Eine junge Frau hält sich ein Foto vor das Gesicht, auf dem ihre Haut gealtert und faltig ist.
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Falten – Von Erdbeerkinn bis Truthahnhals

Von: Onmeda-Redaktion, Brit Weirich (Medizinautorin, M.A. Mehrsprachige Kommunikation)
Letzte Aktualisierung: 18.01.2022

Jeder hat sie: Falten. Je älter wir werden, desto tiefer graben sie sich in unser Gesicht. Verliert die Haut über die Jahre an Elastizität und Spannkraft, hinterlassen Mimik und Schwerkraft ihre Spuren. Erfahren Sie mehr über die verschiedenen Faltenarten und ihre Ursprünge.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Überblick

Überall am Körper sind Falten zu finden. Viele der typischen Alterserscheinungen der Haut werden erst ab Mitte 30 sichtbar – "im Hintergrund" altert sie aber schon etwa ab dem 20. Lebensjahr. Anfangs noch feine Linien vertiefen sich zu Falten. Dabei gibt es Linien, die wir von Geburt an haben und solche, die erst im Laufe des Lebens entstehen. Zu diesen zählen:

  • Orthostatische Falten: Die Schwerkraft macht auch vor der Haut nicht Halt – mit den Jahren hinterlässt sie Spuren am ganzen Körper. Die nachlassende Festigkeit von Haut und Bindegewebe tut ihr Übriges. Ein bekanntes Beispiel ist die Nasolabialfalte, die zwischen Nase und Mundwinkel verläuft. Auch die sogenannte Mundwinkelfalte gehört zu den orthostatischen Falten. Diese Linien laufen vom Mundwinkel abwärts und sind auch bekannt als "Marionetten"- oder "Merkelfalten" – Angela Merkel ist Namensgeberin und trägt sie mit Fassung.
  • Mimische Falten: Lachen, weinen, küssen: Die Gesichtsmuskulatur bewegt sich ständig. Über die Jahre entstehen charakteristische Falten – so zum Beispiel:
    • die Zornesfalte zwischen den Augen durch das Zusammenziehen der Augenbrauen
    • Krähenfüße durch das Zusammenkneifen der Augen (z. B. beim Lachen)
    • Stirnquerfalten, die sogenannte Denkerstirn, durch das Anheben der Augenbrauen
    • Häschenfalten auf dem seitlichen Nasenrücken zum Beispiel durch das Rümpfen der Nase oder beim Lachen
    • Kinnquerfalten und das sogenannte "Erdbeerkinn" – die Hautunebenheiten der Kinnregion, die durch zu häufiges Anspannen des Kinnmuskels entstehen
    • Falten am Hals durch die Bewegungen der längsverlaufenden Muskelstränge (sog. Platysma) und die dünner werdende Haut. Der sogenannte "Truthahnhals" entsteht.
  • Altersfalten / aktinische Falten: Wenn das Fettpolster der Haut schwindet und sie an Elastizität verliert, entstehen sehr feine oberflächliche Falten. Übermäßige Sonnenbäder oder Rauchen verstärken sie zusätzlich. Sie befinden sich häufig um den Mund herum (periorale Falten), an den Wangen, am Kinn oder auf der Stirn.
  • Trockenheitsfältchen: Diese Knitterfältchen entstehen, wenn die Hornschicht der Oberhaut(Epidermis) austrocknet. Häufig unter den Augen zu finden.

Zusätzlich gibt es natürlich vorkommende Falten, die nichts mit dem Alter zu tun haben. Jeder Mensch hat diese Falten – der eine mehr, der andere weniger.

  • Bewegungsfalten: Sie liegen über den Gelenken und ermöglichen als eine Art "Hautreserve" die Bewegungen des Körpers. Erkennbar sind sie beispielsweise über den Fingerknöcheln: Sind die Finger gestreckt, liegt die Haut in Falten – sind die Finger gebeugt, strafft sich die Haut.
  • Embryonalfalten: Diese sind angeboren und zeigen sich vorwiegend am Hals als deutlich querverlaufende Falten.
  • Papillarlinien an Händen und Füßen: Die Haut der Handflächen und Finger sowie der Fußsohlen hat einen speziellen Aufbau: Bindegewebige Verbindungen verankern die Haut in dem darunterliegenden Gewebe. Aus diesem Grund kann der Mensch sicher zufassen und laufen. Ließe sich die Haut stärker verschieben, wie etwa am Unterarm, wäre das nur schwer möglich. Zu erkennen ist der besondere Aufbau dieser sogenannten Leistenhaut an den sehr feinen parallel verlaufenden Hautleisten, auch Papillarlinien genannt – nicht zu verwechseln mit den deutlicher zu erkennenden Handlinien (z. B. "Lebenslinie"). Der Verlauf der Papillarlinien ist genetisch festgelegt und charakteristisch für jeden einzelnen Menschen. Das Muster verändert sich im Laufe des Lebens nicht und kann daher zur Identifizierung einer Person (durch den Fingerabdruck) dienen.

Wie entstehen Falten?

Als wichtigster Faktor für die Zellalterung gelten unsere Gene – wie stark die Zahl der Zellen mit zunehmendem Alter abnimmt und sich ihre Funktion verschlechtert, läuft individuell unterschiedlich schnell ab und lässt sich nicht beeinflussen.

