Frau sitzt auf dem Sofa und ist nachdenklich, ob sich ihr Kinderwunsch erfüllt
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Gelbkörperschwäche: Was tun bei Progesteronmangel?

Von: Miriam Funk (Medizinredakteurin und Redaktionsleitung)
Letzte Aktualisierung: 18.10.2023

Eine Gelbkörperschwäche zieht einen Progesteronmangel nach sich. Viele Frauen erfahren erst davon, wenn sie Kinderwunsch haben und schwanger werden möchten. Welche Symptome und Anzeichen es für eine Gelbkörperschwäche gibt und was man dagegen tun kann.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Die häufigsten Fragen zur Gelbkörperschwäche

Trotz Gelbkörperschwäche findet meistens ein Eisprung statt. Allerdings produziert der Gelbkörper nach dem Eisprung zu wenig Progesteron und der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut ist mangelhaft.

Da der Eisprung stattfindet und die Eizelle befruchtet werden kann, ist eine Schwangerschaft möglich. Allerdings ist durch die mangelhaft aufgebaute Gebärmutterschleimhaut die Einnistung erschwert oder die Versorgung des Embryos unzureichend.

Von einer Selbstbehandlung sollte abgesehen werden. Als natürliches Mittel kommt Mönchspfeffer infrage, welcher aber nur nach ärztlicher Absprache eingenommen werden soll. Der Hormonhaushalt kann durcheinander geraten und weitere Nebenwirkungen können auftreten. Außerdem sollte die Ursache des Progesteronmangels gefunden und behandelt werden.

Was ist eine Gelbkörperschwäche?

Im Zyklus einer Frau platzt beim Eisprung der größte im Eierstock herangereifte Follikel und gibt dabei die Eizelle frei, die dann zur Gebärmutter wandert. Aus den Resten des geplatzten Follikels entwickelt sich der Gelbkörper (Corpus luteum). 

Der Gelbkörper produziert Östrogen und Progesteron, das auch Gelbkörperhormon genannt wird. Progesteron ist für den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut und die Einnistung der befruchteten Eizelle zuständig. Tritt eine Schwangerschaft ein, produziert der Gelbkörper in den ersten drei Monaten Hormone, bis die Plazenta dies übernimmt. Für den gesamten Verlauf der Schwangerschaft ist Progesteron wichtig. Tritt keine Schwangerschaft ein, bildet sich der Gelbkörper in der zweiten Zyklushälfte (Lutealphase) langsam zurück und die Periode beginnt.

Bei einer Gelbkörperschwäche bildet der Gelbkörper nicht genug Progesteron, sodass sich die Gebärmutterschleimhaut nicht ausreichend aufbaut, was dem Embryo die Einnistung erschwert oder sie sogar verhindert.

Eine Gelbkörperschwäche wird auch als Lutealphaseninsuffizienz oder Lutealinsuffizienz bezeichnet. Die Aussagekraft des Progesteronwerts ist eingeschränkt und nicht zur Diagnose geeignet, weshalb sie an Symptomen festgemacht wird.

Symptome einer Gelbkörperschwäche

Typische Symptome einer Gelbkörperschwäche sind:

  • verkürzte zweite Zyklushälfte, maximal 10 Tage (lässt sich durch Messung der Basaltemperatur oder eine andere Methode zur Bestimmung des Eisprungs feststellen)
  • Zwischenblutungen

Auch bei gesunden Frauen entwickelt sich nicht in jedem Zyklus ein gut funktionierender Gelbkörper. Eine Gelbkörperschwäche kann also hin und wieder vorkommen, ohne dass es einen Grund zur Sorge gibt.

Treten häufiger Zwischenblutungen auf oder ist die Lutealphase immer sehr kurz, sollten Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch dies gynäkologisch abklären lassen. Oft besteht zusätzlich eine Eizellreifestörung.

