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Verfrühte/Unnötige Stanzbiopsie wegen eines evtl. verfälschten PSA-Werts?

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  • Verfrühte/Unnötige Stanzbiopsie wegen eines evtl. verfälschten PSA-Werts?

    Sehr geehrter Herr Dr. Kahmann,
    liebe Forumsmitglieder,

    ich habe mich hier angemeldet, weil mein Mann ein Problem mit seiner Prostata hat und wir diesbezüglich momentan etwas ratlos sind. Und da er so gar nicht der Forumsleser und -schreiber ist, erbitte ich nun für ihn und damit uns Ihren Rat.

    Mein Mann wird im Mai 52 Jahre alt. Seit eineinhalb Jahren weiß er, daß er Diabetes Typ II a hat, seitdem nimmt er früh und abends je 500 mg Metformin. Ansonsten nimmt er keine Medikamente. Er ist normalgewichtig, ernährt sich vernünftig und macht viel Sport. Eine familiäre Vorbelastung mit Prostata-Ca besteht nicht. Er hat keinerlei Beschwerden, die auf eine krankhafte Veränderung der Prostata hinweisen könnten.

    Wegen des Diabetes muß mein Mann regelmäßig vierteljährlich zum Gesundheits-Check zu unserer Hausärztin. Deren Tastuntersuchung ergab im September 2013 eine aus ihrer Sicht unbedenkliche Vergrößerung der Prostata. Sie riet meinem Mann zur vorsorglichen Bestimmung des PSA-Wertes. Der PSA-Wert wurde bestimmt und lag damals bei 1,8 µg/l. Weitere Maßnahmen erfolgten nicht, da der PSA-Wert im altersspezifischen Referenzrahmen lag.
    Am 27.01.2015 wurde von unserer Hausärztin wieder eine vorsorgliche PSA-Wert-Bestimmung veranlaßt. Der Wert lag dieses Mal bei 3,0 µg/l und somit zwar immer noch im altersspezifischen Referenzrahmen, aber wegen des aus ihrer Sicht bedenklichen Anstiegs des Wertes überwies unsere Hausärztin meinen Mann zum Urologen, zur Abklärung und ggf. Weiterbehandlung.

    Heute nun war mein Mann beim Urologen. Die Untersuchung ergab:

    - Tastuntersuchung: Ja, es liegt eine gewisse Vergrößerung der Prostata vor, aber keine Konsistenzunregelmäßigkeiten.

    - Anschließend transrektaler Ultraschall: Prostata 24 g schwer, doch nicht vergrößert.

    - Auswertung durch den Urologen: Die Prostata ist normal groß, der Tastbefund hat insoweit getäuscht. Für diese Größe ist der Wert von 3,0 µg/l aber zu hoch. Heute wird der PSA-Wert noch einmal bestimmt. Nächste Woche sollen wir dann anrufen und den Wert erfragen. Dieser sollte möglichst deutlich niedriger sein als 3,0 µg/l. Liegt er niedriger, so ca. bei 2,0 µg/l, dann muß nur in etwa einem halben Jahr eine nochmalige Kontrolle erfolgen. Sollte er aber wieder bei 3,0 µg/l oder sogar höher liegen, dann muß das weiter abgeklärt werden, indem unter Ultraschallkontrolle einige Gewebeproben aus der Prostata entnommen und diese anschließend untersucht werden. Mein Mann solle sich nun also zur Blutabnahme begeben, damit der PSA-Wert inkl. einiger untersetzender Werte bestimmt werden kann, außerdem wird der Blutgerinnungswert gleich mit bestimmt, damit vor Entnahme der Gewebeproben nicht noch mal Blut genommen werden muß.

    Im Anschluß an Arztgespräch und Untersuchung erfolgte dann die Blutabnahme.

    Wir haben uns nun schon recht ausführlich zu der Thematik belesen, und deshalb haben der Verlauf und das Ergebnis der Untersuchung bei uns doch einige Fragen aufgeworfen. Wir haben Probleme mit der Verfahrensweise des Urologen. Uns geht das alles zu schnell mit der angekündigten Stanzbiopsie (darum dürfte es sich ja bei der avisierten Entnahme von Gewebeproben handeln). Denn:

    - Der heutige PSA-Wert wird in einem anderen Labor bestimmt, als die beiden bisherigen Werte in 09/2013 (1,8 µg/l) und 01/2015 (3,0 µg/l). Birgt das alleine nicht schon das Risiko von Abweichungen und bedingt somit Zweifel hinsichtlich der Vergleichbarkeit der Werte?

