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Schilddrüse(nkrebs)

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  • Schilddrüse(nkrebs)

    Bei mir wurde letzte Woche ein 26mm großer kalter Knoten aus der SD operativ entfernt. Die Histologie steht noch aus. Was passiert, wenn der Knoten bösartig war ? Muss ich dann nochmal operiert werden ? Welche Behandlungsmethoden gibt es bei SD-Krebs? Es wurde nur der Knoten bei der OP entfernt, das restliche Gewebe war in Ordnung sagte mir der behandelnde Arzt.


  • RE: Schilddrüse(nkrebs)


    Hallo Tine,

    etwa 5% aller kalten Knoten sind bösartig - das heißt, die Chance, dass dein kalter Knoten gutartig ist, ist wirklich hoch.
    Wenn sich herausstellen sollte, dass dein kalter Knoten bösartig ist, wirst du aber in jedem Fall nachoperiert werden - im Prinzip die selbe Operation wie die bereits erfolgte, nur, dass dann eben radikal sämtliches Schilddrüsengewebe entfernt wird.
    Der Grund, warum dies nicht gleich geschehen ist, ist, dass es in den 95% der Fälle, die gutartig sind, ein komplett überflüssiger Eingriff wäre - der u.a. ja auch zur Folge hat, dass du täglich künstliche Schilddrüsenhormone nehmen musst.
    In vielen Fällen kann man anhand des Gewebes schon während der Op durch ein Schnellschnittverfahren erkennen, ob ein bösartiger Tumor vorliegt - bei mir war dies nicht möglich, ich musste 14 Tage auf den Laborbefund warten, und es stellte sich heraus, dass ich tatsächlich Schilddrüsenkrebs hatte.
    Die weitaus häufigsten Formen von Schilddrüsenkrebs sind der papilläre und der follikuläre Schilddrüsenkrebs - diese sind auch sehr gut behandelbar.
    In Kurzform: mit dieser Erkrankung kannst du, sofern sie behandelt wird, ein ganz normales Leben führen - normal arbeiten, Sport betreiben, Mutter werden, Mutter sein usw.
    Einrechnen solltest du aber eine schwierige Anfangsphase, die sich über Wochen bis Monate hinzieht und dich in dieser Zeit etwas "zurücknehmen" und keine Höchstleistungen von dir erwarten.
    Nun konkret zur Behandlung:
    Wenn feststeht, dass es sich um einen bösartigen Knoten handelt, wird
    1. radikal nachoperiert und sämtliches Schilddrüsengewebe entfernt
    2. darfst du mindestens 4 Wochen lang k e i n e Schilddrüsenhormone zu dir nehmen, und wirst so in eine künstliche Unterfunktion gebracht, sodass dein TSH-Wert sehr stark ansteigt - das ist mit beträchtlichen Nebenwirkungen verbunden (vor allem in der Endphase dann Müdigkeit, Schlappheit, Trägheit, Lethargie, teils depressive Verstimmungen, Gereiztheit). Wie stark man reagiert ist unterschiedlich, aber derartige Erscheinungen treten bei den meisten ziemlich deutlich auf.
    3. musst du über mindestens 4. Wochen eine sog. Jodkarenz einhalten - wichtig ist, dass du in der Zeit keine jodhältigen Kontrastmittel verabreicht bekommst, wie das etwa bei CTs üblich ist, keine jodhältigen Medikamente verwendest (Jodtinkturen, Augensalben, jodhältige Multivitaminpräparate und -säfte), kein jodiertes Speisesalz zu dir nimmst, keinen Fisch isst (Forelle ist erlaubt). Wenn du dich in der Zeit vorwiegend von Obst und Gemüse ernährst, fährst du am besten.
    Diese Jodkarenz dient als Vorbereitung für die Radiojodtherapie - ganz verkürzt kann man sagen, dass allfällig verbliebene Minimalreste von Schilddrüsenzellen so ausgehungert werden sollen, dass sie sich dann ganz gierig auf das radioaktive Jod stürzen.
    4. Radiojodtherapie
    Diese Therapie ist im Prinzip nebenwirkungsfrei und keinesfalls mit einer Chemotherapie zu vergleichen.
    Der Ablauf ist so:
    nachdem verschiedenste allgemeine Untersuchungen erfolgt sind (je nach Krankenhaus erstrecken sich die über einen oder mehrere Tage), erhältst du eine Radiojodkapsel, die du mit etwas Wasser so schnell wie möglich hinunterschlucken sollst.
    Wegen der Strahlung erfolgt das Ganze auf einer Isolierstation, und normalerweise darf man auch das Zimmer nicht verlassen, je nach Krankenhaus halten auch Ärzte und Schwestern sowie das Personal total oder ziemlich Abstand, wenn überhaupt, kommen sie nur ganz kurz rein - das ist das einzige, was manchen Patientinnen Probleme macht. Nach etwa 3-4 Tagen ist die Strahlung soweit abgeklungen (wird ab dem 3. oder 4. Tag nachgemessen), dass du wieder nach Hause darfst (je mehr man trinkt, desto schneller geht das) - allerdings solltest du auch hier etwa 1 Woche z.B. auf Abstand zu deinen Kindern und zu deinem Partner gehen, nach Möglichkeit in einem eigenen Raum schlafen, Geschirr immer sehr sehr gründlich spülen und nicht gemeinsam verwenden, und von Zärtlichkeiten, vor allem von längerdauernden, absehen. Nach spätestens einer Woche ist die Strahlung komplett abgeklungen.
