Knochenmarkhistologie

[Lauren]

Hallo @ all,

bei mir wurde eine Knochenmarkpunktion durchgeführt - dabei ergab sich keine hämatologische oder lymphatische Systemerkrankung.

Allerdings hat die Histologie ergeben, dass u.a. eine entzündliche Markreaktion vorliegt. Was ist darunter zu verstehen - eine Knochenmarkentzündung? Oder kann es zu einer derartigen Reaktion durch eine ungenügende Punktionstechnik kommen?

Vielen Dank!

[Prof. Wust]

RE: Knochenmarkhistologie


Eine Entzündungsreaktion ist durch Anwesenheit bestimmter weißer Blutzellen gekenn-zeichnet. Das wäre nur als unspezifische Reaktion denkbar oder Sie haben dort tatsächlich eine Entzündung (Beschwerden?). Eigentlich kann ich mir das kaum erklären. Eine Reaktion auf die Punktion kann es ja kaum sein, es sei denn es wäre davor schon eine Punktion oder ein Punktionsversuch erfolgt.
Möglicherweise sind bestimmte (Auto-)Immunerkrankungen bzw. Immunopathien mit solchen Veränderungen im Knochenmark verknüpft. Es muss ja einen Grund für die Punktion gegeben haben. Fragen Sie Experten aus der Inneren Medizin (für Kollagenosen u.ä.).

[Lauren]

RE: Knochenmarkhistologie


Guten Abend, Herr Prof. Wust,

herzlichen Dank für Ihre Antwort.

Grund für KM-Zytologie und Histologie ist eine Leukopenie (ca. 2.8 tsd) sowie eine Thrombopenie (ca. 120 tsd) gewesen.

Die Punktion war ganz klassisch eine Beckenkammpunktion; da die Ärztin einige Probleme hatte, die Kortikalis zu "durchstoßen", dachte ich, dass dort vielleicht recht schnell eine Gegenreaktion stattgefunden haben könnte. Eine Entzündung lag dort zuvor nicht vor. Leider wurden zur Histologie keine Werte mitgeliefert wie zur Zytologie, sondern quasi nur ein Satz.

Für die erniedrigten Thrombozyten wurde eine Autoimmunerkrankung ausgeschlossen, allerdings ist die Megakaryopoese erhöht.

Erythropoese und Granulopoese waren regelrecht ausgebildet und ausdifferenziert laut Zytologie.

Bei der Lymphozytendifferenzierung ergab sich neben der generellen Leukopenie eine Verringerung der T- als auch der B-Zellen, aber keine Differenzierungsstörung.

Ansonsten waren noch die CD34-pos. Zellen leicht erhöht.

Von den Symptomen her fast ständige Müdigkeit - 12 hrs Schlaf sind die Regel im Augenblick, ständig Infekte, schnell erschöpft nach Belastung, nach einer Gelenks-op hat sich im op-Gebiet eine Arthrofibrose breitgemacht. Obwohl man dabei ja meines Wissens auch eine Immunpathogenese vermutet, ist es hier aber auch wohl klassisch so, dass eben keine Veränderungen der Leukos festgestellt werden können. Ansonsten findet man bei der Arthrofibrose im geschädigten Gebiet aber auch die gleichen Zellbesonderheiten wie z.B. einer Lungenfibrose. Ansonsten war die Milz gerade noch im oberen Normbereich.

Vielleicht können Sie mit diesen erweiterten Daten noch etwas anfangen?

Wie verhält es sich, wenn man zunächst einfach Wachstumsfaktoren zur Leuko-Erhöhung einnehmen würde? Kann man dadurch auch gleichzeitig eine Verbesserung des Immunstatus erwarten oder besteht hier keine direkte Korrelation?

Vielen Dank für Ihre Antwort,

Gruß, Lauren.

[Prof. Wust]

RE: Knochenmarkhistologie


Das ist etwas für die Spezialisten. Einen Grund für die erniedrigten Lekozyten muss es ja geben und der Nachweis von Entzündungszellen (welche?) könnte dabei von Interesse sein. Dir Gabe von Wachstumsfaktoren ist ein Therapieansatz. Über die Funktion der Zellen ist da noch nichts gesagt. Einige Studien haben bisher nicht zu einer Verbesserung des Überlebens geführt (allerdings bie Myelodysplasien), obwohl die Zellzahlen erhöht werden konnten. Ein Therapieversuch ist sicher sinnvoll (G-CSF und Erythropoetin).

[Lauren]

RE: danke


Hallo Herr Prof. Wust,

vielen herzlichen Dank für Ihre Antwort!

Die Art der Entzündungszellen wurde im histologischen Befund leider nicht benannt.

Ich bin dort wohl in einem etwas "komischen Laden" gelandet und habe erst einmal einen Arztwechsel vollzogen.

Einen guten Wochenbeginn,

Lauren.