Die Schweißdrüsen
Wenn von Schweißdrüsen die Rede ist, sind meist die sogenannten "ekkrinen Schweißdrüsen" (Glandulae sudoriferae eccrinae) gemeint. Jeder Mensch besitzt davon etwa zwei bis vier Millionen. Bis auf wenige Ausnahmen findet man sie auf der gesamten Haut verteilt, wenn auch nicht überall in gleicher Häufigkeit.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Ekkrine Schweißdrüsen
Ekkrine Schweißdrüsen produzieren das, was die meisten mit Schweiß meinen, nämlich die klare, salzhaltige Flüssigkeit, die zum Beispiel bei Anstrengung oder Hitze produziert wird. Anatomisch gesehen gibt es jedoch noch eine zweite Sorte Schweißdrüsen – die sogenannten apokrinen Schweißdrüsen (Glandulae sudoriferae apocrinae), auch Duftdrüsen genannt. Während ekkrine Schweißdrüsen fast überall vorkommen, gibt es Duftdrüsen nur in bestimmten Körperbereichen. Sie bilden ein milchig-trübes Sekret.
Besonders viele ekkrine Schweißdrüsen versammeln sich auf der Stirn, den Handflächen und den Fußsohlen – auf letzteren finden sich im Durchschnitt 600 Schweißdrüsen pro Quadratzentimeter. Auf dem Rücken gibt es dagegen mit etwa 60 Schweißdrüsen pro Quadratzentimeter deutlich weniger Schweißdrüsen. Gar keine Schweißdrüsen besitzen die Lippen und die innere Seite der Penisvorhaut.
Ekkrine Schweißdrüsen zählen wie die Haare und Nägel zu den sogenannten Anhangsgebilden der Haut. Sie bestehen aus unverzweigten röhrenförmigen Einzeldrüsen, die einen Durchmesser von 0,4 Millimetern haben und direkt zur Hautoberfläche führen. In der Haut selbst sind die Drüsen zum Ende hin knäuelartig aufgewickelt.
Sowohl die ekkrinen Schweißdrüsen als auch die Duftdrüsen sind von einer dicken Trennschicht, der Basalmembran, umgeben. Beide Formen liegen in der Haut an der Grenze zwischen Lederhaut (Dermis) und Unterhaut (Subkutis). Während die ekkrinen Schweißdrüsen jedoch direkt zur Hautoberfläche führen, sind die Duftdrüsen wie die Talgdrüsenmit den Haarfollikeln verbunden und geben über diese ihr Sekret ab.
Die ekkrinen Schweißdrüsen sind die eigentlichen Schweißdrüsen. Sie geben ihrem Namen entsprechend das Sekret ab, das wir als Schweiß kennen. Schweiß ist salzhaltig, hat eine dünnflüssige Konsistenz und einen schwach sauren pH-Wert (pH 4,5). Schweiß ist vor allem für die Temperaturregulation des Körpers wichtig, trägt aber auch zum Säureschutzmantel der Haut bei.
Im Schweiß der ekkrinen Schweißdrüsen findet man außerdem Stoffe, die der Immunabwehr dienen. Diese wirken gegen Bakterien und Pilze und helfen so dabei, eine übermäßige Besiedelung der Haut durch Keime zu verhindern beziehungsweise die natürliche Hautflora zu regulieren.
Zwischen der Basalmembran und den Zellen der Schweißdrüsen liegen zahlreiche Muskelzellen der sogenannten glatten Muskulatur, die zur Abgabe des Schweißsekrets beitragen. Glatte Muskulatur lässt sich nicht willkürlich steuern, sie wird – und dadurch auch die Schweißdrüsen – durch das vegetative Nervensystem reguliert.
Bereits bei der Geburt besitzt ein neugeborener Mensch Schweißdrüsen, allerdings sind diese nicht von Anfang an funktionsfähig. Erst etwa ab der zweiten Lebenswoche beginnen die Schweißdrüsen bei einem Neugeborenen zu arbeiten.
Duftdrüsen (apokrine Schweißdrüsen)
Eine spezielle Form der Schweißdrüsen sind die apokrinen Schweißdrüsen (Glandulae sudoriferae apocrinae), die sogenannten Duftdrüsen.
