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Ständige Angst vor Schizophrenie

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  • Ständige Angst vor Schizophrenie

    Liebe Forenmitglieder, sehr geehrter Herr Dr. Riecke,

    zuerst möchte ich sagen, dass ich es toll finde, dass es ein derartiges Forum gibt, wo man kompetente und freundliche Hilfestellungen zu psychischen Problemen erhalten kann.
    Nach längerem, stillen Mitlesen habe ich ( 30 Jahre ) mich dazu entschieden, auch mein Problem an euch heranzutragen, in der Hoffnung, meine Ängste vielleicht ein wenig mindern zu können.
    Es wird ein etwas längerer Text werden, aber ich versuche, mich auf das wichtigste zu beschränken.
    Im Jahr 2010 wurde mir von meinem Hausarzt aufgrund einer Bronchitis ein bronchienerweiterndes Spray verschrieben. Etwa eine halbe Stunde nach der Anwendung bekam ich starkes Herzrasen. Ich Nachhinein war meine Panik in diesem Moment völlig unbegründet, da Herzrasen wohl eine häufige Nebenwirkung dieses Medikaments ist, was ich in diesem Moment allerdings leider nicht wusste. Ich habe völlig überreagiert, dachte an einen Herzinfarkt oder ähnliches. Nach diesem Erlebnis fing der Angstkreislauf an. Ich war total panisch, bekam schlecht Luft und stellte mich in einer nahegelegenen Uniklinik vor. Es wurden sowohl Lunge, als auch Herz untersucht, beides ohne Auffälligkeiten. Mein nächster Gedanke war, ich hätte mir die Symptome folglich nur eingebildet, wäre vielleicht verrückt. Natürlich habe ich übermäßig viel gegoogelt und mich dann auf Schizophrenie eingeschossen. Ich habe tagelang alle Symptome studiert, mich selbst zwanghaft auf jene kontrolliert und somit immer mehr in die Angst getrieben. Ich suchte mehrfach meinen Hausarzt auf und er erkannte auch recht schnell die Problematik, dass ich eine hypochondrische Angstneurose entwickelt hatte und überwies mich an einen Psychiater.
    Natürlich habe ich mich dort auch mehrfach rückversichert, ob ich nicht doch eine Schizophrenie hätte, was er allerdings verneinte und nach meiner Anamnese die Vermutung meines Hausarztes bestätigte und eine hypochondrische Angststörung mit Zwangsgedanken diagnostizierte. Er verschrieb mir ein Medikament ( Darf ich Medikamentennamen nennen? ) und eine Kurzzeittherapie von 25 Stunden. Auch bei dem Therapeuten versicherte ich mich mehrfach, ob ich nicht an einer Schizophrenie erkrankt sein könnte, was auch er verneinte.
    Ich weiß heute nicht mehr, wie lange es genau dauerte, aber irgendwann legten sich die Ängste.
    Ich nahm das Medikament dennoch weiterhin ein und war die letzten Jahre symptomfrei und es ging mir super. Auch wenn ich an Schizophrenie dachte, konnte ich mich distanzieren und entwickelte keinerlei Ängste mehr. Leider endete diese Zeit vor etwa 6 Wochen.
    Bei meiner Partnerin wurden Chlamydien festgestellt, was eine Partnertherapie zurfolge hatte. Ich begann wieder im Internet zu recherchieren und stieß auf allerlei schlimme Auswirkungen, welche eine unbehandelte Chlamydieninfektion haben könnte. Zwar wurde ich auch mitbehandelt, aber ich googelte wieder täglich nach Symptomen einer verschleppten Infektion, von Chlamydien im Knie, worauf ich natürlich Knieschmerzen empfand, bis hin zu einem Befall des Auges. Ohne es zu merken, entwickelte ich von Tag zu Tag wieder eine stärkere innere Unruhe. Ich hatte morgens keine Lust aufzustehen, war froh, abends wieder im Bett zu liegen. Und schleichend stieg wieder die Angst vor Schizophrenie in mir auf und obwohl ich mir damals geschworen habe, mich nicht mehr darauf einzuschießen, fing ich wieder an, Symptome der Schizophrenie zu googeln und mich darauf zu kontrollieren. Dies hat sich wieder zu einem regelrechten Zwang aufgebaut. Ich sprach mit meinem Psychiater über die Ängste und er meinte, es handele sich um einen klassischen Rückfall und ich solle die Dosis meines Medikamentes erhöhen. Er versicherte mir auch mehrfach, ich hätte keine Schizophrenie und würde auch keine entwickeln. Er begründete es damit, dass es wohl das Phänomen in der Psychiatrie gäbe, wenn sich eine Diagnose aus dem Formkreis psychischer Erkrankungen, in meinem Fall die Angststörung mit Zwangsgedanken, konsolidiert hätte, es nicht möglich wäre, eine weitere Krankheit aus diesem Kreis zusätzlich zu entwickeln. Ich bin kein Arzt und maße mir nicht an, seine Aussagen in Frage zu stellen, aber diese Antwort konnte mich nur kurzzeitig beruhigen. Obwohl ich das Medikament nun seit 14 Tagen höher dosiert einnehme, hört das zwanghafte Prüfen auf Symptome nicht auf. Ich prüfe taglich mehrfach, ob ich vielleicht Stimmen höre oder Dinge sehe, die nicht da sind. Auch auf weitere Symptome prüfe ich mich ständig, wie z.B. Paranoia oder sonstiges. Die Angst vor dieser Krankheit begleitet mich 24 Stunden am Tag, mal ist sie schlimmer, mal kann ich mich teilweise ablenken. Was mich nun allerdings sehr verunsichert ist z.b., dass ich eines Abends vor ein paar Tagen auf dem Heimweg von der Arbeit im Augenwinkel ein Schild sah, mich erschreckte, weil ich dachte, es wäre ein Mensch und dann sah, dass es eben nur ein Schild war. Dies ist mir schon ein paar Mal passiert. Ich nehme im Augenwinkel etwas wahr, erschrecke mich, denke es wäre ein Mensch und es stellt sich als, wie im eben genannten Beispiel, beispielsweise als Straßenschild heraus. Ich erkenne den Irrtum innerhalb einer Sekunde, aber dennoch habe ich wahnsinnige Angst, dass dies beispielsweise Vorboten von Halluzinationen oder ähnlichem sind, welche auf eine beginnende Schizophrenie hindeuten könnten. Außerdem frage ich mich, ob die Diagnose meines Psychiaters wirklich richtig ist, weil die Ängste ja nun wieder aufgetaucht sind und die innere Unruhe wirklich stellenweise extrem stark ist. Panikattacken habe und hatte ich allerdings nie.
    Ich entschuldige mich dafür, dass der Text nun doch recht lange wurde, aber ich würde mich freuen, wenn ihn jemand lesen und seine Meinung dazu schreiben könnte.
    Ich wünsche allen einen schönen Abend und eine gute Woche.