    - Zwischen den Bestimmungen der PSA-Werte vom 27.01.2015 und heute liegen nur gut vier Wochen. Sollte der Zeitraum nicht eigentlich länger sein?

    - Sollten nicht eigentlich zunächst mindestens drei PSA-Werte über einen mehrmonatigen Zeitraum im selben Labor bestimmt werden, um ein aussagekräftiges Ergebnis zu erzielen?

    - Man liest, daß sowohl eine Tastuntersuchung, als auch eine transrektale Ultraschalluntersuchung der Prostata den PSA-Wert für mehrere Tage bis zu zweifach erhöhen können und daß die Blutentnahme deshalb unbedingt vor diesen Untersuchungen erfolgen sollte. Im Falle meines Mannes wurde die Blutentnahme für die PSA-Wert-Bestimmung jedoch nach diesen beiden Untersuchungen vorgenommen. Steht dadurch nicht von vornherein die Aussagekraft des zu bestimmenden PSA-Wertes in Frage?

    - Im Internet findet sich für ein Prostatavolumen von 20-30 ml ein PSA-Richtwert von < 4,0 µg/l. Mit 3,0 µg/l liegt der PSA-Wert meines Mannes vom 27.01.2015 im Verhältnis zur Prostata-Größe somit doch eigentlich noch im normalen Bereich, oder stimmt der Richtwert nicht?

    - Die Möglichkeit des Vorliegens einer akuten oder chronischen Prostatitis oder anderer möglicher Erkrankungen, die zu einem Anstieg des PSA-Wertes könnten, kam heute überhaupt nicht zur Sprache.

    - Auch wurde nicht abgefragt, ob irgendwelche sonstigen Einwirkungen vorliegen, die den heutigen PSA-Wert verfälschen könnten (z. B. ist mein Mann am Sonnabend, also vorgestern, mit dem Rad gefahren und hat einen Tischtennis-Wettkampf bestritten).

    Nun sieht es ja so aus, als solle in Abhängigkeit von diesem einen, mit den genannten Zweifeln behafteten PSA-Wert von heute dann als nächstes gleich eine Stanzbiopsie durchgeführt werden - oder eben nicht.

    Das macht uns ehrlich gesagt kirre. Wir wissen nicht, was wir davon halten sollen. Wir haben Zweifel, kein gutes Gefühl und sind uns unsicher, was wir nun am besten tun sollen.

    Haben Sie einen Rat für uns? Ist die von dem Urologen angedachte Verfahrensweise nachvollziehbar, oder sind unsere Zweifel berechtigt? Wäre es hilfreich, wenn mein Mann sich lieber noch bei einem anderen Urologen vorstellen würde?

    Ich bitte um Nachsicht, daß der Text so lang geworden ist.

    Schon vorab ein ganz herzliches Dankeschön für jeden Rat!

    Liebe Grüße

    Anku66


  • Re: Verfrühte/Unnötige Stanzbiopsie wegen eines evtl. verfälschten PSA-Werts?

    Es muß in der Überschrift natürlich "wegen eines evtl. verfälschteN PSA-Werts?" lauten. Leider habe ich keine Editier-Funktion gefunden.

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    • Re: Verfrühte/Unnötige Stanzbiopsie wegen eines evtl. verfälschten PSA-Werts?

      Und es liegen natürlich nicht gut vier Wochen, sondern nur drei Wochen zwischen der letzten PSA-Wert-Bestimmung und heute. Ich bitte um Entschuldigung, das ist heute definitiv nicht mein Tag. :-(

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      • Re: Verfrühte/Unnötige Stanzbiopsie wegen eines evtl. verfälschten PSA-Werts?