Auch die Duftdrüsen sind unverzweigte, röhrenförmige Einzeldrüsen. Allerdings treten sie nicht am ganzen Körper auf, sondern nur in bestimmten behaarten Hautgebieten (Achselhöhlen, Brustwarzen, Genital- und Analbereich). Duftdrüsen liegen im Unterhautfettgewebe und stehen in enger Beziehung zu den Haarfollikeln, in deren Ausführungsgänge sie münden. Das Sekret der Duftdrüsen gelangt am Haarschaft entlang auf die Hautoberfläche und vermischt sich auf diesem Weg mit Talg, der ebenfalls am Haarschaft abgegeben wird.
Duftdrüsen sind nicht von Geburt an aktiv – erst mit der Pubertät, wenn die Geschlechtsreife eintritt, nehmen sie ihre Arbeit auf. Duftdrüsen schütten vor allem als Reaktion auf emotionale Reize (wie Wut, Schmerz, Angst, sexuelle Reaktionen) – aber auch als Reaktion auf Sexualhormone – Duftstoffe mit pheromonähnlicher Wirkung aus. Pheromone sind Moleküle (wie z.B. Sexuallockstoffe), die Lebewesen einen Informationsaustausch auf biochemischer Ebene erlauben.
Über die genaue Funktion der Duftdrüsen weiß man jedoch immer noch wenig. Experten vermuten, dass diese spezielle Form der Schweißdrüsen ein Überbleibsel aus der Entwicklungsgeschichte des Menschen ist.
Schweiß
Als Schweiß bezeichnet man sowohl das Sekret aus ekkrinen Schweißdrüsen als auch aus apokrinen Schweißdrüsen (Duftdrüsen), wobei sich diese in Menge und Konsistenz unterscheiden: Während der ekkrine Schweiß normalerweise klar und dünnflüssig ist und fast am ganzen Körper produziert wird, ist der apokrine Schweiß milchig-trüb und eher zähflüssig. Im Vergleich zum ekkrinen Schweiß produziert der Körper zudem vergleichsweise wenig apokrinen Schweiß – und das auch nur in bestimmten Körperregionen, nämlich Achselhöhlen, Brustwarzen, Genital- und Analbereich. Da hier auch ekkrine Schweißdrüsen vorkommen, mischt sich in diesen Regionen ekkriner und apokriner Schweiß.
Ekkriner und apokriner Schweiß unterscheiden sich auch in ihren Funktionen:
Funktionen von ekkrinem und apokrinem Schweiß
Ekkriner Schweiß | Apokriner Schweiß |
Temperaturregulation | Geruchskommunikation |
Wasserhaushalt / Elektrolythaushalt | – |
Immunabwehr | – |
Durchfeuchtung der Haut | – |
Verteilung des Hauttalgs auf der Haut | – |
Hautschutz: Säureschutzmantel, Wasser-Lipid-Mantel | – |
Ekkriner Schweiß
Ekkriner Schweiß enthält wenig Eiweiß (Protein) und hat einen geringen osmotischen Druck (hypoton). Wichtige Bestandteile des Schweißes sind vor allem Wasser (99 Prozent) sowie unter anderem:
- Kochsalz (Natriumchlorid)
- Kalium
- Calcium
- Magnesium
- Hydrogencarbonat
- Phosphat
- Schwefel-Ionen
- Eisen
- Harnstoff
- Kreatinin
- Ammoniak
- Histamin
- Prostaglandin
- B-Vitamine
- Vitamin C
- Vitamin-K-Derivate
- Harnsäure
- Fettsäuren
- Aminosäuren (z.B. Arginin, Serin, Histidin)
- Peptide (z.B. Dermcidin, das vor allem gegen Bakterien wie Staphylokokken und Pilze wie Candida albicans wirkt)
- Zucker (Glukose)
- Milchsäure
- Cholesterin
Auch Alkohol oder Medikamente können sich im Schweiß bemerkbar machen, genauso wie manche Nahrungsmittel: So führt etwa der Verzehr von Knoblauch zum Abbauprodukt Allyldisulfid, das mit dem Schweiß austritt und einen Knoblauch-Geruch im Schweiß bewirkt. Ebenso können Baldrian oder Eukalyptus aus der Nahrung im Schweiß als Geruchskomponente auftreten.
