Man sieht den Kopf eines Mannes, der für eine Haartransplantation vorbereitet wird.
© Getty Images

Haartransplantation (Haarverpflanzung)

Von: Brit Weirich (Medizinautorin, M.A. Mehrsprachige Kommunikation)
Letzte Aktualisierung: 03.03.2022

Ein gewisses Maß an Haarverlust ist völlig normal. Übermäßiger Haarausfall stellt für viele Betroffene jedoch eine große Belastung dar. Dann kann eine Haartransplantation Abhilfe schaffen. Dabei werden Haarfollikel von einer Körperstelle an eine andere verpflanzt. Lesen Sie hier, für wen der Eingriff infrage kommt, welche Methoden es gibt und mit welchen Kosten und Risiken zu rechnen ist.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Allgemeines

Bei einer Haartransplantation (Haarverpflanzung) werden Haare von einer Körperstelle an eine andere gesetzt. Der Eingriff funktioniert nur mit den eigenen Haaren, weshalb man auch von einer Eigenhaartransplantation oder Eigenhaarverpflanzung spricht.

Grundsätzlich kommt die Haartransplantation für Menschen infrage, die an genetisch bedingtem Haarausfall (Androgenetische Alopezie) leiden. In der Regel erfolgt der Eingriff aus rein ästhetischen Gründen. Dann muss er aus eigener Tasche gezahlt werden. Die Haartransplantation lässt sich ambulant durchführen und birgt bei fachgerechter Ausführung relativ wenige Risiken.

Für wen kommt eine Haartransplantation infrage?

Die Haartransplantation (Haarverpflanzung) kommt vor allem zum Einsatz, um Haarausfall (Effluvium capillorum) optisch entgegenzuwirken. Es handelt sich also um einen Eingriff, der aus rein ästhetischen Motiven erfolgt.

Die Betroffenen erhoffen sich von der Haartransplantation, dass ihr Haar wieder voller und dichter wird und kahle Stellen verschwinden. Von Haarausfall spricht man, wenn durchschnittlich pro Tag mehr als 100 Haare ausfallen – und das über mehrere Wochen hinweg.

In der Regel raten Ärzte und Ärztinnen allerdings erst zu einer Transplantation, wenn vorher bereits andere Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft wurden. Der Eingriff sollte gut überlegt sein. Das Mindestalter liegt zwar bei 18 Jahren. Dennoch wird empfohlen, den Eingriff erst später durchführen zu lassen, da der Verlauf des Haarwuchses in jüngeren Jahren schwer einzuschätzen ist. Auch sollte der Haarausfall in dem betroffenen Bereich bereits zum Stillstand gekommen sein.

Ursachen für Haarverlust

Die Ursachen für Haarausfall können ganz verschieden sein. In 95 Prozent der Fälle ist der Haarverlust genetisch bedingt. Dann spricht man von der androgenetischen Alopezie. Diese ist irreversibel, also unumkehrbar. Bei dieser Form des Haarausfalls lassen sich mit der Haartransplantation in der Regel sehr gute Ergebnisse erzielen.

Die Ursache für androgenetischen Haarausfall liegt in dem Hormon Dihydrotestosteron (DHT) begründet. Bei Menschen, die genetisch bedingt zu Haarausfall neigen, reagiert ein Teil der Haarwurzeln besonders sensibel auf dieses Hormon.

Die Folge: Die Haarwurzeln werden in ihrem Wachstum gehemmt und fallen aus. Da jedoch nicht alle Haarwurzeln empfindlich auf das Hormon DHT reagieren und das Haar in einigen Bereichen normal wächst, bietet sich für Menschen mit dieser Art des Haarausfalls eine Haartransplantation an. Denn dabei werden gesunde Haare an die kahlen Stellen verpflanzt.

Übrigens: Die androgenetische Alopezie kann sich unterschiedlich äußern, etwa in Form von

  • diffusem Haarverlust (wenn sich die Haare gleichmäßig auf dem gesamten Kopf ausdünnen),
  • Geheimratsecken,
  • einer Halbglatze oder einem Haarkranz am Hinterkopf.

Bei hormonell bedingtem Haarausfall empfiehlt sich dagegen zunächst eine medikamentöse Therapie. Hierzu werden häufig Minoxidil und Finasterid verschrieben. Die Wirkstoffe sollen verhindern, dass der Haarverlust weiter fortschreitet. Im besten Fall erholen sich die Haarwurzeln so weit, dass die Haare wieder nachwachsen.

Wer führt die Haartransplantation durch?