  • Re: Ständige Angst vor Schizophrenie

    Hallo,
    schön das du den Mut gefunden hast hier zu schreiben.

    Also, eine Schizophrenie äußert sich anders, das was du beschreibst sind klassische Symptome einer Angststörung.
    Bei Schizophrenie ist es auch so, das du weniger darüber nachdenken würdest ob du eine hast, oder Angst davor hättest, im Gegenteil, du hättest Wahrnehmungen und Gedanken die du als Real empfinden würdest und nicht mit einer Erkrankung in Verbindung bringen würdest.
    Meist sind in den Augen der Schizophrenen die anderen verrückt, nicht sie selber.

    Es ist eine Erkrankung die von den Erkrankten selten so wahrgenommen wird, da ihr Empfinden und das was sie wahrnehmen für sie nicht von der Realität zu unterscheiden ist und damit wahr.
    Was bei dir nicht der Fall ist, da du dir Gedanken über deine Wahrnehmungen machst.
    Die Krankheitseinsicht ist ein langer Prozess, wenn der denn überhaupt stattfindet und während eines Schubs sind da eigentlich weder Angst noch Befürchtung das mit ihnen selber was nicht stimmt, es stimmt immer mit den anderen etwas nicht und davor haben sie Angst, vor den anderen nicht vor einer Krankheit.

    Das was du mit dem Schild beschreibst kenne ich sehr gut, ich denke viele Menschen mit psychischen Störungen kennen diese Art der Wahrnehmung.
    Einmal weil die Störung die Wahrnehmung verändert, da bestimmte Prozesse langsamer ablaufen und vor allem weil sie ängstlicher sind, besonders mit einer Angststörung kann es passieren das sich schnell vor einem Schild erschreckt wird, bis das Auge erkennt das es nur ein Schild ist.

    Besonders wenn du Psychopharmaka nimmst kann das vorkommen, die Sehschärfe braucht länger um sich auf den Punkt scharf zu stellen, so braucht auch länger bis du ein Schild von einem Menschen unterscheiden kannst.

