 und 5 cm groß,
  • leicht erhaben und
  • sehr druckempfindlich.

Die darüberliegenden Hautbereiche fühlen sich gespannt und überwärmt an. Zu Beginn sind die Knoten hellrot. Ähnlich wie bei einem Bluterguss verändern sie innerhalb mehrerer Tage ihre Farbe und färben sich dann bläulich, gelb-bräunlich bis grünlich.

Die entzündlichen Knoten sind normalerweise an den Streckseiten der Unterschenkel zu sehen. Sie können aber auch an den Beugeseiten der Unterschenkel, an den Knie- und Fußgelenken sowie an den Armen in Erscheinung treten. Die betroffenen Gelenke sind häufig geschwollen und schmerzen.

Je nachdem, welche Krankheit das Erythema nodosum ausgelöst hat, können weitere Symptome hinzukommen. Tritt die Knotenrose zum Beispiel im Rahmen einer akuten Sarkoidose auf, müssen die Betroffenen häufig husten.

Erythema nodosum: Streptokokken sind die häufigste Ursache

Mögliche Ursachen eines Erythema nodosum sind:

  • Infektionen, insbesondere mit Streptokokken, bei Kindern häufig infolge einer Mandelentzündung. Seltener auch andere Infektionskrankheiten wie Tuberkulose, Katzenkratzkrankheit, Yersiniose, Ornithose oder Salmonellose

  • akute Sarkoidose oder das Löfgren-Syndrom

  • hormonelle Umstellungen, z. B. zu Beginn der Schwangerschaft oder nach Einnahme der Anti-Baby-Pille

  • hormonelle Umstellungen durch die Schwangerschaft oder die Anti-Baby-Pille

  • chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (vor allem Morbus Crohn)

  • Sweet-Syndrom, eine seltene Hauterkrankung

  • rheumatisches Fieber, eine Autoimmunreaktion, die nach einer Streptokokken-Infektion auftreten kann

  • Morbus Behçet, eine seltene rheumatische Erkrankung, bei der die Blutgefäße chronisch entzündet sind

  • bestimmte Medikamente aus der Gruppe der Sulfonamide (etwa Antibiotika)

In bis zur Hälfte der Fälle wird die Ursache jedoch nicht gefunden. 

Diagnostik beim Erythema nodosum

Medizinische Fachleute erkennen ein Erythema nodosum in der Regel bereits anhand der typischen Knoten, die im Bereich der Unterschenkel zu sehen sind.
 
Um den Auslöser der Knotenrose zu diagnostizieren, gilt es, weitere mögliche Beschwerden zu klären. In der Anamnese ist etwa von Interesse, ob Betroffene kürzlich eine Rachenentzündung hatten – denn in vielen Fällen entwickelt sich ein Erythema nodosum nach einer Rachenentzündung durch Streptokokken. Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung, in der zum Beispiel  Herz und Lunge abgehört und der Rachen kontrolliert wird.

Auch bestimmte Entzündungsparameter im Blut geben Hinweise darauf, dass es sich um ein Erythema nodosum handeln könnte: Die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) ist meist deutlich erhöht. Die Zahl der weißen Blutkörperchen kann ebenfalls ansteigen (sog. Leukozytose).

Je nachdem, welche Ursache vermutet wird, können weitere Untersuchungen nötig sein, etwa:

  • Laboruntersuchungen, z. B. lassen sich bei einer Streptokokken-Infektion bestimmte Antikörper nachweisen
  • eine Röntgenaufnahme, z. B. bei Verdacht auf Sarkoidose
  • eine Darmspiegelung, z. B. bei Verdacht auf Morbus Crohn

Therapie: Ein Erythema nodosum ist meist gut behandelbar

Auch ohne spezielle Behandlung bildet sich ein Erythema nodosum fast immer innerhalb von vier bis sechs Wochen vollständig zurück. Die Heilung kann aber auch deutlich länger dauern. Die entzündlichen Knötchen klingen langsam ab, ohne Narben zu hinterlassen. Wichtig ist in jedem Fall, die auslösende Ursache der Knotenrose zu finden und gegebenenfalls zu behandeln.

Die Heilung lässt sich in ärztlicher Absprache mit einigen Maßnahmen beschleunigen:

  • Schonung: Betroffene sollten sich ausruhen und gegebenenfalls Bettruhe einhalten. In seltenen Fällen kann ein Krankenhausaufenthalt notwendig sein.

  • nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR): Wirkstoffe wie Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure wirken entzündungshemmend und lindern die Schmerzen.

  • kortisonhaltige Präparate kommen nur zum Einsatz, wenn die Ursache für das Erythema nodosum bekannt ist. In leichten Fällen reichen Präparate zum Auftragen auf die Haut aus. Bei einem ausgeprägtem Erythema nodosum können Glukokortikoide zum Einnehmen helfen, z. B. mit dem Wirkstoff Prednisolon.

  • physikalische Maßnahmen: Dazu zählen z. B. kühle Wickel oder Kompressionsverbände.

In manchen Fällen treten die Beschwerden nach einiger Zeit erneut auf. Möglicherweise ist dann die Ursache für die Knotenrose noch nicht gefunden worden.