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Selbstzerstörerisches Mitleid oder Liebe ?

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  • Selbstzerstörerisches Mitleid oder Liebe ?

    Es geht um eine mehrfachbehinderte Frau, die mit einem gesunden Mann verheiratet ist.

    Die Frau ist von Geburt an mehrfachbehindert: Sie ist ab der Lendewirbelsäule gelähmt, sitzt im Rollstuhl, hat u.a. beim Sprechen eine schwere Atemnot und eine schwere Lungenkrankheit sowie eine Fehlbildung mehrere Organe, sie ist von Geburt an ein Schwerstpflegefall und tags und nachts ständig auf die Hilfe anderer angewiesen. Die Frau hat auch noch weitere Behinderungen, die ich hier jedoch nicht weiter aufführen kann, da ich deren medizinischen Namen nicht kenne.

    Diese Frau ist jedoch mit einem gesunden Mann verheiratet, mit dem sie aufgrund ihrer schwersten Mehrfachbehinderungen nachweislich keine Intimität, egal welcher Art eingehen kann.

    Als ich dieses Paar erstmals kennengelernt habe, hat mir der Mann die Tür geöffnet und das erste, was mir an dem Mann auffiel, waren seine Augen, in denen war kein Funken Leben mehr, sie waren wie tot.

    Danach habe ich seine Frau kennengelernt und deren schwerste körperliche Behinderungen, die bei ihr von Geburt an vorliegen.

    Ich konnte mir nicht vorstellen ,was den Mann bewogen haben könnte, mit dieser Frau eine Ehe einzugehen, unter der er selber offensichtlich sehr leidet, was an seinen Augen und an seinem ganzen Verhalten deutlich erkennbar war.

    Vielleicht war es Mitleid ?

    Aber mit diesem Mitleid hat der Mann sich sein eigenes Leben zerstört ebenso wie seine Chance auf Intimität mit einer Frau und Kinderglück etc.

    Was mag solch ein Paar zusammenhalten ?

    Zu berücksichtigen ist hierbei, daß er mit dieser Frau nie intim zusammen war, da die schweren Behinderungen ja nicht erst im Laufe der Ehe durch einen Unfall erworben wurden, sondern von Geburt an so vorhanden waren, so daß ihn tatsächlich selbstzerstörerisches Mitleid ihn zu einer Ehe mit ihr bewogen haben dürfte.



  • RE: Selbstzerstörerisches Mitleid oder Liebe ?


    Wie so glaubst du zu wissen, daß er diese Frau nicht liebt bzw. geliebt hat? Hat er dir gegenüber das mal ausdrücklich erwähnt oder hast du das lediglich aus seine Augen gelesen? Kann es nicht auch sein, dass er unglücklich mit dem Zustand seiner Frau ist?

    Selbst wenn er sie nicht mehr liebt gibt es Menschen, die zu ihrem Wort stehen. "In guten wie in schlechten Zeiten" und auch die Verantwortung zu der sie sich bewust entschieden hat zu tragen. Ich finde es bewundernswert.

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    • Einfach fragen!


      Hi Manuela,

      ich kenne Dein Verhältnis zu den Eheleuten nicht, aber warum sprichst Du Deine Verwunderung nicht aus? Es ist doch dumm, sich in Spekulationen zu ergießen, wenn die einzigen, die diese Frage endgültig klären könnten, die beiden Eheleute selbst sind.

      Andererseits: Warum meinst Du, müsstest Du diese Beziehung hinterfragen? Willst Du den Mann (vor sich selbst oder vor seiner Frau?) retten? Was macht Dich so sicher, dass eine Beziehung zwischen Menschen mit Behinderungen keine Intimität kennt? Heisst Geschlechtsverkehr Intimität? Ist dann jeder Freier mit seiner **** tatsächlich intimer als ein Mann, dessen Liebesleben mit Rücksicht auf seine Partnerin nicht nach üblichem Standard abläuft?