Der durch die ekkrinen Schweißdrüsen produzierte Schweiß erfüllt verschiedene wichtige Funktionen. Er spielt vor allem eine wichtige Rolle für die Temperaturregulation des Körpers: Die Verdunstung von Schweiß auf der Hautoberfläche kühlt die in der Haut gelegenen kleinsten Blutgefäße (Kapillaren) ab, sodass die Temperatur des gesamten Organismus reguliert wird. Bei starker Hitze beginnt die Schweißsekretion im Gesicht (Stirn, Oberlippe) und breitet sich dann über den Körper aus, um schließlich auch Handteller und Fußsohle zu ergreifen. Beim Schwitzen verliert der Körper verschiedene Mineralstoffe (Elektrolyte), die mit der Nahrung oder über Getränke wieder ersetzt werden müssen.
Ekkriner Schweiß trägt auch zur Erhaltung der Hautbarriere bei, indem er die Haut durchfeuchtet und den Talg der Talgdrüsen über die Haut verteilt. Das Sekret der ekkrinen Schweißdrüsen enthält Harnstoff und Milchsäure und stärkt dadurch den Wasser-Lipid-Mantel der Haut. Ekkriner Schweiß hat im Durchschnitt einen pH-Wert von 4,5 und ist damit eher sauer. Bei Personen, die sehr viel schwitzen, kann sich der pH-Wert des ekkrinen Schweißes auf bis zu 6,0 verschieben, also alkalischer und damit weniger sauer werden.
Schweiß trägt zur Ausbildung des Säureschutzmantels bei und unterstützt auf diese Weise die Abwehrfunktion der Haut gegen Krankheitserreger. Im Schweiß finden sich auch verschiedene Stoffe der Immunabwehr, wie zum Beispiel die sogenannten Defensine, Immunglobulin A (IgA, ein spezieller Antikörper) oder das antibiotisch wirkende Peptid Dermcidin.
Durch die Mischung von ekkrinem und apokrinem Schweiß verschiebt sich der pH-Wert im Bereich der Achselhöhlen auf durchschnittlich 8,0 und liegt damit im alkalischen Bereich. Das schwächt den Säureschutzmantel der Haut und damit die Barrierefunktion gegen Hautkeime. Aus diesem Grund treten in den Achselhöhlen häufiger Infekte wie Schweißdrüsenabszesse auf.
Bei nervöser Erregung (Stress), zum Beispiel bei Angst, Wut oder Schreck, steigt die Schweißsekretion an Handtellern und Fußsohlen, manchmal auch der Achselhöhlen (emotionales Schwitzen).
Ohne Bewegung produzieren die ekkrinen Schweißdrüsen im Durchschnitt 500 Milliliter Schweiß pro Tag. In extremen Fällen können die Schweißdrüsen jedoch auch bis zu 2 Liter Schweiß pro Stunde oder 10 Liter pro Tag abgeben. Da der Körper über den Schweiß neben Wasser auch verschiedene Stoffe wie zum Beispiel Kochsalz (Natriumchlorid) verliert, kann es bei großer Hitze zu einem starken Salzverlust kommen. Führt man dem Körper die verlorene Flüssigkeit samt Salzen nicht wieder zu, lässt die Schweißproduktion mit wachsender Austrocknung des Körpers nach – und damit auch die Fähigkeit zur Temperaturregulation.
Apokriner Schweiß
Im Unterschied zum ekkrinen Schweiß ist das Sekret der Duftdrüsen (apokrine Schweißdrüsen) alkalisch, milchig-trüb und weniger flüssig. Apokriner Schweiß enthält vor allem:
- Fette (Lipide)
- Glykoproteine
- Abbauprodukte des männlichen Sexualhormons Testosteron (bei Männern höhere, bei Frauen niedrigere Konzentrationen)
- körpereigene Duftstoffe (Pheromone)
Schweißgeruch
Der typische Schweißgeruch ist im Grunde eine "apokriner Schweißgeruch", denn er entsteht eigentlich durch das Sekret der Duftdrüsen (apokrine Schweißdrüsen). Diese kommen nur im Bereich der Achselhöhlen, Brustwarzen sowie im Genital- und Analbereich vor. Das frische Sekret der apokrinen Schweißdrüsen ist erst einmal geruchlos.
