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Lokalanästhesie bei Herzrhythmusstörungen

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  • Lokalanästhesie bei Herzrhythmusstörungen

    Hallo,

    ich habe gelegentlich supraventrikuläre und ventrikuläre Extrasystolen und Arhythmien. Als ich beim letzten Zahnarztbesuch eine Lokalanästhesie erhalten habe, ging das wieder los. Ich weiß mittlerweise, dass diese durch das zugesetzte Adrenalin ausgelöst werden können. Es gibt wohl auch adrenalinfreie Lokalanästhetika, aber die sollen angeblich ziemlich schnell ihre Wirkung verlieren, so dass man immer wieder nachspritzen muss... Die Frage ist auch, ob diese Mittel überhaupt so intensiv wirken, dass sie Schmerz zuverlässig ausschalten.
    Demnächst soll bei mir eine Wurzelbehandlung vorgenommen werden. Meine Fragen:

    • Kann eine solche doch intensivere Behandlung mit adrenalinfreier Anästhesie überhaupt schmerzfrei durchgeführt werden?
    • Wie oft kann man in verträglichem Rahmen nachspritzen, wenn der Patient eher kreislauflabil ist?
    • Kann man im Vorfeld ein Beruhigungsmittel nehmen, oder gibt es Wechselwirkungen mit der Lokalanästhesie?
    • Kann man sich mit Arrhythmien so ohne weiteres unter Vollnarkose beim Zahnarzt behandeln lassen, oder bräuchte es da
    u.U. eher ein klinisches Setting, um möglicherweise eingreifen zu können...

    Ich war übrigens bei einem Kardiologen. Der sagte mir, es gebe manchmal Aussetzer, die aber nicht besorgniserregend lang sind, manchmal ist der Puls sehr niedrig (45 bpm), tun müsste man aber erst etwas bei Synkopen. Die Extrasystolen wären nicht besorgniserregend, da mein Herz bis auf einen Mitralklappenprolabs und eine leichte Undichtigkeit gesund ist. Und die Arrhrythmieen konnten nicht detektiert werden. Er schätzt aber, dass es sich um kurze Vorhofflimmerattacken handelt, die in diesem Stadium nicht behandlungsbedürftig sind. Aber genau weiß man es nicht. Tja. Bin jetzt etwas ratlos und möchte diese extrem unangenehmen Attacken möglichst nicht provozieren, zumal man auch überhaupt nicht weiß, was das ist...

    Vielen Dank für informative Kommentare


  • Re: Lokalanästhesie bei Herzrhythmusstörungen

    Hallo,
    Ihre Fragestellung ist ziemlich komplex, so dass sie nicht in wenigen Worten beantwortet werden kann.
    Sollten Sie seitens Ihres Zahnarztes diesbezüglich noch keine zufriedenstellende Antwort erhalten haben, werden ich Ihnen gerne, wenn es meine Zeit erlaubt, ausführlich antworten. Bitte kurze Rückmeldung!
    Gruß F. V.

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    • Re: Lokalanästhesie bei Herzrhythmusstörungen

      Hallo Dr. Völkert,

      das ist aber nett, dass Sie mir die Zusammenhänge erklären möchten.
      Mein Zahnarzt ist sehr nett und durchaus fähig, aber mit dieser Lokalanästhesie-Sache komme ich leider nicht weiter.

      Schöne Grüße von Frau Rossi : )

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      • Re: Lokalanästhesie bei Herzrhythmusstörungen

        Hallo Frau Rossi,

        ich werde einmal versuchen, Ihre Fragen absatzweise zu beantworten.

        Zunächst zur Wirkung der Lokalanästhetika, mit und ohne Adrenalinzusatz.
        Hierzu ist anzumerken, dass es Lokalanästhetika zur zahnärztlichen Anwendung in unterschiedlicher Beimengung, sprich Konzentration, von Adrenalin gibt. Richtig ist, dass je höher die Konzentration von Adrenalin ist, die Wirkdauer der örtlichen Betäubung länger anhält. Hierzu wäre es wichtig zu wissen, inwiefern die geplante Wurzelkanalbehandlung im Oberkiefer oder Unterkiefer stattfindet. Eine Nachbetäubung lässt sich im Oberkiefer etwas einfacher darstellen als im Unterkiefer, weil im Unterkiefer eine so genannte nervennahe Leitungsanästhesie erforderlich ist. Je geringer der Adrenalinzusatz, desto weniger häufig treten Nebenwirkungen im Sinne von Herzrhythmusstörungen (Extrasystolen) auf.