      Viele Fragen. Einige kannst Du Dir selbst beantworten. Für den Rest bist Du auf das 4- oder 6-Augengespräch angewiesen. Ich persönlich halte Deine Position für nachvollziehbar, aber nicht für die günstigste Ausgangsposition für eine so auf Offenheit und Vertrauen basierende Fragestellung. Kläre mit Dir, was Du von einem solchen Gespräch erwartest und welche Schlüsse Du für Dich ziehen wirst, falls die von Dir erwarteten Antworten auch so ausfallen wie Du vermutest.

      Kleiner Tipp: Niemand muss den Retter für unglücklich Verliebte/Verheiratete spielen (selbst wenn feststeht, dass es sich um eine unglückliche Beziehung handeln sollte, was m.E. gar nicht so offensichtlich ist), obwohl viele Frauen überzeugt sind, genau das unbedingt tun zu müssen. Sie verletzen dabei häufig nur sich selbst und gewinnen höchstens an negativen Erfahrungen.

      Liebe Grüße
      Anke

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      • RE: Selbstzerstörerisches Mitleid oder Liebe ?


        Bei allem Mitgefühl, das aus Deiner Schilderung spricht, betonst Du doch immer wieder, daß dieser Mann keinen Geschlechtsverkehr (Penetrations-Sex um genau zu sein) mit seiner Frau ausführen kann.
        Willst Du diesen Part in seinem Leben übernehmen oder was sind Deine Gedanken?
        Vielleicht hat dieses Paar andere Wege gefunden, um Sexualität zu leben. Wenn Du schon so neurgierig bist, mußt Du nachfragen...

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        • RE: Selbstzerstörerisches Mitleid oder Liebe ?


          <<Willst Du diesen Part in seinem Leben übernehmen oder was sind Deine Gedanken? >>

          Das stand tatsächlich zwischen den Zeilen zu lesen...für mich.

          MfG

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          • RE: Selbstzerstörerisches Mitleid oder Liebe ?


            Ging mir genauso beim lesen. Ich war mir nur nicht sicher ob ich mich nicht irre. Aber scheinbar geht's nicht nur mir so.

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            • Selbstüberschätzung UND falsches Mitleid, ...


              ...das wären die Begriffe, die mir einfallen würden, wenn Manuela tatsächlich mit dem Gedanken spielen sollte, den sexuellen Part übernehmen zu wollen.

              Stichwort Selbstüberschätzung: Wie lange wird Manuela wohl aushalten, dass der Mann seine sexuellen Bedürfnisse mit ihr teilt (vielleicht sogar mit Zustimmung seiner Frau!), aber nicht mehr? Das wäre ja wohl "nix halbet un nix ganzet", wie der Ruhrgebietler sagt.

              Oder möchte sie den Mann veranlassen, diese Ehe aufzugeben? Kann sie das dann mit sich und ihrem Gewissen vereinbaren? Was - außer einer ordentlichen "Nummer" - kann sie ihm denn bieten? Woher weiß sie, was er braucht, was ihm fehlt? Fehlt ihm tatsächlich etwas? Ist Manuela automatisch eine "besserer Alternative", nur weil sie körperlich "voll funktionstüchtig" ist?

              Menschen, die mit Behinderten ihr Leben verbringen (und zwar, weil sie es wollen!), verdienen kein Mitleid, sie verdienen Respekt und Achtung - wie jeder andere Mensch in schwierigen Lebensumständen auch.

              Sicher ist ein Leben mit behinderten Menschen anstrengend und nicht-behinderte Menschen (oder solche, die nicht mit Behinderten leben) können kaum nachvollziehen, wie das wirklich ist. Umsomehr sind ehrlich gemeinte Hilfsangebote, die einem die schwierigen Lebensumstände erleichtern, gefragt, und keine - aus völlig voreingenommener Perspektive gebotenen - Fluchtwege. Das zeugt von Unverständnis.

              Zum Thema Leben mit Behinderten habe ich eine ganz konkrete Erfahrung, die aber unter anderen Vorzeichen steht und daher nicht so gut in den Zusammenhang passt. Jedenfalls musste ich aufgrund dieser Erfahrung mein eigenes Weltbild ganz schön zurecht rücken...