Wenn Sie planen, eine Haartransplantation (Haarverpflanzung) durchführen zu lassen, gilt es zunächst, einen geeigneten Arzt oder eine Ärztin zu finden. Hier ist besondere Sorgfalt geboten. Immerhin hängt das Ergebnis der Haartransplantation maßgeblich von der Erfahrung und den Qualifikationen des gewählten Arztes oder der Ärztin ab.

Lesetipp: So finden Sie die richtige Klinik

Achten Sie bei der Arztsuche darauf, dass es sich um einen Facharzt oder eine Fachärztin für plastische und ästhetische Chirurgie handelt. Alternativ kommt für eine Haartransplantation aber auch ein Arzt oder eine Ärztin aus einem anderen operativen Fachbereich infrage, sofern er

Vorbereitung auf die Haartransplantation

Vor dem Eingriff sollte die Kopfhaut des Patienten oder der Patientin eingehend untersucht werden. So kann geprüft werden, wo die Ursache für den Haarausfall liegt und ob eine Haartransplantation zu empfehlen ist. Faktoren, die gegen den Eingriff sprechen, können zum Beispiel sein:

  • Der Haarausfall ist hormonell bedingt und kann unter Umständen medikamentös behandelt werden.
  • Der oder die Betroffene ist noch relativ jung (unter 30) und der Haarausfall ist noch nicht zum Stillstand gekommen.
  • Der oder die Betroffene neigt zu einer starken Narbenbildung oder zu einer schlechten Wundheilung.

Ablauf der Haartransplantation

Bei einer Haartransplantation (Haarverpflanzung) werden die Haarfollikel einer Körperstelle entnommen, an der ein gesunder Haarwuchs stattfindet. Haarfollikel sind die Strukturen, die die Haarwurzel umgeben und das Haar in der Haut verankern. Meist wählt der Arzt oder die Ärztin eine Stelle am Kopf, zum Beispiel am Hinterkopf aus, um die Haarfollikel zu entnehmen. Findet sich am Kopf keine Stelle mit ausreichender Haardichte, können aber auch Haarfollikel verwendet werden, die von der Brust oder dem Rücken stammen.

Die entnommenen Haarfollikel werden dann an den Stellen, die durch den Haarausfall kahl geworden sind, wieder eingepflanzt. Dabei werden die Follikel in der Regel nicht einzeln entnommen. Vielmehr trennt der Arzt oder die Ärztin kleinste Hautpartien von der Kopfhaut ab, auf denen mehrere Haare wachsen. Ein solches Mini-Transplantat wird auch “Graft” genannt. Unterschieden wird zwischen

  • Micro-Grafts, die nur aus 2 bis 3 Haaren bestehen,
  • Mini-Grafts, die aus 4 bis 8 Haaren bestehen
  • und Grafts, die aus über 8 Haaren bestehen.

Je nach Ausmaß des Haarausfalls und Wunsch des Patienten oder der Patientin werden bei einer Haartransplantation bis zu 4000 Grafts umgepflanzt. Das entspricht rund 12.000 Haaren.

Vor der Verpflanzung wird die Kopfhaut des Patienten oder der Patientin unter Umständen rasiert. Ob dies nötig ist, hängt von der Transplantationstechnik ab. Im Anschluss wird die Kopfhaut desinfiziert und betäubt. Erst dann beginnt die eigentliche Transplantation. Diese besteht grundsätzlich aus drei Schritten:

  • Entnahme der Haarfollikel
  • Zwischenlagerung der entnommenen Haarfollikel
  • Einpflanzen der Haarfollikel

Um die Haare aus dem Spenderbereich zu entnehmen, gibt es verschiedene Methoden:

FUE-Haartransplantation (Follicular Unit Extraction)

Die FUE-Methode wird am häufigsten angewendet. Hier werden die Haarwurzelgruppen als kleine Inseln entnommen. Eine Vollrasur erleichtert dem Arzt oder der Ärztin den Eingriff und sorgt für einen besseren Überblick über die Haardichte. Zudem besteht ohne Rasur das Risiko, dass die Haare während der Prozedur verkleben.

Bei der FUE-Transplantation wird eine spezielle Nadel mit Hohlraum entlang der Wuchsrichtung über eine Haargruppe gestülpt und einige Millimeter in die Kopfhaut eingeführt. Auf diese Weise wird die Haarwurzeleinheit aus dem Hautgewebe getrennt und kann anschließend mithilfe einer Pinzette herausgezogen werden. Diese Methode wird auch “Zupftechnik” oder “Pflücktechnik” genannt.

Im Anschluss werden winzige Empfangskanäle in Form von Schlitzen in die Zielbereiche geschnitten. Hierzu verwendet der Arzt oder die Ärztin spezielle, sehr feine Klingen. Dabei ist besonderes Geschick geboten: Die Ausführung der Schlitz-Technik hat einen entscheidenden Einfluss darauf, wie gut die Spenderfollikel einwachsen und wirkt sich somit maßgeblich auf das Endergebnis aus.

