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Ich kapiere es einfach nicht!

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  • Ich kapiere es einfach nicht!

    Hallo Herr Dr. Riecke, und liebe tired,

    Heute kommt wieder einmal ein Hilferuf von mir. Ich fühle mich ziemlich elend, weil heute Nacht wieder einmal die Hölle los war. Vielleicht ist das alles auch gar nicht so dramatisch, aber ich bin wirklich der Verzweiflung nahe.
    Dabei ging es mir die letzten Tage gar nicht so schlecht, obwohl ich einen grippalen Infekt hatte und wohl auch einen Arthroseschub, erstmalig. Das Medikament Etoricoxib löste allerdings heftigen Juckreiz und Muskelkrämpfe aus, so dass ich mit dem Arzt das weitere Vorgehen besprechen muss.
    Ich erwachte heute morgen, vollkommen aufgedreht, zitternd, wie aufgezogen, das Herz raste, der Tinnitus in Höchstform und Durchfall gesellte sich dazu. Der ganze Köprer tobte und auch jetzt noch, einige Stunden danach, bin ich wie aufgezogen. Ich erinnere aber keinen Angstraum und kann mir keinen Reim darauf machen, weshalb der Körper so heftig reagiert. Also, ich finde nichts greifbares, zumal sich in letzter Zeit auch nichts außergewöhnliches ereignet hat. Im Gegenteil geht es mir immer dann besser, wenn ich irgend eine Infektion oder dgl. habe.

    Wie ich schon geschrieben habe, war ich in der Vergangenheit starken seelischen Belastungen ausgesetzt durch die lange schwere Krankheit meines verstorbenen Mannes und der Krankheit meines Sohnes. Zuvor kannte ich solche Zustände nicht.

    Meine Thera bespricht mit mir die Dinge des Alltags und stützt mich darin, aber zu meinen Zuständen nimmt sie bedauerlicherweise keine Stellung. Ich glaube auch nicht, dass sie wirklich einschätzen kann, wie mich das alles fertigmacht.

    Ich führe zur Zeit ein sehr zurückgezogenes Leben im Schongang, bin aber froh, dass ich die Dinge des Alltags mit über 70 Jahren, gerade noch so bewältigen kann. Es gibt auch ein paar soziale Kontakte, die mich allerdings immer sehr fordern, denen ich aber nicht ausweiche.

    Mich treibt die Frage um, ob diese Zustände, die sich offenbar auch in regelmäßigen Abständen zu wiederholen scheinen in einem Dreitagesrhythmus, eine seelische Grundlage haben können in Folge von psychischer Instabilität oder ob es da doch eine Unregelmäßigkeit im vegetativen Nervensystem gibt, sozusagen als Selbstläufer.
    Natürlich schreit alles nach Seele, aber weshalb komme ich nicht dahinter oder kann es nicht einfach abstellen, jetzt im Moment, wo alles rund zu laufen scheint.

    Ob es wohl doch noch unbewusste Ängste sind, die den Körper so sehr mitnehem?
    All das macht mir einfach Angst und nochmal Angst.

    Lieber Herr Dr. Riecke und auch tired, ich hoffe so sehr auf Ihre Hilfe, da ich niemanden habe, an den ich mich wenden könnte und vermute, dass ich mich immer irgendwie im Kreis drehe.

    Ich bin so dankbar für Ihren Rat, jeder Tag, an dem es mir nicht so mies geht, ist wie ein Geschenk des Himmels. Und ich kann doch kein Einzelfall sein auf der großen weiten Welt.

    VSV























  • Re: Ich kapiere es einfach nicht!

    Liebe VSV,

    Du bist kein Einzelfall

    Ich beobachte eine ähnliche Periodizität meiner Wohlfühl- und Depri-Phasen ebenfalls, auch, wenn es bei mir eine Frequenz von wenigen Wochen und nicht nur drei Tagen hat.

    Meiner Einschätzung und Erfahrung nach liegt das wohl daran, daß wir in unseren besseren Wohlfühl-Phasen früher oder später wieder zu unachtsam werden und uns wieder zuviel aufhalsen. Zunächst noch kaum spürbar, man denkt sich vielleicht auch "ach, so schlimm ist das schon nicht, das steh ich schon durch, geht auch wieder weg" - und dann hängt man doch wieder drin.

    Immer, wenn ich die Talfahrt wieder spüre bzw. erlebe, macht mir das auch Sorgen und Angst. Ich kann Dich da gut verstehen.

    Ich muß aber auch gestehen, daß ich selbst in meinen schlechteren Phasen zumindest im Augenblick eine etwas größere Ruhe und Gelassenheit aufbringen kann. Ich fühle mich zwar teils echt mies, hab grad Anfang der Woche wieder ziemlich die Sinnkrise und Depri gehabt und mich immer mal wieder gefragt, wofür ich noch lebe bzw. was mir das Leben noch zu bieten hat... Aber gleichzeitig gelingt es mir, diese Phasen doch irgendwie aus- und durchzuhalten.

    Wahrscheinlich helfen mir da meine jüngsten Meditationserfahrungen: Ich hab in den letzten Monaten bereits drei 4-stündige Meditationen in einer Gruppe mitgemacht, ebenso wie eine 1-stündige nur mit dem Kursleiter. Und diese Erfahrungen setzen sich wohl allmählich fest. Zum einen kommt man mit Leuten in Kontakt, die auch ihre Probleme haben, aber eben nicht in irgendeiner Form klinisch behandlungsbedürftig sind, so daß es einen zusätzlich runterziehen könnte. Ich erfahre also, daß es anderen auf eine andere Art und Weise auch nicht unbedingt besser geht.
    Zum anderen tun mir aber gerade auch diese Stunden, die wirklich nur für mich allein sind, unheimlich gut, mich mit den Achtsamkeitstechniken und der Meditation ganz in Ruhe und - wie es so schön heißt - "in einem geschützten Raum" zu beschäftigen. Mancher Satz, manche Übung und manches Mantra wirkt noch Tage danach nach, nicht permanent; aber es verschafft mir etwas Ruhe und einen Anker, sobald ich mich daran erinnere und daran, wie entspannt und zufrieden ich mich bei der letzten Sitzung noch vor ein paar Tagen gefühlt habe. Die Erinnerung an "bessere" und "zufriedenere" Tage ist damit besser greifbar, liegt nicht irgendwo im dichten Nebel ferner Vergangenheit
    Und schließlich bestätigen mir in diesen Sitzungen dann auch andere Teilnehmer mit ihren teils langjährigen, positiven Erfahrungen mit Meditation und Achtsamkeit, daß das definitiv ein wichtiges Puzzlestück für innere Ruhe und Frieden sein kann und ist.


    Ich kann Dir also nur empfehlen, Dich in Deiner Umgebung mal nach so etwas umzusehen.
    Selbstverständlich keine großen Massenveranstaltungen - mein Meditationskurs hat maximal fünf Teilnehmer plus Kursleiter, und das ist eine sehr angenehme Gruppengröße


    Allein Zuhause bekomme ich die Übungen übrigens immer noch nicht so regelmäßig und mit dem gleichen Beruhigungseffekt hin; das liegt wahrscheinlich eben auch wirklich daran, daß mich da eben permanent irgendetwas daran erinnert, was alles zu tun wäre...

    Ein "geschützter Raum" außerhalb der eigenen Wände ist also echt eine sinnvolle Sache


    Liebe VSV,
    es wird wieder besser werden. Das Leben ist ein Auf und Ab. Manchmal hat man wochen- und monatelang ruhige See und Flaute, dann wieder frischt es auf und man erlebt womöglich einen ziemlich üblen Sturm. Aber selbst in diesem Sturm gibt es neben den Wellentälern auch Wellenberge, und auch der Sturm selbst wird sich wieder abschwächen und irgendwann ganz legen


    Atme, bleib ruhig, entspanne Dich - Du bist in Sicherheit, und Dir kann absolut nichts passieren. Versprochen!


    LG,
    Alex

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    • Re: Ich kapiere es einfach nicht!

      Hallo VSV,
      schön mal wieder von dir zu lesen, auch wenn die Gründe dafür nicht so schön sind.

      Ich denke solche Symptome können durchaus von der Psyche kommen, gerade wenn der Stress von dir abfällt und der Fokus wieder mehr auf dir selber liegt, auch an den Spuren die durch die ganzen Belastungen hinterlassen wurden und eben auch erst einmal heilen müssen.

      Das wird dich jetzt nicht trösten und helfen wird es dir auch nicht viel, wenn ich dir schreibe dass ich seit einiger Zeit ganz ähnliche Probleme habe.
      Magen Darm, Muskelschmerzen, Herzstolpern, Nachts Probleme und so Sachen, eben alles was einen an den Rand der Verzweiflung bringt.
      Dann geht es ein paar Tage etwas besser, aber nicht lange.
      Lustigerweise hat der Arzt gestern eine Gürtelrose diagnostiziert, die ja auch Muskelprobleme machen kann, was mir aber aufgrund der Dauer wieder Zweifel an der Diagnose macht weil die Schmerzen ja schon so lange habe und eben einiges nicht dadurch erklärbar ist.
      Im Prinzip dasselbe Schema, wie die Zweifel dass es von der Psyche kommt, wo die Hinweise doch im eigenen Empfinden dagegen sprechen.

