Zahnprophylaxe beim Kind
Die Zahnprophylaxe bei Kindern ist besonders wichtig, um die Zahngesundheit zu fördern und Zahnproblemen sowie Folgeschäden vorzubeugen.
Allgemeines
Es gibt verschiedene Maßnahmen, um Problemen mit den Zähnen früh vorzubeugen. Die Zahnprophylaxe beim Kind beginnt dabei bereits im Mutterleib: Eine gesunde, ausgewogene Ernährung der Mutter in der Schwangerschaft und eine gute Zahnpflege in dieser Zeit legen den Grundstein für gesunde Zähne beim Kind.
Bei Säuglingen ist es für die Zahngesundheit wichtig, dass das Kind nicht dauerhaft an Nuckelflaschen oder Beruhigungsschnullern saugt. Dieses "Dauernuckeln" kann die Entwicklung des Kiefers beeinträchtigen. Dies wirkt sich später nicht nur auf die Zahngesundheit aus, sondern kann auch Folgen für das Sprechen und die Gesichtsmimik haben. Süße Getränke aus der Nuckelflasche – zum Beispiel Kakao, Säfte oder mit Honig gesüßte Milch – fördern zudem die Kariesbildung.
Im Gegensatz zum Nuckeln an Babyfläschchen beeinflusst das Stillen die Kieferentwicklung des Kindes positiv. Das Saugen fördert die Lippen-, Kiefer- und Halsmuskulatur sowie die Zunge.
Bereits im Kleinkindalter sollten Eltern ihrem Kind auch die richtige Mundhygiene beibringen. Dann bestehen gute Chancen, dass das Kind dieses Verhalten sein Leben lang beibehält und seine Zähne stets gut pflegt. Ist das erste Milchzähnchen durchgebrochen, sollten Eltern ihrem Kind einmal täglich die Zähne putzen. Dazu eignet sich eine weiche Kinderzahnbürste. Um die Zähne noch besser vor Karies zu schützen, ist eine fluoridhaltige Zahncreme empfehlenswert. Eine maximal erbsengroße Menge Zahnpasta mit höchsten 500 ppm Fluorid reichen in diesem Alter für die Zahnpflege aus. Ab dem zweiten Geburtstag ist zweimal tägliches Zähneputzen sinnvoll.
Damit Ihr Kind frühzeitige die richtige Mundhygiene erlernt und sich besser an die Prozedur gewöhnt, können Sie es ruhig auch selbst die Zähne putzen lassen. Bis zum Schulalter sollten Sie die Zähne aber anschließend von allen Seiten noch einmal nachputzen.
Ein weiterer Bestandteil der Zahnprophylaxe beim Kind ist es, ihm eine zahngesunde Ernährung zu vermitteln. Dazu gehört es zum Beispiel, zuckerhaltige Lebensmittel nicht über den Tag verteilt zu naschen, sondern möglichst nur im Rahmen der Hauptmahlzeiten zu essen. Damit können Sie vermeiden, dass die Zähne durch Süßigkeiten zwischendurch immer wieder angegriffen werden. Auch sehr saure Lebensmittel sollten nur sparsam auf dem Speisezettel stehen, denn die Säure macht den Zahn empfindlich und weniger widerstandsfähig. Süßes oder Saures gänzlich zu meiden, ist aber nicht notwendig.
Schwangerschaft
Die Zahnprophylaxe beim Kind – also das Vorbeugen von Zahnproblemen – fängt schon während der Schwangerschaft der Mutter an, da in dieser Zeit die Zahnbildung beim Kind stattfindet. Dabei beginnt ab der sechsten Schwangerschaftswoche die Bildung der Zahnanlagen, vom dritten bis zum vierten Schwangerschaftsmonat werden Mineralsalze in die Zähne des noch ungeborenen Kindes eingelagert. Die dafür benötigten Nährstoffe muss die Mutter durch richtige Ernährung aufnehmen.
Folgende Stoffe sind wichtig für den Aufbau der Zähne:
Die für eine gesunde Zahnbildung erforderlichen Stoffe sind zum Beispiel in folgenden Nahrungsmitteln enthalten:
- Milch und Milchprodukte (Joghurt, Käse, Quark, Sauermilch)
- Getreideprodukte (Vollkornbrot, Schwarz- und Graubrot, Knäckebrot, Hafer- und anderen Getreideflocken)
- Gemüse
- Obst
- Salat
- Kräuter
- Fisch
Bei der Zusammenstellung des Speiseplans kommt es auf eine ausgewogene Auswahl der Lebensmittel an, um eine vollwertige Versorgung mit den wichtigen Nährstoffen zu sichern.
