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Schilddrüse - Fehlgeburt

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  • Schilddrüse - Fehlgeburt

    Hallo Herr Professor Janßen, 

    ich bin sehr froh dass ich auf Ihr Forum gestoßen bin. Ich bin ziemlich verzweifelt und bitte um Ihren Rat. 

    Ende 2014 hatte ich einen Zufallsbefund bei einem großen Blutbild. Der TSH Wert lag bei 6,51. 

    Ich war am 08.04 in einer Radiologie bei einem Spezialisten. 

    Die Werte waren wie folgt:  

    FT4: 1,1 

    FT3: 3,6 

    TSH basal: 1,6 

    Anti-TPO: 0,1 

    Beurteilung: Kleine atrophische Schilddrüse ohne abgrenzbare Herdläsionen. Bildgebend wäre der Befund vereinbar mit einer niedrig aktiven/ ablaufenen Immunthyreoiditis. Eine aktive Thyreoiditis lässt sich laborchemisch nicht sichern. Euthyreote Stoffwechsellage mit ausgeprägter TSH-Stimulation als Ausdruck einer Hypothyreosetendenz. 

    Der Arzt empfahl L-Thyroxin 50. Obwohl zumindest die Werte als solche alle im Normbereich waren.  

    Er war sehr unfreundlich zu mir und meinte mit solchen Werten könnte eine Frau auch gar nicht schwanger werden. 

    Ich war verunsichert weil ich damals überhaupt keine Symptome und Beschwerden dahingehend hatte. Ich wollte egtl. nicht unbedingt mein Leben lang Tabletten nehmen und hinter manches kann man auch einfach Geldmacherei vermuten. So einfach kommt man ja von diesen Tabletten auch nicht mehr weg. 

    Ich entschied mich dagegen Tabletten zu nehmen. Lies aber weiterhin den TSH Wert bei meiner Ärztin kontrollieren. 

    Juni 15 lag dieser bei 2,77 

    und im März 2016 bei 3,00. 

    Ich fand diese Schwankungen komisch, aber habe mir nichts weiter gedacht. Ich war weiterhin ohne Symptome. 

    Im April 2017 wurde ich sofort nach Absetzen der Pille schwanger. Ich fühlte mich noch bestätigt, dass der Spezialist nicht recht hatte. 

    Beim Blutbild meiner Frauenärztin war der TSH Wert in der 5. SSW bei 2,26. 

    Sie sagte zu mir das der Wert grenzwertig wäre. Optimaler wäre zwischen 0,5 - 1,5.  

    In der 10. SSW hatte ich nun eine verhaltene Fehlgeburt. Wahrscheinlich stoppte die Entwicklung schon zwischen der 7. und 8. Woche. 

    Der Grund wird ja leider nicht wirklich untersucht. Man sagt es liegt meist an einem genetischen Problem. Meine Frauenärztin meinte auf Nachfrage, dass auch die Schilddrüse ein Grund gewesen sein könnte. 

    Jetzt mache ich mir natürlich große Vorwürfe. Der Arzt damals sagte mir nur man kann so nicht schwanger werden. Nicht man kann schwanger werden, es kann aber zu Fehlgeburten führen. 

    Ich habe meinen Wert nochmal bei meiner Hausärztin überprüfen lassen. Zwei Wochen nach der Ausschabung lag der Wert bei 1,79. Am Telefon hiess es nur von der Arzthelferin dass ich dann nichts nehmen brauche. 

    Was ist Ihre Empfehlung? 

    Soll ich nochmal zum Spezialisten und die kompletten Werte überprüfen lassen. 

    Oder soll ich vorsichtshalber doch die Tabletten nehmen, dass der Wert nach unten geht?  

    Ich bin völlig verunsichert und mache mir Vorwürfe. 

    Vielen Dank für Ihre Zeit und Ihre Hilfe.