      Es ist ein Kreuz mit den Zweifeln und der beständigen Symptomatik und ich kann mir vorstellen dass es bei dir vielleicht ähnlich ist.
      Ein Pingpong zwischen Körper und Geist, der die Sorge und Hilflosigkeit immer größer werden lässt und dann zum eigentlichen Problem führt.
      Die Psyche macht nochmal ihr eigenes Ding draus, Symptome die man ansonsten vielleicht abtun würde, werden verstärkt und bleiben erhalten.

      Nun bleibt einem ja nicht die große Wahl, im Grunde kannst du dich nur nochmal vom Arzt durch checken lassen und dann darauf vertrauen dass es so ist wie er sagt und das wenn er nichts findet es auch nicht bedrohliches sein wird.

      Ich kann da jetzt natürlich nur von mir auf dich schließen, dass es eben einfach zu viel war und du innerlich immer noch in heller Aufruhr bist, vielleicht auf den nächsten Schlag wartest, dich unbewusst darauf vorbereitest und die vergangenen Ereignisse nicht aus dem Kopf bekommst und du auch damit rechnest dass die nächste Katastrophe ganz bestimmt kommen wird.
      Wenn man sich innerlich auf mögliche Probleme vorbereitet und, durchaus auch unbewusst, damit rechnet dass wieder was kommt, dann findet man selbst in ruhigen Zeiten keine Ruhe.
      Gerade Nachts wird da ja viel verarbeitet, an Sorgen und Ängsten und die Körperfunktionen reagieren genauso darauf wie im Wachzustand, also ein aufgedrehtes Aufwachen mit Zittern und Ängsten wären da durchaus denkbar.
      Vielleicht hast du da auch dein natürliches Vertrauen in dein Empfinden und deinen Körper verloren, möchtest so gut wie möglich vorbereitet sein und das geht nur durch das Achten und kontrollieren von möglichen Gefahren, was dann zu einem beständigen Ausnahmezustand des Fluchtinstinkts und Drang zum Handeln führt, wenn du verstehst wie ich das meine.

      Also falls noch nicht da gewesen, dann sprich nochmal mit deinem Arzt.
      Versuche es aber trotzdem als Spätfolge deiner doch sehr hohen Belastungen zu sehen, die zwar weniger geworden sind, aber immer noch da.
      Einmal musst du ja jetzt alles alleine wuppen, du bist alleine und die Sorge um deinen Sohn und eine weitere mögliche Phase verschwindet ja auch nicht nur weil es ihm gerade recht gut geht.
      Das sind Empfindungen die bleiben, auch wenn sich alles legt, die müssen sich auch erst einmal wieder normalisieren und es dauert bis der Glaube daran dass es besser wird, den Organismus und dein Innerstes erreicht.
      Das Sicherheitsgefühl zurück zu bekommen dass du einmal hattest, das ist schwer bei so vielen Schicksalsschlägen und ich denke dass ist es auch was die Spirale am Laufen hält, die Tatsache dass du nun weißt und auch erlebt hast, dass es niemals wirkliche und dauerhafte Sicherheit gibt.
      Daran muss man sich auch erst einmal gewöhnen, lernen damit umzugehen um diese Umstände die da noch kommen mögen hinnehmen zu können, ohne sich schon vorher davon aus dem Tritt bringen zu lassen.

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      • Re: Ich kapiere es einfach nicht!

        Hallo Alex,

        du bist wirklich ein ganz, ganz Lieber. Danke für deine Erfahrungen! !

        Du hast es mehr als verdient, dass du deinen seelischen Ankerplatz wieder findest,

        Jetzt heule ich erst einmal eine Runde, das ist auch schon mal etwas

        VSV

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        • Re: Ich kapiere es einfach nicht!

          Was mag mit einem passieren der Schiffbruch erleidet, seine Kameraden dabei verliert und sich nun Jahre lang auf einer einsamen Insel gegen wilde Tiere und sonstige Widrigkeiten erwehren muss, während ein anderer Überlebender, der eigentlich eine Stütze sein sollte und sehr geliebt wird, dem Wahnsinn verfällt und ihn immer wieder malträtiert?
          Was passiert mit dem wenn du ihn nimmst, in ein sicheres Haus bringst und alles vollkommen normal und gut ist, Ruhe?
          Ich glaube er wird erst einmal durchdrehen, weil er die Vorboten der Gefahr nicht mehr hört, unruhig ums Haus schleichen, voller Angst was da lauert und sehr lange viel mehr leiden als in der wirklich gefahrvollen Zeit, bis er dem Frieden trauen kann und sich mit der neuen Situation anfreundet.
          Alle Instinkte und Körperfasern bleiben erst einmal für lange Zeit im Gefahrenmodus und wenn diese nicht zu entdecken sind dann sorgt die Psyche dafür dass es ein Ziel gibt, das als Gefahr erkannt werden kann, denn das braucht er fast zur Beruhigung dass er sieht was los ist, auch wenn nichts los ist.

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          • Re: Ich kapiere es einfach nicht!

            Hallo tired,

            ich bewundere immer deinen unglaublichen Spürsinn, mit dem es dir gelingt, aus meinen dürren Worten das Richtige herauszulesen. Besonders das Beispiel mit dem Schiffbrüchigen hat mich sehr bewegt, ja ich glaube, so muss es auch bei mir sein. Wahrscheinlich nutzt es auch nicht, immer wieder die Gründe zu hinterfragen, wenn die Seele nicht nachkommt.
            Warum meine Thera nicht darauf eingeht, mit keinem Wort, ist mir nicht verständlich. So hätte ich denn wenigstens eine Erklärung für das Geschehen. Deshalb bin ich so froh, dass ich Euch hier habe, besonders, dass so schnell auf meinen Hilfeschrei reagiert wird.

            Tired, man mag gar nicht glauben, dass du selber manchmal Probleme hast, um so höher ist meiner Meinung nach, dein engagierter Einsatz hier im Forum zu bewerten. Zum Thema Gürtelrose kann ich auch ein Wörtchen mitreden, da sie mich auch schon vor Jahren heimgesucht hat, am Kopf, während einer sehr stressreichen Zeit. Bei mir hatte sie eine Trigenimusallergie ausgelöst, ich hatte Schweissausbrüche, Blasenstörungen und einen entsetzlichen Juckreiz an den entzündeten Stellen, auch depressive Schübe und Schmerzen. Aber irgendwann war das dann überstanden.

            Zur Zeit beschäftige ich mich damit, dass einige Teilnehmer aus dem Witwenforum wieder neue Partner gefunden haben und im honey moon stecken. Wenn ich an diese Möglichkeit denke, aber wirklich nur denke, niemals so haben möchte, dann überkommt mich ein Gefühl der Angst, Angst nicht zu genügen. Mir sitzen die letzten schweren Lebensmonate mit der Krankheit meines Mannes noch so sehr in den Knochen, dass es mir fast nicht möglich scheint, wieder Vertrauen in ein neues Leben oder einen neuen Partner zu fassen. Rein theoretisch ! Das trifft sehr gut tired, was du mit Vertrauenfassen angesprochen hast.

            Ach, ist das alles so schwer! Aber es ist ja nicht mehr jeden Tag so schlimm, Gott sei Dank, auch andere hier im Forum haben zu kämpfen. Alles Liebe, dir, VSV



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            • Re: Ich kapiere es einfach nicht!

              Hallo,

              es muss nicht Trigenimusallergie- sondern neuralgie heissen.

              Entschuldigung!

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              • Re: Ich kapiere es einfach nicht!

                Hallo,

                es muss nicht Trigenimusallergie
                Ja, ähnliches kenne ich auch, aber unabhängig von der Gürtelrose, die mir selber aber gar nicht wie eine erscheint da es mit Ausschlag/Bläschen und Juckreiz eher nicht so ist wie ich es immer wieder höre.

                Schon interessant wie die Beschwerden sich ähneln, das hilft dann auch wieder ein bisschen mehr an die Psyche zu glauben.
                Was dann auch einer der Gründe ist für mich ist hier zu schreiben, nicht die Tapferkeit, sondern auch Beruhigung in den Schilderungen anderer zu finden und deine Schilderungen, so schlimm sie auch für dich sind, beruhigen mich wieder etwas.;-)
                Übrigens, wie ich gelesen habe kann auch Gürtelrose eine Folge von Stress sein, naja, ist ja bei den Herpessachen allgemein ein wichtiger Faktor.

