#}
  • Sie können sich hier registrieren, um Beiträge zu schreiben. Registrierte Nutzer können sich oben rechts anmelden.

@ilupeju

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • @ilupeju

    Wie geht es Euch?
    Wäre schön, wenn ich noch etwas von Euch hören würde... ich denke viel an euch....

    Liebe Grüße
    Anke


  • RE: @ilupeju


    Hallo Anke,

    mein Bruder ist gestern in der Früh gestorben. Er musste nicht leiden. Zum Schluss nahm er sich das Sauerstoffzeugs vom Kopf, riss sich die Windel runter, legte sich hin und schlief ein. Ich selbst war nicht dabei sondern seine Freundin. So wie es aussieht, wollte er schon am Abend sterben, aber ich habe ihm immer wieder den Sauerstoff in die Nase gesteckt und nahm ihn in den Arm. Es ist für mich eine große Beruhigung, dass er so friedlich starb, denn es war wohl eine kurze aber sehr anstrengende Krankheit.
    Ich hatte letztes Jahr Eierstockkrebs und habe ihn gut überstanden, deshalb fühlten wir uns auf der sicheren Seite was diese Krankheit betrifft.
    Dir und den anderen Listenmitgliedern danke ich für die Anteilnahme, die Hilfen. Wie oft sass ich verzweifelt vor dem Computer und nur durch die Gewissheit, dass da draussen jemand meinen Schmerz und Kummer ernst nimmt ging es mir schon besser. Meiner Familie habe ich sehr viel zugemutet in letzter Zeit und ich bin dankbar und stolz, dass sie mich gewähren liessen und selbst zum Putzeimer griffen.

    Liebe Grüße
    Ilupeju

    Kommentar


    • Gedankenübertragung


      Hallo Ilupeju,

      es ist, als hätte ich gespürt, dass ich genau an diesem Tag meine Frage an Dich richtigen sollte. Ich kann mir das nicht erklären und ich wollte mich nicht aufdrängen, nicht zum falschen Zeitpunkt in diese sehr persönliche Phase drängen mit meinen Zeilen. Ich bin nicht gut in Beileidsbekundungen, aber ich bin traurig, dass der Abschied nun doch schneller kam, als ihr ihn euch wohl alle vorgestellt hattet.

      Es beruhigt mich, dass Du so viel Hilfe erfahren hast, allein durch die Anteilnahme hier, aber auch durch Deine Familie und die Betreuung Deines Bruders vor Ort.

      Und es ist natürlich auch für mich gut zu wissen, dass ich mit meiner Prognose nicht ganz daneben gelegen habe und er ohne Qualen einschlafen durfte. Darum macht man sich ja nun wirklich am meisten Gedanken, wie er denn aussehen wird, der Übergang vom Leben zum Tode. Die gemeinsamen Stunden mit Deinem Bruder werden Dir sicher auch für die künftigen "dunklen" Stunden ein wenig Trost geben.

      So viele Menschen haben leider nicht das Glück, intensiv miteinander/voneinander Abschied zu nehmen. Bei den Gedanken an das Sterben fürchten viele, die vermeintliche Angst des Sterbenden und/oder dessen Leiden nicht ertragen zu können. Deshalb wiederhole ich gern immer wieder, dass der Sterbende in der richtigen Umgebung keine Angst und keine Schmerzen haben wird, dass also im Umkehrschluss die Angehörigen am Sterbebett nicht fürchten müssen, zu schwach zu sein oder im Wege zu stehen, sondern dort genau am richtigen Ort sind.

      Du hast eine tolle Familie, die Dir in dieser Zeit den Rücken frei gehalten hat. Auch das ist leider nicht in jeder Familie selbstverständlich. Ich denke, dass gerade Deine eigene Krankheit dazu beigetragen hat, ihnen bewusst zu machen, wie wichtig die Unterstützung jedes einzelnen Familienmitgliedes für den Zusammenhalt der Familie ist.