    Tanja



  • Re: Schilddrüse - Fehlgeburt

    Hallo Tanja -

    zunächst mein Beileid dass Sie eine Fehlgeburt erlitten haben. An der Schilddrüse hat es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht gelegen. Aktuelle Studien und auch die relevanten Leitlinien zeigen alle dass der TSH Wert nur wenig Einfluss darauf hat ob eine Frau schwanger wird - alles von 0,2 bis 4,5 ist wohl ok: die Angabe "um 1" oder "von 0,5 - 1,5" ist veraltet. Um eine bestmögliche Entwicklung des Kindes zu gewährleisten wird allgemein ein TSH unter 2,5 empfohlen: das hatten Sie vor der Schwangerschaft und auch im Verlauf. Außerdem sollten Sie Folsäure und Jodid nehmen, am besten als Kombipräparat.

    Also: tief durchatmen und nochmal versuchen. Thyroxin brauchen Sie nur wenn TSH über 2,5 steigt: dann Start mit 50 ug pro Tag.

    MfG - Ihr oej

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    • Re: Schilddrüse - Fehlgeburt

      Hallo Herr Professor,

      vielen Dank für Ihren Rat.
      Noch eine weitere Frage.
      Man liest oft, dass der TSH Wert in der Schwangerschaft sprunghaft nach oben geht. Frauen hatten vorher kein Schilddrüsenproblem und beim ersten Blutbild kommt dann ein hoher Wert heraus. Wenn man dann erst reagiert ist natürlich schon einige Zeit vergangen und bis die Einnahme von Thyroxin voll wirkt vergeht nochmal Zeit. Vor allem die ersten drei Monate sind ja entscheidend für das Kind und es ist da wohl noch voll auf die Hormone der Mutter angewiesen.

      Meine Frage; wäre es nicht gut vorsichtshalber schon vor der Schwangerschaft eine geringe Dosis Thyroxin einzunehmen, so dass der Wert von vornerein schon mal niedriger und optimaler für das Kind ist. Sie verstehen sicherlich worauf ich hinaus möchte.
      Ich war ja in meiner ersten Schwangerschaft auch nur knapp unter 2,5 und wer weiss was kommen wird. Und ich möchte alles tun um eine erneute Fehlgeburt zu verhindern.

      Sprich wo wäre der Nachteil wenn ich jetzt bei einem aktuellen Wert von 1,79, Thyroxin einnehme.
      Ich habe gelesen, dass die Schilddrüse "faul" wird und dann ihre eigene Produktion runter fährt und man dann nur schwer oder gar nicht mehr auf die Tabletten verzichten kann. Stimmt das?
      Das möchte ich natürlich nicht.

      Vielen Dank für Ihre Zeit und ein schönes Wochenende


      Tanja



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      • Re: Schilddrüse - Fehlgeburt

        Hallo Tanja,

        bei einer gesunden Schilddrüse geht der TSH-Wert in der Schwangerschaft regelhaft nach unten, weil das Schwangerschaftshormon HCG die Schilddrüse wie TSH stimuliert und dann weniger TSH gebraucht wird. Wenn die Schilddrüse in der Schwangerschaft den Mehrbedarf nicht schafft kommt es zu einer Unterfunktion und TSH steigt - diese Konstellation ist selten, bei Ihnen liegt sie aber ggf. vor. Bei Ihnen macht es daher durchaus Sinn vorbeugend 50 ug Thyroxin zu nehmen, und außerdem Folsäure und Jodid. Eine Kontrolle mit Blutabnahme sollte in der Schwangerschaft dann alle 4-6 Wochen erfolgen. Jeder Wert des TSH unter 2,5 ist ok, auch ganz niedrige Werte, solange FT4 normal ist.

        Durch diese Therapie wird die Schilddrüse nicht "faul", sie kann sich später wieder ganz normal erholen - andererseits kann der Hashimoto natürlich fortschreiten, dann brauchen Sie später immer Thyroxin.

        Mit freundlichen Grüßen - Ihr oej

        Kommentar



        • Re: Schilddrüse - Fehlgeburt

          Hallo Herr Pr. Janßen,

          ich war jetzt bei meiner Hausärztin, Sie hat mir erstmal 25 ug Thyroxin verschrieben. Besser als nichts.