                Das mit deiner Therapeutin verstehe ich auch nicht, zumindest ein paar Tipps müsste sie doch parat haben, um damit besser umgehen zu können.
                Ich war heute nach ewiger Zeit mal wieder bei meinem Therapeuten, mir tut das immer ziemlich gut meine gesundheitlichen Macken zur Sprache zu bringen, da gibt es dann auch eine Menge zu lachen, gerade weil mir dann schon während dem erzählen so einiges ziemlich aberwitzig vorkommt.
                Wenn dann zu ende gewitzelt wurde wird aber auch nachgefragt, was ich dann so mache, was ich machen könnte, was eigentlich Sinn macht und was nicht.
                Auch wenn es nicht solange anhält, es tut auf jeden Fall gut wenn Therapeuten zumindest ein offene Ohr haben, sich auch mal trauen die Sache ein wenig humoristisch zu sehen und eben entsprechende Denkanstöße geben, wie man damit besser zurecht kommen könnte.

                Das ist ja auch deren Aufgabe, also nicht unbedingt zu sagen was man wie tun soll, aber doch einen durch Nachfragen dazu zu bringen selber drauf zu kommen und vielleicht noch den ein oder anderen Vorschlag aus ihren Erfahrungswerten mit auf den Weg zu geben.
                So gar keine Reaktion finde ich furchtbar, anfangs hat mein Therapeut auch immer da gesessen und kaum was gesagt, ich auch nicht, aber am Ende hat er verloren und muss nun was sagen, damit ich auch was sage.:-)
                Ich glaube das ist so ein Freud-Ding, aber das wird ja eher selten praktiziert, fließt höchstens mal mit ein.

                Frag deine Therapeutin doch mal frei raus, ob sie Freud anhängt und deshalb keinen Rat gibt, sondern nur zuhört?
                Aber ansonsten ist ja kommunikativ, oder?

                Wenn ich überlege, je älter die Leute werden desto mehr Ängste tun sich doch auch auf und eben auch ganz spezielle Ängste.
                Da muss doch eine Therapeutin etwas mit anfangen können, gerade mit Menschen die schon eine lange Liste an schlimmen Erfahrungen haben und wo es in erster Linie darum geht die vorherrschenden Probleme zu verbessern.

                Ich glaube wenn du jemanden kennen lernen würdest, egal ob als Partner oder Gesellschafter, dann würden sich deine Gefühle ganz anders verhalten als bei der Vorstellung jemanden kennen zu lernen.
                Wahrscheinlich soll man in schlechten Phasen auch deshalb weiter gesellig sein, weil die Annahme ist dass andere Menschen Lebenslust auslösen und die Ängste nicht bestätigt werden.
                Aber auch dazu muss der Panzer erst einmal ein paar Risse bekommen, damit das positive der Gesellschaft wirken kann.
                Das geht nur wenn man es schafft darauf zu vertrauen dass alles gut ist und eine Gelassenheit im Umgang mit den Widrigkeiten des Lebens zu finden, wo sich die Katze wieder in Schwanz beißt, denn Kontakte zu haben bedeutet ja auch immer die Gefahr von Verlusten und Enttäuschungen.
                Alarmbereitschaft und Vermeidungshaltung, dann verhält man sich nun mal so dass die Tretminen weiträumig umgangen werden, zu denen alles gehört was die Seele verletzen könnte.
                Ich glaube dasselbe machen manche der Menschen die Verlustängste haben und diese nicht mehr erleben möchten, alle die sie lieb gewinnen könnten umgehen, dann gibt es auch keine Verluste mehr.

                Vielleicht ist es ja ganz einfach, unser natürlicher Instinkt für Selbstschutz ist so durcheinander geraten dass wir uns auch vor den schönen Dingen und dem genießen dieser schützen, um nicht wieder in ein Loch zu fallen wenn diese plötzlich nicht mehr schön oder ganz weg sind.

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                • Re: Ich kapiere es einfach nicht!

                  "oder ob es da doch eine Unregelmäßigkeit im vegetativen Nervensystem gibt"

                  Ihre Beschreibung erinnert tatsächlich an eine sogenannte zikadiane Rhythmusstörung.
                  D.h. die Umschaltung vom parasympathischen Nachttonus auf den sympathischen Tagestonus klappt nicht immer - und umgekehrt..

                  Können Sie tageszeitliche Häufungen oder Abhängigkeiten vom Zeitablauf feststellen?
                  Wenn der Sympathikus überaktiv ist, empfindet man das manchmal so, als hätte man ein Übermaß an Coffein zu sich genommen.

                  Wie effektiv ist Ihr Schlaf?

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                  • Re: Ich kapiere es einfach nicht!

                    Hallo Herr Dr. Riecke,

                    Genau in diese Richtung habe ich auch schon gedacht, ohne genau zu wissen, worum es sich hierbei handelt.
                    Mir fällt diese Rhythmusstörung ganz besonders bei meinem Tinnitus auf. Er setzt regelmäßig in dem Moment ein, wo ich entweder in den Schlaf falle oder dann wieder beim Aufwachen, also immer beim Umschalten in den Schlaf- oder wachrhythmus. Wenn ich Glück habe, verschwindet er im Laufe des Tages für zwei Tage lang, nur am dritten Tag bleibt er auch tagsüber bestehen. In dieser Hinsicht ist er regelmäßig wie ein Uhrwerk.
                    Was ich noch feststellen kann, ist eben dieser Schock beim Aufwachen, es dauert etwas zwei bis drei Stunden bis ich mich einigermaßen wieder einkriege, es ist wirklich so, als hätte ich sehr viele Tassen Bohnenkaffee getrunken. Nachmittags dann falle ich völlig zusammen.
                    Manchmal ist es umgekehrt, ich wache normal auf, beginne meinen Tagesablauf und etwas so gegen 4.00 oder 5.00 Uhr nachmittags dreht mein Nervensystem auf, alles zu laut, zu viel, vertrage keine Musik, aber Ruhe bekomme ich auch nicht. Es kann sein, dass es gegen Abend dann wieder besser wird.
                    Mein Schlaf ist durchwachsen. Ich schlafe oft gleich ein, werde aber dann gegen 5.00 Uhr wach mit einem Gefühl, als würde ich aus dem Schlaf gerüttelt. Manchmal brauche ich aber auch sehr lange um einzuschlafen dann ist mein Schlaf eher kurz, manchmal auch nicht erholsam.
                    Dies hat alles angefangen mit meiner schweren Depression im Jahre 2005 als mein Mann und mein Sohn fast zur gleichen Zeit erkrankt sind.
                    Kein Arzt konnte mir dazu bisher etwas sagen, ich glaube, man hat mich damit nicht ernst genommen. Ich habe jahrelang Psychopharmaka eingenommen, sieben Jahre lang, aber ich glaube nicht, dass sie mir sehr geholfen haben, im Gegenteil.

                    Und nun die bange Frage, gibt es eine Chance, diesen Zustand durch irgend etwas wieder zu verbessern? Haben Sie dazu Erfahrung?

                    Ich bin Ihnen unendlich dankbar, dass Sie mir diese Erkenntnis vermittelt haben, denn so hat dieses Kind nun wenigstens einen Namen.

                    Ich hatte früher im Alter von 35 Jahren eine schwere Depression, die aber vollständig wieder abgeklungen ist, von allein. Da war es auch so, dass sie sich so gegen nachmittag um 4.00 Uhr einfach auflöste, ohne jegliches Zutun. Vielleicht ist das damals auch schon in diese Richtung gegangen.

                    Ich bin unendlich gespannt auf Ihre Antwort und bin unglaublich glücklich, dieses Forum gefunden zu haben

                    Ihre VSV

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                    • Re: Ich kapiere es einfach nicht!

                      Hallo liebe tired,

                      ich lese deine Zeilen immer wieder aufs neue durch. Nicht zuletzt durch deine und auch Alex Denkanstöße komme ich immer mehr zu der Auffassung, dass es das fehlende Gefühl der Sicherheit zu sein scheint, dass mich immer und immer wieder straucheln lässt und all diese vegetativen Symptome mit verursacht. Noch nicht dahinter gekommen bin ich allerdings, warum manche Symptome geradezu periodisch erscheinen, was natürlich schon wieder zu einer neuen Beunruhigung führt. Es ist schon so, dass irgendetwas in mir ständig auf der Lauer liegt und neues Unheil wittert und mich auch manchmal abstürzen lässt. In solchen Fällen fällt es mir auch schwer, das Haus zu verlassen, weil ja nun ja, ich weiss auch nicht ! Sind Bekannte dabei geht das ohne Probleme, was seltsam genug ist.
                      Früher gaben mir mein Mann, mein Beruf, Freunde und Gesundheit eine scheinbare Sicherheit.
                      Heute ist das alles weggefallen, ich fühle mich ein bisschen wie im luftleeren Raum, meine Seele scheint im Schwebezustand, mal nach unten, mal nach oben. Meine Lebenslust von früher ist verlorengegangen, ich fürchte, ich muss noch lange nach ihr suchen gehen.