Gelbkörperschwäche behandeln

Eine Gelbkörperschwäche lässt sich relativ gut behandeln. Dafür wird in der zweiten Zyklushälfte, also ab dem Eisprung, Progesteron gegeben, welches ärztlich verordnet wird. Zumeist erfolgt die Anwendung vaginal.

Manche Frauen wünschen sich ein natürliches Mittel für ihre Zyklusstörungen oder ihre Unfruchtbarkeit. Wer nach entsprechenden Mitteln sucht, stößt unter anderem auf Präparate mit Mönchspfeffer-Extrakten (Agnus castus). Wissenschaftliche Nachweise, ob diese wirklich bei Zyklusstörungen helfen, gibt es bisher nicht. Mönchspfeffer sollte nur nach ärztlicher Absprache genommen werden, da es Nebenwirkungen haben kann.

Diagnose einer Gelbkörperschwäche

Eine Gelbkörperschwäche ist keine eigenständige Erkrankung. Doch sie kann ein Hinweis auf eine andere Erkrankung sein, die behandelt werden muss. Wenn eine Frau Anzeichen für eine Gelbkörperschwäche – zum Beispiel verkürzte Zyklen oder Schmierblutungen – bei sich bemerkt, sollte sie sich daher ärztlich untersuchen lassen. Das gilt auch für Frauen mit Kinderwunsch, die trotz vieler Versuche nicht schwanger werden. Die*der Ärztin*Arzt wird versuchen, den Grund für die Zyklusstörungen zu finden.

Eine einfache Methode, um die Zyklusphasen und eine verkürzte zweite Zyklushälfte festzustellen, ist das Messen der Basaltemperatur. Ab dem Eisprung steigt die Basaltemperatur und gibt so Aufschluss über die Länge der Lutealphase.

Für Progesteron gibt es keinen zuverlässigen Grenzwert, der Aufschluss über eine Geldbkörperschwäche geben und die Diagnose sichern würde.

Ursachen einer Gelbkörperschwäche

Bei einer Gelbkörperschwäche muss geklärt werden, warum nicht ausreichend Gelbkörperhormone gebildet werden.

Eine Gelbkörperschwäche ist nämlich nicht die eigentliche Ursache des Problems. Vielmehr ist sie meist Symptom einer anderen Erkrankung, die die Reifung der Follikel im Eierstock beeinträchtigt. Bei den Frauen kann es zwar trotzdem zum Eisprung kommen, aber der Gelbkörper, der sich aus einem der fehlerhaft entwickelten Follikel bildet, ist unter Umständen nicht funktionstüchtig.

Es gibt verschiedene Erkrankungen, die eine Gelbkörperschwäche zur Folge haben können. Mögliche Ursachen sind zum Beispiel

Diese Erkrankungen können wiederum mit weiteren Symptomen einhergehen.

Fehlgeburten durch Gelbkörperschwäche?

Frauen, die wiederholte frühe Fehlgeburten hatten, bekommen häufig Progesteron-Präparate verschrieben. Ob und inwieweit diese helfen, ist noch unklar, weil die bisherigen Studienergebnisse uneinheitlich sind. Medizinischen Leitlinien zufolge ist es aber einen Versuch wert – allerdings nur, wenn sich keine Ursache für die Fehlgeburten finden lässt. Steckt eine Erkrankung dahinter, muss diese gezielt behandelt werden – eine Progesteron-Therapie ist in diesem Fall nicht angebracht.

Gelbkörperschwäche nach künstlicher Befruchtung

Im Rahmen einer künstlichen Befruchtung ist eine Progesteron-Behandlung hingegen üblich. Denn häufig hat die Hormonbehandlung vor der Befruchtung eine Gelbkörperschwäche zur Folge, welche die Chance auf eine Schwangerschaft mindern kann. Um den Progesteronspiegel anzuheben, kann die*der Ärztin*Arzt ein Medikament mit Progesteron verschreiben, etwa als Gel zum Einführen in die Scheide. Alternativ kommen Präparate infrage, die das Hormon hCG enthalten. Dieses regt den Gelbkörper dazu an, mehr Progesteron zu produzieren.