          Jedoch meinte Sie ich soll kein zusätzliches Jod einnehmen. Das habe ich nicht ganz verstanden. Sie meint grundsätzlich schon bei einer Unterfunktion aber bei mir lege ja wahrscheinlich eine Entzündung der Schilddrüse vor (Sie beruft sich auf den Bericht vom Facharzt welchen ich auch in meinen ersten Beitrag mit einfügte). Und bei so einer Entzündung wäre das Jod kontraproduktiv.

          Was meinen Sie, Sie hatten mir ja Jodid empfohlen?

          Vielen Dank.

          Tanja



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          • Re: Schilddrüse - Fehlgeburt

            Noch einen Nachtrag;
            Ich war heute noch bei meiner Frauenärztin. Diese meint ich soll auf jedenfall Jod nehmen, die Aussage meiner Hausärztin wäre veraltet. Jedoch wollte sich meine Frauenärztin bis jetzt nicht die Zeit nehmen den Bericht vom Schilddrüsenspezialisten richtig zu lesen.

            Jetzt hab ich 2 Ärzte mit 2 Aussagen...



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            • Re: Schilddrüse - Fehlgeburt

              Hallo Tanja - Danke für die wichtige Frage zur Thyroxin-Substitution und zum Jodid.

              Die Aussage das Jod bei einer Entzündung der Schilddrüse schädlich ist ist veraltet- und zwar schon seit Jahrzehnten. Da braucht es auch keine einzelnen Aussagen von Ärzten, dazu gibt es Leitlinien zB von der Europäischen Schilddrüsengesellschaft ETA, der Amerikanischen Schilddrüsengesellschaft ATA, der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie DGE und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe DGGG - Ihre Frauenärztin ist offensichtlich auf dem neuesten Stand.

              Die frühere Warnung vor dem Jod beruhte auf der Annahme dass das Jod den Autoimmunprozess der Schilddrüse, also Hashimoto fördern würde: das ist in mehreren Studien wiederlegt und bis 500 ug Jodid gelten als sicher, mehr ist wahrscheinlich auch kein Problem. In Ihrem speziellen Fall erfolgt die Jodgabe nicht für Sie, sondern für Ihr zukünftiges Kind, das ab der 14-16. Schwangerschaftswoche selber eine Schilddrüse hat und dafür Jod braucht. Es gibt mehrere gute Studien die zeigen dass Kinder von Müttern die in der Schwangerschaft ausreichend mit Jod versorgt waren - und das geht in Deutschland nur mit Substitution - schlauer sind (ca. 5 IQ-Punkte mehr) und besser lesen können: das sollten Sie Ihrem Kind gönnen - vor allem weil Sie dadurch selber gar keinen Nachteil haben. Vor diesem recht klaren Hintergrund wird die Aussage der Hausärztin unverständlich: ggf. fragen Sie dort noch einmal genauer nach.

              In diesem Zusammenhang ist auch wichtig dass eine Substitution mit Thyroxin bei Kinderwunsch und Schwangerschaft standardmäßig mit 50 ug pro Tag begonnen wird und dies auch nicht eingeschlichen wird: entweder ganz oder gar nicht, es gibt ja auch nicht "ein bisschen schwanger". Die Substitution muss nicht eingeschlichen werden da sowieso nur 1-2% des Thyroxin, bei 50 ug also maximal 1 ug pro Tag in das FT4 - also das wirksame Thyroxin übergehen, der Rest füllt nur den Speicher auf. Daher dauert es ja auch 6-8 Wochen bis eine neue oder geänderte Schilddrüsenhormontherapie voll wirkt. Eine Überfunktion läßt sich mit 50 ug Thyroxin nicht erreichen, so dass das nicht gefährlich ist und umgekehrt aber das geplante Kind nur so ausreichend versorgt wird. Möglicherweise ist auch hier Ihre Frauenärztin der bessere Partner für Sie. Das Problem ist einfach zu lösen: nehmen Sie halt zwei Tabletten zu je 25 ug pro Tag. Bitte dennoch Kontrollen wahrnehmen, bei KiWu + Schwangerschaft üblicherweise alle 4 Wochen: dann sehen Sie ja wie das TSH ist: Ziel < 2,5 (auch supprimiert wäre ggf. sogar noch ok, solange FT4 normal bleibt, also nicht erhöht ist).

              MfG - Ihr oej

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