    Du kannst ruhig schreiben was für ein Medikament du nimmst, das wurde hier immer toleriert, den Wirkstoff darfst du sowieso nennen, nur Markennamen sollte man vermeiden, was aber auch nicht tragisch wäre.;-)

    Ich würde dir empfehlen unbedingt nochmal eine Psychotherapie zu machen, aber ohne eine Ü auf der die Anzahl der Stunden vorgegeben ist, über die und ob es Verlängerungen gibt sollte der Therapeut entscheiden.

    Ganz wichtig ist das du vom Googlen weg kommst, Googlen ist nur halbwegs sinnvoll wenn du eine Diagnose hast über die du dich informierst, nach Diagnosen zu suchen ist Gift für jemanden mit einer Angststörungen.
    Das ist auch wieder ein Beleg dafür das es keine Schizophrenie ist, ein Schizophrener würde nach "Angststörung" googlen, er käme nicht im Traum darauf das der Arzt sich irren könnte und es eine Schizophrenie sein könnte, niemals.
    Die Diagnose Angststörung wäre viel mehr eine Untermauerung der eigenen Überzeugung, geistig vollkommen klar zu sein.

    Wenn du es durchhältst ein paar Tage nicht zu googlen wird es dir immer leichter fallen und deine Angst wird nicht unnötig geschürt, eine Therapie kann dir dabei helfen dieses Bedürfnis besser zu kontrollieren.

    Zusammengefasst, keine einzige deiner Schilderungen ist mit einer Schizophrenie in Verbindung zu bringen, im Gegenteil, sie schließen sie sogar aus.
    Also, schauen das du wieder in Therapie kommst, das Googlen verkneifen (im Bezug auf alle Krankheiten) und versuchen dich mit rationalen Argumenten runter zu holen wenn die Angst zu groß wird.
    Denn die Angst die dich überfällt ist doch gleichzeitig ein gutes Argument für beruhigende Gedanken, denn Angststörung haben es an sich Menschen aus Angst in solche Ängsten zu treiben. So ist deine Angst und alles was sie nach sich zieht, der beste Beweis dafür das die Diagnose deines Arztes korrekt ist..;-)
    Deine Ausführungen passen 100%. zu einer Angststörung, aber 0% zu einer Schizophrenie.

    Kommentar


    • Re: Ständige Angst vor Schizophrenie

      Hallo Tired,

      ich freue mich sehr, dass Du Dir die Zeit genommen und meinen, doch etwas längeren Text, gelesen hast. Vielen Dank für Deine aufbauenden Worte. Es tut gut, sich jemandem "anvertrauen" zu können, denn aktuell habe ich niemand, außer natürlich meinem Psychiater, von der verschlechterten Symptomatik erzählt.
      Das Medikament, welches ich aktuell nehme, ist Paroxetin 40mg. Bei meiner ersten schlechten Phase 2010 hatte ich 20mg genommen, was auch gereicht hatte, aber mein Psychiater hat nun bei dem Rückfall zu 40mg geraten. Vielleicht habe ich deshalb, wie du schon sagtest, ein wenig Probleme mit der Wahrnehmung. Dennoch habe ich immer wieder mal die Angst, solche illusionären Verkennungen könnten auf irgendeine Weise Anzeichen oder Vorboten einer Schizophrenie sein. Dieses zwanghafte Kontrollieren auf Symptome ist wirklich ermüdend und belastet mich sehr. Eigentlich könnte es mir momentan super gehen, ich lebe in einer funktionierenden Partnerschaft und auch beruflich läuft es gut, aber diese Krankheit nimmt mir so viel an Lebensqualität.
      Ich habe bereits einen Termin bei einem Psychotherapeuten für Ende März ausgemacht und brauchte dafür auch keine Überweisung. Ich hoffe, er kann mir Wege aufzeigen, mit der Angst besser fertig zu werden.
      Ich könnte mich manchmal selbst dafür ohrfeigen, dass ich mich über die gesamte Symptompalette einer Schizophrenie so penibel informiert habe.
      Stimmt es eigentlich, dass die Chance, an einer Schizophrenie zu erkranken, mit dem Alter ( bin ja 30 ) abnimmt? Und was ist dran an der These meines Psychiaters, dass man aus diesem Formkreis psychischer Erkrankungen nach Konsolidierung einer Diagnose keine andere mehr bekommen kann?