Säuglingsalter
Sobald das Kind auf der Welt ist, siedeln sich Bakterien in der Mundhöhle des Neugeborenen an. Häufig finden sich darunter auch kariesverursachende (säureproduzierende) Bakterien, die meist vom Mund der Mutter oder anderer Betreuungspersonen in den Mund des Neugeborenen übertragen werden, zum Beispiel durch das Ablecken des Löffels beim Füttern oder des Schnullers. Vermeiden Eltern diesen Übertragungsweg, sind die Zähne des Kindes in der Regel weniger anfällig für Karies.
Daumenlutschen und Flaschennuckeln
Eltern sollten schon früh damit beginnen, die Kinder – wenn nötig – eher an den Schnuller zu gewöhnen, denn Daumenlutschen kann zu Fehlbildungen der Kiefer oder auch Fehlstellungen der Zähne führen, die teilweise sehr aufwendige und langwierige Behandlungen nach sich ziehen können. Außerdem können sie sowohl die Aussprache des Kindes, sowie richtiges Abbeißen und Kauen erheblich erschweren. Es ist deshalb ratsam, dass Sie Ihr Kind eher an einen guten Schnuller gewöhnen, anstatt es am Daumen lutschen zu lassen – einen Schnuller können Sie ihm später wieder besser abgewöhnen.
Auch das immer noch verbreitete Dauernuckeln von Kindern an Fläschchen, die mit gesüßten Tees gefüllt sind, kann die Zähne schädigen. Das konzentrierte "Zuckerwasser" umspült dann dauerhaft das Gebiss, was schon im Kleinkindalter zu erheblichen Zahnschäden führen kann. Daher sollten Sie ausschließlich zuckerfreie Tees beziehungsweise Getränke verwenden und alle Instant-Getränke immer auf deren Zuckergehalt überprüfen.
Kleinkinder sollten nicht permanent an Fläschchen mit Wasser nuckeln, da dies den Speichel verdünnt und ebenfalls die Zähne gefährdet.
Milchzähne
Die Milchzähne, die schon bei der Geburt des Kindes fast fertig entwickelt sind, brechen etwa ab dem vierten Lebensmonat in die Mundhöhle durch. Begleiterscheinungen dieses Prozesses können sein:
Zahnwechsel
Der Zahnwechsel, bei dem die sogenannten bleibenden Zähne die Milchzähne im Gebiss nach und nach ersetzen, findet um das sechste Lebensjahr statt. Etwa drei Jahre später ist auch der Zahnschmelz der durchgebrochenen Zähne voll ausgereift und widerstandsfähig.
Zähneputzen bei Kindern
Schon im Alter von sechs bis neun Monaten, also ab dem Durchbruch der Milchzähne, sollten Eltern damit beginnen, die Zähne des Kindes regelmäßig von den weichen Belägen zu befreien, die sich durch die eventuell gesüßte, breiige Kindernahrung an den Zähnen ablagern. Bald wollen Kinder auch selbstständig ihre Zähne putzen. Mindestens bis zum Schulalter ist es wichtig, dass die Eltern die Zähne anschließend noch einmal nachputzen. Sie sollten zudem das Zähneputzen ihrer Kinder beobachten und gegebenenfalls Tipps geben, wie es besser funktioniert.
Es ist sehr wichtig, dass Eltern ihrem Kind schon in den frühen Lebensjahren die Bedeutung der Zahnpflege und Mundhygiene erklären. In dieser Zeit wird der Grundstein für zukünftiges Zahnpflegeverhalten gelegt. Gerade für Kleinkinder gibt es viele Informationen wie Bücher und Kassetten, die dem Kind die Bedeutung der richtigen Zahnpflege vermitteln, indem sie beispielsweise spielerisch die Entstehung von Karies beschreiben.
Kinderzahnbürste
Eine Kinderzahnbürste sollte folgende Eigenschaften haben:
- rutschfester Griff, den die Eltern bzw. später das Kind gut umfassen können
- kurzer, abgerundeter Bürstenkopf
- weiche, abgerundete Borsten
- eventuell farbige Aufdrucke, die den spielerischen Gebrauch nahebringen
Tipp: Für einige Kinder ist – gerade in der Anfangszeit – eine elektrische Zahnbürste die bessere Alternative, da sie wesentlich einfacher zu bedienen ist als eine Handzahnbürste. Den Umgang mit einer Handzahnbürste sollte allerdings möglichst jedes Kind erlernen.