    Ein Problem, das mitunter auftritt, ist auch leichte Übelkeit und Magenbeschwerden - wer dazu neigt, sollte sich gleich eine Magenschutztablette geben lassen, hab ich auch gemacht.
    Das Radiojod hat die Eigenschaft, dass es einerseits die verbliebenen Schilddrüsenreste (diese können gutartig sein oder eben Krebszellen) sichtbar machen kann durch eine spezielle Untersuchung (Szintigraphie), und dass es in einer hohen Dosis, wie sie eben bei der Radiojodtherapie verabreicht wird, auch in der Lage ist, die Schilddrüsenzellen zu zerstören - dies geschieht längerfristig, also nicht augenblicklich.
    Man vernichtet bei einer RJT alle Schilddrüsenzellen, weil man, wenn dann doch wieder welche nachwachsen sollten, dies ziemlich wahrscheinlich bedeutet, dass der Krebs hierfür die Ursache ist.
    Es gibt einen Tumormarker - Tg (Thyreoglobulin), der an und für sich nicht unterscheiden kann, ob es sich um gutartige oder bösartige Schilddrüsenzellen handelt. Wenn man aber ganz am Anfang durch eine Radiojodtherapie gleich alle gutartigen vernichtet hat, kann man aber diesen Marker trotzdem als Krebsmarker verwenden - weil ein erhöhter Wert dann ziemlich sicher auf bösartige Krebszellen zurückzuführen ist.
    Oft schafft es die erste RJT noch nicht, alles zu vernichten, weshalb dann - mit demselben Prozedere wie oben beschrieben, eine zweite erfolgen muss.
    Da dies innerhalb des ersten Jahres recht häufig ist, sollte man nach Möglichkeit auch eine Schwangerschaft vermeiden, da eine RJT in schwangerem Zustand nicht möglich ist. (Später aber bestehen da überhaupt keine Bedenken).
    Bei den allermeisten Patienten reichen 1 oder 2 RJTs, es gibt aber auch einige wenige, die deutlich mehr brauchen.
    5. du musst täglich künstliche Schilddrüsenhormone zu dir nehmen (nüchtern, 45-60 min vor dem Frühstück) - diese dienen nicht bloß als Ersatz für die fehlende Schilddrüse, sondern du bekommst eine etwas höhere Dosis und wirst in eine leichte Schilddrüsenüberfunktion gebracht (bis hier die optimale Einstellung gefunden ist, dauert es in der Regel einige Wochen, und wenn man nicht optimal eingestellt ist, können verschiedenste Beschwerden auftreten).
    Diese Schilddrüsenüberfunktion hat ebenfalls den Zweck, dass allfällige Schilddrüsenreste davon abgehalten werden sollen, aktiv zu werden und dient daher ebenfalls der Prophylaxe.
    6. Schilddrüsenkrebs ist zwar einerseits recht harmlos und gut behandelbar, er wächst nur sehr sehr langsam - gerade deshalb ist es aber nötig, dass man lebenslänglich(!) regelmäßige Kontrollen (vor allem Tg-Wert bestimmen) vornehmen lässt, denn eben weil er so langsam wächst, wird nicht jedes Fuzzelchen gleich entdeckt. Im Unterschied von vielen anderen Krebsarten kann man sich hier nicht nach ein paar Jahren als geheilt betrachten. Es kommt auch nach vielen Jahren mitunter zu Rezidiven - allerdings sind diese dann in der Regel durch eine neuerliche RJT in den Griff zu bekommen.

    Eine ganz tolle Seite, wo auch viele Fragen zu Schilddrüsenkrebs, kalten Knoten usw. beantwortet werden (etwas kompakter und aufgegliederter als ich es hier tue*g*), und die mir persönlich sehr weitergeholfen hat, ist http://www.sd-krebs.de ("Ohne Schilddrüse leben") von Harald, dort gibt es auch ein Forum für Betroffene (das ist sehr wichtig, weil nur ca. 3 von 100.000 Schilddrüsenkrebs haben, und du kaum jemanden bei dir vor Ort finden wirst, der dir dazu seine Erfahrungen mitteilen kann), das von Harald und Beate geleitet wird. Es richtet sich generell an Menschen ohne Schilddrüse oder die Fragen zur Schilddrüse haben - es gibt ja auch andere Gründe für Schilddrüsenoperationen.

    Liebe Grüße,

    eze

    PS: hier nochmal der Link: http://www.sd-krebs.de

    Kommentar


    • Ostergrüsse


      Hallo Tine und die Andern

      Auf Seite fünf meiner HP habt Ihr sehr viele Links zum Thema Schilddrüsenkrebs.

      Ich wünsche Euch frohe Ostern

      Eure Liselotte

      Kommentar

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