      Nochmals vielen Dank, Tired und allen anderen Forenmitgliedern einen schönen Tag.

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      • Re: Ständige Angst vor Schizophrenie

        Stimmt es eigentlich, dass die Chance, an einer Schizophrenie zu erkranken, mit dem Alter ( bin ja 30 ) abnimmt? Und was ist dran an der These meines Psychiaters, dass man aus diesem Formkreis psychischer Erkrankungen nach Konsolidierung einer Diagnose keine andere mehr bekommen kann?
        Zum ersten Punkt, ja, ich glaube die meist verbreiteste Form tritt in sehr jungen Jahren auf, zwischen Jugend bis in die Zwanziger.
        Dann gibt es, meines Wissens nach, noch eine Form die ältere betrifft, aber dann eben wirklich wesentlich ältere und wesentlich seltener.
        Halt soweit ich das mal gelesen habe.
        Mit dreißig bist du in einem Alter wo eine Neuerkrankung eigentlich nicht mehr auftritt, also denke erst wieder mit sechzig darüber nach.;-)
        Schizophrenie scheint auch in Zusammenhang mit der Genetik zu stehen, also wenn bei dir kein naher Verwandter daran erkrankt ist, sinkt das Risiko noch einmal.

        Ob jemand der schon eine Erkrankung aus dem Formkreis hat, keine Schizophrenie mehr bekommt kann ich nicht sagen, aber jemand der eine Schizophrenie hat entwickelt mit ziemlicher Sicherheit eine Angststörung, durch die Schizophrenie bedingt.
        Wer Angst vor einer Schizophrenie hat, bei dem sinkt das Risiko nochmal eine zu haben, da eben die Betroffenen diese Angst kaum kennen, somit ist dein Risiko plus-minus Null.;-)

        Ich habe im Verlauf meines Lebens schon den ein oder anderen mit Schizophrenie kennen gelernt und ich kann dir mit absoluter Sicherheit sagen, das sich diese Erkrankung vollkommen anders äußert als du es vermutest und beschreibst.
        Von jenen wäre keiner im Traum darauf gekommen sich als psychotisch zu bezeichnen, alle kerngesund und das Einzige was ihnen das Glück zum Leben stiehlt sind die anderen Menschen.
        Doch, einen habe ich kennen gelernt der seine Psychose erkannt hat, ein blutjunger Kerl.
        Er hat aber trotzdem nicht dran geglaubt das er eine hat, seine Wahrnehmungen immer als Real angesehen.
        Er hat sich letztendlich nur in eine Klinik geflüchtet um nicht gemeuchelt zu werden und in der "Hoffnung" das es eine behandelbare Schizophrenie sein möge, einzig der Glaube daran das es wirklich eine ist hat dann doch gefehlt.
        Du glaubst daran das du eine hast, was die Erkrankung schon nahezu ausschließt.

        Sei es wie es sei, es passt nicht zu deinen Beschreibungen, alles hundertprozentig der Angststörung geschuldet und vielleicht auch den leichten Irritationen der Wahrnehmungen, die sowohl durch die Angststörung, als auch das Medikament (Einfluss auf die Schärfeneinstellung des Auges) ausgelöst werden können.

        Mach dir keine Sorgen, du gehörst weder zu einer Risikogruppe, noch hast du entsprechende Symptome und auch nicht das richtige Alter.
        Alles gut und wenn das Medi seine Wirkung tut, die Therapie greift, dann geht es dir auch wieder schnell besser.
        Sobald die Angst weniger wird, wirst du keinen Gedanken mehr an solch Befürchtungen verschwenden, denn einzig die Angst diktiert dir die befürchtete Krankheit, ist die weg, ist auch der Gedanke an die Schizophrenie weg.

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        • Re: Ständige Angst vor Schizophrenie

          Vielen Dank, Tired!
          Deine Worte helfen mir sehr und machen mir Mut!
          Vorhin ist​ mir leider wieder etwas passiert, was meine Ängste geschürt hat. Ich habe meinen Vater besucht und dessen Garagentor quietschte beim Schließen sehr. Ich dachte direkt, das klingt wie ein Lachen aus einem Horrorfilm. Sofort kam mir der Gedanke, dass Schizophrene ja auch irgendwelche Geräusche oder sonstige Reize umdeuten und daraus etwa ein Lachen oder sonstiges raushören.
          ​​​​​Ich weiß, es klingt verrückt und ich weiß auch nicht, wieso ich dies zwanghaft mache, aber allein das hat mich schon wieder verängstigt.

