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Ein neues Leben und der Weg dorthin...

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  • Ein neues Leben und der Weg dorthin...

    Satt bin ich wirklich schon lange und wenn man auf watteweiche Worte und wimpernklimpernde Augen vertraut, wird man in den meisten Fällen eines Besseren belehrt. So geschehen auch diesmal wieder. Vertrauen im Eimer, Leben gleich mit und wieder ein Umzug, der so sinnlos wie des Papstes Eier erscheint. Alte Wunden können nicht verheilten, wenn man sie versteckt. Logisch... Alte Wunden heilen aber offenbar nur mit Hilfe von echten Freunden. Als Freund bezeichne ich weiß Gott nicht besonders viele Menschen, nichtmal eine Handvoll. Freundschaft in reinster Form ist sehr sehr selten und den Rest der Menschen, die ich kenne - und das sind wahrhaft viele - nenne ich schlichtweg Bekannte oder "Kollegen". Ich dachte bislang, mein Chef hat selbst genug Probleme und er sei ein Kumpel/Kollege. Über und unter ihm stürzt gerade wieder ein Teil seiner ohnehin schon kaputten Welt ein und man mag vermuten, dass ihm das genug Energie abverlangt. Erschüttert war ich schon lange über die Vorkommnisse in seinem Umfeld, aber gestern legte er seine Hand für einen kurzen Moment auf meine Wunden und reichte mir die Hand auf eine Weise, die ich eigentlich von einem ganz anderen Menschen erwartet hätte. Dieser eine Mensch musste feststellen, dass große Worte und theatralische Verzweiflungstaten an meinen alten und neuen Schmerzen nichts ändern können. Taten folgten nur ansatzweise und die Wirren meines bisher recht schwierigen Lebens passten nicht in seine einfach strukturierte und durchgeplante rosa Welt. Ich war auch nicht imstande, ihm die Tragweite meines kaputten Ichs so zu beschreiben, dass er wenigstens 1% begreifen und fühlen kann. Sein Allheilmittel der Versprechungen prallte an mir ab und ich zog mich mehr und mehr zurück. Sein rethorisches Geschick führte mich auf den falschen Weg und direkt ins Unglück. Jeden Versuch, vor einem erneuten Umzug auszubrechen, schluf fehl, wurde von ihm und seinen verheißungsvollen Worten vereitelt. Und ich meinerseits schloss taub vor Schmerz die Augen und begab mich in Hände, die zwar Heilung versprachen, aber unfähig waren, Linderung zu verschaffen.

    Gestern nahm mich ein anderer Mensch an die Hand und zeigte mir einen Weg, den ich immer abgelehnt hatte und der mir nun, wo ich vor den Trümmern meiner Existenz stehe, mit viel Arbeit und Hilfe seinerseits endlich Ruhe und Schmerzfreiheit verschaffen soll. Ich laufe seit Jahren dieser Ruhe nach, fand sie für vier Jahre auch. Nicht weil ich mit einem Menschen lebte, der mich heilen konnte, sondern weil seine eigene Oberflächlichkeit mich nicht ununterbrochen mit meinen alten Narben konfrontierte. Ich durfte einfach ich sein, aber dennoch war diese heilbringende Ruhe nicht von Dauer. Es geschahen Dinge, auf die ich keinen Einfluss nehmen konnte und später auch nicht mehr wollte. Ich wünschte mir einen Menschen mit Tiefgang, emotionaler und sozialer Kompetenz, der mit mir auf Augenhöhe lebt und liebt.

    Gefunden hatte ich ihn, helfen konnte er mir trotz großer Worte aber nicht. Ruhe versprach er mir, Beständigkeit und ein klares Reiseziel, das laut seiner Aussage erreicht wäre. Angekommen bin ich noch lange nicht. Auf dem Weg ließ er mich stehen und kapitulierte. Er erkannte, dass seine Worte allein nichts bewirken konnten und rannte davon. Kraft für Zwei stellte er in Aussicht und ich glaubte. Mein Irrglaube fällt mir nun genauso auf die Füße wie ihm.