Kinderzahnpasta
Kinder sollten immer eine spezielle Kinderzahnpasta verwenden. Wichtig ist hier vor allem der Fluorid-Gehalt. Fluoride gehören zu den natürlichen Bausteinen des Körpers, die an Knochenbildung und Wachstum maßgeblich beteiligt sind. Bezüglich der Kariesprophylaxe hat sich herausgestellt, dass eine ausreichende Versorgung des Körpers mit Fluoriden die Häufigkeit von Karies deutlich mindert.
Die Wirkungen von Fluoriden sind in diesem Zusammenhang:
- Unterstützung der Remineralisation des Zahnschmelzes nach einem Säureangriff. Das wirkt der Bildung von Löchern entgegen.
- Hemmung des Bakterienstoffwechsels und damit auch der Produktion von zahnschmelzschädigenden Säuren
Eine ausreichende Fluoridzufuhr ist somit eine wirksame Methode der Kariesprophylaxe beim Kind. Da die tägliche Fluoridaufnahme über Trinkwasser und Nahrung für einen wirksamen Kariesschutz nicht ausreichend ist, muss dem Körper zusätzliches Fluorid zugeführt werden. Eine Möglichkeit der Fluoridaufnahme ist die Verwendung von fluoridhaltiger Zahnpasta.
Der Unterschied zwischen einer Kinderzahnpasta und einer herkömmlichen Zahnpasta besteht darin, dass bei Pasten für Kinder die Fluorid-Konzentration dem jeweiligen Alter angepasst ist. In der ersten Zeit verschlucken Kinder noch den Großteil der Zahnpasta. Bis zu einem Alter von etwa zwei Jahren empfehlen Zahnärzte daher, nur einmal täglich mit einer etwa erbsengroßen Menge Zahnpasta die Zähne zu putzen. Ab dem 2. Geburtstag sollten die Zähne zweimal täglich geputzt werden.
Damit das Kind nicht zu viel Fluorid auf einmal aufnimmt, enthält Kinderzahnpasta maximal 500 ppm Fluorid. Ab dem Schulalter können Kinder Zahncreme für Erwachsene mit 1.000 bis 1.500 ppm Fluorid verwenden.
Zahnärzte empfehlen, keine Kinderzahnpasta mit Frucht- oder Bonbon-Geschmack zu wählen, da dies das Kind dazu verleiten könnte, größere Mengen Zahnpasta zu verschlucken.
Richtiges Zähneputzen
Eltern sollten ihrem Kind schon sehr früh das richtige Zähneputzen beibringen. Dabei muss das Kind zunächst lernen, in einem Spiegel die Zähne zu betrachten und den Putzvorgang mitzuverfolgen. Ein Elternteil stellt sich am besten hinter das Kind und hilft, die Zahnbürste in der Kinderfaust richtig und vorsichtig zu führen.
Mit der sogenannten KAI-Methode erlernt das Kind entsprechend seiner altersgemäßen Fähigkeiten nach und nach das Zähneputzen. KAI steht dabei für Kauflächen, Außenflächen und Innenflächen.
K=Kauflächen
Zunächst erlernt das Kind, auf den Kauflächen hin und her zu schrubben. Dabei soll das Kind immer am hintersten Zahn anfangen: zum Beispiel erst rechts unten, dann rechts oben, dann links unten und dann links oben.
Wenn die Kinder die Kauflächen richtig putzen, können ihnen die Eltern den nächsten Schritt beibringen.
A=Außenflächen
Das Kind erlernt nun, bei leicht geöffnetem Mund die Zahnaußenflächen in kreisförmigen Bewegungen zu reinigen. Das Kind "malt Kreise und Bälle" auf die Zähne.
Auch hier gilt das gleiche Schema: erst rechts unten, dann rechts oben, dann links unten und dann links oben.
Wenn das Kind sowohl die Kau- als auch die Außenflächen der Zähne richtig putzen kann, folgt der letzte Schritt: das Putzen der Innenflächen.
I=Innenflächen
Hierbei lernt das Kind, die Zahnbürste an den Zahninnenflächen von "rot nach weiß", also vom Zahnfleisch in Richtung Zahn zu führen.
Wieder im gleichen Schema: erst rechts unten, dann rechts oben, dann links unten und dann links oben.
Alle drei Schritte nacheinander ergeben ein kindgerechtes Zahnputzschema.
Ernährungsverhalten
Gerade das Thema Süßigkeiten ist ein sehr wichtiger, aber auch schwieriger Punkt bei der zahngesunden Ernährung von Kindern. Dabei geht es jedoch nicht darum, den Kindern generell Süßes zu verbieten, weil dies oftmals die Gefahr erhöht, dass sie heimlich naschen. Es ist ausreichend, den Kindern einige einfache Regeln bezüglich Süßem und Naschen zu erklären.