          Liebe Grüße ​​
          ​​​​
          ​​​​​



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          • Re: Ständige Angst vor Schizophrenie

            Also hättest du Schizophrenie, dann wäre dein Gedanke "nicht" gewesen das es wie ein Lachen klingt.
            Du wärst überzeugt davon gewesen das da jemand lacht, ohne an das Garagentor zu denken, auch wenn du gesehen hättest wie es sich öffnet.
            Ohne eine Angststörung, hättest du gedacht, das klingt wie ein lachen und selber darüber gelacht, alleine die Angst hat die Assoziation zur Schizophrenie hervorgerufen und verhindert das du es mit Humor sehen kannst.

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            • Re: Ständige Angst vor Schizophrenie

              Nochmals danke für deine schnelle und freundliche Antwort, Tired. Schön, zu wissen, dass es dieses Forum und User wie Dich gibt, die einem ernsthaft helfen möchten.

              Kommentar



              • Re: Ständige Angst vor Schizophrenie

                Schön, zu wissen, dass es dieses Forum und User wie Dich gibt, die einem ernsthaft helfen möchten.
                Wir Angsthasen müssen doch zusammen halten.

                Übrigens hatte ich eine Zeit lang mal selber die Befürchtung Schizophren zu sein, u.a. auch aufgrund von Wahrnehmungen die Medikamenten und Depression geschuldet waren.

                So richtig Angst bzw. Panik davor hatte ich seltsamerweise nie, obwohl ich vor allem möglichen Angst habe.
                Ich habe auch hier und da doofe und befürchtende Fragen gestellt, im Internet nach Wahrscheinlichkeiten gegooglet, was natürlich dazu führte das meine Befürchtungen wuchsen, aber zum Glück nicht in richtiger Angst mündete.
                Irgendwann habe ich einfach die gefragt die es wissen müssen und mich auf deren Urteil verlassen und mir gesagt, wenn es so wäre, dann wäre das auch nicht das Ende der Welt.
                Da hatte ich dann doch viel Vertrauen in die Fachleute und mich, es zu erkennen und einen Umgang damit zu finden, mal abgesehen davon das es heute sehr gute Medikamente gibt mit denen auch Schizophrene ein ziemlich normales Leben führen können, wenn sie denn früh genug zum Arzt gehen.

                Die Erkrankung hört sich wie ein Todesurteil an, du kannst der Angst aber vielleicht den Schrecken nehmen indem du dir sagst das auch Schizophrenie behandelbar ist. Mal ganz abgesehen davon das du keine hast, denn das würde dein Psychiater auf den ersten, spätestens zweiten Blick zweifelsfrei erkennen.
                Also sorge dich nicht, denn es ist die Sorge die dich krank macht und keine unentdeckte Schizophrenie.

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                • Re: Ständige Angst vor Schizophrenie

                  Ich geb mir Mühe, mich auf rationale Art und Weise zu beruhigen. Ich hatte damals Paroxetin 20mg genommen und hatte keinerlei Wahrnehmungsstörungen, zumindest soweit ich mich erinnere. Kann es sein, dass das so war und nun bei 40mg welche auftreten? Tut mir leid, dass die Fragerei noch weitergeht, aber es tauchen einfach immer wieder Unsicherheiten auf, die mich wieder zu Schizophrenie zurückwerfen...

                  Danke und ​​liebe Grüße!

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                  • Re: Ständige Angst vor Schizophrenie

                    Es kann durchaus sein das es an der erneuten Einnahme und höheren Dosierung liegt, es kann aber auch sein das du das damals einfach nicht so registriert hast, weil die Angst noch nicht so intensiv war.

                    Kommentar



                    • Re: Ständige Angst vor Schizophrenie

                      Also diese illusionären Verkennungen sind kein typisches Anzeichen einer Schizophrenie und auch keine Vorboten dieser?

                      Kommentar


                      • Re: Ständige Angst vor Schizophrenie

                        "die mich wieder zu Schizophrenie zurückwerfen..."

                        Hallo Stefan,

                        ein wesentliches Leitsymptom einer schizophrenen Psychose ist das fehlende Krankheitsgefühl. Schon aus diesem Grund können Sie gar keine haben, Ihre Angststörung gaukelt Ihnen das nur vor.