    Und ausgerechnet mein Chef, der offensichtlich selbst krank und kaputt ist, zeigt mir nun einen Weg, den er selbst seit 1 1/2 Jahren geht. Einige Veränderungen an ihm sind bereits sichtbar und erfüllen sogar mich mit Stolz. Er selbst zog die Reißleine kurz vor der sichtbaren finalen Katastrophe und ermahnt mich nun, es nicht soweit kommen zu lassen, denn er sieht, dass ich mich auf genau diesem Weg befinde. Er nimmt mich wie ein großer Bruder an die blutüberströmten Hände und zeigt mir, er ist mein Freund. Ein Freund, der im verborgenen lebt und dem mein Schicksal nicht so gleichgültig ist, wie ich immer glaubte. Das Opfer, dass er mir dafür zu Füßen legt, ist für mich unermesslich und allein mein Stolz hindert mich, es anzunehmen. Ich weiß genau, ich gehe unter, wenn ich mich von ihm nicht führen lasse, denn ich bin bereits inner- und äußerlich wund und voller Kratzer und wenn er selbst diesen Schmerz nicht kennen würde, sähe er nicht, wie sehr ich leide. Dass wir uns sehr ähnlich sind, wusste ich seit einer kleinen Ewigkeit und dieses Wissen half so manches Mal seiner neuen Weggefährtin. Oft konnte ich ihr sagen, was ihn bewegt und warum er nie soviel Gefühl zeigen konnte, wie "gesunde" Menschen. Mir war nie wirklich klar, dass ich genauso krank war wie er, aber er hat das gesehen.


    Lieber XXX, liebe XXX,

    ich danke Dir dafür, dass Du mir Deine Hand gereicht hast, mir helfen willst, an meinem kaputten Seelenleben Anteil nimmst und mir die Möglichkeit offenbarst, endlich einen Weg zu finden, der mich dorthin führen soll, wo ich mich zuhause fühlen kann. Du erinnerst Dich sicher an das Labyrinth an meinem Bein. Vor beinahe zwei Jahren entstand diese bedeutungsvolle Motiv im Laufe eines Gespräches zwischen uns und es ging dabei um den Weg des Lebens. Man begeht irrsinnig viele Versuche, diesen einen Weg zu finden und ich glaubte, mit etwas Glück und dem richtigen Menschen an seiner Seite fände man diesen Weg. Jetzt weiß ich, dass man ihn alleine gehen muss und erst danach seinen Weggefährten aussucht. Wieviel Bedeutung in diesem Motiv steckt, kannst nur Du ermessen und ich spüre gerade in diesen Tagen jeden einzelnen dieser Nadelstiche von vor zwei Jahren. Ich stehe ein weiteres Mal vor einer dieser verschlossenen Türen, die sich in Mengen auf meinem Bein befinden, die allesamt von Dir gezeichnet wurden. Inmitten dieser Irrwege steht mein Name, umgeben von Mauern, die meine undurchdringliche Schale repräsentieren. Und der einzig wahre Weg beginnt nicht bei meinem Namen. Er beginnt ganz unten - wo ich mich gerade befinde - und führt vorbei an meinem Namen und endet in einer Spitze, die sich nach oben hin verjüngt. Vielleicht kannst Du diese Symbolik ansatzweise ermessen und genau deshalb gibst Du mir nun die Möglichkeit, rechtzeitig umzukehren und begleitest mich ein Stück meines Weges. Du warst bereits ganz unten und befindest Dich beneidenswerterweise auf dem Wege der Besserungen und in ein neues Leben. Die passende Gefährtin dafür hast Du an Deiner Seite, denn sie ist ein durch und durch guter Mensch, eine Freundin. Halte sie fest, sie gibt Dir Halt und Zuversicht, auch wenn Du Deine Füße allein und aus eigener Kraft blutig laufen musst. Bei ihr findest Du die Gewissheit, dass Du nicht allein bist und das ist es, was Du genauso brauchst wie ich. Vielleicht wirst Du diese Zeilen hier nie lesen, aber ich weiß, dass XXX es tun wird. Täglich tut sie das und mehr als einmal stiegen ihr Tränen in die Augen. Sie bietet mir so oft ihre Schulter an und sie hat mir etwas geschenkt, dass mir die Welt bedeutet. Davon ahnt sie nichts und sie kann nicht ansatzweise erahnen, wieviel ich mit dem winzigen Glas Ostseesand verbinde. Ich sehe mich in meinen letzten Tagen an einem Strand sitzen, Rotwein trinken und auf mein Leben zurückblicken. Ich sehe mein schweres Leben und die vielen Knoten in meiner Seele und ich sehe, dass ich all das hinter mir lassen konnte. Und dieses kleine Glas voll Sand bedeutet mir derzeit mehr, als sie sich vorstellen kann. Es ist ein greifbares Stück meiner Zukunft und wird mir vielleicht helfen, das alles hier auszuhalten, weil ich irgendwann an diesem Strand ankommen möchte. Den Weg bereitest ausgerechnet Du mir, XXX und ich werde Dir auf ewig etwas schuldig sein... Ihr Zwei seit zu Freunden geworden und ich bin glücklich und froh, dass es Euch gibt...

    Danke...

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