                      Die Thera ist für mich zwar wie ein Fels in der Brandung in gewisser Hinsicht, strukturiert meine negativen Gedanken um, was auch gelingt, berührt oder erforscht aber in keinerlei Hinsicht meine Gefühle oder deren Ursachen. Ich weiss, dass das nicht unbedingt ein Schwerpunkt der Verhaltenstherapie ist, aber eben genau das, verstärkt wiederum mein Gefühl der Unsicherheit, denn ich würde mich ja so gern irgendwo ein bisschen anhalten können, nur ein kleines bisschen, aber eben das scheint sie mir abgewöhnen zu wollen. Mit Humor ist bei ihr nicht allzu viel zu machen, dafür ist sie wirklich zu gegenständlich. Dabei könnte man gerade mit feinem Humor doch einiges besser rüberbringen in 80 Stunden Verhaltenstherapie.

                      Irgendwie ist mir klar, dass all diese vielen Symptome, wie Magen und Darm, Muskelkrämpfe, Juckreiz, Verspannungen, Schlafstörungen, Ängste, Unruhezustände, Schlafstörungen, (mit Ausnahme von Tinnitus und Fingerarthrose) doch irgendwie einen gemeinsamen Nenner haben müssen, was mich eigentlich beruhigen könnte, zumal ich offenbar damit auch nicht ganz allein dastehe..

                      Heute fühle ich wieder so etwas wie festen Boden unter den Füßen, wer weiss, wie es morgen ist !

                      Danke, für das Stück Sicherheit, das mir hier im Forum zu teil wird und auch euch alles, alles Gute..

                      VSV



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                      • Re: Ich kapiere es einfach nicht!

                        Hallo VSV,

                        ich hatte auch ein ziemlich gemischtes bis bescheidenes Wochenende...

                        Samstag hatte mein Vater Geburtstag.
                        Als ich vor ein zwei Wochen nachgefragt habe: "Du, Papa, wegen Deines Geburtstages, ist es ok, wenn wir Dich besuchen kommen?" - kam zur Antwort "Hmm, ja, könnt ihr machen" in einem recht gleichgültigen Tonfall. Mit dem Nachsatz: "Aber ich sag's gleich nochmal ganz deutlich: Bitte KEINE Geschenke! Ich brauch nix, ich hab alles."
                        Also haben wir ihn am Samstag besucht, kurz, direkte Anfahrt vor's Restaurant. Sohnemann hatte ein Bild für ihn gemalt, das hat er sich auch kurz angesehen und sich so sehr drüber gefreut, wie mein Vater es nur kann (was nicht unbedingt viel ist). Geschenk von meinem Bruder und mir ist ein Ausflugstag irgendwann im Sommer; wenn er drauf zurückkommt, ist's ok, wenn nicht, dann nicht.
                        Und nach zwei Stunden sind wir wieder zurück. Ein bißchen Small-Talk, was gegessen, fertig.
                        Ne schöne "Feier" sieht anders aus...

                        Entsprechend gemischt war meine Stimmung schon Freitag Abend, wohl deswegen:
                        Erst nach der Arbeit noch drei Caches gehoben, da war meine Stimmung ok. Kaum bin ich zurück am Auto, werde ich zittrig, der Kreislauf flattert, wahrscheinlich Hunger, weil das Mittagessen schon vier Stunden her war. Dazu Bewegung an der frischen Luft, dann das warme Auto...
                        Trotzdem habe ich mich den Rest des Abends davon nicht mehr komplett erholt: Als ich Zuhause reinkam, lief der TV, Sohn und Frau guckten nen Film, und der war für meine Verhältnisse in dem Moment viel viel zu laut und hektisch. Hab sofort Streßklingeln in den Ohren gekriegt. Also ab hoch ins Schlafzimmer, etwas Ruhe, ein bißchen ausgeruht - aber alles mit ner ziemlichen Streß- und Depri-Note dabei - also mehr als nur normal platt.

                        Samstag Früh direkt mit Streßklingeln wieder aufgewacht, der Vormittag war mühsam; nachmittags besserte es sich dann etwas; hab auf der Rückfahrt sogar freiwillig das Steuer für die letzte halbe Stunde an meine Frau abgetreten, weil ich (verdauungs)müde und platt war und einfach nicht mehr konnte.

                        Sonntag um halb sieben, als Sohnemann aufstand TV gucken, war noch alles halbwegs ok (nicht gut - ok ). Um acht, als TV fertig war und mein Sohn zu mir kam wegen Aufstehen, krieg ich erst ne halbe Stunde lang Streß- und Angstanspannung im Oberkörper. Dann irgendwann bin ich zwar depri-mäßig ins Bad auf Toilette, danach aber wieder zurück ins Schlafzimmer - und anstatt mich anzuziehen, hab ich mich erstmal fünf Minuten ziemlich lustlos und unentschlossen auf die Bettkante gesetzt. Mir war alles zuviel, alles.
                        Viertel vor neun etwa hab ich mich dann entschlossen, mich auf's Bett zu legen und zu meditieren, atmen, ruhig werden, usw. - stattdessen kommen mir keine zwei Minuten nach dem Hinlegen, gerade die Augen zugemacht, die ersten Tränen hoch.
                        Hab dann sicher fünf bis zehn Minuten möglichst still vor mich hingeweint, weil ich weder meine Frau noch meinen Sohn damit behelligen wollte - Sohnemann hat's dann aber irgendwann im Vorbeigehen mitbekommen: "Du, Papa, Mama möchte langsam frühstücken..." Ich: "Tut mir leid, geht grad nicht". Da hat er dann meiner Frau Bescheid gegeben, die auch sofort rüberkam, die Tür zumachte, mich liebe- und verständnisvoll tröstete, und da hab ich dann auch etwas ungehemmter geweint. Wir haben ein bißchen "Therapie" gemacht, aber in Grenzen, und nach ner weiteren Viertelstunde sind wir dann richtig aufgestanden - ab dem Moment ging es etwas besser, und der Rest des Tages war erträglich.

                        Heute ist es verhältnismäßig ok. Aufstehen war zwar noch zäh, aber ich hab mir im Auto auf der Fahrt ins Büro eine schöne Hörbuch-Meditation mit positiven Affirmationen und freudvollen Hoffnungsansagen an den Tag etc. eingeschaltet - das hat wohl etwas geholfen

                        Ich nehme also ganz stark an - und wenigstens meine Frau sieht das genauso -, daß mir der Geburtstagsbesuch bei meinem Vater massiv auf der Seele lastete.


                        Das Verrückte und auch für mich Unbegreifliche ist nur wirklich:
                        Die drei Wochen ohne PC, als ich das Kabel abgegeben habe, da hatte ich erwartet, daß es mir sehr viel mehr ausmachen und mich sehr viel mehr stressen würde. Am Ende war das verhältnismäßig entspannt.
                        Die zwei Stunden bei meinem Vater hab ich bewußt als kurzes Intermezzo verbucht; hat mir zwar nicht gefallen (das Kabel-Abgeben aber auch nicht), aber ich wußte auch: Drei Stunden Autofahrt insgesamt plus zwei Stunden vor Ort - das geht vorbei. Und prompt löst das bei mir die nächste tagelange Talfahrt mit den stärksten Symptomen seit 2 Monaten aus... wahrscheinlich... aber was soll es sonst gewesen sein...


                        Es ist also auch bei mir ein ziemliches Auf und Ab, immer noch - und ich habe nicht das durchgemacht, was Du durchmachen mußtest und immer noch durchmachst.

                        Also - wie Louise Hay heute Morgen im Auto "zu mir" sagte :
                        Laß uns gnädig, verständnisvoll und liebevoll zu uns selbst sein und uns selbst vergeben!
                        Es ist so, wie es ist, und unsere (göttliche, höhere, oder wie auch immer) Führung will uns prinzipiell nur Gutes
                        "Ich liebe mich, und ich akzeptiere mich."


                        Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, endlich solche Morgen- und Abendmeditationen endlich mal für wenigstens drei bis vier Wochen am Stück durchzuziehen bzw. durchzuhalten.
                        Bisher hat mich bei sowas immer nach maximal einer Woche der Elan verlassen - "bringt ja eh nix" - aber ich denke, da bin ich einfach nicht ausdauernd genug gewesen. Neurologische Untersuchungen zeigen und bestätigen immer wieder, daß es wenigstens drei bis acht Wochen dauert, bis unser Gehirn sich an ein neues Verhalten und Denken gewöhnt hat. Frühestens dann geht es langsam ins Unterbewußtsein über und überschreibt alte und potentiell schädliche Muster. Ne Woche ist dagegen ein Tropfen auf dem heißen Stein - das reicht vielleicht als erster Ansatz und für sehr kurzfristige Verbesserungen (so wie ja auch heute Morgen bei mir im Auto). Aber noch nicht für etwas Nachhaltiges.


                        Nicht zuletzt meinte meine Frau gestern Morgen recht nachdrücklich, ich wüßte gar nichts - als ich mal wieder sagte, ich wüßte das doch alles. Was sie damit meinte, ist, daß ich eben sehr viel vom Kopf her weiß, aber nicht vom Gefühl. Der Kopf weiß dieses und jenes, ist ein wahrer Experte, bis zum Gefühl dringt es aber immer noch nicht durch. Da sind noch Blockaden davor. Und ich kann nur vermuten, daß ich die erst durchbrochen bekomme, wenn ich mit solchen Übungen wie Meditation, Achtsamkeit & Co. auch mal wirklich länger und regelmäßig täglich über Wochen hinweg am Ball bleibe.
                        Es muß ja was bringen - sonst würden nicht so viele Studien und Therapien die Wirksamkeit belegen.
                        Aber wenn ich es jedesmal wieder nach ein paar Tagen abbreche mit ner faulen Pseudo-Ausrede, kann's wahrscheinlich nix werden...