                        Aber, erschrecken Sie nun bitte nicht, eine akute paranoid-halluzinatorische Schizophrenie also mit Wahn und Halluzinationen lässt sich meist ausgezeichnet behandeln. Und tritt dann auch selten nochmal auf.
                        Ich habe Patienten auf der Akutpsychiatrie erlebt, die mit Rechtstitel (sogenannte Zwangseinweisung) kamen und nach 3 (drei!) Wochen symptomfrei wieder nach Hause konnten.

                        Manchmal dauert es etwas länger, aber die akute Schizophrenie hat eine gute Prognose, aber leider immer noch einen schlechten Ruf.

                        Was ich damit sagen will: Eine Angst - oder auch Zwangsstörung, die psychotherapeutisch behandelt werden sollte, braucht meist sehr viel länger bis zur Beschwerdefreiheit als eine akute schizophrene Psychose.

                        Das klingt jetzt etwas merkwürdig, aber in Fachkreisen wäre man manchmal froh, wenn der Patient eher eine akute schizophrene Psychose hätte, als seine neurotische Störung - vielleicht noch mit einer Persönlichkeitsakzentuierung, mit der er jahrelang in Behandlung bleibt.

                        Seien Sie also zuversichtlich, dass die Psychotherapie bald erfolgreich beginnen kann. Von der Furcht, eine schizophrene Psychose zu bekommen, können Sie sich getrost verabschieden.

                        Beste Grüße

                        Dr. Riecke

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                        • Re: Ständige Angst vor Schizophrenie

                          Sehr geehrter Herr Dr. Riecke,

                          Vielen Dank für Ihre Antwort!
                          Ich werde versuchen, Ihre Worte zu beherzigen, wenn die Angst wieder Überhand nimmt.
                          Ich kann mir nur diese blöden Verkennungen nicht zu 100% erklären. Vielleicht fehlt mit dazu auch einfach noch die nötige Distanz.
                          Ich freue mich auf jeden Fall über die ganzen lieben Worte.

                          Liebe Grüße

                          Kommentar


                          • Re: Ständige Angst vor Schizophrenie

                            Wäre es möglich, mir vielleicht zu erklären, woher diese illusionäre Verkennungen genau kommen. Liegt es daran tatsächlich daran, dass mein Gehirn durch die Krankheit einen Tick langsamer "schaltet" und dies in Kombination mit der trüberen Sicht durch das Paroxetin zu einer Verzögerung des Erkennens führt? Mir fällt auch auf dass ich manchmal einen Moment länger brauche, um beispielsweise einen Text oder ein Wort zu "erfassen".

                            Danke und liebe Grüße

                            Kommentar


                            • Re: Ständige Angst vor Schizophrenie

                              Liegt es daran tatsächlich daran, dass mein Gehirn durch die Krankheit einen Tick langsamer "schaltet" und dies in Kombination mit der trüberen Sicht durch das Paroxetin zu einer Verzögerung des Erkennens führt? Mir fällt auch auf dass ich manchmal einen Moment länger brauche, um beispielsweise einen Text oder ein Wort zu "erfassen".
                              Ich denke es kann auch eine Mischung von allem sein.
                              Die Geschwindigkeit der Sehschärfeneinstellung kann durch Medikamente verlangsamt werden, die Wahrnehmung und Auffassungsgabe wird sowieso durch die Erkrankung beeinflusst.
                              Bei Angststörungen schleichen sich auch oft depressive Verstimmungen ein, ist ja auch logisch, Angst muss einfach irgendwann schlechte Stimmung verbreiten.
                              Da ist es dann völlig normal das die Konzentration leidet, die Auffassungsgabe langsamer wird, man einfach etwas länger hinschauen muss um zu begreifen was man sieht.
                              Manchmal braucht man schon lange um überhaupt zu begreifen das man überhaupt etwas anschaut und warum überhaupt, ganz im Ernst.

