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Thrombose und die Psyche

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  • Thrombose und die Psyche

    Liebe Frau Dr. Schaaf!
    Erstmal möchte ich mich für Ihren unermüdlichen Einsatz in diesem Forum bedanken! Beeindruckend, welchen Einsatz Sie hier zeigen!

    Nun zu meiner Geschichte: Vor ziemlich genau 2 Monaten wurde ich ins Krankenhaus eingeliefert: Diagnose: TVT ca. Oberschenkel mitte. war 10 Tage im Spital, wo auch ein Lungenröntgen und ein Oberbauchsono durchgeführt wurde (beides negativ). Ein Thrombophilie-Screening war auch negativ. 2 Heparin-Spritzen am Tag und viel Bewegung (so viel halt gegangen ist - nach einer Runde um den Block war ich meistens eh schon komplett fertig). Nach ein paar Tagen wurde dann mit Marcoumar begonnen. Zuhause spritzte ich noch selbst 5 Tage Heparin begleitend zum Marcoumar. Mein INR ist nun recht stabil bei 2,3 und ich muß nur noch alle 3 Wochen zur Kontrolle. Kompressionsstrumpf trage ich natürlich auch täglich. Spazieren geht nun schon stundenlang problemlos, auch schnelles Gehen klappt schon recht gut. Joggen funktioniert noch nicht so toll.

    Nun aber zur Psyche: Seit der Diagnose drehen sich im Prinzip meine ganzen Gedanken nur um die Thrombose! Bin diesbezüglich viel im Internet unterwegs, wo man von einer Horror-Story zur nächsten klickt und sich immer mehr verunsichern läßt. Natürlich ist mir klar, daß jene Leute, bei denen alles gut verheilt ist und dann ihr Leben lang nie mehr Probleme mit Thrombosen hatten auch nix schreiben. Die haben mit dem Thema abgeschlossen und sind natürlich nicht mehr in den Foren unterwegs. Ist ja wie bei den Hotelbewertungen: 1000 Leute fanden das Hotel klasse, schreiben aber nix und ein paar Miesepeter hatten halt was zu meckern und lassen Dampf ab. Von diesen Negativbewertungen läßt man sich dann verunsichern. So gehts mir nun mit der Thrombose! Wird alles wieder OK? Wie lange werde ich das Marcoumar nehmen müssen? Werde ich den Strumpf jemals wieder los? Kann ich jetzt noch immer eine Lungenembolie bekommen?

    Mit dem Marcoumar gehts mir auch nicht so richtig gut - hab öfters Kreislaufprobleme (schwitzende Hände, leichter Schwindel, kreislaufmäßig down) und mach mir dann gleich wieder Sorgen, daß es nun so weit ist und ich gleich keine Luft mehr bekommen werde wegen Embolie. Seit 2 Tagen habe ich auch leichte Magenschmerzen - dem hätte ich vor der Thrombose überhaupt keine Aufmerksamkeit geschenkt, weil es ja immer wieder mal hier oder dort zwackt, nun aber mach ich mir schon wieder einen Kopf und rede mir ein, daß der Thrombus gewandert ist und ich nun eine Bauchvenenthrombose habe! Irgendwie ist alles zum Verrücktwerden! Auf der einen Seite verfluche ich das Marcoumar, auf der anderen Seite gibt es mir aber auch Sicherheit und ich habe Angst, wenn es dann heißt, ich kann mit dem Medikament aufhören, weil ich dann ja wieder schutzlos durch die Gegend laufe. Irgendwie macht mich das alles ziemlich fertig. Ich bin männlich, Mitte 30, immer recht sportlich und hatte gesundheitlich noch nie gröbere Probleme. Seit zwei Monaten (seit der Diagnose) ist nun doch einiges anders in meinem Leben.

    Nun, was ist überhaupt mein Anliegen? Ich würde mir zur Aufmunterung (und ich denke, das könnten viele Betroffene hier brauchen) einfach ein paar positive Erfahrungen wünschen! Entweder von Ihnen, liebe Frau Doktor aus Ihrer Praxis ("Ja, wir haben laufend Patienten, die fangen sich eine Thrombose ein, aber das waren einmalige Ereignisse und die Patienten hatten dann nie mehr Probleme in diese Richtung" ...oder so ähnlich ;-) oder halt auch gerne von Betroffenen - seien es nun eigene Erfahrungen oder Erfahrungen aus der Familie oder Freundeskreis.

    Positiv Denken! Ich weiß!
    ...ist aber manchmal gar nicht so leicht.
    Liebe Grüße!