Jeder Mensch besitzt eine Hautflora, also Mikroorganismen, die natürlicherweise die Haut besiedeln. Befindet sich apokriner Schweiß eine Weile auf der Haut, kommt er in Kontakt mit diesen Bakterien. Das Sekret der Duftdrüsen enthält Stoffe, die vor allem von Corynebakterien (häufiger beim Mann) und Mikrokokken (häufiger bei der Frau) zersetzt werden. Corynebakterien und Mikrokokken sind typische Keime der Hautflora. Diese zersetzen das Sekret (insbesondere Fette und Eiweiße) und bilden dabei unangenehm riechende Stoffe, wie Buttersäure, Propion- und Essigsäure, die wir als den typischen säuerlichen (v.a. bei Frauen) oder stechenden Schweißgeruch (v.a. bei Männern) wahrnehmen.
Wie stark der Geruch ist, hängt auch davon ab, wie viele Bakterien sich auf der Haut befinden. Bis sich der Schweißgeruch entwickelt, dauert es zudem eine Weile. In den meisten Fällen lässt sich Schweißgeruch daher durch eine regelmäßige Körperhygiene vorbeugen.
Bestimmte Faktoren fördern die Entstehung von Schweißgeruch, weil Bakterien der Hautflora den apokrinen Schweiß dabei schneller beziehungsweise leichter zersetzen, so zum Beispiel:
- warmes Wetter
- hohe Luftfeuchtigkeit
- geistige Anstrengung
- Stress
- Behaarung im Achsel- und Schambereich: Der Haarwuchs kann zum einen die Reinigung erschweren. Zum anderen sammeln sich durch die Haare rascher Zelltrümmer der Hautzellen und Schweiß im jeweiligen Körperbereich – ein idealer Nährboden für Bakterien. Bei mangelnder Hygiene können Corynebakterien sich z.B. dicht um den Haarschaft herum anheften und regelrecht daran kleben.
Sexualhormone
Apokriner Schweiß von Männern riecht anders als der von Frauen. Und Schweiß von Kindern riecht fast gar nicht. Das liegt daran, dass die apokrinen Schweißdrüsen erst mit Beginn der Pubertät aktiv werden und ein Sekret abgeben. Also dann, wenn die Produktion von Sexualhormonen beginnt.
Sowohl Frauen als auch Männer geben über die Duftdrüsen ein Abbauprodukt des männlichen Sexualhormons Testosteron ab, das Androstadienon, – allerdings in unterschiedlichen Konzentrationen: Während das Hormon bei Frauen nur in geringen Mengen vorkommt, ist die Konzentration bei Männern deutlich höher und kommt deshalb in puncto Schweißgeruch auch vor allem bei ihnen zum Tragen.
Für sich genommen ist Androstadienon erst mal geruchslos – auch in frischem Schweiß hat es keinen Geruch. Erst wenn sich das Abbauprodukt länger auf der Haut befindet, haben Bakterien Zeit, es weiter zu zersetzen. Auf diese Weise wird es erst in das urinähnlich riechende Androstenon und dann in Androstenol umgewandelt, das moschus- und sandelholzartig riecht.
Wie apokriner Schweiß für andere riecht, ist individuell verschieden. Während manche Menschen vor allem die unangenehme, schweißig- oder urinartige Komponente wahrnehmen, sticht für andere eher ein holziger, süßer und blumiger Aspekt hervor, der als angenehm empfunden wird. Einige Menschen (ca. 40 %) sind hingegen gar nicht in der Lage, diesen durch Hormone verursachten Geruch wahrzunehmen.