                              Aber alleine die Angststörung ist schon eine immense Beanspruchung für deinen Organismus, verlangt ihm immer wieder Hochleistung ab.
                              Das Herz schlägt häufig schneller, die Atmung ist nicht mehr optimal, du schwitzt mehr, du bist innerlich permanent auf Flucht gebürstet und die Körperfunktionen auf ständigem Stand by um bei Bedarf aus dem Stand los rennen zu können, Adrenalin, alles muss etwas mehr arbeiten und verbraucht extra Energie.
                              Geistig klappt es zwar einerseits schlechter mit der Konzentration, dennoch wird die Konzentration auf bestimmte Themen gebündelt, auch wieder viel Energie und Emotionen hineingesteckt die sich sogar bei deinem Kalorienverbrauch bemerkbar machen.
                              Der Schlaf leidet möglicherweise, die Motorik, die Schnelligkeit der Signale die zum Hirn gesendet werden wenn etwas gesehen wird verlangsamt sich.
                              Dein Körper entscheidet welche Funktionen geschärft werden, welche runter fahren.
                              Wenn du fliehen musst und das signalisiert die Angst, dann erkennst du viel schneller die Gefahr die erwartet wird, so kann ein Schild als Feind ausgemacht werden, weil es einfach wichtig ist schnell zu reagieren sobald jemand auftaucht.
                              Es ist nicht so wichtig genau zu erkennen wer oder was da auftaucht, Hauptsache erst mal reagieren, egal wer oder was da ist, zuerst Leben retten ist die Devise.
                              Drum ist der Fluchtinstinkt und die Angst wacher, als das konkrete erkennen, weil einfach nur das weg rennen wichtig ist, richtig gucken kannst du hinterher auch noch.
                              Außerdem leiden unter der Daueranspannung viele Funktionen, das ist auch logisch, irgendwann beginnst du zu schwächeln und auch da leiden zuerst jene Funktionen die nicht Überlebenswichtig sind, solange du rennen kannst ist das genaue Erkennen zweitrangig.

                              So eine Angststörung kann auf alles Einfluss haben, Wahrnehmung, Konzentration und wenn unterschiedliche Ursachen infrage kommen ist es oft eine Mischung, oder letztendlich auch egal sofern es nicht wirklich einschränkend ist.

                              Das sollte aber alles besser werden, sobald die Medis so wirken wie sie sollen und sich auch dein Körper auf sie eingestellt hat.

                              Kommentar


                              • Re: Ständige Angst vor Schizophrenie

                                Danke für die Erklärung, ich hoffe, es ist so, wie Du sagst, Tired.
                                Dieses ständige Symptomprüfen fällt unter den Befriff Zwangsgedanken oder? Also deshalb die Diagnose hypochondrische Angststörung mit Zwangsgedanken.
                                Es ist wirklich sehr belastend, dass sich diese Gedanken immer wieder aufdrängen, aber da muss wohl jeder Angstpatient durch...

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                                • Re: Ständige Angst vor Schizophrenie

                                  Dieses ständige Symptomprüfen fällt unter den Befriff Zwangsgedanken oder?
                                  Würde ich schon sagen.
                                  Gerade bei Angststörungen die auf Erkrankungen fixiert sind, ist eine zwanghafte Kontrolle und Überprüfung der Gesundheit irgendwo normal, genauso wie zwanghaftes Googlen, obwohl es selten als Zwang benannt wird.
                                  Vielleicht weil es sich von selbst versteht und einfach dazu gehört, die Ursache aber anders benannt wird, wie z.B. neurotisch aber im Ergebnis wie ein Zwang funktioniert.
                                  Ich denke viele Unterscheidungen erschließen sich nur den Fachleuten, für die es bei der Behandlung eine Rolle spielt, dem Betroffenen selber kann es eigentlich ziemlich egal sein weshalb er ständig seine Symptome durchgeht.

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                                  • Re: Ständige Angst vor Schizophrenie


                                    dem Betroffenen selber kann es eigentlich ziemlich egal sein weshalb er ständig seine Symptome durchgeht.
                                    Nein, es kann ihm nicht ziemlich egal sein weshalb er das macht, sondern es kann ihm egal sein welcher Name dafür verwendet wird, meinte ich.

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                                    • Re: Ständige Angst vor Schizophrenie

                                      Ja, da hast Du wohl recht. Die Benennung ist wohl zweitranging. Ich möchte nun gerne noch von einem weiteren Zwangsgedanken innerhalb der Schizophrenieangst erzählen, weil ich irgendwie das Bedürfnis habe, es los zu werden, auch wenn es wirklich absolut verrückt und unrealistisch ist. Ich meine mal gelesen zu haben, dass Schizophrene auch Gesichter von Leuten verzerrt wahrnehmen oder entstellt bis hin zur Fratze oder so sehen würden. Manchmal sitze ihr beispielsweise neben meinem Bruder und muss daran denken und habe Angst, dass das mir jetzt auch passieren könnte und ich sein Gesicht so wahrnehme und mich bedroht fühlen könnte.
                                      Ich weiß, dass das fast schon lächerlich ist, aber dennoch hab ich diesen Gedanken hin und wieder...

