#}
  • Sie können sich hier registrieren, um Beiträge zu schreiben. Registrierte Nutzer können sich oben rechts anmelden.

Gicht begünstigen

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Gicht begünstigen

    Fisch und Fleisch begünstigen Gicht und Gemüse wirkt protektiv

    BOSTON. Hyperurikämikern wird seit langem zu einer purin-armen Kost geraten, um einer Gicht vorzubeugen. Eine prospektive Beobachtungsstudie im New England Journal of Medicine (NEJM 2004; 350:1093-1103) bestätigt jetzt den Zusammenhang zwischen purinreicher Kost und Gicht. Doch das Bild ist differenzierter als bisher angenommen.

    Der Mensch ist vermutlich das einzige Säugetier, das allein durch eine ungesunde Ernährung an einer Gicht erkranken kann. Die meisten anderen näheren oder entfernten Verwandten haben das Enzym Urikase, mit dem Harnsäure zu Allantion abgebaut wird. Diese Enzym ist dem Menschen irgendwann im Miozän verloren gegangen, vermuten der Nephrologe Richard Johnson, Gainesville/Florida und der Zoologe Bruce Rideout, San Diego/Kalifornien (NEJM 2004: 350:1071-1073).

    Seitdem hat der Mensch mit den Folgen der Hyperurikämie zu kämpfen. Bis in die Zeit der industriellen Revolution hinein war es eine Erkrankung der Eliten (Alexander der Große, Karl der Große, Voltaire, Newton, Darwin und Leonardo da Vinci litten darunter). Heute kann praktisch jeder genügend purinhaltige Nahrung zu sich nehmen, um das Abbauprodukt Harnsäure im Blut soweit ansteigen zu lassen, dass dessen Kristalle im Bindewebe ausfällen und es vor allem in den Gelenken zu Entzündungen und schließlich zur Destruktion kommt.

    Schon der Philosoph John Locke (1632-1704) riet zu einer fleischarmen Diät sowie zu reichlich Gemüse, was die Wissenschaft später bestätigen sollte. Denn vor allem rotes Fleisch ist sehr purinhaltig. Doch dies ist nicht die ganze Wahrheit. Purine sind das Abbauprodukt von Nukleinsäuren, also der Gene. Auch Pflanzen haben Gene und einige Gemüsesorten sind sehr purinhaltig. Dennoch schützen sie vor einer Gicht, wie Hyon Choi und Mitarbeiter vom Massachusetts General Hospital (MGH) herausgefunden haben.

    Die Autoren haben die Daten der Health Professionals Follow-up Study analysiert. Von den 47 150 männlichen Teilnehmern dieser Studie, die 1986 nicht erkrankt waren, entwickelten 730 in den folgenden 12 Jahren eine Gicht. Aus den Angaben in den Fragebögen zur Diät, die die Teilnehmer in den Jahren 1986, 1990 und 1994 ausfüllten, wurden die multivariaten relativen Risiken berechnet.

    Dabei bestätigte sich die Vermutung, dass Fleisch, vor allem Rind, Schwein und Lamm, das Gichtrisiko signifikant erhöhen. Teilnehmer im oberen Quintil der Zufuhr erkrankten um 41 Prozent häufiger (relatives Risiko 1,41; 95-Prozent-Konfidenzintervall 1,07–1,86). Noch ausgeprägter war das Risiko bei Meeresfischen: Relatives Risiko 1.51 (1,17–1,95). (RR 0,56; 0,42–0,74).

    Interessanterweise erhöht der Verzehr von Gemüse das Risiko nicht, auch wenn Gemüse wie Erbsen, Bohnen, Pilze, Blumenkohl oder Spinat einen höheren Puringehalt haben. Auch ein hoher Proteingehalt der Nahrung erhöht das Gichtrisiko nicht.

    Auf keinen Fall könne aus dem Purin-Gehalt der Ernährung auf den Harnsäurespiegel im Blut geschlossen werden, schreiben die Autoren. Dies sei allein schon deshalb nicht möglich, weil bereits die Zubereitung der Nahrung die Bioverfügbarkeit der Purine verändert. Sie ist außerdem abhängig davon, ob die Purinquelle RNA oder DNA ist. Auch das Verhältnis der Basen in den Genen hat einen Einfluss.

    Die Studie enthält klinisch relevante Informationen: Mit jeder täglichen Fleischmahlzeit steigt das Gichtrisiko um 21 Prozent, mit jeder wöchentlichen Fischmahlzeit um sieben Prozent. Bei Patienten, die bereits an einer Gicht erkrankt sind, könnte der Zusammenhang noch deutlicher sein, vermuten die Autoren. Denn die Gicht schädigt die Niere und senkt dadurch die Ausscheidung von Harnsäure. Bei Patienten mit bereits erhöhten Harnsäurewerten kommt es bei einer purinreichen Nahrung zu einem steileren Anstieg der Uratkonzenration als bei Patienten mit normalen Harnsäurewerten. /rme (12.03.2004)

Lädt...
X