        Jede Form von örtlicher Betäubung im zahnärztlichen Bereich kann wiederholt werden, um eine schmerzfreie Behandlung sicherzustellen.
        Die hierzu zu verwendende Menge an örtlichen Betäubungsmittel richtet sich nach der so genannten Tageshöchstdosierung, welche für jedes Arzneimittel jedoch unterschiedlich ist.
        Beruhigungsmittel können durchaus vor dem zahnärztlichen Eingriff eingenommen werden, eine Wechselwirkung mit örtlichen Betäubungsmitteln in üblicher Dosierung ist nicht beschrieben.
        Aus Sicht des im Krankenhaus tätigen Narkosearztes sollten Vollnarkosen nicht unbedingt in einer zahnärztlichen Praxis stattfinden, wenn mögliche Komplikationen, zum Beispiel Herzrhythmusstörungen, nicht mit Sicherheit auszuschließen sind.
        Darüberhinaus ist anzumerken, dass zahnärztliche Eingriffe im ambulanten Bereich unter Vollnarkose gemäß den aktuellen Gepflogenheiten der Krankenkassen nur dann erstattungsfähig sind, wenn eine psychiatrische Erkrankung vorliegt.
        Grundsätzlich würde ich ein möglicherweise auftretendes Vorhofflimmern im Langzeit EKG abklären lassen, insbesondere dann, wenn im Rahmen der ambulanten kardiologischen Untersuchung keine Auffälligkeiten zu registrieren waren
        Denn gemäß den aktuellen Empfehlungen der kardiologischen Fachgesellschaften ist der Verdacht auf ein Vorhofflimmern immer abzuklären, da hieraus gegebenenfalls eine medikamentöse Behandlungsnotwendigkeit resultiert.

        Gruß F. V.

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        • Re: Lokalanästhesie bei Herzrhythmusstörungen

          Hallo Dr. Völkert,

          ich danke Ihnen sehr für die ausführliche Aufklärung und die Mühe, die Sie sich gemacht haben. Das hilft mir sehr!

          Sie schreiben, eine Nachbetäubung sei im Oberkiefer einfacher zu bewerkstelligen als im Unterkiefer, weil im Unterkiefer eine Leitungsanästhesie gelegt werden muss. Ist es denn schwieriger eine Leitungsanästhesie zu legen mit einem Mittel ohne Adrenalin, oder ist es generell schwieriger Bereiche im Unterkiefer zu betäuben, eben weil man eine Leitungsanästhesie legen muss? Also egal mit welchem Mittel. Und ja, leider befindet sich mein schlimmer Zahn tatsächlich im Unterkiefer...

          Mein Zahnarzt sagte mir, er würde diese Mittel ohne Adrenalin nicht gerne verwenden, weil die Wirkdauer sehr kurz sei, er ständig nachspritzen müsse und die Betäubung nach mehrmaligem Nachspritzen nicht mehr wirke. Meine Recherche dazu hat ergeben, dass es bei den adrenalinfreien Präparaten unterschiedliche gibt, mit unterschiedlich langen Wirkzeiten. Ist das so richtig? Gefunden habe ich ein Mittel namens Ultracain ohne Adrenalin. Allerdings soll dessen Wirkung nur 20 Minuten anhalten. Auch empfiehlt der Hersteller, dieses Mittel nicht für größere Eingriffe zu verwenden. Allerdings soll es auch ein Mittel geben, welches z.B. bei Kieferchirurgen zum Einsatz kommt, bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ohne Adrenalin, mit langer Wirkdauer. Stimmt das so?

          Sie sagen auch, Vollnarkosen sollen nicht in ärztlichen Praxen stattfinden, wenn Komplikationen nicht ausgeschlossen werden können. Ist denn eine Narkose mit Propophol, wie sie beim Zahnarzt angewendet wird, schon zu einer Vollnarkose zu zählen?
          Also Propophol bekommt man ja z.B. auch bei einer Darmspiegelung gespritzt. Und würde denn eine Narkose zu HRS führen? Und zählen Extrasystolen und Arrhythmien schon zu Komplikationen, oder geht es da eher um bradykarde Ereignisse?

          Und eine letzte Frage: Kann denn eine Tachykardie, die in den Kammern entsteht, ausgelöst durch Adrenalin, zu Kammerflimmern führen? Eigentlich ist das meine allerwichtigste Frage...

          Lieber Dr. Völkert, ich verneige mich vor Ihrem Wissen und danke Ihnen zutiefst.
          Ihre Frau Rossi

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          • Re: Lokalanästhesie bei Herzrhythmusstörungen


            Hallo,

            zugegebenermaßen gehören Lokalanästhetika, welche in der Zahnmedizin angewandt werden, nicht zu meinem Spezialgebiet, so dass ich diesbezüglich hinsichtlich der Wirkdauer der einzelnen Substanzen keine konkrete Aussage treffen kann. Hier wäre der Zahnarzt mit Sicherheit der kompetentere Ansprechpartner.

            Die wiederholte Injektion von Lokalanästhetika zur Betäubung des Unterkiefers stellt sich aus meiner Sicht deshalb etwas problematischer dar, was sich auch mit der Aussage des Zahnarztes deckt, weil aufgrund des Injektionsortes das Lokalanästhetikum schneller in die Umgebung diffundiert und somit kürzer wirksam ist.

            Hinsichtlich der Anwendung von Propofol in niedergelassenen Arztpraxen, somit auch bei Zahnärzten, ohne Anwesenheit eines Anästhesisten, habe ich so meine eigene Meinung. Nach meiner festen Überzeugung gehört die Substanz ausschließlich in die Hand eines erfahrenen Anästhesisten, und letztendlich mit Sicherheit nicht in die Hand eines Zahnarztes. Nur die Anwesenheit eines Narkosearztes gewährleistet, dass unvorhergesehene Komplikationen zeit- und sachgerecht beherrscht werden können.