  • Re: Thrombose und die Psyche


    Hatte einen langen Tag...
    und morgen kommt der ermunternde Text.
    Dazu fällt mir jede Menge ein!

    lg

    Dr. Schaaf

    Kommentar


    • Re: Thrombose und die Psyche


      Liebe Frau Doktor!

      Freu mich schon auf Ihre aufmunternden Zeilen! :-)

      War heute schon wieder im Internet unterwegs und hab viel über das postthrombotische Syndrom gelesen...
      Mann, Mann, Mann - hätte ich es bloß bleiben lassen...

      Kommentar


      • Re: Thrombose und die Psyche


        Einerseits ist es gut, wenn der Patient begreift, dass eine Thrombose kein Schnupfen ist, andererseits ist dann meist irgendwie zu wenig Zeit, um mit dem Patienten zu besprechen, was sich sich tatsächlich für ihn ändert. Manches kann man sofort sagen, das meiste erst im Laufe der Zeit, denn erst dann kann man ihm wirklich ssagen, was von den vielen Möglichkeiten des Universums in seinen persönlichen Sternen steht.

        Da geht es zum einen darum, wo die Thrombose überhaupt war. Thrombosen im Unterschenkel heilen oft so gut aus, dass die Leute nach Jahren ganz vergessen haben, dass es da jemals eine Thrombose gab.

        Selbst Thrombosen im Becken heilen oft sehr gut aus, aber andere leider gar nicht, so dass man hier in der ersten Zeit am wenigsten gut sagen kann, was mal wird.

        Bei Ihnen geht es um eine Oberschenkelthrombose und ich möchte Sie bitten, ergänzend zu dem, was ich heute hier schreibe, auf meiner seite www.v-e--n-e-n.de unter dem Stichwort Thrombose mal in Ruhe rumzulesen, einfach damit Sie besser verstehen, was in Ihrem Bein passiert.

        Sie werden sehen, es geht zunächst einmal um die Frage: Was passiert in meinem Bein nach der Thrombose? Macht der Körper die alte Venen wieder auf oder stellt er Umgehungen zur Verfügung. Beides ist gut, Umgehungen sind oft sogar besser, was man nicht so leicht glauben kann, wenn der Befund lautet: Unverändert thrombotisch verschlossene Vene da-und-da. Aber es ist so, ich hab´s erklärt.

        Und falls es nicht überdeutlich rüberkommen sollte; SIE SIND JETZT GEFRAGT, um die Reparaturprozesse in Ihren Venen zu optimieren. Gerade in den ersten drei Monaten passiert eine Menge. Manche Dinge sind immer möglich, Umgehungsvenen können auch nach Jahren noch bereit gerstellt werden, aber Reparaturprozesse haben von Tag zu Tag geringere Chancen, also halten Sie sich ran! IHR JOB: GEHEN!!! Jeden Tag mindestens zwei mal 20 Minuten. Wichtig: Mit Strumpf, so flott wie möglich, aber anhalten, wenn es anfängt im Bein zu pumpen oder ziehen. Pause machen, von vorn.

        Kompression: Wichtig, Den ganzen Tag, nicht nachts und sie muss so streng sein, dass es mit Strumpf nicht zur Schwellung kommt. Notfalls (gerade Männer mit guter Muskulatur) zwei Strümpfe übereinander ziehen bei Tätigkeiten, wo ein Strupmpf nicht ausreicht, z.B. Arbeit am Bau, als Zimmermann, am Band, schweres Heben, Metzgerei etc.

        Prognose (langer Vorspann, gell?)
        Die Prognose ist gut! Sie ist um so besser, je mehr Sie verstehen, was los ist und SIE TUN KÖNNEN. Sie haben dazu den wichtigsten Schritt getan: SIE KÜMMERN SICH.

        Meine Patienten erfahren nach 4, 8 und 12 Wochen, wie es um das Ausmaß der Thrombose steht, ob sich schon was tut. Das steigert die Motivation, auch wenn ich damit sonst kein bisschen zur Heilung beitragen kann. Je nach Kasse wird so viel "Kümmern" nicht unbedingt bezahlt, denn es reicht tatsächlich, alle 3-6 Monate nachzuschauen, zumal Ultraschall eben nur gucken und nicht "mitheilen" kann.

        Schlechte Prognose: Wenn die Schwellneigung, die Sie kurz nach der Thrombose hatten, bleiben sollte, dann schaut´s schlecht aus. Aber soweit ich das erkenne kann, trifft das nicht zu, oder? Wenn doch, brauchen Sie Hilfe, also melden!!!