              Gruß
              Anke

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              • RE: Selbstzerstörerisches Mitleid oder Liebe ?


                Muß da noch eben was zu loswerden....
                Der Mann hat diese Frau freiwillig geheiratet,er war sich,im gewissen Rahmen,im Klaren darüber,was ihn erwartet.Wenn er bei Ihr bleibt,und nicht mit dem nächstbesten gesunden Mädchen durchbrennt,verdient das meine absolute Hochachtung.
                Intimitäten können auch stattfinden jenseits der Bettlaken...und es soll Menschen geben,denen an Sex nichts liegt.Vielleicht sind die beiden in der Lage aus ihren spirituellen Gemeinsamkeiten Kraft zu schöpfen.
                Also,komm Du da bitte nicht um auf "unschöne" Weise dazwischen zu funken....nimm es wie es ist,und erfreue Dich daran,daß es Menschen gibt,die mehr sehen als die Fassade......(das Thema kommt mir bekannt vor..;-))

                MfG

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                • RE: Selbstzerstörerisches Mitleid oder Liebe ?


                  hallo zusammen

                  manuela wir bei dem kerl chancenlos sein, wenn sie es darauf anlegt, seinen sexulellen bedürfnisse zu befriedigen.
                  wie schon geschrieben, es stellt sich ja die frage, ob für ihn ein defizit vorhanden ist.
                  auch scheint mit der mann sich über die tragweite gedanken gemacht zu haben und das mit voller konsequenz, als er die beziehung aufgebaut hat und später durch die hochzeit noch untermauert hat.
                  sicherlich ist es für ihn nicht leicht und er gibt sich vielleicht auch für die frau auf.
                  der mann ist bewundernswert. ich denke das weiss seine frau auch und eben das ist es auch, was ihm täglich die kraft gibt, in der beziehung weiterzuleben.
                  ich würde manuela den rat geben, die hände von ihm zu lassen, sollte es ihr verlangen sein, (seine/ihre) sexuellen bedürfnisse zu stillen. sie würde sonst alles kaputt machen. vielleicht würde sie ihn dazu kriegen, mit ihr in die kiste zu steigen, aber danach? er hätte ein schlechtes gewissen, das vertrauen zu seinem partner wäre nicht mehr da. eben das vertrauen, was die beziehung aufrecht erhält. und manuela, wäre es das was du willst, wärst du dann zufriedener?
                  eskann sein dass ich mich und einige anderen geirrt haben. für den fall möchte ich mich an dieser stelle entschuldigen.
                  sollte die situation aber so sein, so würde ich dir raten, misch dich da nicht ein. helfen ja, unglücklich machen nein.

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                  • RE: Selbstzerstörerisches Mitleid oder Liebe ?


                    Ich bin mit dem Paar nicht persönlich bekannt und habe auch kein Interesse an dem Mann.,

                    Ich habe die beiden erst kennengelernt, da ich im Wechsel mit anderen Pflegekräften, dort, vertretungsweise für einige Wochen den Haushalt geführt habe.

                    Dadurch konnte man sich schon ein gutes Bild von der Situation machen.

                    Allgemein ist es natürlich richtig was hier gesagt wurde, vor allem im Hinblick darauf, daß es glückliche Beziehungen zwischen Behinderten und Nichtbehinderten gibt.

                    Es gibt aber auch Ausnahmen, nämlich daß er gesunde Partner dabei auf Dauer unglücklich wird und dies schien bei dem betreffenden Paar der Fall gewesen zu sein.

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                    • Unter diesen Voraussetzungen...


                      ...würde ich sagen,tatsächlich einfach dem Mund aufmachen und fragen.Nein,...fragen ist verkehrt gesagt.Sag dem Mann,daß Du es Dir für Dich schwierig vorstellen könntest,so eine Beziehung zu führen........(Hört sich auch nicht so doll an...oder?)Sag ihm ,daß Du es bewunderst,wie er mit dieser Situation fertig wird (Das ist noch nichtmal sehr unsensibel ,diese Situation ist ja nu´mal da,so sehr man die sich vielleicht auch schönreden möchte)Du wirst dann sehen,ob er darüber reden möchte....und Du wirst die "Sicht" der Dinge aus erster Hand erfahren...und vielleicht kannst Du noch etwas lernen.......(hörte sich jetzt auch sehr Lehrerinnenhaft an....jajaja...sorry)

                      Grüße

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                      • OK - und jetzt?