      Ich freue mich nicht nur, dass Du Deine eigene Krankheit gut überstanden hast, sondern auch, dass Du eine Familie hast, auf die Du Dich in Notsituationen wie dieser voll verlassen kannst. Wenn ihr künftig über Deinen Bruder sprecht, werden sie Deinen Stolz und Deine Dankbarkeit dafür heraushören, dass Du ihm so nahe sein konntest, wie ihr beide es gebraucht habt.

      Es ist merkwürdig, wie verbunden man sich einem völlig fremden Menschen fühlen kann, nur weil er ähnliches erlebt hat, wie man selbst...

      Alles Gute für Dich und Deine Familie! Ich werde weiter an Euch denken...

      Liebe Grüße
      Anke

      Kommentar


      • RE: @ilupeju


        Vielen Dank für die lieben Worte.
        Bei uns in der Familie ist es Tradition allen Blumenschmuck selbst herzustellen. Deshalb gingen wir heute und suchten die Blumen aus. Heute mittag schmückten wir den Sarg.

        Es mag komisch klingen, aber während wir die Kränze fertigen rückt die Familie näher zusammen. Wir sprechen viel über den Toten und sind ihm doch so nahe. Ich finde so kann man viel besser mit dem ersten Schmerz umgehen.

        Lieben Gruss
        Ilupeju


        Kommentar



        • RE: @ilupeju


          Jede Familie hat ganz eigene "Riten". Das mit dem Blumenbinden finde ich toll! Und die Gespräche, die bei solchem gemeinsamen Tun anfallen, sind sicher einmalig.

          Meine Freundin hat im vergangenen August ihre Mutter an Hirntumor verloren. Zwei der insgesamt 4 Kinder (alles Frauen) wohnten noch im Haus der Mutter und hatten keine eigene Familie. Die Sterbebegleitung war sehr kraftraubend und brachte die Schwestern noch viel näher zusammen. Der Ehemann meiner Freundin fühlte sich teilweise sehr ausgeschlossen, was ich sehr nachvollziehbar und traurig fand, bei allem Verständnis für die große Nähe der 4 Mädels zur Mutter (der Vater war schon vor fast 20 Jahren ebenfalls an Krebs verstorben).

          Als die Vorbereitungen zur Beisetzungsfeier begannen, konnte er dann wieder in dieses 4er-Gespann aufgenommen werden. Die Idee der Geschwister beruhte auf einem Film, den die Mutter vor Jahren gesehen hatte. Da gab man dem Verstorbenen zu Ehren ein Fest, in dessen Verlauf jedem Gast ein Licht überreicht wurde, dass er auf das Wasser (Meer?) setzen und davon treiben lassen konnte. Es sollte der Seele des Verstorbenen den "Weg zum Schöpfer" erleuchten.

          Die Mutter meiner Freundin war eine sehr gläubige Frau. Sie fand dieses "Heimleuchten" ganz wunderbar. Also beschlossen die Geschwister, aus Teelichtern, Holzscheibchen und farbigem Papier kleine Lämpchen zu bauen und diese am Abend der Beisetzung durch die Trauergesellschaft auf dem nahen Fluss auszusetzen. Es war eine sehr aufwendige Vorbereitungsarbeit (es wurden über 100 der Lämpchen kreiert) und eine sehr anrührende Stimmung zum Tagesausklang.

          Ein besonders gelungenes Foto der treibenden Lämpchen ziehrte später die Danksagungskarten. Ich bin fest überzeugt, dass es der Mutter meiner Freundin sehr gut gefallen hätte, wie wir alle dort am Fluss standen, hockten oder saßen und den forttreibenden Lämpchen hinterhersahen, bis sie an der nächsten Flussbiegung in der Dunkelheit verschwanden...

          Und ich bin froh, dass alle, die den Schwestern bei der Vorbereitung dieses Abschiedstages helfen durften, etwas von der Liebe, die diese Familie füreinander empfindet, mitbekommen durfte. Ich freue mich, dass es diese Liebe auch in Deiner Familie gibt. Das ist sehr kostbar...

          Weiterhin alles Liebe

          Anke

          Kommentar

          Lädt...
          X