Hab ich ein Venenproblem?

[PT]

Hallo,

ich habe seit etwa 3 Jahren Probleme mit meinen Beinen. Sie fangen an zu schmerzen wenn ich lange sitze oder stehe. Besonders schlimm ist es im Sommer wenn es warm ist, aber mitlerweile habe ich es sogar im Winter. Ich kann nicht länger als 2 Stunden sitzen ohne die Beine hochzulegen. Ich habe meinen Arzt mal gefragt und der sagt so lange die Beine nicht dick werden ist es ok. Sie werden auch nicht dick, oder wenn dann nur ganz wenig.

Ich bin 25 und mache regelmäßig Sport (5-6x pro Woche), Fahrradfahren und Laufen. Habe ich ein Venenproblem oder was kann ich machen. Wechselbäder helfen leider nicht.

Danke für die Info schon mal

[Dr. Schaaf]

RE: Hab ich ein Venenproblem?


Das hört sich durchaus nach einem Venenproblem an. Ich beschreibe das gern als "vermehrte Wanddurchlässigkeit", d.h. es kommt zu Stauungsbeschwerden ohne dass Krampfadern sichtbar sein müssen. Das kann so weit gehen, dass sich schließlich Flecken in der Haut bilden oder es schlimmstenfalls nach Jahren ohne Behandlung sogar ein offenes Bein entsteht und selbst dann sind nur kleine Äderchen meist im Innenknöchelbereich sichtbar.
Zugegeben, dieses Venenproblem ist nicht die einzige in Frage kommende Möglichkeit, aber eine recht wahrscheinliche. Man kann sich Gewissheit verschaffen, indem man die dazugehörige Therapie wählt, also Allgemeinmaßnahmen und wenn das nicht reicht, Kompressionsstrümpfe, alternativ auch bis zu einem gewissen Punkt Venentabletten.
Klassischerweise verschwinden Stauungsbeschwerden rasch und zuverlässig durch Kompressionsstrümpfe bzw. sie treten an den Tagen gar nicht auf, an denen die Strümpfe getragen werden. Notwendig ist ein medizinischer Kompressionsstrumpf der Klasse II, ein Kniestrumpf reicht fast immer.
Ausprobieren!
Der Vollständigkeit halber hier die Allgemeinmaßnahmen, wegen Tabletten bitte fenjala vom selben Tag lesen.

Bis dann

Dr. Ive Schaaf

Allgemeinmaßnahmen:

Stauungsbeschwerden treten vor allem bei langem sitzen und stehen auf, also meist im Laufe eines Arbeitstages. Das Problem ist, dass nicht so einfach langes sitzen oder stehen durch Bewegung zu einem anderen Zeitpunkt kompensieren kann. Sie sollten also versuchen, die langen Stunden des Sitzens durch Übungen zu unterbrechen, bei denen die Wadenmuskulatur den Blutfluss in den Venen beschleunigt. Das klingt komplizierter als es ist.
Überlegen Sie sich, was Sie mindestens einmal pro Stunde tun - z.B. telefonieren, einen Druckbefehl geben, egal was - und kombinieren Sie diese Tätigkeit mit einer unscheinbaren, aber hoch effektiven Übung: Sie ziehen die Zehen zur Nase bis die Waden anfangen zu ziehen. Die Hacken bleiben dabei auf dem Boden. Wenn Sie das 20 mal hintereinander schaffen, stehen die Chancen gut, dass Sie beschwerdefrei werden. Wenn das nicht reicht, brauchen Sie Kompressionsstrümpfe oder ein Venenmedikament.

Cremes helfen nicht gegen solche Beschwerden, allenfalls sind sie angenehm wegen der kühlenden Wirkung. Ganz anders sieht es bei Blutergüssen oder bei Venenentzündungen aus, da können Cremes hilfreich sein.
Venenmedikamente sind wirksam und bei Stauungsbeschwerden eine gute Entscheidung. So wurde z.B. für das Rosskastanienpräparat Venostasin im Rahmen einer Studie nachgewiesen, dass es die Schwellneigung signifikant reduziert und damit auch Stauungsbeschwerden verhindert. Die Einnahme kann kurmäßig über drei Monate erfolgen oder auch auf Zeiten beschränkt werden, in denen die Beine besonders belastet sind, z.B. im Sommer durch die zusätzliche Hitze oder im Urlaub wegen der an- und Abreise und weil man dann keine Kompressionsstrümpfe tragen möchte. Venenmedikamente können wegen ihrer nachgewiesesn Wirksamkeit im Anfangsstadium der chronischen Venenschwäche als Alternative zum Kompressionsstrumpf gesehen werden.