                        Hallo Manuela,

                        schön, dass Du nochmal geschrieben hast, wie Du zu Deinen Eindrücken gekommen bist.

                        Sicher gibt es auch in Beziehungen mit Behinderten Probleme, die eine oder beide Partner zu sehr belasten als dass sie noch als glückliches Paar zu bezeichnen wären. Eine insofern völlig normale Situation.

                        Dass Nichtbehinderten vorgeworfen wird, ihren (von Anfang an oder erst im Verlauf der Beziehung so gewordenen) behinderten Partner aus reiner Selbstsucht "sitzen zu lassen", ist genau so ungerecht, wie die Behauptung, dass ein Nicht-Behinderter grundsätzlich eine Jean-d'Arc-Mentalität besitzen muss (wofür er nach landläufiger Meinung zu bemittleiden wäre), um einen Behinderten zu lieben.

                        Wenn Du den Eindruck hast, dass den Mann die Situation überfordert, besteht ein guter Grund dafür, ihn konkret zu fragen, ob und wie Du helfen kannst. Manchmal hilft es schon, ein ehrliches Gespräch führen oder weinen zu können, ohne gleich (von Angehörigen z.B.) misstrauisch beäugt zu werden. Es muss ja nicht unmittelbar eine Affäre daraus werden, wenn Du Dich noch mehr als bisher "hineinhängen" möchtest und zwischen menschlicher Fürsorge, falschem Mitleid und Lebensretterspielen unterscheiden kannst. Vielleicht gewinnst Du damit einen Freund - oder zwei...!

                        Überlege Dir gut, wie weit Du selbst Dich belasten möchtest. Das schützt vor spontanen "Missgriffen" oder Missverständnissen, die danach leidtun könnten.

                        Gruß
                        Anke

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                        • RE: Selbstzerstörerisches Mitleid oder Liebe ?


                          Ich bin mit einer behinderten Frau bekannt, die nun wirklich außer ihrem Kopf und der linken Hand nichts bewegen kann - völlig gelähmt, aber keine Gefühlsbeeinträchtigung. Diese hatte eine nicht behinderten Mann geheiratet (schon in diesem Zustand), einen Sohn geboren, der jetzt 20 Jahre alt ist und hatte, wie sie mir in vielen Gesprächen erzählte, ein angeregtes, intensives sexuelles Verhältnis mit ihrem Mann mit allem, was dazu gehört (tolle Desous, Leder, Latex, Spielzeug, Spielchen, erotische Phantasien, GV, alle möglichen anderen Befriedigungstechniken). Ihr Mann ist vor zwei Jahren verstorben. Sie ist jetzt alleine und sagt manchmal, dass sie Sex usw. ganzschön vermisst obwohl sie jetzt schon fast 60 Jahre alt ist .....

                          Habe als ich sie kennenlernte meine Denkweise auch reichlich korrigieren müssen, aber das ist völlig normal und außerdem, liebe Manuela, woher wissen Sie, ob nicht der Ehemann auch seine Probleme hat, die ihn dazu bewegen ausgerechnet eine solche Beziehung einzugehen? Nicht alle Probleme oder Behinderungen kann man sehen.

                          LG Geli

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                          • RE: Selbstzerstörerisches Mitleid oder Liebe ?


                            Hallo Geli,

                            dein Beitrag war schon sehr interessant.

                            War der Mann dieser behinderten Frau eigentlich viel älter als sie oder auch krank, da du erzählt hast, daß er bereits vor zwei Jahren verstorben ist.

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                            • RE: Selbstzerstörerisches Mitleid oder Liebe ?


                              nein, er war in etwa gleichalt und ist leider an einer Krebserkrankung gestorben, die sich aber in den letzten 1,5 Jahren vor seinem Tod erst zeigte .....

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