            Was bei Zahnärzten oder auch im Rahmen von endoskopischen Eingriffen gerne als kurze“ Rauschnarkose“ verkauft wird, ist letztendlich die Anwendung von Propofol in niedriger Dosierung über einen Venenzugang im Sinne einer Sedierung, jedoch ohne künstliche Beatmung am Narkosegerät. Streng genommen stellt diese Form der Sedierung aus Sicht des Anästhesisten keine Vollnarkose dar, wenngleich die Anwendung auch hier mit einem Bewusstseinsverlust einhergeht, jedoch unter Aufrechterhaltung der Spontanatmung.

            Kardiale Arrhythmien gibt es in unterschiedlicher Form und in unterschiedlichem Ausprägungsgrad, sodass es schwierig ist, ohne Kenntnis eines EKG's hierzu eine konkrete Aussage zu treffen.
            Bradykarde Herzrhythmusstörungen im Sinne einer sogenannten AV-Blockierung lassen sich in der Regel mittels Atropin oder, wenn erforderlich, auch mittels Adrenalin beherrschen.
            Ventrikuläre Herzrhythmusstörungen im Sinne einer ventrikulären Tachykardie stellen definitionsgemäß ein lebensbedrohliches Ereignis dar und bedürfen dann eine spezifischen Therapie, gegebenenfalls auch durch Kardioversion mittels eines Defibrillators. Dass derartige Rhythmusstörungen jedoch durch Anwendung von adrenalinhaltigen Lokalanästhetika auftreten, halte ich jedoch eher für unwahrscheinlich.

            Gruß F. V.

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            • Re: Lokalanästhesie bei Herzrhythmusstörungen

              Hallo Dr. Völkert,

              tja, leider ist der Zahnarzt eben nicht der kompetentere Ansprechpartner. Er sagt von sich selber, er sei kein Anästhesist und benutzte eben die üblichen Lokalanästhetika mit Adrenalin. Er habe solche Fälle, dass das nicht vertragen wird eigentlich nicht in seiner Praxis. Und in den extrem seltenen Fällen, in denen er Mittel ohne Adrenalin gespritzt hat, fand er das Ergebnis nicht befriedigend. Das ist der Grund, weshalb ich anderweitig nach Antworten suche. Denn ich bin überzeugt davon, das es auf jeden Fall eine Lösung gibt, die man auch bei Herz-Kreislauf-Patienten ohne Bedenken anwenden kann, mit der eine schmerz- und stressfreie Behandlung möglich ist.

              Mir in einer Arztpraxis Propofol verabreichen zu lassen, ohne die Anwesenheit eines Anästhesisten, würde ich sowieso auf gar keinen Fall zulassen. Erschreckenderweise werden Magen- und Darmspiegelungen bei Gastroenterologen, mit Einsatz von Propofol, in den seltensten Fällen unter Aufsicht eines Anästhesisten gemacht. Ich finde das ist alles andere als vertrauenserweckend... Was mich aber interessiert hätte: Ich weiß jetzt, dass der Zusatzstoff Adrenalin HRS auslösen kann. Die Frage, die sich mir stellt ist, ob das Anästhetikum selbst, also das Mittel, welches die Betäubung auslöst (nicht das Adrenalin), ebenfalls zu HRS führen kann. Also das Anästhetikum welches der Zahnarzt nutzt, oder auch was bei einer Allgemeinnarkose im Krankenhaus genutzt wird, oder auch Propofol...

              Und zu den Tachykardien: Ich vermute, dass Tachykardien in unterschiedlichen Regionen des Herzens ihren Urprung haben können. In einer Doktorarbeit eines Zahnmediziners, die er freundlicherweise ins Internet gestellt hat, habe ich gelesen, dass Adrenalin ventrikuläre Extrasystolen auslösen kann und Sinus-Tachykardien. Ich frage mich, ob aus mehrfach aufeinanderfolgenden ventrikulären Extrasystolen nicht eventuell eine ventrikuläre Tachykardie entstehen kann und ob eine Sinus-Tachykardie etwas mit den Herzkammern zu tun hat oder zumindest Einfluss auf diese nehmen kann und am Ende doch noch zu Kammerflimmern führt.

              Wissen Sie, es ist keineswegs so, dass ich jetzt vor lauter Bange nicht mehr zum Zahnarzt gehe. Ich möchte einfach nur gerne wissen, was ich einnehme oder injiziert bekomme. Und wie ich mir Behandlungen so angenehm wie möglich gestalten kann. Für mich ist Wissen auch Kontrolle und damit Sicherheit. Und wenn ich das Wissen habe, kann ich auch loslassen. Dann denke ich immer an meinen schönen kleinen Haussegen, der über meiner Haustür hängt. Darauf steht: "Sorg, doch sorge nicht zu viel, es kommt doch wie Gott es haben will." Das beruhigt mich sehr. : )

              Schönes Wochenende
              Frau Rossi

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