                        In jedem Fall kann ich Deine Situation und gerade Deine Symptome im Ansatz sehr gut nachvollziehen. Gerade dieses aufgeputschte Von-0-auf-100-Symptom mit dem Aufwachen kenne ich aus meinen akuten Phasen auch nur zu gut; das rührt wohl wirklich von einer permanenten, hypersensiblen Alarmbereitschaft der Psyche her, die über's Ziel hinausschießt.
                        Mittlerweile habe ich das seit Jahren so extrem nicht mehr, wie auch immer ich das hinbekommen habe, keine Ahnung. Dafür aber eben immer noch oft genug Ohren-/Streßklingeln im Tagesverlauf, abends beim Einschlafen und/oder morgens beim Aufwachen. Ist nicht so extrem wie der große Alarmkick mit dem Augen-Aufmachen, aber immer noch unangenehm genug.


                        Hoffe, ich bin mit meinem Text nicht zu weit an Deinem Thema und Deinen Problemen vorbei
                        Ich wollte Dir nur "kurz" zeigen, daß Du wie gesagt nicht die Einzige bist; mir geht's im Ansatz mit ner ganzen Reihe von Deinen Symptomen sehr ähnlich bzw. genauso. Ich bin aber nach wie vor davon überzeugt, daß ich mit der Selbstliebe, den Meditationen und auch dem Weinen und Tränen-Rauslassen grundsätzlich auf dem richtigen Weg bin. Ich hab nur leider auch keine Ahnung, wie weit es noch ist... steht nirgends ein Kilometer-Schild


                        LG und einen schönen Montag-Abend
                        Alex

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                        • Re: Ich kapiere es einfach nicht!

                          Hallo VSV,

                          ich glaube bei so Zuständen ist auch immer besonders belastend wenn man nicht genau weiß was es ist.
                          Wenn ich z.B. Schmerzen im Körper habe dann fange ich an mich verrückt zu machen, sagt dann der Arzt es ist Arthrose, dann ist alles etwas leichter, da ich dann weiß es bringt nicht um.
                          Ich denke das ist ein wichtiger Faktor, das was Angst macht und damit gelassener umgehen zu können ist echt schwierig, gerade wenn von medizinischer Seite keine klaren Aussagen kommen, vielleicht auch alles nicht so ernst genommen wird.
                          Nachts ist so etwas vielleicht noch intensiver, weil man da ein Stück Kontrolle abgibt, durchs Schlafen selbst.

                          Es gibt ja Menschen die sich einfach sagen können, es kommt wie es kommt und wenn mir keiner was genaues sagen kann, dann kann ich es ja sowieso nicht beeinflussen und damit recht unbeschwert leben können.
                          Ich denke so eine Einstellung hilft allemal gegen die Intensität der Symptome, weil ein gut Teil davon bestimmt der Unsicherheit und Ängsten geschuldet ist, selbst wenn man etwas medizinisches hat macht die Psyche es dann nochmal schlimmer.

                          Leider gehöre ich selber überhaupt nicht zu diesen Menschen, ich könnte besser damit umgehen einen Arm zu verlieren, als nicht zu wissen woher etwas kommt das einfach nicht verschwindet.
                          Ob man das lernen kann, alles nicht so an sich ran zu lassen?
                          Ich für meinen Teil denke es ist auch eine Typfrage und je länger man der Typ Mensch ist der man heute ist, desto unwahrscheinlicher dürfte es sein das Denken nochmal komplett verändern zu können.
                          In der Beziehung bin ich ganz bei deiner Therapeutin, es gilt im hier und jetzt zu sein und das was gerade ist zu bearbeiten.
                          Da verstehe ich dann aber nicht warum sie sich nicht um dein Befinden und deine Ängste kümmert?
                          Natürlich ist eine VT gerade dafür da, dafür zu sorgen dass das was gerade akut ist auch erträglicher wird und auch in einer VT muss dabei in die Vergangenheit gescheut werden, Begebenheiten hinterfragt und entschlüsselt werden.
                          Das eine ist ohne das andere gar nicht möglich, keine Therapie kann sich ausschließlich mit Vergangenem, oder der Gegenwart beschäftigen, beides ist nicht zu trennen.
                          Nur dass bei einer VT nicht ganz so tief geschürft wird, aber Ursachen und vor allem Gefühle sind auch dort ein sehr wichtiger Faktor, denn diese bestimmen darüber wie du damit besser umgehen kannst und welche Strategie für das hier und jetzt am Besten greift.

                          @Alex,
                          das was du da von deinem Vater berichtet hast, ich glaube das erklärt ein Stück weit warum du so bist wie du bist.
                          Alles richtig machen, Anerkennung brauchen, dich abgelehnt fühlen wenn diese nicht so kommt wie gedacht, Kritik nicht so leicht weg stecken können, vielleicht sogar die Angst für jene die du liebst auch nicht wichtiger zu sein als es bei deinem Vater erscheint.
                          Immerhin ist er ja dein Vater und da sollte man doch meinen er ist jener der dir die meiste Liebe entgegenbringt, die größte Sicherheit vermittelt, dich nimmt wie du bist und dich nicht abtut wie einen fremden, passiert das nicht ist das Urvertrauen angekratzt.
                          Ich habe auch einen Vater der streckenweise an deine Schilderungen erinnert, auch die Folgen sind zum Teil ähnlich und am Selbstwert gehen solche Gefühlsarmen Menschen auch nicht spurlos vorüber.
                          Besonders wenn ein Kind darum kämpfen muss dass gewürdigt wird was es tut und wenn es nicht gewürdigt und als wertvoller Mensch angenommen wird, dann wird es auch als erwachsener um diese Aufmerksamkeiten weiter kämpfen. Auch wenn es eigentlich gar nicht mehr nötig ist, es wird weiter darum gekämpft der Gute zu sein um nicht in Gefahr zu geraten etwas zu verlieren, weil die Ansprüche nicht erfüllt werden und dann landet man hier.:-)

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                          • Re: Ich kapiere es einfach nicht!

                            "..warum manche Symptome geradezu periodisch erscheinen, was natürlich schon wieder zu einer neuen Beunruhigung führt."

                            Vermutlich reicht Ihre Kraft immer nur eine gewisse Zeitspanne, alle Widrigkeiten irgendwie zu kompensieren.

                            Da die Stützen von außen nun weggefallen und Sie auf sich allein gestellt sind, empfinden Sie das Geschehen periodisch, was es ja nach dieser These auch ist.

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                            • Re: Ich kapiere es einfach nicht!

                              Hallo lieber Alex,

                              ähnliches habe ich an den Geburtstagen meiner Mutter erlebt unter anderen Vorzeichen. Eigentlich spielte es sich immer gleich ab, ich weiss heute noch nicht, warum ich das Verhalten meiner Mutter nicht einfach als Lachnummer abtun konnte. Zu groß war die Enttäuschung.
                              An ihren Geburtstagen trohnte meine Mutter empfangsbereit huldvoll in ihrem großen Sessel, umgeben von einem Blumenmeer, weiss Gott woher die Blumen alle waren , mein Sträußchen sah dagegen mehr als bescheiden aus. Ihr frisch ondoliertes Haupt und die festliche Robe forderte geradezu dazu heraus, ihr Ehrerbietung zu erweisen.
                              Leider war ich nicht die richtige Tochter für sie. Mißbilligend betrachtete sie meine Frisur, ich gebe zu, ich habe damit auch heute noch Probleme. Dann meine Garderobe! Wo hast du sie gekauft? Nun musste ich gestehen, bei C und A. Aha, sagte sie! Mehr nicht.
                              Dann musste mein Vater Fotos machen. Sehr viele, denn immer meinte sie, nicht gut genug getroffen zu sein, mein armer Vater knipste immer im unrichtigen Moment und das hatte er später als die Bilder entwickelt waren, zu büßen. Wäre gar nicht nötig gewesen, denn sie zerriss alle Aufnahmen, die ihr nicht gefielen.
                              So lange ich mich erinnern kann, gab es dann zum Abendessen Wiener Würstchen und Kartoffelsalat. Obwohl der gar nicht schlecht schmeckte, schaffte sie es, mir auch das Essen zu verleiden, indem sie auf meine Kinder schielte, und Tischmanieren predigte. Oh weh, wenn einer sogar Trauerränder unter den Fingernägeln hatte. Da ging sie doch tatsächlich mit ihm ins Bad, nahm die Bürste und scheuerte solange, bis er entsprechend rein aussah. Der Flunsch von meinen Söhnen danach sehe ich heute noch vor mir.
                              Ach, was war ich froh, wenn dieser Geburtstag überstanden war. Damals war ich enttäuscht, denn ich hätte ja auch so gerne einmal etwas über mich erzählen wollen, nur ein kleines bisschen. Vielleicht auch ein bisschen Anerkennung bekommen wollen, für mein Leben mit Beruf, Haushalt und Kindern.
                              Ich kann mich noch erinnern, dass ich auf dem Nachhauseweg meinem Herzen regelmäßig Luft machte, das konnte ich damals noch sehr gut, wobei mein Ältester dann immer sagt, "wie kannst du nur so über die Oma reden." Auch mein Mann verzog nur das Gesicht, irgendwie auch mißbilligend !
                              Später dann, als sie dement war, gab es so etwas nicht mehr. Es war aber mindestens genau so schlimm.
                              Wahrscheinlich wäre es leichter gewesen, wenn ich hätte über meinen Schatten springen können , vielleicht Psychologin gewesen wäre, nicht so sehr an meinem Selbstbewusstsein hätte kratzen lassen, kurzum einfach die richtige Tochter, die alle an sie gestellten Ansprüche erfüllen kann.
                              Und wie ist es heute mit den Ansprüchen an die Eltern? Wenn ich deinen Bericht über deinen Vater lese, ist auch da noch einiges im Argen. Vielleicht haben wir halt auch nur Pech gehabt.

