Eine Frau spricht mit einer Ärztin.
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Arztbesuch: So bereitet man sich optimal vor

Von: Lydia Klöckner (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 18.01.2022

Nur wenn der Arzt die richtigen Informationen erhält, kann er dem Patienten helfen. Doch welche Informationen benötigt der Arzt? Und was kann der Patient selbst dafür tun, dass er die bestmögliche Therapie erhält? Sieben Tipps für Ihren nächsten Arztbesuch.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

7 Tipps, wie Sie sich auf Ihren Arztbesuch vorbereiten sollten

Rund acht Minuten Zeit hat ein deutscher Arzt im Durchschnitt für einen Patienten. Es sind wertvolle acht Minuten: In dieser kurzen Zeit muss der Arzt die Beschwerden des Patienten erfassen, sich ein Bild von dessen Krankheitsgeschichte machen, gegebenenfalls eine körperliche Untersuchung vornehmen, wenn möglich eine Diagnose stellen und bestenfalls schon eine Behandlung vorschlagen.

Leider läuft ausgerechnet in diesen entscheidenden acht Minuten häufig etwas schief: Manchmal ist der Arzt nicht aufmerksam genug, übersieht Symptome oder vergisst, bestimmte Fragen zu stellen. Mitunter verschweigt der Patient gewisse Beschwerden, weil sie ihm peinlich sind. Und häufig kann der Patient gar nicht einschätzen, was er dem Arzt unbedingt sagen sollte und welche Details eher unwichtig sind.

Im schlimmsten Fall verlässt der Patient am Ende mit der falschen Diagnose die Praxis – oder mit einem Rezept für Medikamente, die er nicht verträgt. Damit das nicht passiert, hilft es, sich wenn möglich frühzeitig auf den Arzttermin vorzubereiten. Folgende Tipps können dabei helfen:

7 Tipps

1. Beobachten Sie Ihre Beschwerden, ...

... und zwar so aufmerksam wie möglich. Mit der Information "Ich habe Kopfschmerzen" kann der Arzt wenig anfangen. Immerhin gibt es rund 250 Arten von Kopfschmerzen, die verschiedenste Ursachen haben können – von Flüssigkeitsmangel bis zum Hirntumor.

Je präziser Sie das Symptom beschreiben, umso besser kann der Arzt die Ursache identifizieren. Orientieren Sie sich dabei an folgenden Fragen:

  • Welche Begriffe beschreiben die Beschwerden am besten? (handelt es sich z.B. eher um "pochende", "drückende" oder "stechende" Schmerzen?)
  • Wo genau tut es weh?
  • Seit wann treten die Beschwerden auf? Besteht möglicherweise ein Zusammenhang mit beruflichen oder privaten Belastungen?
  • Wie häufig und zu welcher Tageszeit treten die Beschwerden auf?
  • Verstärken sich die Beschwerden in bestimmten Situationen oder unter bestimmten Umständen?
  • Bestehen noch weitere Beschwerden?

2. Sprechen Sie mit Ihren Eltern

Selbst wenn Sie kein vertrautes Verhältnis zu Ihren Eltern haben, ist es empfehlenswert, vor dem Arztbesuch mit ihnen über ihr gesundheitliches Problem zu sprechen. Ihre Eltern können Ihnen zum Beispiel sagen, ob Sie bereits als Kind oder Jugendlicher Erkrankungen oder Beschwerden hatten, die mit Ihren aktuellen Beschwerden zusammenhängen könnten.

Vor allem aber ist es wichtig, dass Sie Ihre Eltern fragen, ob sich bestimmte Erkrankungen in der Familie häufen. Denn viele Krankheiten sind zumindest zum Teil erblich bedingt. Dazu zählen:

Zudem kommen für Patienten mit bestimmten erblichen Voraussetzungen manche Medikamente oder Therapien nicht oder nur bedingt infrage. Beispiel: Bestimmte Hormonpräparate (etwa Gestagene, Wirkstoffe der Antibabypille) erhöhen das Risiko von Gefäßverschlüssen, sogenannten Thrombosen. Manche Frauen haben aufgrund ihrer erblichen Veranlagung ohnehin schon eine Neigung zu Thrombosen (sogenannte Thrombophilie). Das sollte der Arzt wissen, wenn er in Erwägung zieht, ein solches Medikament zu verordnen.

3. Fassen Sie Ihre Krankheitsgeschichte zusammen

Gerade chronisch kranke oder ältere Menschen verlieren leicht den Überblick über ihre Krankengeschichte. Für manche Patienten ist ihre Vorerkrankung so selbstverständlich, dass sie vergessen, sie zu erwähnen. Andere sind so nervös, dass sie im Gespräch mit dem Arzt wichtige Informationen auslassen oder falsch beziehungsweise ungenau darstellen.

