nach einer über fünf Jahre dauernden Partnerschaft mit einer fast zehn Jahren jüngeren Frau befinde ich mich ein einer Krisenphase. Nun - Sie werden denken, das ist nichts Besonderes, es geht hunderttausend anderen Paaren genaus so, aber bei genauerem Hinsehen handelt es sich wohl eher um eine persönliche Krise.
Ich bin fast vierzig Jahre alt, und habe meine jetzige Partnerin vor fünf Jahren an meinem Arbeitsplatz kennengelernt. Dies ist meine erste Partnerschaft und auch in meinen Jugendjahren gab es keine Beziehungen oder "Jugendlieben". Dies ist kein Wunder, denn ich bin ein schüchterne Typ, der sein bisheriges Leben als Einzelgänger ohne irgendwelche Freunde verbracht hat. Schon in meiner Kindheit soll ich keine Spielkamaraden gehabt haben. Meine Partnerin dagegen ist sehr kontaktfreudig, hat einen großen Bekannten- und Freundeskreis, ist aufgrund Ihres Hobbies viel unterwegs und pflegt viele Kontakte. Sie übernimmt in unserer Partnerschaft eindeutig die dominante Rolle, obwohl ich oft den Eindruck habe, daß sie das gar nicht will. Vor etwas mehr als drei Jahren ist es mir jedoch gelungen, aus eigener Kraft eine Freundschaft zu einer fast fünfzehn Jahre jüngeren Frau zu finden, mit der ich mich sehr gut verstehe und mit der ich mich regelmäßig (meistens einmal in der Woche) treffe. Es bestehen jedoch (zumindest zur Zeit von meiner Seite) keine Absicht, den Kontakt darüber hinaus zu intensivieren, zumal auch sie in einer festen Partnerschaft lebt.
Das wäre alles auch kein Problem, wenn sich meine Partnerschaft nicht in der bisher größten Krise befinden würde. Die Ursachen hierfür sind zum einen in "Sachfragen" begründet. Die gemeinsame Wohnung ist nach ihren Vorstellungen eingerichtet. Sie gestaltet ihre Freizeit nach ihren Vorstellungen; gemeinsame Freizeitaktivitäten beschränken sich auf ihr Hobby, denn mir ist es bisher nicht gelungen, eigene Freizeitinteressen zu entwickeln. Wir setzen unterschiedliche Prioritäten in der Haushaltsführung. Mir fallen noch mehr Beispiele ein, aber letzenendes sind dies alles sachliche Problemstellungen, die man mit einer gewissen Kompromißbereitschaft auf beiden Seiten sicherlich lösen kann. Viel schwerwiegender sind jedoch einige meiner Eigenschaften, die ein Konfliktpotential in dieser Partnerschaft darstellen. Bedingt durch meine Kinder- und Jugendzeit, in der ich durch die Mitwirkung bei der Pflege eines Angehörigen sehr stark an meine Eltern und meine Familie gebunden war, und meines "Einzelgänger-Daseins" hat der Ablösungsprozeß von meinem Elternhaus nicht stattgefunden. Und so versuche ich auch heute noch, die Wünsche und Vorstellungen meiner Eltern, die oft im Widerspruch zu denen meiner Partnerin stehen, zu berücksichtigen. Damit sind wir schon bei dem anderen Problem: ich kann nicht "Nein-Sagen" und habe ein ausgeprägtes "Helfersyndrom"! Ich stelle meine persönlichen Vorstellungen und Wünsche (und Ziele, wenn ich denn welche habe) hinter denen meiner Partnerin, meiner Eltern und meiner Freundin zurück. Dadurch fehlt mir die (auch in einer Partnerschaft notwendige) Abgrenzung zu meiner Partnerin, aber auch zu meinen Eltern und meiner Freundin. Ich habe große Probleme, eigene Wünsche und Vorstellungen zu formulieren, hieraus Entscheidungen abzuleiten und diese dann auch umzusetzen. Verstärkt durch die Dominanz meiner Partnerin fühle ich mich in dieser Partnerschaft oft ausgenutzt und in meiner Freiheit eingeschränkt, was meine Partnerin mit Sicherheit nicht will. Nun habe ich hierüber oft bei meinen Eltern und meiner Freundin darüber geklagt, in der Hoffnung, hier eine Hilfestellung zu bekommen. Jedoch ist das Gegenteil eingetreten: Meine Eltern und meine Freundin haben durch ihren persönlichen Eindruck und durch das von mir vermittelte Bild unserer Partnerschaft Position gegen sie bezogen und versuchen seit fast zwei Jahren, mich von der Trennung von meiner Partnerin zu überzeugen. Das macht mir das Leben nicht gerade leichter. Verständlicherweise fordert meine Partnerin seit langem eine Distanzierung von meinen Eltern und meiner Freundin, weil sie unsere Beziehung gefährdet sieht.
Dieser Forderung kann ich jedoch nicht in der Form nachgeben, wie es meine Partnerin fordert, also beispielsweise die Freundschaft aufzugeben, denn es hat mir undendlich viel Mut und Kraft gekostet, sie aufzubauen. Ohne diese Freundschaft stände ich wieder alleine da! Durch den Auszug aus meinem Eltenhaus in eine gemeinsame Wohnung habe ich schon einen großen Schritt in die Unabhängigkeit von meinen Eltern gemacht, allerdings fahre ich mindestens einmal in der Woche zu ihnen; sie wohnen nur zwanzig Kilometer entfernt.
Für meine Partnerin sieht es so aus, als ob ich nicht mehr hundertprozentig hinter dieser Partnerschaft stehe. Dies habe ich bisher nicht wahr haben wollen, aber in den letzten Monaten kommen mir starke Bedenken, ob sie nicht vielleicht doch Recht hat und ich fairerweise diese Partnerschaft aufgeben sollte, um ihr die Möglichkeit zu geben, einen Partner ohne diese "störenden" Eigenschaften zu finden. Allerdings möchte meine Partnerin die Partnerschaft mit mir weiter führen und ist bereit, gemeinsam mit mir an der Lösung dieser Probleme zu arbeiten. Sie sieht jedoch ihre Forderung, mich gegenüber meinen Eltern und meiner Freundin hundertprozentig zu dieser Partnerschaft zu bekennen als Grundvoraussetzung. Ich sehe es aber eher so, daß ich nur über die Lösung unserer Probleme wieder hinter dieser Partnerschaft kann und dann auch meine Eltern und meine Freundin ihre ablehnende Haltung aufgeben werden.
Schöne Grüße
Teymoon
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