Die Unterschiede in der Geruchswahrnehmung haben ihre Ursache in einem bestimmten Gen, das bei Menschen in unterschiedlichen Variationen vorkommt. Dieses Gen bestimmt, wie empfindlich bei ihnen ein bestimmter Riechrezeptor ist und hat zur Folge, dass manche Menschen den Schweißgeruch sehr intensiv wahrnehmen und unangenehm (sog. "supersmellers") oder angenehm empfinden – oder auch kaum bis gar nicht wahrnehmen.
Mit Beginn der Pubertät, wenn die Produktion der Sexualhormone beginnt, verändert sich zudem bei Männern die Schwelle für die Geruchswahrnehmung von Androstenon beziehungsweise dessen Vorläufer, sodass Männer diese Komponente im eigenen Schweiß geruchlich weniger oder sogar gar nicht mehr registrieren. Parallel verstärkt sich bei Frauen ab der Pubertät die Wahrnehmung von Androstenon.
Schweißgeruch = Körpergeruch?
Auch wenn es manchmal schwer zu trennen ist – Schweiß- und Körpergeruch sind nicht dasselbe. Unter Körpergeruch versteht man das Zusammenspiel aller Duftstoffe, die der Körper abgibt. Dazu gehört neben dem Schweißgeruch auch der Geruch bestimmter Hautregionen, wie zum Beispiel der Achselhöhlen, Genital- und Analregion sowie den Füßen. Geruchsstoffe entstehen aber auch, wenn der Hauttalg von Bakterien zersetzt wird. Daneben können die Stoffwechselprozesse eines Einzelnen zur individuellen Geruchsentwicklung beitragen.
Weitere Faktoren, die den Körpergeruch beeinflussen, sind zum Beispiel die Hygienegewohnheiten, die sich von Mensch zu Mensch unterscheiden. Zudem können äußere Einflüsse den Körpergeruch verändern, wie etwa Pflegeprodukte, Parfüm oder Tabakrauch.
Der Schweißgeruch eines Menschen trägt also zu dessen Körpergeruch bei, daneben gibt es jedoch auch noch andere Faktoren. Jeder Mensch besitzt einen ganz individuellen Körpergeruch.
Das Immunsystem riechen
Ein weiterer Faktor äußert sich beim Menschen über den Geruch, selbst wenn dieser nicht unbedingt bewusst als solcher wahrgenommen wird, sondern einfach Teil des Körpergeruchs ist: Denn jeder Mensch besitzt eine individuelle Variante des sogenannten MHC-Komplexes. Unter MHC-Komplex versteht man einen speziellen Teil des Immunsystems, der sich bei jedem Menschen etwas unterscheidet und von den Genen festgelegt ist.
Den MHC-Komplex des Gegenübers zu erschnuppern, liefert einem auf unbewusster Ebene Informationen darüber, wie genetisch ähnlich einem der MHC-Komplex – und damit das Gegenüber selber ist. Mitglieder der eigenen Familie lassen sich zum Beispiel im Versuch anhand dieses Geruches erkennen. Der Geruch des MHC-Komplexes beeinflusst zudem möglicherweise die Partnerwahl: In Experimenten, in denen Frauen T-Shirts von Männern nach dem Geruch auswählen sollten, bevorzugten Frauen vor allem den Geruch von MHC-Komplexen, die sich von ihrem eigenen möglichst unterschieden – und damit genetisch am weitesten vom eigenen abweichen.
Allerdings gerät der MHC-Geruch ins Hintertreffen, wenn nach anderen Faktoren ausgewählt werden soll. In Versuchen, in denen Frauen Fotos von Männern auswählen sollten, bevorzugten diese Gesichter von Männern, die eher der eigenen Gesichtssymmetrie und dadurch genetisch auch dem eigen MHC-Komplex ähnelten.
Experten vermuten, dass beide Faktoren (geruchliche und optische) eine Rolle spielen und unbewusst in die Entscheidung bei der Partnerwahl mit einfließen. Demnach wird also ein Partner gesucht, dessen MHC-Komplex ähnlich, aber doch unterschiedlich genug ist. Zu große Unterschiede sollen sich nämlich möglicherweise schädlich auf den Nachwuchs auswirken können.
Wie groß der Einfluss des MHC-Komplexes auf die Partnerwahl letzten Endes tatsächlich ist, kann bislang jedoch niemand sagen.