        Wenn Sie viel trainieren und das Transportvolumen wieder ausreicht, ist Ihre Prognsoe gut. Dann sollten Sie allerdings immer noch 1x im Jahr nachschauen lassen, ob wirklich alles im grünen Bereich ist. Alternativ müssen Sie sich bei mir schlau machen, auf was zu achten ist und einmal im Jahr selber "checken".

        In der Summe haben Sie es also in der Hand, mit viel Training und konsequenter Kompression JETZT die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass es Ihnen baldmöglichst wieder gut geht. Was isch dabei schlussendlich erreichen lässt, kann ich Ihnen natürlich nicht vorhersagen, aber dass es keinen Grund zum Pessimismus gibt, traue ich mich jetzt schon mal zu sagen.

        Warum liest man so viel Schreckliches.
        Na erstens schreiben nur die, die unter (Leidens-)Druck stehen und nicht die Glücklichen
        Zweitens stammen die medizinischen Zahlen zum offenen Bein z.B. aus Zeiten, in denen man sich mit Thrombose noch gar nicht so gut auseinander gesetzt hat wie heute. Da wurde dann eben nach 20 Jahren das offene Bein behandelt und die Zeit davor war komplett "verpennt".
        Hinzu kommt, dass man lange meinte "Da kann eh nichts machen". die Meinung ist auch heute noch weit verbreitet,
        Und schließlich KANN ES SEIN, dass sich ein offenes Bein nur mit regelmäßigm Tragen von Kompressiosnstrümpfen vermeiden lässt. Wer das dann nicht hören will, zieht sich zurück bis er das offene Bein hat - und geht dann in die Statistik ein.

        Ob Sie Kompression immer brauchen werden, ist heute noch gar nicht zu sagen.

        Wie geht es Ihnen?

        Kann ich im Moment was für Sie tun?

        Wenn Sie eine individuelle Beratung brauchen, dann schauen Sie mal unter "Service" auf meiner Seite. Dieses Forum ist öffentlich. Da soll jeder etwas davon haben.

        Dr. Schaaf

        Kommentar



        • Re: Thrombose und die Psyche


          [quote Dr. Schaaf]
          Bei Ihnen geht es um eine Oberschenkelthrombose und ich möchte Sie bitten, ergänzend zu dem, was ich heute hier schreibe, auf meiner seite www.v-e--n-e-n.de unter dem Stichwort Thrombose mal in Ruhe rumzulesen, einfach damit Sie besser verstehen, was in Ihrem Bein passiert.
          [/quote]

          Liebe Frau Doktor!
          Danke für die aufmunternden Zeilen!
          Ja, Ihre Website und das Stichwort "Thrombose" war gleich eine der ersten Sachen, die ich noch im Krankenhaus gelesen habe ;-)
          Diesbezüglich fühle ich mich also gut informiert und von daher habe ich auch den Tipp mit dem schnellen Gehen usw.

          [quote Dr. Schaaf]
          IHR JOB: GEHEN!!! Jeden Tag mindestens zwei mal 20 Minuten. Wichtig: Mit Strumpf, so flott wie möglich, aber anhalten, wenn es anfängt im Bein zu pumpen oder ziehen. Pause machen, von vorn.
          [/quote]

          Glauben Sie mir - das tu ich! Schon im Krankenhaus habe ich damit begonnen und seitdem drehe ich jeden Tag brav meine Runden! Schnelles Gehen (und damit meine ich schon "fast-joggen" funktioniert auch schon immer länger und immer weiter, bis der Schmerz einsetzt!
          Wie gesagt - "normales" Spazieren klappt sowieso schon stundenlang.

          [quote Dr. Schaaf]
          Kompression: Wichtig, Den ganzen Tag, nicht nachts und sie muss so streng sein, dass es mit Strumpf nicht zur Schwellung kommt. [/quote]

          Ich trage den Strumpf auch nachts, weil er mich 1. nicht stört und 2. denke ich mir, daß ich damit eine noch konsequentere Kompression erreiche. Und schaden kann das ja nicht, oder? Oder ist das blöd?
          Weil im Krankenhaus mußte ich die Verbände ja auch tag und nacht oben haben.

          [quote Dr. Schaaf]
          Prognose (langer Vorspann, gell?)
          Die Prognose ist gut! Sie ist um so besser, je mehr Sie verstehen, was los ist und SIE TUN KÖNNEN. Sie haben dazu den wichtigsten Schritt getan: SIE KÜMMERN SICH.
          [/quote]

          Danke! Das baut auf!