Fest steht: Verlangsamt sich die Zellteilung, altern wir und Falten entstehen. Ein Blick auf die oberflächlichen Hautzellen hilft, diese Vorgänge zu verstehen: Zwischen Oberhaut (Epidermis) und Lederhaut (Dermis) bilden sich regelmäßig neue Hautzellen. Diese wandern dann innerhalb von vier Wochen an die Hautoberfläche, verhornen auf diesem Weg immer mehr, bis sie schließlich als Hautschuppen abgestoßen werden. Schätzungsweise 50 bis 60 Milliarden Hautzellen sind es jährlich – gute 4 Kilogramm. Mit zunehmendem Alter aber teilen sich die Hautzellen nicht mehr so häufig wie in jungen Jahren: nur noch etwa alle 50 statt alle 27 Tage.

Eine Ursache: Die Epidermis erhält im Alter weniger Nährstoffe. Die Blutzufuhr der Epidermis – und damit ihre Versorgung mit Eiweißen und Vitaminen – erfolgt über eine wellenförmige Verzahnung mit der darunterliegenden Lederhaut. Mit dem Alter flachen diese Wellen ab und die Hautschichten haben eine geringere Kontaktfläche. Die Folge: Die Haut wird schlechter versorgt. Mit den Jahren wird sie dünner, bekommt Falten und neigt zu Verletzungen. Zudem heilen Wunden langsamer.

Auch die Zahl der Talg- und Schweißdrüsen nimmt ab und ihre Funktion lässt nach – die Haut ist rau und schuppig. Ab dem 60. Lebensjahr haben die meisten eine trockene Haut, allerdings in unterschiedlichem Ausmaß. Juckreiz kommt häufig hinzu.

In der Lederhaut (Dermis) produzieren Bindegewebszellen ein Netzwerk aus Fasern, das der Haut seine charakteristischen Eigenschaften verleiht: Stabil und zugfest wird sie durch straffe Kollagenfasern, dehnbar durch gummiartige Fasern aus Elastin. Im Alter aber sinkt die Anzahl der Bindegewebszellen und auch die Kollagen- und Elastinfasern nehmen ab – die Haut wird schlaff und Falten entstehen.

Das Bindegewebe in der Lederhaut ist umgeben von der sogenannten dermalen Matrix: Diese geleeartige Masse besteht unter anderem aus Hyaluronsäure. Diese kann sehr viel Wasser binden und sorgt für die Spannkraft der Haut. Werden wir älter, bildet der Körper Hyaluronsäure minderer Qualität, die nicht mehr so viel Wasser binden kann. Die Haut ist weniger prall und straff. Oberflächliche Falten vertiefen sich.

Die tiefste Schicht der Haut ist die Unterhaut (Subkutis). Diese macht bei einem Normalgewichtigen etwa 10 Prozent des Körpergewichtes aus (z. B. 7 Kilogramm bei einer 70 Kilogramm schweren Person) und besteht zum Großteil aus Fettzellen. Das darin gespeicherte Fett bewahrt den Körper vor Wärmeverlust, speichert Energie und schützt als eine Art Stoßdämpfer vor Verletzungen. Im Alter bildet der Körper weniger Fett, sodass das Fettpolster in der Subkutis schrumpft – das Gesicht erscheint eingefallen und hager.

Doch nicht nur die Gene lassen Falten entstehen: Wie schnell der körperliche Abbau voranschreitet, bestimmt auch unser Lebensstil – und den kann jeder selbst beeinflussen.

Der wichtigste äußere Faktor, der die Haut schneller altern lässt, ist die UV-Strahlung von Sonne oder Solarium. Die unsichtbaren Wellen regen den Körper an, vermehrt sogenannte freie Radikale zu bilden. Diese reaktiven Sauerstoffteilchen schädigen Zellen und verursachen Brüche in den DNA-Strängen des Erbguts. Hinzu kommt: Freie Radikale aktivieren Enzyme, die den Abbau der elastischen und kollagenen Fasern weiter vorantreiben. Die Haut wird schlaff und bekommt deutlichere Falten. Anschaulich wird das an der Haut von Menschen, die viel im Freien sind: zum Beispiel Landwirte und Landwirtinnen, Skilehrer und Skilererinnen oder Dachdecker und Dachdeckerinnen: Oft sehen sie älter aus, als sie sind.

Der Körper ist gegen die Auswirkungen der UV-Strahlen in gewissen Grenzen gewappnet: Er hält verschiedene Reparatur- und Abwehrmechanismen in Form von Enzymen und sogenannten Antioxidantien vor. Mit ihrer Hilfe macht er freie Radikale unschädlich und behebt entstandene Schäden. Nicht aber bei zu viel UV-Strahlung: Sie überfordert die körpereigenen Reparatursysteme und führt dazu, dass die Haut vorzeitig altert. Die sonnengeplagte Haut zeigt zunächst nur sehr feine, mit den Jahren aber gröber werdende Falten, kleine Gefäßerweiterungen (Teleangiektasien) und fleckige Hautunregelmäßigkeiten. Noch wichtiger: Nicht nur aus ästhetischen Gründen ist zu viel Sonne schlecht – der Schaden, den die UV-Strahlen am Erbgut hervorrufen, erhöht das Risiko eines unkontrollierten Zellwachstums, also einer Hautkrebserkrankung (z. B. Melanom, Basaliom, Spinaliom).

Weitere Faktoren, die die natürliche Alterung der Haut beschleunigen, sind beispielsweise:

  • Hitze und Kälte
  • Luftverschmutzung
  • Stress und eine ungesunde Ernährung
  • Schlafmangel
  • Alkohol- und Nikotinkonsum
  • Chemikalien (z. B. in Reinigungsmitteln wie parfümierter Seife oder aggressiven Putzmitteln. Auch Haarfärbemittel greifen die Haut an, mit der sie in Berührung kommen.)