                              VSV

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                              • Re: Ich kapiere es einfach nicht!

                                [QUOTE=Tired;n2701504]Hallo VSV,

                                ich glaube bei so Zuständen ist auch immer besonders belastend wenn man nicht genau weiß was es ist.
                                Wenn ich z.B. Schmerzen im Körper habe dann fange ich an mich verrückt zu machen, sagt dann der Arzt es ist Arthrose, dann ist alles etwas leichter, da ich dann weiß es bringt nicht um.
                                Ich denke das ist ein wichtiger Faktor, das was Angst macht und damit gelassener umgehen zu können ist echt schwierig, gerade wenn von medizinischer Seite keine klaren Aussagen kommen, vielleicht auch alles nicht so ernst genommen wird.
                                Nachts ist so etwas vielleicht noch intensiver, weil man da ein Stück Kontrolle abgibt, durchs Schlafen selbst.

                                Es gibt ja Menschen die sich einfach sagen können, es kommt wie es kommt und wenn mir keiner was genaues sagen kann, dann kann ich es ja sowieso nicht beeinflussen und damit recht unbeschwert leben können.
                                Ich denke so eine Einstellung hilft allemal gegen die Intensität der Symptome, weil ein gut Teil davon bestimmt der Unsicherheit und Ängsten geschuldet ist, selbst wenn man etwas medizinisches hat macht die Psyche es dann nochmal schlimmer.

                                Leider gehöre ich selber überhaupt nicht zu diesen Menschen, ich könnte besser damit umgehen einen Arm zu verlieren, als nicht zu wissen woher etwas kommt das einfach nicht verschwindet.
                                Ob man das lernen kann, alles nicht so an sich ran zu lassen?
                                Ich für meinen Teil denke es ist auch eine Typfrage und je länger man der Typ Mensch ist der man heute ist, desto unwahrscheinlicher dürfte es sein das Denken nochmal komplett verändern zu können.
                                In der Beziehung bin ich ganz bei deiner Therapeutin, es gilt im hier und jetzt zu sein und das was gerade ist zu bearbeiten.
                                Da verstehe ich dann aber nicht warum sie sich nicht um dein Befinden und deine Ängste kümmert?
                                Natürlich ist eine VT gerade dafür da, dafür zu sorgen dass das was gerade akut ist auch erträglicher wird und auch in einer VT muss dabei in die Vergangenheit gescheut werden, Begebenheiten hinterfragt und entschlüsselt werden.
                                Das eine ist ohne das andere gar nicht möglich, keine Therapie kann sich ausschließlich mit Vergangenem, oder der Gegenwart beschäftigen, beides ist nicht zu trennen.
                                Nur dass bei einer VT nicht ganz so tief geschürft wird, aber Ursachen und vor allem Gefühle sind auch dort ein sehr wichtiger Faktor, denn diese bestimmen darüber wie du damit besser umgehen kannst und welche Strategie für das hier und jetzt am Besten greift.

                                @Alex,
                                das was du da von deinem Vater berichtet hast, ich glaube das erklärt ein Stück weit warum du so bist wie du bist.
                                Alles richtig machen, Anerkennung brauchen, dich abgelehnt fühlen wenn diese nicht so kommt wie gedacht, Kritik nicht so leicht weg stecken können, vielleicht sogar die Angst für jene die du liebst auch nicht wichtiger zu sein als es bei deinem Vater erscheint.
                                Immerhin ist er ja dein Vater und da sollte man doch meinen er ist jener der dir die meiste Liebe entgegenbringt, die größte Sicherheit vermittelt, dich nimmt wie du bist und dich nicht abtut wie einen fremden, passiert das nicht ist das Urvertrauen angekratzt.
                                Ich habe auch einen Vater der streckenweise an deine Schilderungen erinnert, auch die Folgen sind zum Teil ähnlich und am Selbstwert gehen solche Gefühlsarmen Menschen auch nicht spurlos vorüber.
                                Besonders wenn ein Kind darum kämpfen muss dass gewürdigt wird was es tut und wenn es nicht gewürdigt und als wertvoller Mensch angenommen wird, dann wird es auch als erwachsener um diese Aufmerksamkeiten weiter kämpfen. Auch wenn es eigentlich gar nicht mehr nötig ist, es wird weiter darum gekämpft der Gute zu sein um nicht in Gefahr zu geraten etwas zu verlieren, weil die Ansprüche nicht erfüllt werden und dann landet man hier.:-)

                                Kommentar


                                • Re: Ich kapiere es einfach nicht!

                                  Hallo Herr Dr. Riecke,

                                  "Vermutlich reicht Ihre Kraft immer nur eine gewisse Zeitspanne, alle Widrigkeiten irgendwie zu kompensieren.

                                  Da die Stützen von außen nun weggefallen und Sie auf sich allein gestellt sind, empfinden Sie das Geschehen periodisch, was es ja nach dieser These auch ist." [/QUOTE]

                                  Und wenn es mir gelingen sollte, alle Widrigkeiten mit der Zeit besser zu kompensieren, könnte das zu einer Symptomminderung führen, letztendlich?
                                  Und Sie meinen, ich empfinde das nur als periodisch, weil ich periodisch instabil bin, durch was auch immer, oder mal mehr oder weniger?

                                  Ihre Aussage hilft mir sehr, denn es ist für mich leichter zu ertragen, dass letztenendes meine überforderte Psyche der Urheber dieser Baustelle ist, und nicht etwas körperliches, mal abgesehen von einem banalen Infekt oder weniger schwer wiegenden körperlichen Erkrankungen.

                                  Trotz allem scheint da noch ein recht steiniger Weg vor mir zu liegen. Weiss Gott!

                                  Danke, VSV

                                  Kommentar


                                  • Re: Ich kapiere es einfach nicht!

                                    "Und wenn es mir gelingen sollte, alle Widrigkeiten mit der Zeit besser zu kompensieren, könnte das zu einer Symptomminderung führen, letztendlich?"

                                    Unbedingt!

                                    Wenn Sie es schaffen, gelassener zu werden, die Widrigkeiten einfach nur zu akzeptieren und nicht aktiv gegen Dinge anzugehen, die sich ohnehin nicht verändern lassen, dann wären Sie ein großes Stück weiter.

                                    Ihre sozial-familiären Defizite, die Sie in letzter Zeit erlebt haben, lassen sich weder rückgängig machen, noch adäquat ersetzen.

                                    Irgendwann wird es aber eine neue Qualität in den interpersonalen Bedingungen geben, neue Bekannte, die vielleicht zu Freunden werden.

                                    Das soziale Netz ist ja ein wichtiger Baustein für Ihren Selbstwert. Und zum Glück einer, der sich gestalten lässt.

                                    Kommentar


                                    • Re: Ich kapiere es einfach nicht!

                                      Hm, VSV, da scheint bei deinem vorletzten Post Text verloren gegangen zu sein.

                                      Du kriegst es bestimmt hin, dass sich dein Befinden bessert.
                                      Nur nicht Einigeln, die Routine macht es irgendwann leichter in Kontakt mit der Außenwelt zu bleiben.

                                      Kommentar


                                      • Re: Ich kapiere es einfach nicht!

                                        Hallo tired,

                                        Ich gebe dir da schon recht. Aber ich kann einfach nicht zu viel unternehmen, denn das schafft mich einfach zu sehr. Anscheinend habe ich heute eh meinen nachdenklichen Tag und hoffe, nicht zu sehr zu belasten.

                                        Ein ganz normaler Trauerstammtischabend war eine große Herausforderung für mich. Ich konnte bis 4.00 Uhr morgens nicht einschlafen danach und war vollkommen aufgeputscht davon.
                                        Im Lokal war es allerdings auch sehr laut und irgendwie auch nicht kuschelig.