DHI-Methode (Direct Hair Implantation)

Die DHI-Methode gilt als Weiterentwicklung der FUE-Technik. Der Unterschied: Bei der DHI-Methode können die Haarfollikel unmittelbar nach der Entnahme eingesetzt werden. Anders als bei der FUE-Technik muss die Kopfhaut dafür nicht eingeschnitten werden. Stattdessen kommt ein Implantations-Pen zum Einsatz.

FUT-Haartransplantation (Follicular Unit Transplantation)

Die FUT-Haartransplantation ist ebenfalls eine gängige Methode. Sie ist kostengünstiger als die FUE-Technik, zudem ist im Vorfeld keine Vollrasur nötig. Man spricht auch von der “Streifenmethode”, da die Grafts als kleine Streifen aus dem Hautgewebe herausgeschnitten werden.

Ein Nachteil ist, dass die Entnahmestellen großflächiger sind als bei der FUE-Technik. Daher muss im Anschluss genäht werden, wodurch sich Narben bilden. Im Idealfall werden diese aber nach einiger Zeit von den nachwachsenden Haaren verdeckt.

Crosspunch-Methode

Die Crosspunch-Technik, auch als Punch- oder Stanztechnik bekannt, ist die älteste Methode der Haartransplantation. Durch das Verfahren soll der Effekt nachgeahmt werden, der von lockigem Haar ausgeht: Dieses kaschiert grundsätzlich besser und sorgt für eine dichtere Abdeckung der Kopfhaut.

Bei der Crosspunch-Methode werden entnommene Haarfollikel in gegeneinander abgestuften Winkeln von etwa 5 bis 8 Grad in das Zielareal eingesetzt. Der dadurch entstehende Neigungswinkel soll für eine optisch dichtere Kopfhautabdeckung sorgen. Auch hier entstehen, ähnlich wie bei der FUT-Methode, relativ auffällige Narben, weshalb diese Technik immer mehr von der modernen FUE-Methode abgelöst wird.

Verlauf nach Haartransplantation

Der Heilungsverlauf hängt von der Transplantationstechnik, der Menge der verpflanzten Haare sowie der individuellen Wundheilung der Patienten ab. Unmittelbar nach der Transplantation wird ein Druckverband angelegt. Dieser kann in der Regel nach drei bis vier Tagen vom Arzt oder der Ärztin entfernt werden.

Durch die Transplantation entstehen Krusten. Bis sich diese ablösen, sollte der Patient oder die Patientin möglichst auf die normale Haarwäsche mit Shampoo verzichten.

Bis das Ergebnis der Haartransplantation vollständig sichtbar ist, können mehrere Monate vergehen. Denn bis die neu verpflanzten Haare zu wachsen beginnen, dauert es circa acht bis zwölf Wochen. Unmittelbar nach dem Eingriff kann es sogar zu einem vorübergehenden Haarausfall kommen, da das Hautgewebe stark gereizt ist. Das ist allerdings normal und kein Grund zur Besorgnis.

Risiken einer Haartransplantation

Grundsätzlich gilt die Haartransplantation (Haarverpflanzung) als ein risikoarmer und unkomplizierter Eingriff. Auch die Operation an sich ist schmerzfrei, da der Arzt oder die Ärztin die Transplantationsareale lokal betäubt.

Trotzdem kann es im Verlauf des Eingriffs in seltenen Fällen zu Komplikationen kommen:

  • Es kann vorkommen, dass die Wunden schlecht verheilen, kleinere Blutungen auftreten und sich die Kopfhaut infiziert.
  • Zudem kann es zu leichten Schwellungen und Hautreizungen kommen, wenn die Narkose abklingt. Diese Beschwerden verschwinden in der Regel aber nach einigen Tagen von selbst.

Kosten einer Haartransplantation

Wie viel eine Haartransplantation kostet, ist abhängig von

  • der Anzahl der Haare, die verpflanzt werden und
  • der Methode, die angewandt wird.

In den meisten Fällen ist mit einem Preis zwischen 1.500 und 10.000 Euro zu rechnen. In der Regel übernimmt die Krankenkasse den Eingriff nicht, da Haarverlust meist nicht mit gesundheitlichen Beschwerden einhergeht.

In einigen Sonderfällen wird allerdings eine Ausnahme gemacht, etwa, wenn der Haarausfall durch eine Verletzung oder Hauterkrankung bedingt ist und/oder schwere psychische Leiden auslöst. Letzteres muss von einem Psychologen oder einer Psychologin bescheinigt werden.