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                                      • Re: Ständige Angst vor Schizophrenie

                                        Das ist aber kein anderer ZG, sondern der gleiche, nur anders gedacht.

                                        Bei Schizophrenen dürfte diese Wahrnehmung weniger der der Art des Sehens geschuldet sein, als viel mehr das dann Halluzinationen beteiligt sind, würde ich mal annehmen.
                                        Auch da gilt wieder, die Halluzination ist für die Betroffenen real, sie sitzen nicht vor ihrem Bruder und denken darüber nach, es passiert einfach und der Bruder wird nicht mehr als Bruder erkannt, sondern als Feind und Blender.

                                        Das Schizophrene so etwas wahrnehmen ist auch nicht richtig, bei manchen wird es so sein, aber ich meine mal gelesen zu haben das Halluzinationen bei Schizophrenen nicht so häufig sind wie allgemein angenommen.
                                        Genauso können Halluzinationen vollkommen andere Ursachen haben oder gar eigenständige Erscheinungen sein und können sogar von vielen Betroffenen sehr gut in ihr Leben integriert werden, da sie wissen das es nichts ist was ihnen schaden kann.
                                        Das ist wohl auch kein Indiz für Schizophrenie, ein hoher Anteil der Bevölkerung hat eine Halluzination im Verlaufe ihres Lebens, ohne Schizophren zu sein.
                                        Was du alles für Anzeichen einer Schizophrenie anführst, sind noch nicht einmal Anzeichen von denen man direkt auf eine Schizophrenie schließen könnte, auch kein Fachmann und bei den meisten ist es einfach eine vorübergehende Erscheinung.

                                        Also egal was du an Symptomen befürchtest, für Diagnose würden sie noch lange nicht ausreichen.
                                        Aber gerade weil du befürchtest, bedenkst und diagnostizierst ist eine Diagnose möglich, nämlich das du keine Schizophrenie hast, denn ausgerechnet deine quälenden Gedanken sind es die Belegen das dein Geist gesund ist.;-)

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                                        • Re: Ständige Angst vor Schizophrenie

                                          Danke dir, Tired, dass Du Dir die Zeit nimmst und mir immer schnell antwortest. Das hilft mir sehr.

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                                          • Re: Ständige Angst vor Schizophrenie

                                            Hallo Tired und Dr. Riecke,

                                            War heu​​​​te den Tag über immer wieder mal am Grübeln. Je nach Situation, prüfe ich mich immer mal wieder auf alle möglichen Symptome und merke, wie ich mich dabei selbst in die Angst steigere. Sie haben mir beide mit Ihren Antworten schon sehr geholfen, aber würden Sie mir wohl, nach meinen ganzen Posts, nochmal Ihre Meinung sagen, ob irgendetwas für eine bevorstehende Psychose sprechen könnte, seien es die Verkennungen oder aber irgendwelche Zwangsgedanken bzgl Paranoia, etc. Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, dass ich mich erneut rückversichern möchte.

                                            Ich wünsche einen schönen Abend!

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                                            • Re: Ständige Angst vor Schizophrenie

                                              Nein, da spricht rein gar nichts für eine Psychose.

                                              Wenn du nicht damit beginnst zu versuchen, den Drang nach Kontrollen und Versicherungen nicht nachzugeben, dann wirst du diese Fragen nie los.

                                              Das ist jetzt nicht negativ gemeint, es nur einfach so das wenn du nicht gegensteuerst, dann kann es nichts besser werden.
                                              Das ist schwer und in Psychotherapien werden einem deshalb Übungen an die Hand gegeben, die auch direkt mit dem Therapeuten "geprobt" werden können.
                                              Alleine ist es noch schwerer, auszuhalten dem nicht nachzugeben, es fällt aber leichter je länger du es durchhältst.
                                              Denk dir es wäre eine Sucht, gegen die nur Abstinenz hilft.

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                                              • Re: Ständige Angst vor Schizophrenie

                                                "ob irgendetwas für eine bevorstehende Psychose sprechen könnte"

                                                Nein, es spricht überhaupt nichts dafür!

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                                                • Re: Ständige Angst vor Schizophrenie

                                                  Danke Tired und Herr Dr. Riecke für die beruhigenden Worte.
                                                  Ich habe mir fest vorgenommen, das ständige Rückversichern sein zu lassen, aber es ist dennoch schön zu wissen, dass es dieses Forum gibt.

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