                                        Ich bin überhaupt sehr empfindlich gegenüber Lärm geworden. Straßenlärm bereitet mir Herzklopfen. Laute Musik geht mir durch Mark und Bein. Ohrwürmer wiederholen sich des öfteren. Reizüberflutung macht mich unruhig und hibbelig. Dazu noch jeden dritten Tag Tinnitus. Am besten ist es immer noch, ruhig auf der Couch zu liegen und den ganzen Stress wegzuatmen, Kreuzworträtsel zu lösen und viel zu lesen.

                                        So gern ich unter Menschen bin, so wenig habe ich zur Zeit das Bedürfnis danach. Ich spreche aber jeden Abend ca. 1 Stunde mit einer Telefonfreundin aus Thüringen mit einem ganz ähnlichen Schicksal wie ich. Also, das passt schon irgendwie.

                                        Dann kommt noch die Sozialarbeiterin von der Diakonie ins Haus, Sohnemann ist abends da, Therabesuche sind angesagt, ab und zu ein Gespräch mit der Nachbarin oder dem Postboten. Ein Besuch auf dem berühmten Rothenburger Weihnachtsmarkt hat mich an meine Grenzen gebracht, zu laut , zu viel Licht, zu viel Leute. Solche Sachen habe ich früher mit links weggesteckt. Und eigentlich hatte ich mich darauf gefreut und es war ja auch ganz nett.
                                        Ich bin einfach vollkommen lahm, aber nicht depressiv ,bewältige Haushalt, Haus, Garten und finanzielle Dinge noch eingermaßen gut, allerdings mit vielen Ruhepausen.

                                        Möglicherweise zehren die letzten zehn stressreichen Jahre noch immer an mir obwohl ich es jetzt aufregungstechnisch so viel besser als früher habe. Ob es wohl auch so ist, dass man ohne große seelische Defizite zu haben, einfach nur seelisch erschöpft sein kann. Und ja, ich bin 75, vergleichen mit anderen unternehmungslustigen Leuten in meinem Alter darf ich mich allerdings nicht.

                                        Aber es gibt ja auch schon bessere Tage und ich hoffe so sehr, dass die immer mehr werden. Das Forum hier ist mir auch eine große Stütze, weil ich feststelle, dass ich mit meinen Problemen nicht ganz allein bin.

                                        Alles Liebe

                                        VSV


                                        l

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                                        • Re: Ich kapiere es einfach nicht!

                                          Ein ganz normaler Trauerstammtischabend war eine große Herausforderung für mich
                                          Naja, ich kenne mich jetzt mit Trauerstammtischen nicht aus... aber ehrlich gesagt hört sich das auch nicht unbedingt nach zwangsläufig leichter und stets entspannter Kost an.
                                          Da würde ich definitiv nicht zuviel hinein interpretieren - wenn schon manche Geburtstagsfeier anstrengend sein kann , sind es solche Jahrestage von ihrer Bedeutung her noch viel eher. Man wird an die Vergangenheit erinnert, womöglich an eine schöne, in der man mit dem/der Verstorbenen friedliche und wunderschöne Zeiten verbracht hat - und an so einem Abend wird man dann daran erinnert und trauert nicht nur der Person, sondern auch den vergangenen Zeiten hinterher.
                                          Erlaube Dir, daß Du so empfunden hast und etwas/sehr aufgewühlt warst

                                          Ich bin überhaupt sehr empfindlich gegenüber Lärm geworden. Straßenlärm bereitet mir Herzklopfen. Laute Musik geht mir durch Mark und Bein. Ohrwürmer wiederholen sich des öfteren. Reizüberflutung macht mich unruhig und hibbelig. Dazu noch jeden dritten Tag Tinnitus. Am besten ist es immer noch, ruhig auf der Couch zu liegen und den ganzen Stress wegzuatmen, Kreuzworträtsel zu lösen und viel zu lesen.
                                          Das kann ich phasenweise wie gesagt voll und ganz für mich unterschreiben.

                                          Wie schonmal gesagt: Gerade, weil Du grundsätzlich gern unter Menschen und auch einigermaßen unternehmungsfreudig bist, würde ich Dir wirklich mal einen kleinen (!) Gruppenkurs Autogenes Training, Meditation, Yoga, Tai-Chi oder nen Kirchen-/Gospel-Chor empfehlen. Das könnte Dir vielleicht dabei helfen, auch wieder andere Seiten des Zusammenseins mit anderen Menschen zu erfahren. Nicht jede Gruppe muß sich zwangsläufig immer in lauten Kneipen oder auf Weihnachtsmärkten zusammenfinden.

                                          Möglicherweise zehren die letzten zehn stressreichen Jahre noch immer an mir obwohl ich es jetzt aufregungstechnisch so viel besser als früher habe. Ob es wohl auch so ist, dass man ohne große seelische Defizite zu haben, einfach nur seelisch erschöpft sein kann.
                                          Definitiv ja, denke ich.
                                          Weiterhin können der Körper und die Psyche manches, was sich ereignet hat, erst aufarbeiten, wenn etwas Ruhe eingekehrt ist - solange Du unter Strom standest damals, hast Du Dir das Erschöpftsein und Zusammenklappen garantiert "verboten", richtig? Es ging ja wahrscheinlich eben auch nicht, irgendwas wird immer gewesen sein... oder?
                                          Schließlich gibt es eben einschneidende Lebensereignisse, die nachwirken.

                                          Bei Dir werden garantiert Zweitens und Drittens zusammenkommen - das Lange-Aushalten-sich-Ruhe-Versagen-und-keine-Zeit-für-Ausruhen-haben, und die Ereignisse.

                                          Und ja, ich bin 75, vergleichen mit anderen unternehmungslustigen Leuten in meinem Alter darf ich mich allerdings nicht.
                                          Richtig, aber auch in der anderen Richtung nicht!
                                          Du bist garantiert unternehmungsfreudiger, aufgeschlossener und trotz aller Umstände aktiver als es manch eine 75-Jährige schon ohne solche Geschichten ist. Von in irgendeiner Weise anders vom Schicksal gebeutelten Altersgenossen nicht zu reden.
                                          Und wenn ich mir meinen Vater mit 68 ansehe, dann igelt der sich garantiert mehr ein, und das ganz ohne Symptome wie die Deinigen zu haben. Nen Stammtisch und nen Weihnachtsmarkt hat er garantiert seit 15 Jahren nicht mehr gesehen, und seine Besuche bei mir, seit ich vor 20 Jahren ausgezogen bin, kann ich ungelogen an einer Hand abzählen!!

                                          Also: Genauso, wie Du es zu mir sagst, sage ich es jetzt Dir: Stell Dein Licht nicht unter den Scheffel
                                          Du machst das alles genau richtig und im richtigen Tempo und mit der erforderlichen Ruhe. Da ist nichts falsches dran, sondern das ist nur vernünftig und sinnvoll. Je mehr Achtsamkeit und Ruhe Du jetzt beherzigst, wo es nötig ist, umso besser kommst Du durch diese Phase durch und raus

                                          Sei gnädig, verständnis- und liebevoll mit Dir und zur Dir selbst - Du kannst stolz auf Dich sein

                                          LG,
                                          Alex

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                                          • Re: Ich kapiere es einfach nicht!

                                            Hallo Alex,

                                            danke für die Blumen. Bin ganz, ganz gerührt über deine einfühlsamen Worte. Danke, jetzt bin ich wieder ein bisschen getröstet.

                                            Und doch noch etwas zu dem Trauerstammtisch. Das sind einzelne Betroffene, die sich wie ich, vom eigentlichen Trauertreff losgelöst haben und ganz normal miteinander umgehen. Es ist schon irgendwie zum Lachen. Sämtliche vier Witwer haben binnen drei Jahren wieder neue Partnerinnen gefunden und freuen sich mehr oder weniger des Lebens. Aus der Gruppe heraus hat sich selbst ein Paar gebildet, eines von dem es niemand erwartet hätte.
                                            Ich gönne es jedem, wenn er nach der schweren Trauerzeit sein Glück noch einmal in die Hand nehmen will, aber ich kann da einfach nicht mitschwingen, zu viel vergangenes lastet noch auf mir. Es ist einfach unvorstellbar für mich zur Zeit, munter durch den Tag zu tingeln.Irgendwie wird es an diesem Stammtisch von einem verständlicherweise auch erwartet, dass es einem gut gehen sollte. Ich kann da einfach innerlich nicht mithalten und bin deshalb manchmal auch ein bisschen einsam, versuche aber, mir das nicht anmerken zu lassen und das Beste daraus zu machen.
                                            Von der Diakonie wird eine Entspannungs- eine Frühstücks und eine Wandergruppe angeboten. Da könnte ich evtl. auch hingehen durch Vermittlung meiner Sozialarbeiterin. Kurse, die abends angeboten werden, kann ich nicht besuchen, weil unsere Stadtbusse um diese Uhrzeit nicht mehr fahren und ich zwar ein Auto, aber keinen Führerschein habe!!!!!!!Und Sohnemann will ich nicht überfordern.
                                            Mit deinem Papa! Wenn er wüsste und schätzen könnte, was er für einen wertvollen Sohn hat, dann müsste er den ganzen Tag glücklich sein! Du kannst auch stolz auf dich sein!!!!!!!!!!.
                                            VSV

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                                            • Re: Ich kapiere es einfach nicht!