        Prinzipiell ist zu sagen, dass überhaupt kein Grund besteht, schnelle Entschlüsse bezüglich einer Biopsie und der daraus möglicherweise entstehenden Konsequenzen, zu fassen. Der PSA Wert ist kein Tumormarker und kann durch viele Ursachen erhöht sein und auch schwanken. einige dieser Gründe haben Sie genannt.
        Der Gesamt-PSA ist noch im Normbereich, betrachtet man jedoch weitere Faktoren wie die PSA Density, das Verhältbis zwischen Prostatagröße und PSA Wert so ist dieser auffällig. Betrachtet man die PSA Velocity, also die Geschwindigkeit des Anstieges, so ist der Wert auffällig.
        Ich denke, eine Kontrolle nach 3-4 Wochen ist zunächst einmal ok. Dann zeigt sich zumindest, ob der Wert ein Ausreisser war, ob eine Fehlmessung vorlag, ob die Tastuntersuchung den Befund beeinflusst hat.
        Wenn Sie mit der Beratung des Urologen nicht ufreiden waren, sollten Sie sich eine zweite Meinung einholen, bevor sie irgendeine Entscheidung zur Biopsie treffen.

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        • Re: Verfrühte/Unnötige Stanzbiopsie wegen eines evtl. verfälschten PSA-Werts?

          Guten Morgen, Herr Dr. Kahmann, ich danke Ihnen sehr für Ihre Antwort und Ihren ärztlichen Rat! Ja, der PSA-Anstieg und die PSA-Dichte sind bedenklich, und mein Mann will die Ursache natürlich abklären lassen. Wenn erforderlich, auch über eine Biopsie. Aber halt nicht von jetzt auf gleich unter den oben beschriebenen Umständen. Insofern haben Sie uns schon mal beruhigt, daß wir hier keine überstürzte Entscheidung treffen müssen. Wir haben nun alles für uns abgewogen. Im Ergebnis wird mein Mann zeitnah (und möglichst ohne vorherige mechanische Einwirkungen auf die Prostata und sonstige Störfaktoren) nochmals eine PSA-Wert-Bestimmung in dem Labor vornehmen lassen, in dem bereits seine beiden vorherigen Werte bestimmt wurden, und im Zuge dessen möglichst auch den Anteil des fPSA bestimmen lassen. Dann haben wir hoffentlich drei tPSA-Werte, die miteinander vergleichbar sind, und den Wert des fPSA. Sodann würden wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Werten ggf. einen anderen Urologen aufsuchen, um uns eine Zweitmeinung einzuholen und die Weiterbehandlung dort vornehmen zu lassen. Sollten sich der PSA-Anstieg und/oder die PSA-Dichte im Ergebnis der nochmaligen Messung als bedenklich bestätigen und/oder auch der PSA-Quotient Anlaß zur Sorge geben, müßte die Biopsie wohl der nächste Schritt sein, das haben wir uns zwischenzeitlich schon klargemacht. Hätten Sie freundlicherweise noch einen Rat für uns bezüglich der konkreten Durchführung der Biopsie? Man liest so viel über mögliche Verfahren... Was wäre denn hier das Verfahren der Wahl? Die "normale" TRUS-gesteuerte Biopsie? Oder doch lieber eine MRT-gestützte Biopsie? Oder gar eine unter Nutzung von cTRUS/ANNA? Wir sind mit dieser Frage gerade etwas überfordert. Vielen Dank nochmals für Ihre Hilfe! Liebe Grüße Anku66

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          • Re: Verfrühte/Unnötige Stanzbiopsie wegen eines evtl. verfälschten PSA-Werts?

            Die von Ihnen beschriebene Vorgehensweise macht sinn. Falls es zu einer Biopsie kommen sollte, wäre zunächst eine normale transrektale (durch den Enddarm) Stanzbiopsie mit 12 Biopsiezylindern gemäß der Leitlinien indiziert. Mittlerweile besteht auch die Möglichkeit mittels eines multiparametrischen MRTs suspekte Areale anzeigen zu lassen und dann gezielt zu biopsieren. Hierzu gibt es einige Zentren in Deutschland, die dies verlässlich durchführen. Hierzu zählen Heidelberg und Berlin.

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            • Re: Verfrühte/Unnötige Stanzbiopsie wegen eines evtl. verfälschten PSA-Werts?

              Vielen Dank, Herr Dr. Kahmann, Sie haben uns sehr weitergeholfen!

              Mit den besten Wünschen für ein schönes Wochenende grüßt Sie

              Anku66

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