Darüber hinaus erleben viele Menschen ihre Erkrankung sehr emotional. Das ist verständlich, kann aber dazu führen, dass es ihnen schwerer fällt, dem Arzt die Fakten zu schildern. Deshalb kann es hilfreich sein, sich vor dem Termin alle bisherigen Beschwerden, Erkrankungen, Krankenhausaufenthalte, Behandlungen und Operationen in Erinnerung zu rufen und stichpunktartig aufzulisten – idealerweise mit Datum.

4. Nehmen Sie eventuell eine Begleitung mit

Manche Menschen haben ein ausgezeichnetes Gespür für ihren eigenen Körper. Anderen fällt erst nach Wochen oder Monaten auf, dass es ihnen nicht gut geht. Wenn Sie zur zweiten Gruppe gehören, kann es sinnvoll sein, Ihren Partner oder einen anderen vertrauten Menschen zu fragen, ob er Sie zum Arzt begleitet und Ihnen hilft, die Fragen des Arztes zu beantworten.

Wenn Sie das nicht möchten, kann es zumindest hilfreich sein, wenn Sie vor dem Arztbesuch mit Ihrem Partner sprechen. Sie können ihn zum Beispiel fragen, ob ihm bei Ihnen besorgniserregende Verhaltensweisen aufgefallen sind, die auf ein gesundheitliches Problem hindeuten könnten. Zum Beispiel:

5. Führen Sie Buch über alle Mittel, die Sie einnehmen, ...

... auch über Vitaminpräparate, Proteinshakes sowie Lebensmittel mit Proteinzusätzen und sonstige Nahrungsergänzungsmittel. Zum einen besteht die Möglichkeit, dass eines oder eine Kombination dieser Mittel für Ihre Beschwerden verantwortlich ist.

Zum anderen haben die Mittel eventuell einen Einfluss auf die Wirksamkeit einer neuen Therapie. Gerade ältere Menschen nehmen häufig zu viele verschiedene Medikamente ein, die nicht zueinander passen. Die Wechselwirkungen können den Erfolg der Behandlung beeinträchtigen, die Beschwerden verschlimmern und im schlimmsten Fall lebensbedrohliche Folgen haben.

Hier einige Beispiele für Nahrungsergänzungsmittel, die die Wirkung von Arzneien beeinflussen können:

6. Informieren Sie sich

Ärzte sehen es mitunter kritisch, wenn Patienten "Dr. Google" um Rat fragen. Und natürlich ersetzt eine Internetrecherche nicht den Arztbesuch. Dennoch kann es sinnvoll sein, wenn der Patient sich bereits vor dem Arztbesuch über seine Beschwerden informiert und mit den medizinischen Hintergründen vertraut macht:

  • So kann er besser einschätzen, welche Informationen der Arzt von ihm benötigt und
  • dem Arzt gezieltere Fragen stellen (siehe Punkt 7).

Wichtig ist, dass Sie für Ihre Recherche seriöse und unabhängige Portalen nutzen. Hinter vielen Gesundheitsseiten stecken Pharmakonzerne – und das ist leider nicht immer gut erkennbar. Die Seite kopfschmerzen.de gehört zum Beispiel der Firma Sanofi-Aventis Deutschland, alzheimer.de wird von Novartis betrieben.

Wenn Sie Zweifel haben, ob ein Portal unabhängig ist oder nicht, geben Sie die Internetadresse zunächst auf "denic.de" ein. Dort sind alle .de-Websites mit Betreiber registriert.

7. Notieren Sie sich Ihre wichtigsten Fragen und Sorgen

Es ist wichtig, dass der Patient seine Erkrankung versteht. Dieses Verständnis hilft ihm nicht nur dabei, die Erkrankung emotional zu verarbeiten und zu bewältigen. Es ermöglicht es ihm auch, seinen Alltag auf die Erkrankung einzustellen und verbessert somit seine Genesungschancen.

Missverständnisse und Unsicherheiten hingegen können dazu führen, dass der Patient sich unnötige Sorgen macht, den Anweisungen des Arztes nicht folgt und/oder ungesunde Verhaltensweisen fortführt, die seine Genesung behindern.

Notieren Sie sich deshalb vor dem Termin Fragen, die Sie dem Arzt stellen möchten. Hier einige Vorschläge:

  • Können Sie mir in einfachen Worten die Ursache meiner Erkrankung erklären?
  • Was bedeutet der Fachbegriff, den Sie gerade erwähnt haben?
  • Ist meine Krankheit ansteckend?
  • Wie verläuft die Erkrankung normalerweise? Wie gut sind die Heilungschancen?
  • Muss ich meine Gewohnheiten ändern (z.B. in Bezug auf Ernährung, Bewegung, etc.)?
  • Sollte ich auf Alkohol oder bestimmte Lebensmittel verzichten? Wenn ja, warum?
  • Welche Risiken und Nebenwirkungen birgt die Therapie?
  • Gibt es Alternativen?
  • Wie verhalte ich mich bei Komplikationen?
  • Was kann ich noch tun, um die Genesung positiv zu beeinflussen?