Süßigkeiten-Regeln:
- nach dem Frühstück Zähne putzen
- zuckerfreier Vormittag
- nachmittags nicht ständig naschen – lieber eine etwas größere Portion als viele kleine Portionen über einen längeren Zeitraum verteilt
- nach dem abendlichen Zähneputzen keine zuckerhaltigen Getränke und Lebensmittel mehr verzehren
Weitere Tipps für die Eltern
- Geben Sie Ihrem Kind am besten schon im Babyalter ungesüßte Kost, damit es sich nicht gleich an einen süßen Geschmack gewöhnt.
- Verwenden Sie für die Flaschenernährung keine zuckerhaltigen Getränke (z.B. Instant-Tees).
- Viele Lebensmittel enthalten versteckte Zucker: Bananen, Säfte, Joghurt, Müsli, Produkte mit Honig – auch Ketchup und Chips sind zahnschädigend.
- Kaugummikauen nach Mahlzeiten unterstützt die mechanische Reinigung der Zähne und fördert den positiv wirkenden Speichelfluss – achten Sie dabei darauf, dass es sich um ein zuckerfreies Kaugummi handelt.
- Lieber ab und zu Süßigkeiten in einer größeren Portion erlauben und danach das Kind die Zähne putzen lassen – hier und da viele kleinere Portionen zuckerhaltige Lebensmittel schädigen über einen längeren Zeitraum die Zähne.
- Auch süße Riegel oder Schokoladen enthalten viel Zucker. Überprüfen Sie daher den Zuckergehalt immer auf den Packungsangaben.
- Produkte mit der Aufschrift "ohne Zuckerzusatz" können ebenfalls Zucker enthalten (z.B. der natürliche Zuckergehalt in Fruchtsäften)!
- Zahnfreundliche Süßigkeiten tragen das "Zahnmännchen mit Schirm"-Logo auf der Verpackung.
- Achtung auch bei sauren Obstsorten: Der übermäßige Verzehr kann den Zahnschmelz angreifen. Um einen Abrieb des angegriffenen Zahnschmelzes durch die Zahnbürste zu vermeiden, sollte Ihr Kind die Zähne nicht direkt nach dem Verzehr putzen. Nach dem Genuss von Obst und Fruchtsäften ist es ratsam, den Mund zunächst mit Wasser auszuspülen und erst nach etwa einer halben Stunde die Zähne zu putzen, damit der Speichel die Säure auf natürlichem Weg neutralisieren kann.
Fluoridierung
In der Regel werden die Kinderzähne ausreichend mit Fluorid versorgt, etwa durch fluoridhaltige Kinderzahnpasta und fluoridiertes Speisesalz. Sprechen Sie trotzdem geeignete Maßnahmen zur Fluoridierung mit Ihrem Zahnarzt ab. Er kann ab einem bestimmten Alter Ihres Kindes auch zusätzlich hochkonzentrierte Fluoridgelees oder Fluoridlacke verschreiben. Auch ist in Absprache mit dem Zahnarzt die Behandlung mit Fluorid-Lutschtabletten in manchen Fällen sinnvoll.
Regelmäßige Kontrolle
Regelmäßige Kontrollen der Zähne durch den Zahnarzt sind auch im Kleinkindalter schon ratsam. Der erste Zahnarztbesuch sollte nach dem Durchbruch der ersten Milchzähne, also im Alter von circa sechs bis acht Monaten, stattfinden. Hierbei geht es auch darum, der Angst vor dem Zahnarzt vorzubeugen beziehungsweise diese zu mindern, indem das Kind langsam und ohne Schmerzen an die Betreuung in der Zahnarztpraxis herangeführt wird. Der zweite Kontrolltermin sollte zwischen dem 16. und 18. Lebensmonat erfolgen, wenn die Backenzähne des Milchgebisses durchbrechen. Ein dritter Kontrolltermin empfiehlt sich nach dem vollständigen Durchbruch des gesamten Milchzahngebisses. Ab diesem Zeitpunkt sollten die Eltern mit ihren Kindern eine halbjährliche Kontrolluntersuchung in der Zahnarztpraxis in Anspruch nehmen.
Warten die Eltern mit dem Gang zum Zahnarzt, bis das Kind das erste Mal Zahnschmerzen hat und eine Behandlung mit dem Bohrer notwendig ist, so ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass das Kind Ängste vor dem Zahnarztbesuch entwickelt.