          [quote Dr. Schaaf]
          Je nach Kasse wird so viel "Kümmern" nicht unbedingt bezahlt, denn es reicht tatsächlich, alle 3-6 Monate nachzuschauen, zumal Ultraschall eben nur gucken und nicht "mitheilen" kann.
          [/quote]

          Mit "alle 3 Wochen zur Kontrolle" meinte ich die Kontrolle des INR. Heute war ich wieder zur Kontrolle und ich bin stabil bei 2,3.
          Das Ultraschall in der Klinik habe ich erst Ende November. Inzwischen wurde hier überhaupt nix gemacht. Nur 2 Wochen nach der Entlassung aus dem Krankenhaus (also Ende August) mußte ich zum Ultraschall kommen, aber da wurde anscheinend nur geschaut, ob der Thrombus nicht wächst oder wandert. Im Arztbrief stand dann "...eine Progression des Thrombus ausgeschlossen werden kann..."

          [quote Dr. Schaaf]
          Schlechte Prognose: Wenn die Schwellneigung, die Sie kurz nach der Thrombose hatten, bleiben sollte, dann schaut´s schlecht aus. Aber soweit ich das erkenne kann, trifft das nicht zu, oder? Wenn doch, brauchen Sie Hilfe, also melden!!!
          [/quote]

          "Schwellneigung"... Hmmm... weiß nicht...
          Also es ist auf jeden Fall so, daß meine Wade nun um einiges dünner ist, als zu dem Zeitpunkt, als die Thrombose frisch war. Da wäre ich in keine Jeans gekommen! Nun ist es so, daß gerade in der Früh, daß "Thrombobein" fast gleich normal aussieht, wie das gesunde Bein. Im Laufe des Tages wird es halt schon wieder ein bisserl dicker, aber am Abend, wenn ich die Beine hochlege, legt sich das wieder.
          Im Krankenhaus bekam ich zweimal auch einen Fischerverband. Beim zweiten Fischerverband brauchten wir dann nur noch 2/3 des Verbandmaterials als beim ersten Verband! Ist doch positiv, oder?
          Also wenn Sie meinen, ob mein Bein noch immer so dick ist, wie nach der Einlieferung in die Klinik: Klares Nein.

          [quote Dr. Schaaf]
          Und schließlich KANN ES SEIN, dass sich ein offenes Bein nur mit regelmäßigm Tragen von Kompressiosnstrümpfen vermeiden lässt. Wer das dann nicht hören will, zieht sich zurück bis er das offene Bein hat - und geht dann in die Statistik ein.
          [/quote]

          Gut, ich hab mich schon damit arrangiert, daß ich den Strumpf VIELLEICHT nicht mehr los werde - und sei es nur als Prophylaxe. Hab ich kein Problem damit. Im Sommer wird es dann zwar sicher nicht sehr lustig, aber was solls.
          Für mich wäre es eine größere Strafe, wenn ich einen Job hätte, wo ich jeden Tag Hemd und Kravatte tragen müßte ;-)
          Also bevor ich jeden Morgen eine Kravatte binden müßte, zieh ich lieber meinen Strumpf an ;-)

          [quote Dr. Schaaf]
          Wie geht es Ihnen?
          [/quote]

          Körperlich eigentlich eh nicht schlecht, nur die Psyche macht einen halt hin und wieder verrückt. Aber ich verspreche, daß ich ab sofort keine Horrorgeschichten über Thrombosen mehr im Internet lesen werde ;-)

          [quote Dr. Schaaf]
          Wenn Sie eine individuelle Beratung brauchen, dann schauen Sie mal unter "Service" auf meiner Seite. Dieses Forum ist öffentlich. Da soll jeder etwas davon haben.
          [/quote]

          Ja, da würde ich gerne darauf zurückkommen - vor allem auch auf den Grund, warum die Thrombose entstanden ist. Da hätte ich zwei Möglichkeiten anzubieten.

          Liebe Grüße

          Kommentar


          • Re: Thrombose und die Psyche


            Klingt alles prima bis auf die Schwellneigung. Das Bein soll im Laufe des Tages nicht dicker werden, wenn Sie Ihren Strumpf tragen und das tun Sie doch.
            Also wenn es doch dicker wird, dann entweder öfter hochlegen oder doch einen zweiten Strumpf drüber, z.B. einen kurzen (US) über den langen (OS).

            Und wegen des Strumpfes in der Nacht: Schadet nicht, braucht es aber auch nicht (= hilft auch nichts). Im Liegen klappt der Transport schon gut genug, Also wozu?

            Dr. Schaaf

            Kommentar

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