                                              Hallo,

                                              Nach zwei schlimmen Tagen geht es mir heute etwas besser.
                                              Ich habe mich in der letzten Zeit etwas genauer beobachtet und kann nachvollziehen, was tired gemeint hat. Es scheint tatsächlich so zu sein, dass meine Psyche ständig auf der Lauer vor neuem Unheil liegt, mit den Folgen vieler körperlicher Symptome, die ich nicht steuern kann. Selbst wenn ich meinem Unterbewusstsein erklären will, dass es zur Zeit nichts zu befürchten gibt, reagiert es, scheinbar auf jeden Mist. Ich arbeite sehr viel an mir, aber der Erfolg will sich einfach nicht einstellen. Ein Albtraum in der Nacht, macht den ganzen nächsten Tag zunichte. ein ängstlicher Gedanke und der Körper reagiert.
                                              Die scheinbare Medikamentenunverträglichkeit dieses Arthrosemittels mit Jucken und Muskelkrämpfen wirft mich vollkommen aus der Bahn. Arzt ist erst nächste Woche wieder erreichbar, Langsam zweifele ich daran, ob das überhaupt das richtige Medikament war. Wie kann ich dem allen nur entgegensteuern?Ich bin ja nicht überlastet eigentlich!

                                              Dieses Stimmungshin- und her, einmal aufgedreht, dann wieder erschöpft schafft mich.
                                              Könnte es mit den Schlafstörungen sich so verhalten, dass durch die jahrelange Medikamenteneinnahme von Mirtazipin mein Schlafrhythmus aus dem Lot geraten ist? Ich denke vor allem da an diese intensive Träumerei, und das Früherwachen. Seltsamerweise geht es mir tagsüber besser, wenn ich weniger schlafe, auch meinem Tinnitus. Das entbehrt doch jeder Logik!

                                              Wie, bitte wie, kann ich meiner Psyche klarmachen, dass sie in allem vollkomen falsch liegt, dass es eine endgültige Sicherheit nicht gibt, dass ich mich nicht ständig beobachten sollte, dass ich einfach einmal ohne Ängste vor mich hinleben kann , dass sie nicht ständig auf der Lauer liegen sollte? Meine Psyche ist doof!!!!


                                              VSV







                                              I

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                                              • Re: Ich kapiere es einfach nicht!

                                                Hallo VSV

                                                Seltsamerweise geht es mir tagsüber besser, wenn ich weniger schlafe,
                                                Das kenne ich sehr gut, das zu wenig Schlaf sogar euphorisch machen kann.
                                                Dieser Umstand ist etwas das auch die Psychiatrie für sich nutzt, hast du schon einmal was von Schlafentzug gehört?
                                                Im Rahmen eines Klinikaufenthalts wird zwei, drei mal die Woche in der zweiten Hälfte der Nacht, manchmal sogar die ganze Nacht, auf Schlaf verzichtet.
                                                Es darf erst wieder in der nächsten Nacht geschlafen werden, also kein Mittagsschlaf, das wird sogar recht erfolgreich in depressiven Phasen eingesetzt.
                                                Du erfährst also etwas das die Medizin auch entdeckt hat, weniger Schlaf kann dabei unterstützen Depressionen zu bessern.

                                                Deine Psyche ist auch nicht doof, sie hat über lange Zeit gelernt dass Gefahren sehr real sind und deinen Alltag begleitet haben, die Psyche hat über die Zeit gelernt dies als Normalzustand anzunehmen und somit versucht sie unentwegt die Gefahr zu erkennen bevor sie da ist.
                                                Vielleicht versucht sie dich so zu entlasten, damit du dich in der Zeit bewusst um anderes kümmern kannst, während sie ohne dein Zutun über die nächsten Gefahren wacht um dich rechtzeitig warnen zu können.
                                                In der Steinzeit wäre das noch lebensrettend gewesen, Beeren Sammeln während die Sinne nach dem Bären Ausschau halten.
                                                In unserer Zeit ist es krank machend da diese Ängste aus dem Ruder geraten, wir auch zu viel Bewusstsein haben um damit natürlicher umgehen zu können, wir brauchen diese Funktion einfach nicht mehr aber sie ist dennoch da und wir sind fähiger als unsre Vorfahren uns darüber Gedanken zu machen, Angst vor dem Morgen zu bekommen, dieses Gefühl zu fürchten und es dadurch noch stärker zu fühlen.

                                                Wie man dagegen erfolgreich ankämpfen kann, kann ich dir leider auch nicht sagen, aber normalerweise wäre das ein Standardthema für deine Therapeutin, wenn sie denn mal drauf eingehen würde.
                                                Vielleicht müssen einem die Gefahren ein Stück weit egal werden, wenn ich vor dem Eintreten eines Umstandes keine Angst habe, dann kann auch die Psyche keinen Ansatz finden um dir Angst zu suggerieren.
                                                Im Sinne von egal meine ich, dir zu überlegen vor was du Angst hast, es als eingetretenes Szenario durchdenken, was wäre das Schlimmste was passieren könnte und zu versuchen dieses Schlimme zu entschärfen, da es immer einen Weg gibt klar zu kommen, auch wenn etwas passiert.
                                                Der andere Gedanke wäre, du kannst nichts beeinflussen von dem du nicht weißt was es genau ist und ob es jemals eintritt, es ist also zwecklos Angst vor etwas zu haben das noch nicht einmal in Gang gesetzt wurde.
                                                Ich denke besonders letzteres braucht sehr viel Zeit, das Gehirn braucht Zeit um diese Autosuggestionen zu verinnerlichen und das was Gefahr wittert langsam zu verdrängen.

                                                Ob Mirtazapin den Schlafrhythmus durcheinander bringen kann, weiß ich leider auch nicht, ich kenne es nur als Mittel um genau diesen Rhythmus wieder zu finden.
                                                Ich kann mir aber vorstellen dass anhaltende Albträume aufgrund des Medikaments und dass dadurch provozierte Aufwachen, etwas mit dir machen können.
                                                Eben auch wieder eine Gefahr signalisieren und verinnerlichen die eigentlich nicht da ist, aber in deinem Gedächtnis festgeschrieben wird, mit jedem weiteren Traum.
                                                Da habe ich Glück dass mich nur sehr selten Träume erschrecken und ich den übelsten Albträumen meist eher Neugierde als Ängste entgegenbringen kann.
                                                Ich denke sonst hätten meine Träume und die daraus resultierenden Nachtwanderungen, sicher auch einiges mit mir gemacht, was den Schlaf zum Feind werden lässt.
                                                Vielleicht kannst du ja irgendwie den Träumen etwas positives abgewinnen, überlegen um was sie gehen und ob das vielleicht eine Bedeutung haben könnte, die Hinweise auf deine Ängste liefert.
                                                Versuch den Träumen mit Interesse zu begegnen, mit Neugierde ob sie wohl etwas über dein Unterbewusstes verraten und die negativen Gedanken und Gefühle, durch positive Neugierde zu ersetzen.

                                                Leicht gesagt, so etwas ist sicher schwierig und ich bin froh dass mir zumindest der meist entspannte Umgang mit den Träumen in die Wiege gelegt wurde und ich nur mit einem immer wiederkehrenden Szenario Probleme habe, welches aber Phasenweise über Wochen immer wieder da ist.
                                                Aber auch da gab es etwas was mir ein wenig helfen konnte, man kann lernen seine Träume zu kontrollieren.
                                                Nun, kontrollieren kann ich sie immer noch nicht wirklich, mir fällt aber während so eines Traums viel frühzeitiger ein dass es ein Traum ist und so komme ich viel schneller wieder runter, erspare mir dadurch oft das eigentliche Grauen dieses Traumes.
                                                Irgendwie gelingt es immer öfter das Bewusstsein für diesen Traum mit in den Schlaf zu nehmen und mich genau daran zu erinnern, wenn ich in dieser üblen Phase zwischen Aufwachen und Schlafen bin, in der normalerweise die Panik übernimmt.
                                                Da kann ich mir immer häufiger selber sagen, es ist nur Traum und du wirst ihn überleben, du musst nur wach werden und aufhören das zu tun was dir der Traum suggeriert dass du es tun musst.
                                                Das wäre auch ein gutes Thema für eine Therapie, die VT kennen durchaus Techniken mit denen gelernt werden kann in einen Traum aktiv einzugreifen, das Bewusstsein jederzeit anschalten zu können und das auch ohne aufwachen zu müssen.

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                                                • Re: Ich kapiere es einfach nicht!

                                                  "Das entbehrt doch jeder Logik!"

                                                  Nein, es ist sogar umgekehrt.

                                                  Für die positive Transmitterkonstellation ist manchmal weniger Schlaf sogar günstig.

                                                  Tired hat ja schon auf den Schlafentzug bei bestimmten Depressionsformen hingewiesen.

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